Fahrzeug des Monats
Januar 2025
Grubenwehr-Fahrzeug (Bergmann R803e)
Einsatzfahrzeug der Grubenwehr des Endlagers Morsleben (Landkreis Börde/ Sachsen-Anhalt)
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
Bergmann Maschinenbau GmbH u. Co. KG, Meppen (Nds.) |
Typ |
R803e |
Motor |
E-Antrieb |
Batteriepaket |
6 x Lithium-Eisenphosphat-Batteriemodul |
Antriebsart/Radformel |
4x4 (Allradantrieb) |
Lenkung |
hydraulische Allradlenkung |
Höchstgeschwindigkeit |
25 km/h |
Abmessungen |
rd. 5,00 m (L), rd. 2,00 m (B), rd. 2,00 m (H) |
Wendekreis |
2,10 m |
zul. Gesamtgewicht |
6,5 t |
Ausrüstung |
Kreiselpumpe
|
Besatzung |
1/1 (Trupp) |
Indienststellung |
10/2024 |
Fortsetzung von der Startseite:
Morsleben ist ein Teil der Gemeinde Ingersleben und zählt gerade einmal 320 Einwohner. Der Ort in der Provinz des Landkreises Börde (Sachsen-Anhalt) ist eigentlich völlig unbedeutend – wäre da nicht das ehemalige Kali- und Steinsalzbergwerk Bartensleben. Hier lagern fast 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle rund 480 Meter tief unter der Erde. Bereits im Jahr 1970 hatte die Obrigkeit der DDR den Standort ausgewählt.
Um den Schutz der Anlage, die heute von der Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) betrieben wird, kümmert sich die Grubenwehr Morsleben. Sie zählt rund 30 Mitglieder, die ihren Dienst allesamt nebenberuflich leisten. Damit die Wehr für den Einsatz unter Tage optimal ausgerüstet ist, wurde gerade erst ein neues Einsatzfahrzeug beschafft. Die Bergmann Maschinenbau GmbH aus Meppen lieferte das „Löschmobil R803e“. Es überzeugt durch seinen emissionsfreien Antrieb, seine kompakten Abmessungen und seine damit einhergehende außergewöhnliche Wendigkeit.
Die Bergmann Maschinenbau GmbH u. Co. KG hat den „R803e“ für den Einsatz unter Tage konstruiert. Er verfügt unter anderem über E-Antrieb und Allradlenkung. (Foto: Bergmann/ Meppen)
Emissionsfreier Antrieb, kompakte Abmessungen
Die Entwicklung des R803e sei anspruchsvoll gewesen, heißt es von der Bergmann-Geschäftsführung. Für den Vortrieb des Spezialfahrzeugs, das für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen ist, sorgt ein Elektromotor mit einer Leistung von 63 PS (46 Kilowatt). Der schöpft seine Energie aus sechs Lithium-Eisenphosphat-Batteriemodulen mit einer Spannung von 80 Volt und einer Kapazität von 48 Kilowattstunden. Für die Einsatzfahrten unter Tage, die Feuerwehrleute sind dann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterwegs, ist das völlig ausreichend. Durch den E-Antrieb wird in erster Linie dem Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden Rechnung getragen und einer möglichen Explosionsgefahr vorgebeugt.
Die beengten Platzverhältnisse in der ehemaligen Grube stellte die Bergmann-Konstrukteure vor eine besondere Herausforderung: „Sie bestand darin, die umfangreiche Ausrüstung für den Brandschutz in einem kompakten Fahrzeug zu vereinen!“ So misst der R803e eine Länge von nicht einmal fünf Metern. Die Fahrzeugbreite und –höhe betragen jeweils unter zwei Metern. Wassergekühlte Elektromotorenregler gewährleisten eine präzise und effiziente Steuerung des permanenten Allradantriebs und der hydraulischen Allradlenkung. Der Wendekreis beträgt dadurch gerade einmal 2,10 Meter. Das kleine Spezialfahrzeug lässt sich so mühelos selbst durch die engsten Röhren des ehemaligen Bergwerks steuern. Ein robustes Pendelgelenk sorgt zusätzlich für Stabilität auf dem herausfordernden Terrain in großer Tiefe.
Die halboffene Kabine bietet Platz für die Zwei-Mann-Besatzung. Im Aufbau verbirgt sich der 2.000-Liter-Wassertank. (Foto: Bergmann/ Meppen)
Vollwertiges Löschfahrzeug
Obwohl der R803e nur ein zulässiges Gesamtgewicht von 6,5 Tonnen auf die Waage bringt, ist er wie ein vollwertiges Löschfahrzeug ausgerüstet. Der GFK-Wassertank fasst 2.000 Liter. Die Kreiselpumpe im Heck ist für eine Förderleistung von 1.000 Litern bei einem Ausgangsdruck von zehn Bar ausgelegt. Der Pumpenbedienstand ist mit einem übersichtlichen LED-Display ausgestattet, sodass der Maschinist unter anderem den Wasserfüllstand, Ausgangsdruck und die Akkukapazität überwachen kann. Für die Wasserabgabe kann ein 50 Meter langer C-52-Schlauch verwendet werden. Zumischer, Mittelschaumrohr und ein 20-Liter-Schaummittelkanister sind ebenfalls vorhanden, sodass ein Schaumangriff ebenfalls möglich ist. Zur weiteren Beladung zählen Stromerzeuger, Hochdrucklöscher (HiPress-Löschgerät), 10-Kilo-Pulver-Aufladefeuerlöscher (Bergbaulöscher), C-Rollschläuche und Hohlstrahlrohre. Das Grubenwehrfahrzeug verfügt über eine halboffene überdachte Kabine mit gefederten Sitzen für die Zwei-Mann-Besatzung. Dem Fahrer steht eine Rückfahrkamera mit integriertem Monitor zur Verfügung, die das Manövrieren unter erschwerten Bedingungen erleichtert. Eine Umfeldbeleuchtung sowie blaue Blitzleuchten an allen Fahrzeugseiten gehören zur Sicherheitsausstattung. Der R803e ist zudem mit Hebepunkten ausgestattet, sodass er per Kran an schwer zugängliche Orte unter Tage transportiert werden kann.
Speziell geschulte Truppe
Die Grubenwehr des Endlagers Morsleben ist eine speziell für den Einsatz unter Tage ausgebildete und ausgerüstete Wehr. Zu den Aufgaben der 30 Mann starken Truppe zählen die Menschenrettung aus Höhen und Tiefen sowie der Schutz von Sachwerten nach Explosionen, Bränden oder anderen Ereignissen. Regelmäßige theoretische wie auch praktische Fortbildungen sind ein zentraler Bestandteil des Grubenwehralltags. Im Rahmen von Übungen werden erschwerte Einsatzbedingungen, wie zum Beispiel eingeschränkte Sicht oder hohe Umgebungstemperaturen, simuliert. So sollen die Grubenwehrleute auf Belastungen eingestellt werden, die während eines Einsatzes vorkommen können. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Die Heckpumpe leistet 1.000 Liter bei zehn Bar Ausgangsdruck. (Foto: Bergmann/ Meppen)
Ein Stromerzeuger zählt zur Ausrüstung. (Foto: Bergmann/ Meppen)
Hochdrucklöscher, Pulver-Aufladefeuerlöscher, Schaummittelkanister, Mittelschaumrohr und weiteres Equipment zur Brandbekämpfung wird in den Geräteräumen ebenfalls mitgeführt. (Foto: Bergmann/ Meppen)
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