Fahrzeug des Monats
Januar 2024
Flugfeldlöschfahrzeug (FLF) Magirus Dragon X6
Einsatzfahrzeug der Vigili del Fuoco Italia (Feuerwehr Italien)
Dachorganisation: Innenministerium Italien/Rom
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
Magirus |
Typ |
IM 40 X6 |
Motor |
Twin Engine Power Pack (TEP) |
Leistung |
1.120 PS (824 kW) |
Antriebsart/Radformel |
6x6 (Allradantrieb) |
Getriebe |
Vollautomatikgetriebe |
Bremsen |
Scheibenbremsen |
Federung |
Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern |
Höchstgeschwindigkeit |
135 km/h |
Beschleunigung |
19 s (0 – 80 km/h) |
Abmessungen |
11,45 m (L), 3,00 m (B), 3,90 m (H) |
Radstand |
5,05 m |
zul. Gesamtgewicht |
40 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Magirus GmbH, Ulm/Donau (B.W.) Sondersignalanlage |
Besatzung |
1/2 (Trupp) |
Indienststellung |
11/2023 |
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Die Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) sind streng: Innerhalb einer Hilfsfrist von drei Minuten muss die Flughafenfeuerwehr jeden möglichen Unfallort auf dem Flughafengelände erreichen und die ersten Maßnahmen einleiten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Flugfeldlöschfahrzeuge (FLF) wahre Kraftpakete: Sie haben tausende Liter Löschmittel an Bord und sind dank ihrer üppigen Motorisierung trotzdem extrem sprintstark.
Die FLF der Magirus Dragon-Baureihe übertreffen die ICAO-Standards deutlich. Es gibt sie als Allradvarianten auf einem zweiachsigen (4x4 Version), dreiachsigen (6x6 Version) oder vierachsigen Fahrgestell (8x8 Version). Insgesamt 59 Dragon X6 hat das italienische Innenministerium bestellt. Eine zweite Charge, die 35 Fahrzeuge umfasste, lieferte Magirus im November 2023 über die Alpen. Während in Deutschland die Städte und Gemeinden für die Feuerwehren zuständig sind, unterliegt das italienische Feuerwehrwesen dem Innenministerium. Freiwillige Feuerwehren, so wie hierzulande, gibt es in Italien grundsätzlich nicht. So sind auch die Flughafenfeuerwehren Teil der nationalen Feuerwehr und unterstehen dem territorial jeweils zuständigen Provinzkommando.
Flugfeldlöschfahrzeug Magirus Dragon X6 für die „Vigili del Fuoco Italia“ (Feuerwehr Italien).
(Foto: Magirus/Ulm)
Doppelmotorkonzept
Die „Mittelklasse“ des Dragon (Drachen) basiert auf dem von Magirus entwickelten und aus Komponenten der Iveco Group bestehenden Sonderfahrgestell vom Typ IM 40 X6 mit Singlebereifung. Für den Antrieb des ARFF-Trucks (ARFF für Aircraft-Rescue-Fire-Fighting) sorgen zwei elektronisch gesteuerte Iveco Cursor-13-Dieselmotoren im Heck, die eine Leistung von insgesamt 1.120 PS (Euro 5) entfalten. Die Schaltvorgänge erledigt ein vollautomatisches Allison-Getriebe. Das elektronische Bremssystem (EBS) ermöglicht ein verbessertes Ansprechverhalten der Scheibenbremsen. Um die Betriebsbremse zu entlasten bzw. zu unterstützen ist ein hydraulischer Retarder (verschleißlose Dauerbremse) im Automatikgetriebe integriert.
Der Dragon 6x6 bringt voll beladen 40 Tonnen auf die Waage. Mit seinem „Twin Engine Power Pack“ (TEP) sprintet er dennoch in 19 Sekunden von null auf Tempo 80 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 135 Stundenkilometern. Vorteil des TEP-Antriebs: Die Besatzung kann beide Motoren individuell nutzen und schon auf der Anfahrt das Löschmittel über Dach- und Frontmonitor abgeben („Pump and Roll“). Der X6 verfügt dazu über ein Magirus/Kessler-Verteilergetriebe. Im Fahrbetrieb wird die Leistung beider Motoren auf alle Achsen übertragen. Im „Pump-and-Roll-Betrieb“, der bis Tempo 70 möglich ist, koppelt das System den linken Motor an die Feuerlöschkreiselpumpe, während der rechte Motor das Fahrzeug unabhängig antreibt. Das Doppelmotorkonzept bietet noch einen weiteren Vorteil: Sollte eine Antriebseinheit ausfallen, übernimmt die andere, sodass der X6 nicht den Flammen zum Opfer fallen kann.
Geballte Löschkraft
Der Aufbau des Dragon X6 besteht aus Aluminium. Das AluFire-3-System von Magirus ermöglicht die individuelle Gestaltung der Geräteräume. Große, tief gezogene Fensterflächen sorgen für eine optimale Rundumsicht. Die großvolumige Feuerlöschkreiselpumpe aus dem Magirus-Programm leistet bis zu 9.000 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Das FLF für die „Vigili del Fuoco Italia“ hat 12.250 Liter Wasser und 750 Liter Schaum in den Tanks. Für die Abgabe des Löschmittels gibt es Front- und Dachmonitor. Über den Dachwerfer können bis zu 6.000 Liter Wasser bzw. Schwerschaum abgegeben werden, wobei eine Wurfweite von 80 Metern erreicht wird. Zudem ist der Dragon X6 mit einer 250 Kilogramm fassenden Pulverlöschanlage ausgestattet.
Im Jahr 1992 präsentierte Magirus mit dem Tucano erstmals ein Flugfeldlöschfahrzeug aus eigener Produktion und verwendete dabei die Bezeichnung „Rapid Intervention Vehicle“ („Schnelles Interventionsfahrzeug“). 1998 brachte das Unternehmen mit dem Dragon X6 das Nachfolgemodell an den Start. Mit dem X4 folgte schon bald eine kleinere, zweiachsige Version. Während der Interschutzmesse 2010 in Leipzig feierte schließlich der vierachsige Super Dragon X8 (zul. Gesamtgewicht 52 Tonnen) Premiere. Mittlerweile hat Magirus mit dem Impact X4 und Impact X6 zwei weitere FLF im Programm. Sie basieren auf Iveco Trakker-Fahrgestellen.
Zukunft ungewiss
Feuerwehrausrüster Magirus zählt zu den Großen der Branche. In Ulm/Baden-Württemberg befindet sich das „Brandschutz-Kompetenzzentrum“ mit der Fertigung, Produktentwicklung und dem Kundendienst. Rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen im Donautal. Weitere Produktionsstandorte werden in Brescia/Italien (Magirus Italia), Premstätten/Österreich (Magirus Lohr) sowie Chambery/Frankreich (Magirus Camiva) unterhalten. Seit Anfang 2022 gehört Magirus zur italienischen Iveco Group, die aus dem CNH Industrial Konzern (Amsterdam/London) ausgegliedert wurde. Die Italiener suchen offenbar einen Käufer für die Brandschutzsparte, die trotz hoher Produktqualität seit Jahren tief rote Zahlen schreibt. Laut Medienberichten möchte sich Iveco künftig auf sein Kerngeschäft, die Herstellung von Nutzfahrzeugen, konzentrieren.
Im August 2012 hatte Iveco die Produktion von schweren Lastwagen am Standort Ulm eingestellt und nach Madrid/Spanien verlagert. Mittlerweile sind die Italiener zurückgekehrt: Im Donautal produziert die EVCO GmbH (Electric Vehicles Company), ebenfalls ein Unternehmen der Iveco Group, seit September 2021 E-LKW. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Bildunterschriften:
Für den Antrieb sorgt ein „Twin Engine Power Pack“ mit 1.120 PS. (Foto: Magirus/Ulm)
Der X6 misst eine Länge von 11,45 Metern. Er hat mehr als 12.000 Liter Wasser an Bord. (Foto: Magirus/Ulm)
Das dreiachsige Sonderfahrgestell besteht aus Komponenten der Iveco Group. Das Aluminium-Aufbau-System (AluFire-3) von Magirus gilt als langlebig und ermöglicht die individuelle Gestaltung der Geräteräume. (Foto: Magirus/Ulm)
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