Fahrzeug des Monats Oktober 2022 - Löschflugzeug Canadair CL-415

Fahrzeug des Monats

Oktober 2022

Löschflugzeug Canadair CL-415

Standorte: europäische Nachbarländer
u.a. beim Zivilschutz Italien (Protezione Civile) u. Frankreich (Securite Civile) im Einsatz 


Technische Daten

Hersteller

Bombardier, Montreal, Kanada (bis 2015),
ab 2016: Viking Air, Sidney/British Columbia, Kanada
(Übernahme des Programms)

Typ

CL-415  

Antrieb

2 x Propellerturbine („Turboprop-Triebwerk“)
- Typ Pratt u. Whitney Canada PW123AF
- Leistung: je 1.775 kW (rd. 2.400 PS)

Reisegeschwindigkeit

287 km/h

Höchstgeschwindigkeit

376 km/h

Reiseflughöhe

rd. 1.500 m

Reichweite

rd. 2.400 km

Abmessungen

19,82 m (L), 8,98 m (H), 28,61 m (Spannweite)

Flügelfläche

100,33 qm

Leergewicht

12 t

Nutzlast

6,12 t bzw. 6.123 l Wasser in 4 Tanks  

Startgewicht

max. 17,1 t (von Wasser)
max. 19,8 t (von Land)

Startstrecke/
Landestrecke

844 m (Land), 814 m (Wasser)
674 m (Land), 664 m (Wasser)

Auffüllzeit der Tanks

auf Wasseroberfläche gleitend: 12 s

Löschleistung pro Std.

rd. 54.000 l (bei 11 km Distanz Brandherd/Gewässer)

Besatzung

2 Piloten

Produktionszeitraum

1993 – 2015
- neue Version DHC-515 in der Entwicklung

Anschaffungskosten

rd. 30 Mio Euro

 

(Fortsetzung von der Startseite)

Anfang September war der Waldbrand am Brocken (1.141 Meter hoch) ausgebrochen. Der Wind Fachte die Flammen an, die sich in dem schwer zugänglichen Teil des Nationalparks in Sachsen-Anhalt ausbreiteten. Der Landkreis Harz rief daraufhin den Katastrophenalarm aus. Hubschrauber mit Außenlastbehältern unterstützten die Löschmannschaften am Boden. Über die gemeinsame Katastrophenschutzhilfe-Koordinierungsstelle der Europäischen Union in Brüssel/Belgien (RescEU-IT) wurde zusätzliche Hilfe angefordert. Der italienische Zivilschutz schickte daraufhin die beiden Maschinen vom Typ Bombardier CL-415 über die Alpen. Als „Tankstelle“ diente der Concordiasee im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), der größte künstliche See im Harzvorland. Hier füllten die Piloten die riesigen Wassertanks ihrer Maschinen wieder auf. Währenddessen übernahmen der Flughafen Braunschweig sowie die Feuerwehr Braunschweig die Kerosin-Betankung und Sicherung der Amphibienflugzeuge. In Deutschland kamen erstmals solch große Maschinen zum Löscheinsatz.

 

Canadair Bgrt PhotoEin Canadair-Löschflugzeug des französischen Zivilschutzes (Securite Civile) gleitet
über die Wasseroberfläche und füllt seine Tanks.
(Foto: Bgrt Photo, Flickr)

 

In zwölf Sekunden gefüllt, in drei Sekunden geleert

Die Canadair CL-415 wurde zwischen 1993 und 2015 vom kanadischen Unternehmen Bombardier produziert. Mittlerweile hat Viking Air, ebenfalls ein kanadischer Flugzeughersteller, das Programm übernommen und die Entwicklung des Nachfolgemodells DHC-515 läuft zurzeit. Da andere Hersteller keine Amphibienflugzeuge vergleichbarer Größe anbieten, bleibt die CL-415 wohl noch eine Weile konkurrenzlos. Die Maschine wird von zwei modernen Turboprop-Triebwerken von Pratt und Whitney Canada angetrieben. Jedes Propellerturbinen-Luftstrahltriebwerk, so die vollständige Bezeichnung, leistet rund 2.400 PS. Damit erreicht die Spezialmaschine in einer Flughöhe von 1.500 Metern eine Höchstgeschwindigkeit von 376 Stundenkilometern. Im Rumpf ist Platz für 6.123 Liter Wasser, die in vier Tanks lagern. Das Löschmittel wird während eines sogenannten Touch-and-Go-Manövers aufgenommen. Dabei gleitet das Flugzeug mit etwa 160 Stundenkilometern über die Wasseroberfläche. Sein Boden  taucht geringfügig in das Gewässer ein. Zwei hinter dem Schwimmerbereich des Rumpfes angebrachte ausfahrbare Hutzen, sogenannte Scoops, fördern das Wasser hydrodynamisch in die Tanks. Gerade einmal zwölf Sekunden dauert der Betankungsvorgang. Ist die Einsatzstelle erreicht, öffnet der Pilot vier schmale Klappen, die in Längsrichtung angeordnet sind. Binnen drei Sekunden leeren sich die Tanks und die Wassermassen stürzen zu Boden. Das Öffnen der Klappen kann notfalls auch rein mechanisch per Handkraft erfolgen. Die Canadair CL-415 ist an den Enden ihrer Tragflächen mit Stützschwimmern ausgerüstet, um das Eintauchen der Flügelspitzen zu verhindern. Die Ausleger der zwei hinteren Fahrwerksräder werden im Flugbetrieb nach oben geklappt. In Calgary (Alberta/Kanada) läuft zurzeit noch die Modernisierung von älteren Canadair-Maschinen. Hier soll künftig auch das Nachfolgemodell DHC-515 entstehen. Es soll 7.000 Liter Löschwasser transportieren können.

Canadair Christian BachellierDirekt über einem brennenden Waldgebiet öffnet der Pilot die Klappen im Rumpf.
Mehr als 6.000 Liter Wasser stürzen zu Boden.
(Foto: Christian Bachellier, Flickr) 

 

 

Erweiterung der europäischen Löschflugzeug-Flotte

Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Schweden und Spanien haben zwölf Löschflugzeuge und einen Hubschrauber zusammengestellt, um sie anderen Mitgliedstaaten im Notfall zur Verfügung zu stellen. Deutschland, das bisher über keine eigenen Amphibienflieger zur Brandbekämpfung verfügt, will sich nun dem Programm aktiv anschließen. Es hatte zuvor bereits finanzielle Unterstützung geleistet. Außerdem plant die EU-Kommission 170 Millionen Euro in die Brandbekämpfung zu investieren. Mit den EU-Geldern soll etwa die Ausrüstung des „EU-Katastrophenschutzmechanismus“ ab Sommer 2023 auf 22 Flugzeuge und vier Hubschrauber aufgestockt werden. Neue Löschflugzeuge sind teuer. So kostete die Canadair CL-415 zuletzt fast 30 Millionen Euro – pro Stück. (Redaktion: kfv-herford.de)

                                                                                                                                                    -Vo-   

 

 

Canadair GrafidaCanadair CL-415 der griechischen Luftwaffe: Das Flugzeug wird von zwei Turboprop-Triebwerken mit je 2.400 PS angetrieben.
(Foto: Grafida, Wikipedia)

 

Canadair JeanbaptisteMBlick in das Cockpit des Amphibienfliegers (Foto: JeanbaptisteM, Flickr)  

 

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