Winter-Blackout: Unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen!

Bundesamt rät zur Vorsorge – Kreis Herford plant Notfallpunkte

Stromausfall Christian Geier FlickrBerlin/Bonn/Kreis Herford. Noch im November hatte Ralph Tiesler, Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vor Stromausfällen im Winter gewarnt. Zwischenzeitlich beruhigt die Behörde auf ihrer Internetseite: Das elektrische Energieversorgungssystem sei  mehrfach redundant ausgelegt und verfüge über zahlreiche Sicherungsmechanismen. “Ein großflächiger Stromausfall ist deshalb äußerst unwahrscheinlich.“ Ebenso wird die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen, dass es in Deutschland regional und zeitlich begrenzt zu erzwungenen Abschaltungen kommt, um das Netz zu stabilisieren. Dennoch rät das BBK zur Vorsorge. Um die Auswirkungen eines Stromausfalls für den Einzelnen zu reduzieren, sollte sich jeder Haushalt so vorbereiten, dass er einige Tage ohne Hilfe von außen auskomme. Und auch die Kommunen im Kreis Herford haben vor dem Hintergrund einer möglichen Energiemangellage reagiert. Schulen, Feuerwehrgerätehäuser und andere öffentliche Gebäude wurden als  Notfallpunkte ausgewiesen. „Wir möchten vorbereitet sein!“, so Landrat Jürgen Müller.

Die Stromversorgung in Deutschland zählt europaweit zu den sichersten, wie die Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft belegen. Hierzulande müssen die Bürger  durchschnittlich nur wenige Minuten im Jahr auf den „Saft aus der Steckdose“ verzichten. Und das, obwohl das Stromnetz nahezu täglich beschädigt wird – überwiegend durch Tiefbauarbeiten.  Dabei kommt es zwar zu lokalen Stromausfällen. Diese können aber meistens durch Schaltmaßnahmen der Netzbetreiber auf wenige Minuten begrenzt werden. Zuletzt war im Kreis Herford Ende September eine Störung in einer 10.000-Volt-Mittelspannungsleitung aufgetreten. Betroffen waren viele Haushalte und das Behördenviertel mit dem Kreishaus und der Finanzverwaltung, wo die Telefonanlagen und Computer für rund dreißig Minuten ausfielen.

Der Zusammenschluss der europäischen Stromnetze zu einem Verbundnetz sorgt zusätzlich für die Stabilität der Stromversorgung. Die Mitglieder dieses Netzverbundes helfen sich bei Kraftwerksausfällen gegenseitig. Schaltungen im Netz eines einzelnen Stromnetzbetreibers können jedoch, wie im November 2006 bei der Abschaltung einer Stromtrasse über der Ems geschehen, zu europaweiten regionalen Stromausfällen führen. Da dabei jedoch keine Anlagen der Stromversorgung zerstört werden, können so verursachte Stromausfälle meist binnen kurzer Zeit wieder behoben werden. Aufgrund der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland und revisionsbedingter Ausfälle von Kernkraftwerken in Frankreich besteht allerdings die Gefahr einer langfristigen Unterversorgung. Das könnte auch Auswirkungen auf die Stromversorgung haben. Sollte der Winter eisig werden und der Energieverbrauch stark steigen, drohen Blackouts,  also plötzliche überregionale Stromausfälle.  Beim Strom- und Gasverbrauch zu sparen, lautet deshalb das Gebot der Stunde.

Stromausfall Christian Geier FlickrDas Stromnetz ist mehrfach abgesichert. Experten halten deshalb Winter-Blackouts für unwahrscheinlich.
(Foto: Robert, Flickr)

 

Stromausfall Robert FlickrLandrat Jürgen Müller stimmt sich mit den Bürgermeistern im Kreisgebiet ab: „Wir möchten vorbereitet sein!“
(Foto: Kreisverwaltung)

 

Chaos im Münsterland: 250.000 Menschen ohne Strom

Die Folgen, die ein großflächiger Stromausfall mit sich bringen kann, haben die Menschen beim Schneechaos im Münsterland im Winter 2005 erlebt. Damals waren dutzende Strommasten, die aus sprödem Thomasstahl bestanden, einfach umgeknickt. Sie hatten dem Gewicht des Schnees, der auf den Leitungen lastete, nicht mehr standhalten können. 250.000 Menschen standen von einer Minute auf die andere ohne Strom dar – ohne Heizung, Licht und warmes Wasser, ohne warmes Essen, Telefon und Fernsehempfang. Ochtrup wurde damals zum Inbegriff des größten Stromausfalls in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die kleine Stadt im Kreis Steinfurt musste tagelang ohne Energie aus dem Leitungsnetz auskommen.

Kommt es gar zu einem Blackout, prophezeien Experten ein noch größeres Chaos: Zahlreiche Züge und Stadtbahnen würden auf freier Strecke stehen bleiben. In den Stellwerken würden automatisch alle Signale auf rot geschaltet und danach das weitere Vorgehen koordiniert. Autos würden reihenweise liegenbleiben, weil die Tankstellentechnik ohne Strom keinen Kraftstoff mehr liefert. Auch der Einkauf von Lebensmitteln würde zum Problem, obwohl Aldi, Lidl und Co. überall vertreten sind. Doch ohne Strom öffnet sich keine Eingangstür, läuft keine Kühltruhe und kein Kassensystem. Mit Hamsterkäufen wäre zu rechnen. Reicht dann der Diesel für die LKW-Flotten, um ausreichend Nachschub herbeizuschaffen? „Achillesverse ist die Treibstoffversorgung für die Notstromversorgung“, sagt Dr. Wolfram Geier, Abteilungspräsident beim BBK. Die Behörde fordert deshalb mehr Schwerpunkttanklager und notstromversorgte Tankstellen. Auch die Trinkwassergewinnung ist energieintensiv. Schließlich wiegt ein Kubikmeter Wasser eine Tonne. Sollten die Trinkwasserpumpen längere Zeit ausfallen, könnte die Versorgung zum Erliegen kommen. Im Bereich der häuslichen Pflege fallen unter Umständen Hilfsgeräte aus, die lebensnotwendig sind, wie beispielsweise Beatmungsgeräte. In manchen Kommunen werden deshalb bereits Register erstellt, welche Bürger bei einem Stromausfall auf schnelle Hilfe angewiesen sind. Auch die Versorgung mit Bargeld über Geldautomaten ist bei einem Stromausfall nicht mehr möglich. Das BBK hält es deshalb für sinnvoll, einen „kleineren Bargeldvorrat“ anzulegen.

 

Stromausfall Christian Geier FlickrOhne Strom läuft in einer hochtechnisierten Welt quasi nichts mehr. Das BBK rät deshalb dazu vorzusorgen.
(Foto: Christian Geier, Flickr)  

 

Vorräte anlegen

Zu Hause sitzen die Menschen möglicherweise im Kalten und Dunkeln, da Licht und Heizung nicht mehr funktionieren. Fernsehgeräte, der PC für den Internetzugang und oft auch die im Haushalt verfügbaren Radiogeräte laufen bei einem Stromausfall nicht. Kühl- und Gefrierschränke tauen ab und die darin gelagerten Lebensmittel verderben innerhalb kurzer Zeit.

Das BBK rät dazu Vorräte an Trinkwasser, (länger haltbaren) Lebensmitteln und Hygieneartikeln für etwa zehn Tage anzulegen. Eine ausreichende Menge an Flüssigkeit ist besonders wichtig; denn ein gesunder Mensch kann unter Umständen drei Wochen lang ohne Nahrung, aber nur vier Tage ohne Flüssigkeit überleben. Wer einen Kamin oder Ofen hat, soll einen Vorrat an Kohle, Briketts oder Holz im Haus haben. Kleinere Mahlzeiten lassen sich auf einem Campingkocher zubereiten. Bei Ausfall des elektrischen Lichts kann man sich mit Kerzen, Batterie- oder  Kurbeltaschenlampen, Solar- und LED-Leuchten behelfen. In jedem Fall müssen auch hier Vorräte an Kerzen, Brennstoffen, Batterien und Zündmitteln angelegt werden. „Der Freizeit- und Campinghandel hält eine Vielzahl von Geräten bereit, die in einer solchen Notsituation hilfreich sein können!“, heißt es vom BBK.

 

Radio als Informationsquelle - Telefonieren auf das Nötigste beschränken   

Informationen sind bei einem Blackout überlebenswichtig. Fernseher und Internet funktionieren allerdings nur mit Strom aus der Steckdose. So bleibt allein das Radio als Hauptinformationsquelle. „Haben Sie deshalb immer ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät mit Reservebatterien oder ein Kurbelradio im Haus“, raten die Experten vom BBK.

Besonders abhängig vom Strom sind die Kommunikationsnetze. Im Fall eines Stromausfalls wird mit einigen Stunden Verzögerung das Telefon-Festnetz nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Mobilfunknetze sind zum Teil nicht notstromversorgt und fallen sofort aus. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass die Telefonnetze bei außergewöhnlichen Ereignissen schnell überlastet sind. Deshalb sollte im Fall eines Stromausfalls das Telefonieren auf das Nötigste beschränkt werden. So wird eine Überlastung vermieden und Polizei und Feuerwehr sind im Notfall weiterhin erreichbar.  

 

Erhöhtes Brandrisiko

Werden bei einem Stromausfall Kerzen entzündet und Gaskocher behelfsmäßig in Betrieb genommen, besteht ein erhöhtes Brandrisiko. Rauchmelder, die heutzutage in jedem Wohnraum installiert sein sollten, schaffen ein Mehr an Sicherheit und können Leben retten. Für den Notfall gilt es, Löschmittel wie Feuerlöscher, Wassereimer oder Löschdecke bereitzuhalten. Außerdem warnt die Feuerwehr: Gasheizstrahler dürfen nie in geschlossenen Räumen eingesetzt werden. Denn in der Wohnung verbreitet sich nicht nur wohlige Wärme, sondern auch das hochgiftige Kohlenmonoxid. Ein brennender oder auch nur nachglimmender Holzkohlegrill innerhalb der Wohnung führt zu ähnlich schlimmen  Folgen.  Auch sollten sofort nach Eintritt des Stromausfalls alle elektrischen „Wärmegeräte“ wie Herd, Bügeleisen, Kaffeemaschine und Wasserkocher ausgeschaltet werden, um so den unkontrollierten Betrieb der Geräte zu vermeiden, wenn der Strom wieder fließt. Kleine Stromerzeuger sind mit Diesel-, Benzin- oder Gasmotorenantrieb im Handel erhältlich. Dabei müssen die Vorschriften zur Lagerung von Kraftstoff beachtet werden. So dürfen maximal zwanzig Liter in dafür geeigneten Kanistern im Keller stehen.

 

Bürger bekommen rund um die Uhr Hilfe

Die Kreisverwaltung Herford hat gemeinsam mit den Stäben für außerordentliche Ereignisse (SAE) der Städte und Gemeinden erste Maßnahmen getroffen, um auf eine mögliche Energiemangellage und einen damit verbundenen Blackout vorbereitet zu sein. So wurden in allen neun Kommunen Notfallpunkte geplant. Dort werden notfalls rund um die Uhr Ansprechpartner für die Bürger zur Verfügung stehen – darunter Ehrenamtliche der großen Hilfsorganisationen und der Feuerwehr. Die Einrichtungen sollen unter anderem mit Notstromaggregaten ausgerüstet werden. Alle Hilfeersuchen würden im Notfall zügig per Sprechfunk an die Kreisleitstelle weitergeleitet, heißt es aus dem Kreishaus. In den nächsten Tagen sollen zudem Informationsflyer mit Verhaltensregeln an sämtliche Haushalte im Kreis Herford verschickt werden. (BBK, Kreisverwaltung Herford, Redaktion: kfv-herford.de)

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Kreisverwaltung und Kommunen haben Notfallpunkte geplant. Sie werden notfalls rund um die Uhr besetzt sein,
um Hilfeersuchen der Bürger schnell weiterzuleiten. (Abbild.: Kreis Herford, Katasteramt)

 

Folgende Notfallpunkte sind vorgesehen:

Bünde:

Feuerwehrgerätehaus Dünne, Landwehrstraße 7

Feuerwehrgerätehaus Holsen, Mühlenfeldstraße 30

Feuerwehrgerätehaus Hunnebrock, Kurt-Schumacher-Straße 26

Feuerwehrgerätehaus Muckum, Muckumer Straße 25

Feuerwehrgerätehaus Spradow, Lübbecker Straße 188

Grundschule Südlengern, Max-Planck-Straße 52

Hallenbad (Bünder Welle), Kloppenburgstraße 25

Parkplatz Friedhof Dünnerholz, Markusweg

Deutsches Rotes Kreuz, Sachsenstraße 116

 

Enger:

Realschule Enger, Ringstraße 75

Grundschule Belke-Steinbeck, Humboldtstraße 20

Sportlerheim Dreyer, Gartenstraße 25

Sportlerheim Pödinghausen, Am Sportplatz 6

Grundschule Westerenger, Holunderweg 69

 

Herford:

Feuerwache Herford, Werrestraße 103a

Feuerwehrgerätehaus Diebrock, Zeppelinstraße 26

Feuerwehrgerätehaus Elverdissen, Schulstraße 34

Feuerwehrgerätehaus Schwarzenmoor, Senderstraße 111

Technisches Rathaus, Auf der Freiheit 21

Grundschule Eickum, Stedefreunder Straße 48

Gesamtschule Friedenstal, Salzufler Straße 129

Grundschule Herringhausen, Auf der Heide 6

Kindertagesstätte Stedefreund, Ledeburstraße 5

 

Hiddenhausen:

Grundschule Eilshausen, Schulstraße 31

Grundschule Hiddenhausen, Unter der Weide 14

Grundschule Lippinghausen, Untere Ringstraße 2

Grundschule Oetinghausen, Eilshauser Straße 28

Grundschule Schweicheln-Bermbeck, Alter Kirchweg 11

Grundschule Sundern, Siedlungstraße 9

 

Kirchlengern:

Feuerwehrgerätehaus Kirchlengern-Nord, Stiftstraße 109

Feuerwehrgerätehaus Kirchlengern-Mitte, Hüllerstraße 31

Feuerwehrgerätehaus Kirchlengern-Ort, Auf dem Fienberge 25

Feuerwehrgerätehaus Kirchlengern-Süd, Elsestraße 175

 

Löhne:

Städtische Realschule Löhne, Herforder Straße 27

Grundschule Bahnhof, Königstraße 47

Grundschule Gohfeld, Goethestraße 25

Grundschule Mennighüffen-West, Zur Schule 4

Grundschule Mennighüffen-Ostscheid, Glockenstraße 55

Grundschule Obernbeck, Bahnhofstraße 151

 

Rödinghausen:

Feuerwehrgerätehaus Bieren, Donoer Straße 10

Feuerwehrgerätehaus Kilver, Zur Alten Schmiede 2

Feuerwehrgerätehaus Rödinghausen, Westerbergstraße 20

Feuerwehrgerätehaus Schwenningdorf, Bünder Straße 100

 

Spenge:

Feuerwehrgerätehaus Spenge-Mitte, Eschstraße 1

Feuerwehrgerätehaus Bardüttingdorf, Kreuzfeld 162

Feuerwehrgerätehaus Hücker-Aschen, Bünder Straße 171

Feuerwehrgerätehaus Lenzinghausen, Turnerstraße 2

Rathaus Spenge, Lange Straße 52

Vlotho

Feuerwehrgerätehaus Bonneberg, Bonneberger Straße 25a

Feuerwehrgerätehaus Exter, Am Exterbach 16

Feuerwehrgerätehaus Steinbründorf, Beerenkämpen 2

Feuerwehrgerätehaus Uffeln, Harksiek 2

Parkplatz gegenüber E-Center, Herforder Straße 99