Kreisfeuerwehrverband Herford e.V. – Feuerwehr Vlotho im zurückliegenden Jahr erneut stark gefordert

Jahreshauptversammlung 2021 mit Ehrungen und Beförderungen

DSC 0422 Vlotho. Die Feuerwehr Vlotho hat am vergangenen Freitag (2.09.2022) Bilanz gezogen. 219 Mal rückten die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr aus, 4.707 Einsatzstunden wurden dabei geleistet. „Wir sind mittlerweile am Limit angekommen“, erklärte Wehrführer Torsten Sievering während der Jahreshauptsammlung, die in der Fahrzeughalle des Gerätehauses Am Bullerbach stattfand. Erst kurz zuvor waren die Feuerwehrleute von ihrem dritten Einsatz an diesem Tag zurückgekehrt. Zuletzt hatte an der Hohenhausener Straße in Steinbründorf eine Hecke in Flammen gestanden. Die Feuerwehr kam gerade noch rechtzeitig, um ein Übergreifen des Feuers auf das angrenzende Wohnhaus zu verhindern.

Der Heckenbrand sorgte während der Jahreshauptversammlung für Gesprächsstoff. Feuerwehrmann Jan Korte und ein Anwohner hatten sich offenbar leichte Rauchvergiftungen zugezogen und waren zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht worden. Korte sollte an diesem Abend eigentlich seine Beförderungsurkunde zum Hauptfeuerwehrmann entgegennehmen.
Bürgermeister Rocco Wilken zeigte sich am Abend erleichtert über den glimpflichen Verlauf des Einsatzes und lobte die gute Arbeit der Feuerwehrleute. Er kam noch einmal auf den Großbrand in Exter in der vergangenen Woche zu sprechen (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Durch eine besonnene Herangehensweise habe man das Feuer schnell eindämmen können. „Das zeigt, wie gut wir hier ausgebildet und ausgestattet sind und wie gut wir hier zusammenarbeiten.“ Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann überbrachte die Grüße der 2.739 Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes Herford. Die Feuerwehr Vlotho sei mit durchschnittlich mehr als 200 Einsätzen pro Jahr sehr hoch belastet. „Ihr leistet Großartiges. Von der Bevölkerung wird das oftmals als selbstverständlich hingenommen!“

Im „Haus der Feuerwehr“ Am Bullerbach zieht die Feuerwehr Vlotho Bilanz.

In Anbetracht von 219 Einsätzen im vergangenen und bereits 233 Einsätzen im laufenden Jahr sei die Feuerwehr am Limit angekommen, meint Wehrführer Torsten Sievering.

Kameradschaft in den Mittelpunkt stellen

Wehrführer Torsten Sievering konnte dem Krisenjahr 2021 auch starke Seiten abgewinnen. Die Feuerwehrfamilie sei enger zusammengerückt. Das habe sich besonders bei der überörtlichen Hilfe während der Flutkatastrophe gezeigt. Nach der Beendigung der Pandemielage gelte es, das Thema Kameradschaft in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir müssen besonders die Kameradinnen und Kameraden motivieren, die corona-bedingt nicht mehr regelmäßig zur Feuerwehr gekommen sind.“
Der Feuerwehrchef erinnerte in seinem Jahresbericht an die besonderen Einsätze im vergangenen Jahr. Im April war die Wehr auf der Autobahn 2 bei einem LKW-Brand gefordert. „Erst bei der weiteren Erkundung wurde festgestellt, dass der Lastwagen - entgegen der ersten Meldung - kein Altpapier, sondern E-Bikes geladen hatte.“ Sievering zeigte sich froh darüber, dass niemand zu Schaden gekommen sei. Im Juni waren bei einem Stallbrand 26 Mastbullen verendet. „Wir hatten keine Chance, die Tiere nach draußen zu treiben, weil der einzige Zugang durch Strohballen verstellt war.“ Schließlich schilderte Sievering noch die aufwendige, patientenschonende Rettung eines Arbeiters im November 2021. Der Mann war in einem Behälter aus 2,50 Meter Höhe abgestürzt. Insgesamt sind in der Statistik für das vergangene Jahr 38 Brandeinsätze und 158 Technische Hilfeleistungen verzeichnet.
Kritische Worte fand der Wehrführer zum Thema Katastrophenschutz. Der müsse in Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels verstärkt werden. Doch nun, so Sievering, wolle das Bundesinnenministerium den Etat für den Katastrophenschutz um 2,2 Milliarden Euro kürzen. „Das ist eine Ohrfeige für die ehrenamtlich tätigen Kameradinnen und Kameraden“. Dafür konnte die Ausrüstung der Feuerwehr Vlotho im vergangenen Jahr weiter verbessert werden. „Ein ganz wichtiger und großer Schritt zur Digitalisierung war die Anschaffung eines Einsatzleitwagens mit Funk- und PC-Arbeitsplatz“, erklärte der Wehrführer.

Bei einem LKW-Brand auf der A 2 müssen die Feuerwehrleute schnell reagieren: Das Fahrzeug hat E-Bikes statt Papier geladen. Aus einem Brandeinsatz wird eine ABC-Lage. (Foto: Feuerwehr Vlotho)

Sanierung oder Neubau?

Im Frühsommer wurde der Gerätehausumbau auf dem Bonneberg eingeweiht und die Planungen für die Baumaßnahme am Standort Steinbründorf laufen auf Hochtouren. Doch wie soll es mit dem Gerätehaus des Löschzugs Vlotho-Mitte weitergehen? Mittlerweile gibt es Überlegungen für einen Neubau. Die Stadt hat das 2,1 Hektar große Nachbargrundstück, auf dem das mittlerweile insolvente Unternehmen Lohmeier einst Schaltschranksysteme produzierte, erworben. Es soll nun stadtplanerisch entwickelt werden. Die Feuerwehr wünscht sich an dieser Stelle ihr neues Domizil. Eine Schule, Kindertagesstätte und ein neues Rathaus sind als Neubauprojekte ebenfalls im Gespräch. Das Herz der Feuerwehr schlage am Standort Bullerbach, wo Löschzug, Tagesalarmbereitschaft, Jugend- und Kinderfeuerwehr sowie städtischer Gerätewart ihr Zuhause hätten, so Wehrführer Sievering. Jetzt müsse ein neues Herz gefunden werden. Das benachbarte Gewerbegrundstück sei dafür eine Ideallage. „Lassen Sie uns gemeinsam das Projekt angehen“, so der Appell des Wehrführers an die anwesenden Ratsmitglieder.
Die Feuerwehr Vlotho zählte Ende vergangenen Jahres insgesamt 217 Mitglieder. Die Zahl der Aktiven, die an den Standorten Bonneberg, Exter, Mitte, Steinbründorf und Uffeln ihren Dienst leisten, habe sich mit 152 Feuerwehrleuten trotz Corona-Pandemie gefestigt, so Sievering.

Gute Ausbildung, richtige Taktik und starke Nachwuchsarbeit

Moderne Fahrzeug- und Gerätetechnik braucht Einsatzkräfte, die diese auch bedienen können. „Dafür sind unsere Dienstabende und Fortbildungen essentiell“, meinte stellvertretender Wehrführer Sven Detering. Wegen der Corona-Pandemie fanden viele Veranstaltungen online statt. Doch die, so Detering, hätten die praktischen Erfahrungen nicht ersetzen können. „Besonders freut mich, dass zwölf Kameradinnen und Kameraden an einem Grundlehrgang teilgenommen haben, der 160 Stunden umfasste.“ Weiterhin nahmen zwölf Aktive an einem Seminar zum Thema Türöffnung teil. „Nur wenn wir den hohen Ausbildungsstand halten und verbessern, sind wir auch für die nächsten Jahre gut aufgestellt“, erklärte der Vizechef, der die Aktiven gleichzeitig aufforderte, weiterhin die Angebote zur Aus- und Fortbildung zu nutzen.
Stellvertretender Wehrführer Thomas Twelsiek ging nachfolgend auf das Thema Taktik ein. Zusammen mit dem Kreis Herford habe man einen Waldbrandatlas zur besseren Orientierung erstellt. „Starkregenkarten liefern wichtige Informationen, um Schutzmaßnahmen zu treffen, bevor der Regen fällt.“ Auch das Thema Ukrainekrieg und die daraus entstandene Energiekrise beschäftigen die Feuerwehr. „Sollte uns ein längerer Stromausfall treffen, müssen wir vorbereitet sein“, mahnte Twelsiek. „Notstromversorgung in den Gerätehäusern, Kraftstoffreserven und die Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit sind nur die wichtigsten Punkte.“
Die Jugendfeuerwehr der Weserstadt zählt zurzeit 24 Mädchen und Jungen. Trotz der erschwerten Bedingungen durch die Pandemie wurde mit den Jugendlichen im zurückliegenden Jahr und vor allem in den letzten Monaten wieder einiges unternommen. Jugendwart Philipp Korte berichtete über die Stationsausbildung und eine Löschübung an der Weser. Er bedankte sich bei den Löschgruppen Exter und Bonneberg, wo Dienstnachmittage stattfanden. „Wir haben große Lust auch künftig viel mit den einzelnen Einheiten zu unternehmen“, sagte Korte. Sein besonderer Dank galt Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier. „Sie hat trotz Corona-Krise die Kraft gefunden, gemeinsam mit ihren beiden Stellvertretern die Jugendfeuerwehrarbeit im Kreis Herford aufrechtzuerhalten!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Ehrungen während der Jahreshauptversammlung:

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)
Michael Sellmann (LG Uffeln)
Waldemar Weiß (LZ Vlotho)

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold (35 Jahre)
Christoph Lühr (LG Steinbründorf)
Thomas Prüßmeier (LG Bonneberg)

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr (40-jährige Mitgliedschaft)
Helmut Poppensieker (LG Exter)
Martin Simon (LG Steinbründorf)
Ralf Wallbaum (LG Steinbründorf)

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr (50-jährige Mitgliedschaft)
Horst Sett (LG Exter)
Bernhard Voss (LG Exter)

Beförderungen während der Jahreshauptversammlung:

Zum Feuerwehrmann-Anwärter/ Zur Feuerwehrfrau-Anwärterin
James O’Reilley (LG Bonneberg)
Sabrina Tismer (LG Exter)

Zum Feuerwehrmann/ Zur Feuerwehrfrau
Joel Grabowski (LG Bonneberg)
Lena Grasshoff (LZ Vlotho)
Phil Hemeier (LZ Vlotho)
Patrick Reichpietsch (LZ Vlotho)
Veit Oliver Wetter (LZ Vlotho)
Maximilian Wilke (LZ Vlotho)

Zum Oberfeuerwehrmann/ Zur Oberfeuerwehrfrau
Louis Bloch (LG Bonneberg)
Marvin Heinricht (LG Exter)
Oliver Koch (LG Uffeln)
Linn Köstner (LG Uffeln)
Calvin Kohlstädt (LG Uffeln)
Kristina Ramforth (LG Bonneberg)
Jan Schröder (LG Bonneberg)

Zum Hauptfeuerwehrmann
Jan Korte (LG Steinbründorf)

Zum Brandmeister
Niko Hoffmann (LG Uffeln)

Zum Hauptbrandmeister
Michael Sellmann (LG Uffeln)

Bürgermeister Rocco Wilken lobt die Feuerwehrleute für das umsichtige und effektive Vorgehen beim Großbrand in Exter.

Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann: „Ihr leistet Großartiges!“

Landtagsabgeordneter Alexander Baer (r) zählt zu den Ehrengästen.

(v.l.) stellvertretender Wehrführer Thomas Twelsiek, stellvertretender Wehrführer Sven Detering, Wehrführer Torsten Sievering u. Bürgermeister Rocco Wilken.