"Florian Bünde 2 Else 1" mit der Löschkanone im Dauereinsatz

36. Schlauchbootwettfahrt auf der Else

DSC 1388Bünde. „Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen...!“ Singend und jubelnd hat die Mannschaft der Ortsfeuerwehr Melle-Riemsloh beim Schlauchbootturnier in Bünde-Ahle Platz 1.  gefeiert.  Am Ende mussten Matthias, Lisa und Holger, die an ihren eigenen Triumph  nicht geglaubt hatten, eine verlorene Wette einlösen. Sie sprangen kurz nach der Siegerehrung in die Else. Das war ein  zugegebenermaßen eisiges Vergnügen. Den Zuschauern fröstelte es bei Außentemperaturen um die fünf Grad bereits beim Zusehen.  Das  ganze Wochenende (23./24.04.2016) hindurch hatten etwa 70 Mannschaften bei der 36. Neuauflage des Spektakels um die Platzierungen gekämpft.

„Sturmfest“, so wie es in der Hymne der Niedersachsen heißt, mussten die Teilnehmer beim diesjährigen Schlauchbootevent der Löschgruppe Bünde-Ahle wirklich sein. Das launische Aprilwetter hatte nämlich von allem etwas zu bieten: Strahlendem Sonnenschein folgten immer wieder fiese  Schneeregen- und Hagelschauer. Löschgruppenführer Sven Kuhlmann zeigte sich trotzdem mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden.  „Wir haben die Menschrettung und die Brandbekämpfung auf das Wasser verlegt“, erläuterte er das diesjährige Motto des Wettbewerbs, an dem wiederum viele Einheiten aus dem benachbarten Bielefeld und Niedersachsen teilnahmen. Die findigen Feuerwehrleute aus Ahle hatten das Schlauchboot „Else 1“ eigens zu diesem Zweck am Bug mit einer Löschkanone ausgerüstet. Die Idee dazu hätte schon länger in der Schublade gelegen, sagte Kuhlmann. In diesem Jahr sei endlich genug Zeit vorhanden gewesen, um sie in die Tat umzusetzen.

Paddeln 2016 Sieger JF
Die JF Rödinghausen-Süd kann den Nachwuchswertungslauf gewinnen: (v.l.) Wehrführer Rüdiger Meier,
Christoph Müller (stellv. Leiter der LG Bünde-Ahle), Löschgruppenführer Sven Kuhlmann,
Sven Vater (stellv. Leiter der JF Rödinghausen-Süd), Jugendwart Achim Honerkamp
u. stellv. KBM Bernd Kröger (Foto: Lars Vienop, FW Bünde)

Gerade schaltet die Startampel auf Grün. Die Mannschaft vom Löschzug Vlotho wühlt mit den Stechpaddeln im Elsewasser, um entgegen der Strömung Fahrt aufzunehmen. Eine Hupe ertönt und die Stoppuhr beginnt unerbittlich die Sekunden zu zählen. Mit schnellen Paddelschlägen steuert die Besatzung zunächst eine Box am Ufer an, um sich das „Alarm-Fax“ mit den Einsatzinformationen abzuholen. Auf dem Weg zur „Unglücksstelle“ setzt Gruppenführer Dirk Rethmeier eine erste Rückmeldung ab:  „Florian Bünde 2 Else 1 zur Menschenrettung ausgerückt!“  Die Qualität der „Funksprüche“ zwischen Gummiboot und „Leitstelle“ fließt ebenfalls in die Gesamtwertung ein. Wenig später ist der Achter mit Steuermann am Ort des Geschehens. Auf einem „Hausboot“, der „Else 3“, „brennt es“. Eine „Person“ liegt „regungslos“ auf dem Oberdeck des weißen „Schiffchens“, das die Feuerwehrleute aus Ahle ebenfalls in Eigenleistung zusammengezimmert haben. Die Männer von der Weser schaffen  den „Verletzten“ -  als Statist dient eine Dummy-Puppe - zunächst an Bord ihres „Feuerlöschbootes“. Sie bringen ihn anschließend zur Patientenablage stromaufwärts, wo ein Besatzungsmitglied die Betreuung übernimmt. Danach beginnen die Vorbereitungen für den eigentlichen Löscheinsatz.   Die Vlothoer verbinden die Löschkanone mit einer Schlauchleitung, die auf einem Ausleger über den Fluss verläuft und bis zur (Garten-) Tauchpumpe reicht. Die Aktion verläuft nicht ganz reibungslos: Die Weserstädter verlieren in der Einsatz- oder vielmehr Wettkampfhektik ein Paddel. Es vergehen wertvolle Sekunden, bevor das Problem gelöst ist und der  Strahlrohrführer die Löschkanone in Stellung bringen kann. Mit einem gezielten Wasserstrahl öffnet er schließlich die beiden Fenster auf dem Unglücksboot und die Übungsaufgabe ist gelöst.  Im Ziel angekommen folgt der theoretische Teil. Die Feuerwehrleute müssen die Typen-Bezeichnungen der gängigen Feuerlösch-Kreiselpumpen parat haben und deren Leistungsmerkmale kennen. Das Wetter schlägt derweil erneut Kapriolen. „Es ist Glühweinzeit!“, sagt ein Feuerwehrmann, der im Festzelt Schutz sucht.  Eigentlich wollen wir jetzt mit den Kindern am offenen Feuer Stockbrot backen, erinnert Marcel Westerhold von der Löschgruppe Bünde-Ahle. Daraus wird allerdings nichts: „Stattdessen könnten wir viel besser eine Schneeballschlacht machen!“  Oberschiedsrichter Ralf Häcker bleibt währenddessen gelassen.  Vor der Tür seines neuen Büros,  einem Holzhäuschen, das die Feuerwehrleute auf einem Anhänger errichtet haben, behält er den gesamten Festplatz im Blick.  
In diesem Jahr nahm erstmals ein reines Feuerwehrfrauen-Team an dem Wettbewerb teil. Die Idee dazu sei während einer privaten Feier entstanden, erzählte Kuhlmann. Und Nadine Oelker von der Feuerwehr Löhne ergänzte, dass die Frauen über das soziale Netzwerk Facebook Kontakt geknüpft hätten.  
Während der Siegerehrung lobte Bürgermeister Wolfgang Koch den Schlauchbootwettbewerb als „tolles Ereignis“, das seit vielen Jahren in Bünde stattfinde.  „Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt!“ Seit Anfang des Jahres sei bei der Löschgruppe Ahle wieder viel getüftelt worden, sagte Wehrführer Rüdiger Meier. Das Ergebnis sei eine vorbildlich organisierte Veranstaltung gewesen, von der alle  profitiert hätten.  Der Wettbewerb, so Meier, kombiniere Feuerwehrtechnik und Feuerwehrtaktik mit sportlicher Fitness. Am Ende landete die Ortsfeuerwehr Melle-Riemsloh (Nds.), die zuletzt 1992 an dem Wettbewerb teilgenommen hatte, mit einer Zeit von 6,53 Minuten  auf Platz 1. Es folgten die Löschabteilung Bielefeld-Vilsendorf  (7,03) und Löschgruppe Vlotho-Exter (7,27) sowie die Löschzüge Bünde-Spradow (7,43) und Vlotho-Mitte (7,45). Bereits am Samstag konnte die Jugendfeuerwehr Rödinghausen-Süd mit einer Zeit von 9,19 Minuten den Nachwuchswettbewerb vor den Gruppen Bielefeld-Süd 1 (10,02) und Kirchlengern (10,03) gewinnen.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Die Mannschaft von der Ortsfeuerwehr Melle-Riemsloh im Löscheinsatz.

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Mit schnellen Paddelschlägen geht es stromabwärts Richtung Ziellinie.

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Pech für den Löschzug Vlotho: Ein Paddel ist von Bord gegangen.

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Der „Verletzte“ ist gerettet und …

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… wird am Ufer betreut. …

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… Mit einem beherzten (aber eigentlich nicht erlaubten) Sprung geht es anschließend zurück ins Boot.

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Das Frauenteam bereitet sich gewissenhaft vor.

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Mit einem Lächeln geht es an den Start. …

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… Wenig später sind die Damen ebenfalls bei der „Menschenrettung“ und …

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… „Brandbekämpfung“ gefordert, während die Schiedsrichter sicherheitshalber in Deckung gehen.

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Die Löschgruppen Kirchlengern-Südlengern, …

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… Exter und …

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… Kalldorf im Einsatz.

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Knifflige Angelegenheit: Die Schlauchverbindung zwischen Tauchpumpe und Löschkanone muss geschlossen werden.  

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36. Schlauchbootwettbewerb der Löschgruppe Bünde-Ahle: Es klärt sich auf zum nächsten Schneeregen-Schauer.

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Oberschiedsrichter Ralf Häcker in seinem neuen Büro.

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Von hier aus behält er den gesamten Festplatz im Blick.

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Die Feuerwehr Bielefeld ist auch in diesem Jahr mit einem starken Teilnehmerfeld angerückt.
Das bringt die Löschabteilung Quelle zum Ausdruck, über deren Löschgruppenfahrzeug mit Tragkraftspritze
(LF 16-TS) die Fahne mit dem Bielefelder Stadtwappen weht.

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Das Warten hat ein Ende: Sven Kuhlmann verkündet die Platzierungen.

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Die Ortsfeuerwehr Melle-Riemsloh belegt Platz 1. und nimmt den Wanderpokal mit nach Niedersachsen.

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Vorher müssen Matthias Thiel, Lisa Bonhaus und Holger Nowatzke noch eine Wette einlösen.

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