Fahrzeug des Monats
Dezember 2025
Löschgruppenfahrzeug 8 „leicht“ (LF 8 „leicht“)
zuletzt im Besitz des Oldi-Löschzugs Lübbecke-Obermehnen (Kreis Minden-Lübbecke)
Technische Daten
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Fahrgestell (Hersteller) |
Ford-Werke Köln |
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Typ |
FK 2500 |
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Motor |
8-Zylinder Benziner |
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Hubraum |
3,9 l (3.924 ccm) |
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Leistung |
100 PS (74 kW) |
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Antriebsart/Radformel |
Heckantrieb |
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Getriebe |
Schaltgetriebe |
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Bremsanlage |
Trommelbremsen (an allen vier Rädern) |
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Verbrauch |
rd. 15 l pro 100 km |
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Höchstgeschwindigkeit |
ca. 85 km/h |
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Abmessungen |
6,90 m (L), 2,15 m (B), 2,50 m (H) |
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Radstand |
3,70 m |
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zul. Gesamtgewicht |
5,2 t |
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Ausbau/Ausrüstung |
Gebr. Bachert GmbH u. Co. KG, Pumpen - 14 x B-Schlauch, 3. Dachbeladung 4. Beleuchtung, Warnmittel, Erste-Hilfe - 2 x Starktonhorn |
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Besatzung |
1/8 (Gruppe) |
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Baujahr/Indienststellung |
1960 |
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Die ersten „Ford-Schnell-Lastwagen“ (Modellreihe AA) kommen 1928 auf den Markt und werden in Berlin montiert. Drei Jahre später wird die Produktion in das neue Ford-Werk in Köln verlegt. Ab 1936 dürfen die LKW aus der Domstadt als „rein deutsches Produkt“ bezeichnet werden, da fast alle Teile im Reichsgebiet produziert werden. Nach dem Krieg startet Ford am Rhein schnell wieder durch: Zunächst mit der Produktion von Lastwagen und ab 1948 mit dem ersten Nachkriegs-PKW, dem Ford Taunus G73A – im Volksmund wegen seiner markanten Heckform „Buckeltaunus“ genannt.
Charakteristisches „Haifisch-Maul“
Zur Internationalen Automobilausstellung 1955 in Frankfurt am Main präsentieren die Ford-Werke einen völlig neuen Laster. Die FK-Baureihe (FK für „Ford Köln“) verfügt nun über ein modernisiertes Fahrerhaus mit rundlicher „Schnauze“, eine große, gewölbte Frontscheibe und einen charakteristischen Kühlergrill mit zwölf senkrecht stehenden Rippen – dem aus dem zeitgenössischen PKW-Bau bekannten „Haifisch-Maul“. Im darauffolgenden Jahr beginnt die Markteinführung.
Als Basis für das Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8) ist besonders das Modell FK 2500 mit 2,5 Tonnen Nutzlast interessant. Das Auto kann unter anderem mit einem Vergasermotor mit 3,9 Litern Hubraum und 100 PS bestellt werden, der nach dem Viertaktprinzip arbeitet. Dabei handelt es sich um ein Achtzylinder-Aggregat (V8), bei dem die Zylinder in zwei Viererblöcken im Winkel von 90 Grad zueinander angeordnet sind. Das Löschgruppenfahrzeug 8 mit Gruppenbesatzung, also neun Feuerwehrleuten, ist in den 1960er Jahren - vor allem bei den Freiwilligen Feuerwehren im ländlichen Raum - weit verbreitet. Es verfügt typischerweise über eine Vorbaupumpe (FVP 8/8), eine Tragkraftspritze im Heck (TS 8/8), 14 B- und 12 C-Schläuche sowie eine vierteilige Steckleiter auf dem Dach. Ein Wassertank ist allerdings nicht vorgesehen, sodass die Wehrleute im Brandfall zunächst die Wasserversorgung aufbauen müssen. Damals werden das LF 8 „leicht“ mit nur einem Geräteraum je Fahrzeugseite, das LF 8 „mittel“ mit Zusatzbeladung zur Technischen Hilfe und das LF 8 „schwer“ mit Allradantrieb unterschieden.
Löschgruppenfahrzeug 8 vom Typ Ford FK 2500 (Ausbau: Bachert). (Foto: J. Vogelsang)
Die Vorbaupumpe leistet 800 Liter pro Minute. Der Kühlergrill im Haifisch-Maul-Design ist typisch für die Wirtschaftswunderjahre. (Foto: J. Vogelsang)
Dieselmotoren floppen
Als Standard für die neue FK-Baureihe von Ford sind zunächst Dieselmotoren vorgesehen, die Ingenieure der „Anstalt für Verbrennungsmotoren Prof. Dr. Hans List in Graz/Österreich“ (heute AVL List GmbH) entwickelt haben. Es handelt sich um ventillose Aggregate aus Leichtmetall mit vier (80 PS) oder sechs Zylindern (120 PS), die nach dem Zweitaktverfahren arbeiten. Sie sollen aus wenig Hubraum viel Leistung schöpfen, verschleißarm sein und durch ihr geringes Gewicht punkten. Doch die Erwartungen der Konstrukteure erfüllen sich im rauen Nutzfahrzeugalltag nicht. So verformen sich die Zylinderlaufbahnen durch die hohe thermische Belastung. Die langsam laufenden Sechszylinder neigen zudem zur Verkokung des Auspuffs, was zu einer deutlichen Leistungsminderung führt. Im Verlaufe des Jahres 1956 nimmt die Zahl der Reklamationen sprunghaft zu, sodass zeitweise mehr Fahrzeuge zurückkommen, als neue ausgeliefert werden. In der Folge muss die Dieselmotorenfertigung vorrübergehend gestoppt werden, um die Generalüberholung der bereits verkauften und jetzt defekten Aggregate überhaupt noch bewältigen zu können. Das konische Aufbohren der Zylinder bringt aber keinen nachhaltigen Erfolg. Mitte 1957 nimmt Ford Deutschland deshalb seine Dieselaggregate aus dem Programm. Die Miesere führt zu einem Vertrauensverlust bei der Kundschaft, sodass die Absatzzahlen der FK-Baureihe massiv sinken. 1961 stellt das Unternehmen die Lastwagenproduktion schließlich ganz ein. Der Kleintransporter Taunus Transit - er findet bei der Feuerwehr als Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) Verwendung - läuft noch bis 1965 im Werk Köln-Niehl vom Band. Danach konzentriert sich Ford Deutschland ganz auf das PKW-Geschäft.
Schwere Krise
Anfang Juli 2023 rollt in Köln der letzte Ford Fiesta aus den Produktionshallen. Über 20 Millionen Fahrzeuge sind in den vergangenen 47 Jahren gebaut worden, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Die ehemalige Fiesta-Fabrik in Niehl wird nun ausschließlich als Produktionsstätte für Elektroautos genutzt. Knapp zwei Milliarden Euro hat der amerikanische Mutterkonzern für den Umbau zum „Ford Cologne Electric Vehicle Center“ investiert. Bis zu 250.000 Stromer sollen pro Jahr gefertigt werden. Den Anfang macht der Elektro-SUV Explorer. Im Juli 2024 folgt die Weltpremiere des neuen, vollelektrischen Ford Capri. Doch die hohen Erwartungen haben sich bisher nicht erfüllt. Die Nachfrage nach den in Köln produzierten E-Autos ist schwach. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte das Ford-Werk mehr als 40.000 Menschen. Zurzeit sind es noch 11.500 Mitarbeitende. Und der Arbeitsplatzabbau geht offenbar weiter. Eine Insolvenz der Ford-Werke GmbH ist nicht mehr ausgeschlossen. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
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