„Ich ziehe meinen Hut vor Ihrem unglaublichen Einsatz!“

71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes

DFV Versammlung Frankfurt aFrankfurt/Main. Vor dem Hintergrund der angespannten Sicherheitslage in Deutschland und Europa fand in Frankfurt die 71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) statt. 173 Delegierte aus allen Teilen des Bundesgebietes waren dazu am Samstag (9.11.2024)  in den Mainarcaden im Herzen der hessischen Metropole zusammengekommen.  Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck und der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef nahmen neben weiteren Ehrengästen an der Veranstaltung teil, um unter anderem zu den aktuellen sicherheits- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen Stellung zu nehmen. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse legte anschließend gegenüber der Versammlung Rechenschaft ab und appellierte an die Entscheidungsträger in Berlin, von einer Kürzung der Mittel für die innere Sicherheit Abstand zu nehmen.     

 

Die Bundesinnenministerin sparte am Samstag nicht mit lobenden Worten für die fast 1,4 Millionen Feuerwehrleute in Deutschland. „Ich ziehe meinen Hut vor Ihrem unglaublichen Einsatz!“, erklärte Faeser.  Man müsse darüber nachdenken, über die Worte des Dankes hinaus, dieses großartige Engagement besonders zu würdigen. Nach wie vor gibt es Gewaltexzesse gegenüber Einsatzkräften.  „Als Staat stellen wir uns massiv dagegen“, bekräftige die Ministerin. Sie appellierte an die politischen Repräsentanten, das Gesetz zur Verschärfung von Strafen bei Angriffen auf Einsatzkräfte gemeinsam im Bundestag zu verabschieden. Staatsbedienstete, Einsatzkräfte und Freiwillige sollen dadurch besser vor Angriffen geschützt werden. So sollen etwa Chaoten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden können, wenn sie Einsatzkräfte in einen Hinterhalt locken. Faeser bedankte sich für den Einsatz der Feuerwehren, unter anderem in den Projekten des Programms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und in den Jugendfeuerwehren, für die Vermittlung demokratischer Werte. Der hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck betonte, es sei wichtig, vor allem in den kleinen Feuerwehren die Überforderung durch Bürokratie zu verhindern. Er forderte die Feuerwehren dazu auf, „die Potenziale der Vielfalt in unserer Gesellschaft zu nutzen“. Frankfurts Oberbürgermeister, Mike Josef, zeigte sich begeistert von der tiefgründigen Kameradschaft: „ Die Feuerwehrfamilie ist füreinander da!“

 

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173 Delegierte tagen anlässlich der 71. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes in Frankfurt/Main. (Foto: DFV)

 

DFV Versammlung Frankfurt bBundesinnenministerin Nancy Faeser zählt zu den Ehrengästen. (Foto: DFV)

 

Einsatzausrüstung finanzieren, die gebraucht wird

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse nutzte die Gelegenheit für einen Appell an die  Bundesregierung, die Mittel für die innere Sicherheit nicht zu kürzen. „Sprechen Sie mit uns, mit den Feuerwehren, um gezielt und planvoll vorgehen zu können, um die Dinge anschaffen zu können, die wir auch benötigen!“ Die Feuerwehren würden bei fast allen kritischen Lagen als erste Organisation um Hilfe gerufen. „Wir sind handlungsfähig und finden Lösungen“, konstatierte Banse. Gleichwohl sei eine höhere Widerstandskraft/Resilienz der Bevölkerung nötig. Diese senke nach Überzeugung des DFV-Präsidenten zum einen die Anzahl der Hilfeersuchen während  einer Katastrophe und reduziere damit zum anderen auch die verbalen Attacken und Gewalt gegenüber Einsatzkräften. Der DFV-Präsident bekräftigte die Bedeutung eines gemeinsamen Museums der deutschen Feuerwehren und der Bundesvereinigung des Technischen Hilfswerks, um die Geschichte dieser wichtigen Teile der Gesellschaft zu sichern. Das einzigartige Informationszentrum rund um den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz soll in Fulda am Ort des Deutschen Feuerwehrmuseums entstehen und aus dem Förderprogramm „KulturInvest“ des Bundes bezuschusst werden.

 

DFV Versammlung Frankfurt cGeneralleutnant André Bodemann erläutert, welche Herausforderungen auf die Feuerwehren im Zivilschutz zukommen könnten.
(Foto: DFV)

 

Gefahr aus dem Osten: Feuerwehr ist Teil des Operationsplans Deutschland

Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 hat die Friedensordnung in Europa grundlegend erschüttert. Sicherheitsexperten befürchten mittlerweile, dass Moskaus Streitkräfte in fünf bis acht Jahren so gut ausgerüstet seien, dass ein Angriff auf  Nato-Gebiet möglich wäre. Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage entwickelt die Bundeswehr in einer gemeinsamen Planungsgruppe aus Bund, Ländern und Kommunen, den Blaulichtorganisationen und der Wirtschaft einen geheimen, gesamtstaatlichen Verteidigungsplan, den „Operationsplan Deutschland“ (OPLAN DEU). Welche Herausforderungen auf die Feuerwehren im Rahmen des OPLAN DEU zukommen könnten, erläuterte Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, in seinem eindrücklichen Vortrag. Er bezeichnete die Feuerwehrangehörigen als „Kräfte der ersten Stunde“, deren Einsatz gebraucht werde, damit das Leben in Deutschland weitergehe. Militär und Zivilschutz müssen deshalb gut vorbereitet seien: „Was geübt wird, funktioniert. Was geübt wird, ist glaubhaft und schreckt ab“, erklärte der Generalleutnant.

Im verbandlichen Teil der Veranstaltung betonte Teresa Tiszbierek, Vizepräsidentin des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren der Republik Polen, die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit auch vor dem Hintergrund der gemeinsamen Initiativen auf europäischer Bühne. Die langjährige DFV-Bundesbeauftragte für Feuerwehrseelsorge, Feuerwehrpastorin Erneli Martens, wurde mit einem „Feuerbären“ aus ihrem Amt verabschiedet. Da Karl-Heinz Frank, Vizepräsident für den Bereich der Berufsfeuerwehren, zum Jahresende seine Funktion abgibt, wurde ein Nachfolger für das Präsidium des DFV gewählt. Axel Schuh, Leiter der Branddirektion Leipzig, übernimmt das Amt zum 1. Januar 2025. Vor der Delegiertenversammlung fand ein ökumenischer Gottesdienst statt. Bereits am Freitag hatte der durch den Landesfeuerwehrverband Hessen mit Unterstützung der Branddirektion Frankfurt/Main ausgerichtete Länderabend stattgefunden. Die 72. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes ist 2025 in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) geplant.

(Redaktion: kfv-herford.de)

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