41. Schlauchbootwettbewerb auf der Else
Bünde. Dunkle Wolken kündigten das „Unheil“ bereits von Weitem an. Ein Unwetter mit Starkregen und Hagel hat den Zeitplan des 41. Schlauchbootwettbewerbs (27./28.04.2024) der Löschgruppe Bünde-Ahle durcheinandergewirbelt. Betroffen war der Wertungslauf der Jugendfeuerwehren, der am Samstag stattfand. Paradoxerweise stand die diesjährige Veranstaltung unter dem Motto „Land unter!“. Die Mannschaften hatten unter anderem Sandsäcke über die Else zu transportieren. Löschgruppenführer Lars Vienop nahm die Unwettersituation mit Humor: „Das Motto wurde dadurch quasi mit Leben gefüllt!“
Bereits an den Tagen zuvor hat es immer wieder stark geregnet. Entsprechend aufgeweicht ist der Boden am Elseufer. „Wir haben erst letzte Woche Sonntag entschieden, den Wettbewerb überhaupt durchzuführen“, sagt Vienop. Auf dem Traditionsgelände direkt am Fluss sei der Auf- und Abbau allerdings nicht möglich gewesen. So aktiviert die Löschgruppe kurzerhand einen Notfallplan. Der Festplatz wird nun hinter dem Elsedeich eingerichtet. Den schlammigen Untergrund sichern die Aktiven mit Stroh und Fahrbahnplatten, die das THW zur Verfügung stellt. Insgesamt 65 Mannschaften gehen zur 41. Neuauflage des Wettbewerbs an den Start. Das Teilnehmerfeld kommt aus ganz OWL und dem benachbarten Niedersachsen. Den wohl weitesten Anfahrtsweg hat die Löschgruppe Stolberg-Atsch (Städteregion Aachen) auf sich genommen, um das Spektakel auf der Else mitzuerleben. Rüdiger Müller (Bünde-Ahle), der mit Dirk Böhm (Stolberg-Atsch) beruflich zusammenarbeitet, hat den Kontakt hergestellt.
Mann über Bord: Beim Schlauchbootwettbewerb der Löschgruppe Bünde-Ahle kämpfen
die Feuerwehrleute mit vollem Einsatz um die Platzierungen.
Holzhäuschen mit Sandsackbarriere vor den Fluten geschützt
Am Sonntagnachmittag sind die Wetterkapriolen vom Vortrag schon fast vergessen. Ein Shuttle-Service bringt die Teams vom Parkplatz auf dem EWB-Gelände an der Osnabrücker Straße zum Wettbewerbsgelände. Dort geht gerade die Mannschaft der Löschgruppe Bünde-Dünne an den Start, die zunächst eine anspruchsvolle Rechenaufgabe lösen muss. Schiedsrichter Dennis Clegg erläutert die Aufgabenstellung: „Wie lange dauert es, um den Pegelstand eines Gewässers mit der Feuerwehrpumpe um einen bestimmten Wert abzusenken?“ Linner See, Kronen See, Meschesee, Obersee und das heimische Hücker Moor stehen unter anderem am Glücksrad mit ihren Maßen zur Auswahl. Nach dem Überfahren der Startlinie geht es für die neunköpfige Schlauchbootbesatzung zur „Merkbox“. Per Zufallsgenerator erfahren die Feuerwehrleute, welche Pumpenleistung zur Verfügung steht und um wie viel Zentimeter der Wasserstand abgesenkt werden soll. Jetzt wird fleißig gerechnet und gleichzeitig Station drei angesteuert. Zehn Sandsäcke, die am Ufer liegen, sind flugs im Boot verstaut. Die nächste Aufgabe erfordert handwerkliches Geschick. Ein Besatzungsmitglied kürzt eine Holzlatte, die am Ufer befestigt ist, vom Boot aus mit einer Bügelsäger samt Teleskopstange. Ein Baumstamm treibt auf der Else und droht den Weg zu versperren. Die Besatzung der Löschgruppe Dünne bringt das Treibgut zum Südufer und sichert es dort „vorschriftsmäßig“ mit der Feuerwehrleine. Währenddessen bedrohen die „Fluten“ auf der Nordseite ein kleines Holzhäuschen. Gut das die Mannschaft der „Else 1“ schnell vor Ort ist und eine Sandsackbarriere vor dem Gebäude aufbaut. Nach dem Durchfahren der Slalomstrecke ist das Holzboot „Else 3“ erreicht, das im Fluss vor Anker liegt und den Wendepunkt markiert. Die Besatzung läutet die Schiffsglocke und die Rückfahrt beginnt. Kurz vor dem Ziel wird es richtig ungemütlich. Ein Tarnnetz, das unterfahren werden muss, symbolisiert dunkle Wolken. Die Regendusche kommt aus einem Hohlstrahlrohr. Doch auch diese Situation meistert die Mannschaft aus Bünde-Dünne mit Bravour. Nach dem Hochwasser der Else während der Weihnachtsfeiertage, sind wir auf die Idee gekommen, den diesjährigen Wettbewerb unter das Motto ‚Land unter!‘ zu stellen“, sagt Timo Lützkendorf, der die Streckenaufsicht übernimmt.
Sieger- und Wanderpokal gehen ins Oberzentrum
An Land wartet noch eine letzte Aufgabe auf die teilnehmenden Teams. Sie müssen fünf Sandsäcke füllen – und zwar so, dass sich ein Gesamtgewicht von 40 Kilogramm ergibt. Die Löschgruppe Vlotho-Exter kommt auf 33 Kilo und die Löschabteilung Senne füllt mit 49 Kilo deutlich zu viel Sand ab. Gegen 18 Uhr steigt die Spannung. Schließlich verkünden Lars Vienop und Stellvertreter Thomas Kluthe das Ergebnis der 41. Schlauchbootwettfahrt. Am Ende reißen die Feuerwehrleute der Löschabteilung Bielefeld-Großdornberg die Arme jubelnd in die Höhe. Sie haben mit einer Zeit von 9,08 Minuten den ersten Platz erreicht und werden mit Sieger- und Wanderpokal ausgezeichnet. Knapp dahinter landen der Löschzug Gütersloh (9,12 Minuten) und die Berufsfeuerwehr Bielefeld Wachabteilung 3 Hauptwache (9,36 Minuten). Den undankbaren vierten Platz erreicht mit dem Löschzug Spenge-Lenzinghausen ein Team aus dem Kreis Herford (9,52 Minuten). Der Wertungslauf der Jugendfeuerwehren ist am Tag zuvor ähnlich spannend verlaufen. Folgende Platzierungen haben sich ergeben: (1) JF Bielefeld-Ost (13,05 Minuten), (2) JF Bielefeld West-Hoberge (14,01 Minuten), (3) JF Bünde 1 (14,02 Minuten), (4) JF Spenge (14,38 Minuten).
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Mit einem Dreh am Glücksrad beginnt der Wettbewerb.
Schiedsrichter Dennis Clegg erläutert die Aufgabenstellung.
Die „Merkbox“ liefert weitere Informationen für die Rechenaufgabe.
Während der Fahrt muss die Lösung gefunden werden.
Mit einem Hohlstrahlrohr wird die Unwetterlage simuliert.
Team Bünde-Dünne ist startklar.
Ein Baumstamm, der die Strecke versperrt, wird zur Seite geräumt.
Vorne verladen die Feuerwehrleute die Sandsäcke, während im Hintergrund fleißig gerechnet wird.
Team Enger Oldinghausen-Pödinghausen geht an den Start.
Hatten die weiteste Anfahrt: Die Mannschaft der Löschgruppe Stolberg-Alsch
(Städteregion Aachen) und Rüdiger Müller (2. v.l.).
Team Vlotho-Exter ist hoch motiviert.
Eine Schätzaufgabe bildet den Abschluss: Fünf Sandsäcke müssen gefüllt werden, …
… sodass sich ein Gesamtgewicht von 40 Kilogramm ergibt.
Hauptschiedsrichter: (v.l.) Ralf Häcker, Lukas Stratmann und Matthias Darnauer.
Löschgruppenführer Lars Vienop (r), Stellvertreter Thomas Kluthe (l) und
Löschgruppenführer a.D. Sven Kuhlmann bei der Siegerehrung.
Bei der Löschabteilung Bielefeld-Großdornberg ist der Jubel groß.
Platz 1: Löschabteilung Bielefeld-Großdornberg.
Platz 2: Löschzug Gütersloh.
Platz 3: Berufsfeuerwehr Bielefeld Wachabteilung 3 Hauptwache.
Erinnerungsmedaille: Als Sockel dient exakt das Holzstück, das im Wettbewerb mit der
Bügelsäge abgetrennt wurde.