Die Feuerwehr trotz knapper Kassen weiterentwickeln!

Jahresarbeitstagung der Feuerwehr Löhne

DSC 4294Löhne. Die Feuerwehr Löhne ist technisch gut ausgerüstet und hat keine personellen Sorgen. Das machten Wehrführer Christian Ehlert und seine beiden Stellvertreter, Dirk Rabeneck und Marvin Haase, während der Jahresarbeitstagung am vergangenen Freitag (22.03.2024) deutlich. „Wir alle müssen die Feuerwehr weiterentwickeln, damit wir weiterhin 365 Tage im Jahr Hilfe leisten und Gefahren abwehren können!“, erklärte Ehlert in der Werretalhalle Löhne vor 160 Feuerwehrleuten und geladenen Gästen. Im Hinblick auf die finanzielle Lage der Kommunen gelte es dabei Investitionen abzuwägen und Prioritäten zu setzen. Ehlert lobte den hohen Ausbildungsstand seiner Mannschaft. „Das ist der Grundstein, um den Gefahren im Einsatzalltag begegnen zu können.“

Zahlreiche Aktive, Abordnungen von DRK, THW und DLRG sowie Vertreter von Rat und Verwaltung hatten sich am Abend in der Werretalhalle eingefunden. Während einer Schweigeminute gedachten die Feuerwehrleute ihrer verstorbenen Kameraden, darunter Magdalena und Michael von der Feuerwehr Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis), die bei einem Feuerwehreinsatz tödlich verunglückt waren. „Die Zeit vergeht, doch die Erinnerung sie bleibt, als Regenbogen – trotz trüber Wolken“, diese tröstlichen Worte fand  Pfarrer und Notfallseelsorger Teofil Nemetschek während der Totenehrung.

Bernd Poggemöller (Bürgermeister): „Wir sind arg in Verzug geraten!“

Bürgermeister Bernd Poggemöller bedankte sich bei den Feuerwehrleuten auch im Namen von Rat und Verwaltung für die im letzten Jahr geleistete Arbeit. In der Bevölkerung sei immer noch nicht präsent, dass ein Großteil des Brandschutzes vom Ehrenamt getragen werde. Das gesellschaftliche Klima werde kälter, beklagte Poggemöller, der sogleich die Feuerwehrleute lobte. „Sie sind eine ganz wichtige Säule unserer Gesellschaft.“  Die Gerätehausneubauten für den Löschzug Gohfeld-Wittel und die Löschgruppe Mennighüffen lassen weiter auf sich warten. „Hier sind wir arg in Verzug geraten“, musste Poggemöller zugeben. Doch er machte Hoffnung: „Ich gehe davon aus, dass für den Neubau am Standort Gohfeld-Wittel im ersten Halbjahr 2024 - vielleicht schon im April - das Baurecht geschaffen wird.“ 


Wehrführer Christian Ehlert präsentiert die Zahlen, Daten und Fakten des Feuerwehrjahres 2023.


Bürgermeister Bernd Poggemöller: „Die Feuerwehr ist eine wichtige Säule der Gesellschaft.“

Die Jugendfeuerwehr hat für den Fortbestand der Aktiven Wehr große Bedeutung. Wohl deshalb berichtete zunächst Stadtjugendfeuerwehrwart Mathias Petermann über die Aktivitäten des Feuerwehrnachwuchses, der momentan 108 Mitglieder zählt. Er erinnerte an die  Winterfreizeit in Korbach,  das Völkerballturnier aller Löhner Jugendfeuerwehrgruppen und Kreisjugendzeltlager im Sauerland. Insgesamt fanden 221 Dienstnachmittage statt. Das Betreuerteam zählt 32 Ehrenamtliche. „Sie  investierten im vergangenen Jahr  1.038 Stunden in die Jugendarbeit“, so Petermann, „und das neben ihrer Tätigkeit in der aktiven Wehr.“ Von der Versammlung gab es dafür Applaus.

Gefährlicher Einsatz: Giebelwand stürzt ein.

Wehrführer Christian Ehlert zog anschließend Bilanz. Insgesamt 361 Mal (2022: 338) rückte die Wehr im vergangenen Jahr aus. 78 Brände (2022: 61) wurden gelöscht und in 283 Fällen (2022: 277) Technische Hilfe geleistet. Zudem sind 71 Fehlalarmierungen (2022: 92) in der Statistik aufgeführt. Die Zahl der Arbeitsstunden, die von den beteiligten Feuerwehrleuten insgesamt geleistet wurden, summierte sich auf 5.133.  Der größte Teil des Einsatzaufkommens entfiel allerdings auf den Rettungsdienst, der 3.476 Fahrten verzeichnete. „Die medizinische Notfallversorgung stößt bundesweit durch immer mehr Bagatelleinsätze an die Kapazitätsgrenze“, so Ehlert. Der Wehrführer erinnerte an die besonderen Einsätze im Jahr 2023. Anfang Februar war es auf dem Gelände der ehemaligen Hahne Mühlenwerke zum Einsturz eines Holzdaches gekommen. „Eine einklemmte Person konnte schnell befreit werden.“ In den frühen Morgenstunden des 6. März brannte in Löhne-Wittel eine Scheune. Ehlert erinnerte sich mit Schrecken zurück: Dort, wo gerade noch Feuerwehrleute eine Schlauchleitung verlegt hätten, sei plötzlich die Giebelwand ohne Vorankündigung zur Seite gestürzt. „Ich bin wirklich froh, dass damals niemand verletzt wurde.“  Am 19. Mai befreiten die Wehrleute einen Autofahrer, der nach einem Verkehrsunfall in seinem Fahrzeug eingeschlossen war. „Die Fahrzeuge werden immer sicherer, sodass es für uns immer schwieriger wird, die Menschen zu befreien.“ Pfingstsonntag löschten die Wehrleute das Dach einer Ausstellungshalle. Erstmals sei eine Drohne samt Wärmebildkamera zum Einsatz gekommen, die sich schon jetzt bezahlt gemacht habe, erklärte Ehlert. Schließlich kam der Feuerwehrchef auf die Hochwasserlage während der Weihnachtsfeiertage zu sprechen. Die Feuerwehrleute aus der Werrestadt waren auch nach Bünde und Vlotho ausgerückt, um die Deiche von Else und Weser zu sichern. „Ohne überörtliche Hilfe funktioniert die Feuerwehr nicht“, meinte der Wehrführer. 

DSC 4310Anfang März brennt in Löhne-Wittel eine Scheune. Beim Einsturz der Giebelwand wird glücklicherweise niemand verletzt. 

179 Aktive versehen ihren ehrenamtlichen Dienst beim   Löschzug Gohfeld-Wittel sowie den Löschgruppen Bahnhof, Mennighüffen, Obernbeck und Ort. Die Hauptamtliche Wache zählt zurzeit 57 Beschäftigte, die für den Brandschutz und den Rettungsdienst zuständig sind. Der Rat hatte im Dezember eine weitreichende Entscheidung getroffen. Danach wird der Kreis Herford Anfang kommenden Jahres den Rettungsdienst übernehmen. Die Situation der „verbundenen Wache“ habe nicht weiter fortgesetzt werden können, sagte der Bürgermeister. Und Silke Vahrson-Hildebrand, Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Kreis Herford, versprach, dass die Übernahmeverhandlungen auf Augenhöhe geführt würden.  Gleichzeitig soll die Hauptamtliche Wache künftig in Staffelstärke, also mit sechs Einsatzkräften, zum Brandeinsatz ausrücken, um so die Menschenrettung im Erstangriff sicherzustellen. „Darauf arbeiten wir hin und das wollen wird sukzessive erreichen“, erklärte Bürgermeister Poggemöller. 

Gute Ausrüstung und Ausbildung 

Die Ausrüstung der Feuerwehr Löhne ist auf einem modernen Stand. Erst am Mittwoch wurde das neue Tanklöschfahrzeug 3000 vom Aufbauhersteller abgeholt. Stellvertretender Wehrführer Dirk Rabeneck erläuterte die Details des Unimogs. „Das Fahrzeug hat 4.000 Liter Wasser an Bord. Es ist hochgeländegängig und eignet sich dadurch für die Vegetations- und Flächenbrandbekämpfung besonders gut.“ Daneben wurde ein Transporter vom Typ VW-Caddy angeschafft, der an der Feuer- und Rettungswache stationiert ist. Währenddessen ist die Vorfreude bei den Mitgliedern der „Tagesalarmbereitschaft Hermes  Fulfilment“ groß. Die Gruppe erhält in Kürze ein neues Mannschaftstransportfahrzeug. „Das Auto ist besonders  ausgestattet, sodass sich die Besatzung bereits während der Fahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten kann“, erläuterte Rabeneck. Weiterhin ist die Anschaffung von zwei weiteren Gerätewagen-Logistik geplant. Bereits eingetroffen sind 200 sandfarbene Bekleidungssätze, die bei der Außenbrandbekämpfung und Technischen Hilfe getragen wird, sowie  93 digitale Handsprechfunkgeräte. 

DSC 4289Die Wehr verfügt erst seit wenigen Tagen über ein TLF 3000 auf Unimog-Fahrgestell (Aufbau Schlingmann/Dissen). 

DSC 4290Das Fahrzeug hat 4.000 Liter Wasser im Tank. 

Stellvertretender Wehrführer Marvin Haase gab einen Einblick in das umfangreiche Aus- und Fortbildungsprogramm der Ehrenamtlichen. Acht Feuerwehrleute absolvierten gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen aus Kirchlengern ihre Grundausbildung. 120 Lehrgangs- und Seminarplätze wurden auf Kreisebene, 29 auf Landesebene belegt. Während der Stadtübung, die beim Unternehmen BAB Distribution stattfand, waren alle Löhner Einheiten im Einsatz. „Die Kommunikation und das Zusammenspiel wurden geprobt“, sagte Haase. Bei der Verkehrswacht in Bielefeld fand zudem ein Fahrsicherheitstraining statt. Der Vizechef lobte die Ausbildung auf Standortebene, die vierzehntägig stattfinde. Hier gebe es viele kreative Ideen.

Es müsse weiterhin versucht werden, motiviertes Personal zu finden und an die Feuerwehr zu binden, erklärte Wehrführer Christian Ehlert in seinem Schlusswort.  „Das ist eine große Herausforderung.“ 

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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(v.l.) Ehrenwehrführer Ralf Krause u. Löschgruppenführer a.D. Thomas Arning. 

 

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Jugendwart Lukas Puschendorf und Löschgruppenführer Stefan Busse (Mennighüffen).

 

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Kreisbrandmeister Bernd Kröger berichtet über die Neuigkeiten auf Kreis- u. Landesebene. 

 

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Gespannte Zuhörer: (v.l.) Stellv. Wehrführer Dirk Rabeneck, Bürgermeister Bernd Poggemöller u. Silke Vahrson-Hildebrand, Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Kreis Herford.

 

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(v.l.) Stellvertretender Wehrführer Marvin Haase und Wehrführer Christian Ehlert. 

 

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(v.l.) Jörg Stiegelmeier (Löhne-Bahnhof), Benjamin Pörtner (Löhne-Ort), Daniel Niemeier (Löhne Gohfeld-Wittel), Volker Prüßner (Löhne-Obernbeck) und Sebastian Pörtner (Löhne-Ort). 

 

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(v.l.) Wehrführer Christian Ehlert, KBM Bernd Kröger, stellv. Wehrführer Dirk Rabeneck, Stadtjugendfeuerwehrwart Mathias Petermann, Silke Vahrson-Hildebrand (Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Kreis Herford), stellv. Wehrführer Marvin Haase, Pfarrer u. Notfallseelsorger Teofil Nemetschek und Bürgermeister Bernd Poggemöller. 

 

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Die Jugendfeuerwehr ist eine wichtige Säule der Feuerwehr Löhne. Eine Abordnung nimmt ebenfalls an der Jahresarbeitstagung teil.