Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Vlotho

Vlotho. Die Feuerwehr Vlotho wurde im vergangenen Jahr bis an die Leistungsgrenze beansprucht. Insgesamt 8.071 Einsatzstunden (2022: 6.024) leisteten die 159 Aktiven. „Damit haben wir ein noch nie dagewesenes Rekordniveau erreicht“, erklärte Wehrführer Torsten Sievering während der Jahreshauptversammlung am Freitagabend (2.02.2024), die im „Haus der Feuerwehr“ Am Bullerbach stattfand. Er mahnte dazu, das Ehrenamt nicht zu überfordern. Fahrzeuge und Geräte könne die Stadt als Trägerin des Feuerschutzes kaufen – freiwillige Feuerwehrleute dagegen nicht. Besonders das Weserhochwasser hatte zu der Mehrbelastung beigetragen.

Während die Bürger Weihnachten unter dem Tannenbaum feierten, stapelten die Wehrleute tausende Sandsäcke, um die Wassermassen einzudämmen. Die Auswirkungen des Klimawandels seien zu spüren gewesen, sagte Bürgermeister Rocco Wilken in seinem Grußwort. Er bedankte sich noch einmal bei der Feuerwehr, dem THW und den großen Hilfsorganisationen: Die Zusammenarbeit innerhalb der Blaulichtfamilie habe in Vlotho hervorragend funktioniert. “Das erfüllt mich mit Freude und Stolz“, sagte Wilken. Landrat Jürgen Müller forderte gleichzeitig dazu auf, eine genaue Bewertung vorzunehmen, um festzustellen, ob die vorhandenen Ressourcen ausreichend seien. „Meine Prognose ist, wir werden noch einmal Geld in die Hand nehmen müssen, um Katastrophen, die uns künftig erreichen, tatsächlich bewältigen zu können.“ MdB Stefan Schwartze, der ebenfalls zu den Gästen der Versammlung zählte, sah das ähnlich. Die Vertreter aus Politik und Verwaltung sprachen sich in Anbetracht der gesellschaftlichen Lage für Vielfalt und Toleranz aus. „Einfache Problemlösungen, die radikale Politiker versprechen, gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr“, so der Landrat.

Feuerwehrchef Torsten Sievering erstattet ausführlich Bericht.

Zu insgesamt 49 Bränden rückte die Wehr aus. So stand im November ein Tanklaster auf der A2 in Flammen. (Foto: Feuerwehr Vlotho)

Umfassender Jahresbericht

Wehrführer Torsten Sievering betonte in seinem Jahresbericht, dass die Anforderungen an die Feuerwehr Jahr für Jahr gestiegen seien. Jetzt seien die Entscheidungsträger an den Spitzen der Feuerwehrverbände gefordert, das breite Aufgabenspektrum der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr gemeinsam mit der Politik kritisch zu durchleuchten und einige Punkte zu hinterfragen. „Nach der Analyse müssen Veränderungen und Reformen angestoßen werden. Nur so lässt sich das hohe Leistungsniveau in unseren Feuerwehren erhalten“, meinte der Wehrführer. Die Löschgruppen Bonneberg, Exter, Steinbründorf und Uffeln, der Löschzug Vlotho-Mitte sowie die Tagesalarmbereitschaft rückten im vergangenen Jahr zu 287 Einsätzen aus (2022: 310). Die Wehrleute retteten 45 Menschen aus Notlagen, löschten 49 Brände und leisteten in 206 Fällen Technische Hilfe. Sievering erinnerte an die besonderen Einsatzlagen. Im Mai hatte in Vlotho-Exter eine Scheune in Flammen gestanden. Der Senior-Eigentümer besuchte die Feuerwehr Vlotho einige Tage später. „Er hat ein langes, anrührendes und persönliches Dankschreiben überreicht.“ Ende November war die Wehr auf der A2 im Einsatz, wo ein Tanklaster brannte, der 36.000 Liter Kraftstoff geladen hatte. Sievering sprach von einem spektakulären und gefährlichen Einsatz. Kleinere Hilfeleistungen bestimmten allerdings den Einsatzalltag. So rettete die Wehr Anfang Oktober einen Bussard, der in einem offenen Güllebehälter gelandet war. „Alle Einsätze wurden erfolgreich abgearbeitet. Deshalb bin ich stolz auf diese Truppe!“
In puncto Beschaffungen zeigte sich Sievering ebenfalls zufrieden. Im vergangenen Jahr wurde die Atemschutztechnik umgestellt. Jetzt stehen den Wehrleuten moderne Überdruckgeräte zur Verfügung. Außerdem beschaffte die Stadt einen Hygieneanhänger, um der Verschleppung von Schadstoffen und Kontaminationen in den Privatbereich vorzubeugen. Zwei große Projekte seien hingegen ins Stocken geraten, erklärte Sievering. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück für das neue Feuerwehrgerätehaus in Exter gestalte sich schwierig. Ob der Löschzug Vlotho-Mitte auf dem Gelände der ehemaligen Lohmeier-Werke einen Neubau bekommt, sei weiterhin unklar. „Alle Beteiligten von Feuerwehr, Rat und Verwaltung müssen jetzt schnell an einen Tisch und Klarheit für die beiden ausstehenden Bauprojekte schaffen!“ Im Übrigen betonte der Wehrführer, dass es in allen Einheiten Plätze für neue Mitglieder gebe. „Kein Platz ist bei uns allerdings für Leute mit rechtem Gedankengut!“

Berichte aus den Fachbereichen

Sven Detering, stellvertretender Leiter der Wehr, erläuterte die Ausbildungssituation. „Neben der materiellen Ausstattung sind die Übungsdienste und Fortbildungen wichtige Bausteine, um eine leistungsfähige Feuerwehr aufrechtzuerhalten.“ Gleich 22 Feuerwehranwärter aus der Weserstadt absolvierten im vergangenen Jahr ihre Grundausbildung, die insgesamt 160 Stunden umfasste und gemeinsam mit den Feuerwehren Herford und Hiddenhausen stattfand. Die Mitglieder der Fachgruppe Absturzsicherung nahmen zudem an einem Auffrischungsseminar teil. In diesem Jahr führt der Arbeitskreis Verkehrsunfall praktische Schulungen durch, erklärte Detering. Er appellierte an die Versammlung: „Nutzt die Angebote zur Aus- und Fortbildung, damit wir auch künftig gut aufgestellt sind und die immer komplexeren Aufgaben beherrschen!“
Stellvertretender Wehrführer Thomas Twelsiek betrachtete das vergangene Jahr aus einsatztaktischer Sicht. Für den Kreis Herford sei erstmals ein Katastrophenschutzbedarfsplan erstellt worden. „Dabei haben wir festgestellt, dass noch nicht in allen Bereichen ein zufriedenstellender Stand erreicht ist.“ Die Feuerwehr werde nun bei besonderen Lagen durch die Verwaltung unterstützt. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) der Stadt Vlotho sei erstmals beim Hochwasser zusammengetreten und habe die Fachkompetenz der einzelnen Ämter aber auch anderen Hilfsorganisationen gebündelt. „Das war eine gute Unterstützung“, sagte Twelsiek, „denn solche Einsatzlagen können wir als Feuerwehr Vlotho alleine nicht meistern.“ Die Feuerwehr Vlotho übernimmt seit dem letzten Jahr eine zusätzliche Aufgabe. Sollte es im Kreis Herford zu einer größeren Schadenslage kommen, dann ist die Besatzung des Einsatzleitwagens 1 - gemeinsam mit Feuerwehrleuten aus Herford und Rödinghausen - für den Betrieb des Bereitstellungsraums zuständig. „Das wurde im letzten Jahr erstmals am Kraftwerk in Kirchlengern bei einer großen Übung geprobt.“
Stadtjugendfeuerwehrwart Philipp Korte berichtete anschließend über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr. Sie zählt momentan 28 Mitglieder, darunter sieben Mädchen. Am Fronleichnamsfeiertag hatte die Gruppe ihren traditionellen Orientierungslauf veranstaltet. „Bei bestem Wetter starteten 24 Gruppen aus dem gesamten Kreis Herford und dem benachbarten Lippe“, erzählte Korte. Zu den weiteren Highlights zählte das Kreisjugendzeltlager, das am Hennesee im Sauerland stattfand. Das Thema Erste Hilfe stand bei der Kinderfeuerwehr unter anderem auf dem Programm. Außerdem waren die „Blaulichtkids“ bei der Polizei zu Gast. „Dort lernten die Kinder das Polizeiauto und die spezielle Einsatzausrüstung kennen“, berichtete Nora Sickmann, stellvertretende Kinderfeuerwehrwartin. Die Nachwuchsarbeit trägt mittlerweile erste Früchte. Im vergangenen Jahr wechselten vier Löschbambini von der Kinder- in die Jugendfeuerwehr.
Kreisbrandmeister Bernd Kröger zeigte sich ebenfalls zufrieden. Mit 2.781 Mitgliedern habe der Kreisfeuerwehrverband einen neuen Höchststand erreicht. Dazu beigetragen habe ein deutliches Plus bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren. Kröger kam auch auf die Baumaßnahme an der Kreisfeuerwehrzentrale zu sprechen, die zügig voranschreite: „Wir werden vermutlich der erste Kreis in NRW sein, der eine virtuelle Atemschutzübungswohnung in Betrieb nimmt!“

Am Schluss der Jahreshauptversammlung standen schließlich noch Ehrungen und Beförderungen auf der Tagesordnung.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Ehrungen

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)
Stephan Burmeister (LG Exter)
Patrick Wiegner (LG Exter)
Olga Weiß (LZ Vlotho)

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold (35 Jahre)
Oliver Preuß (LG Bonneberg)
Bernd Sielemann (LG Bonneberg)
Ralf Meier (LG Steinbründorf)

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren

40jährige Mitgliedschaft
Willi Besler (LG Bonneberg)

50jährige Mitgliedschaft
Heinz Schröder (LG Bonneberg)
Hans-Jürgen Mau (LG Exter)
Erwin Wiemann (LG Steinbründorf)
Siegfried Lips (LZ Vlotho)

Beförderungen

Feuerwehrfrau-Anwärterin
Angelika Weimer (LG Exter)

Feuerwehr/mann/frau
Cederic Brinck (LG Bonneberg)
Mareen Meier (LG Exter)
Robin Eggert (LG Steinbründorf)
Christian Kriebel (LG Steinbründorf)
Alexander Thom (LG Uffeln)
Jens Lelewell (LG Uffeln)
Jannis Hodge (LZ Vlotho)

Oberfeuerwehrmann
Veit Oliver Wetter (LZ Vlotho)
Maximilian Wilke (LZ Vlotho)
Phil Hemeier (LZ Vlotho)

Unterbrandmeister/in
Nele Grabowski (LG Bonneberg)
Kassandra Schröder (LG Bonneberg)
Damon Fieber (LG Exter)
Mario Fettkenhauer (LG Steinbründorf)
Patrick Reichpietsch (LZ Vlotho)

Brandmeister
Manuel Besler (LG Bonneberg)
Michael Meise (LG Exter)

Oberbrandmeister
Nikolai Hoffmann (LG Uffeln)

Die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Vlotho ist gut besucht.

(v.l.) Wehrführer Torsten Sievering, KBM Bernd Kröger u. Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier.

(v.l.) Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier und Ehren-KBM Dieter Wilkening.

(v.l.) Ehren-KBM Wolfgang Hackländer und stellv. Wehrführer Thomas Twelsiek.

Alle Abteilungen der Feuerwehr Vlotho weisen stabile Mitgliederzahlen auf.

Bernd Kröger (KBM): „Die Zahl der Mitglieder des KFV hat einen neuen Höchststand erreicht!“

(v.l.) MdB Stefan Schwartze, Landrat Jürgen Müller, Bürgermeister Rocco Wilken und KBM Bernd Kröger.

Olga Weiß (r) wird mit dem Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber geehrt.

Patrick Wiegner (r) ist seit 25 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.

Oliver Preuß (l) wird mit dem Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold geehrt.

Bernd Sielemann (l) ist seit 35 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.

Gruppenfoto der Geehrten (25 Jahre, 35 Jahre)

Ehrung für 40jährige und 50jährige Mitgliedschaft: (v.l.) Erwin Wiemann, KBM Bernd Kröger, Hans-Jürgen Mau, Siegfried Lips, Willi Besler, Heinz Schröder und Bürgermeister Rocco Wilken.

Gruppenfoto der Beförderten

Die Jugendfeuerwehr unter Leitung von Philipp Korte (l) und Patrick Wiegner (r) nimmt mit einer starken Abordnung an der Hauptversammlung teil.

Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier (r) zeichnet Wehrführer Torsten Sievering für dessen Jugendfeuerwehrengagement mit der Silbernen Ehrennadel der Jugendfeuerwehr NRW aus.