Flammen zerstören Bettwarenfabrik

Großbrand in Herford

DSC 3716Herford. Ein Großbrand hat am Samstag (30.09.2023) große Teile der Bettwarenfabrik Schlafmond in Herford zerstört und einen Millionenschaden verursacht.  Über dem Firmengebäude im Herforder Westen stand über Stunden hinweg eine schwarze  Rauchsäule. Die Anwohner in der Umgebung wurden über die Warn-App Nina aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Etwa 200 Feuerwehrleute aus der Hansestadt, dem gesamten Kreis Herford und darüber hinaus, übernahmen die Löscharbeiten.  Ein Feuerwehrmann verletzte sich bei den Löscharbeiten am Knie und wurde in ein  Krankenhaus eingeliefert. 

 

Um kurz nach 15 Uhr erreicht die Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen der erste Notruf. Der Anrufer berichtet von einer brennenden Mulde im Außenbereich der Bettwarenfabrik an der Oberen Kreienbrede. Zunächst rückt die Hauptamtliche Wache Herford aus. Doch bereits von weitem ist eine schwarze Rauchsäule zu sehen. Der Einsatzführungsdienst veranlasst deshalb die Erhöhung des Alarmierungsstichwortes auf „Feuer Stufe 3“. Andreas Wiegner, Leiter des Löschzugs Herford-Mitte, und ein Teil seiner Leute, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Gelände der Feuerwache befinden, um ihr neues Löschgruppenfahrzeug kennenzulernen, rücken sofort zur Verstärkung aus. Die Löschgruppen Diebrock, Elverdissen und Schwarzenmoor eilen kurz danach zur Einsatzstelle.

Als die ersten Kräfte vor Ort eintreffen, steht die Rohwarenhalle im hinteren Bereich des Firmenkomplexes bereits in Flammen. Hier lagern offenbar große Mengen an Polyester für die Steppdeckenproduktion. An einen Innenangriff ist zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu denken. Die Feuerwehrleute beginnen deshalb mit der Brandbekämpfung von außen. Mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz dringen zeitgleich durch ein Hallentor in die Näherei vor, um die Brandmauer zum Rohwarenlager zu kontrollieren. Wehrführer Karsten Buschmann übernimmt die Einsatzleitung. Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Lutz Kölling, Leiter der Hauptamtlichen Wache, sind ebenfalls als Führungskräfte vor Ort. Mittlerweile steht ein regelrechter Flammenball über der Firma. Ein beißender Brandgeruch liegt in der Luft. Weitere Kräfte aus dem gesamten Kreisgebiet werden nachalarmiert. Da an diesem Tag der Leistungsnachweis in Enger-Besenkamp stattfindet, rücken die Einheiten zum Teil direkt vom Wettbewerbsgelände ab.



Das Rohstofflager des Bettenwarenherstellers Schlafmond an der Oberen Kreienbrede in Herford steht in Flammen.

 

Den Einsatzkräften der Feuerwehr bleibt nur die Brandbekämpfung im Außenangriff.

 

Brandbekämpfung in zwei Einsatzabschnitten

An der Oberen Kreienbrede sind mittlerweile die Kräfte der Hauptamtlichen Wache, des Löschzugs Herford-Mitte und der Löschgruppen Diebrock und Schwarzenmoor im Abschnitt 1 im Einsatz. Aus dem Korb der Drehleiter aus Herford wird das Feuer mit dem Wenderohr bekämpft. Drei B-Leitungen werden von der Engerstraße aus in den Einsatzabschnitt 1 verlegt. Mehrere Unterflurhydranten einer Hauptversorgungsleitung (300er Leitung) werden angezapft. Eine weitere B-Leitung verlegen die Einsatzkräfte aus der entgegengesetzten Richtung, von der Diebrocker Straße her, zur Einsatzstelle. Eine zentrale Rolle spielt das Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter „Wasser“. Hier wird das Löschmittel gepuffert und weiter verteilt. Ein mobiler 5000-Liter-Faltbehälter, den die Einsatzkräfte des Löschgruppenfahrzeugs 20 für den Katastrophenschutz aus Herford auf der Engerstraße aufbauen, dient als zusätzlicher Speicher.

Ein weiterer Einsatzabschnitt befindet sich im hinteren Bereich der „Steppdecken-Manufaktur“. Die Löschgruppe Elverdissen und die Drehleiterbesatzung aus Hiddenhausen sind dazu auf der abgeriegelten Zu- und Abfahrt zur Umgehungsstraße (B 61/239) in Stellung gegangen. Die Einsatzkräfte kämpfen sich zunächst mühsam mit einer Kettensäge durch den dichten Bewuchs am Straßenrand, um die Gebäuderückseite zu erreichen. Hier erfolgt die Brandbekämpfung mit mehreren Strahlrohren und einem mobilen Wasserwerfer. Deutlich ist zu sehen, wie die Flammen im Inneren lichterloh lodern. Die Außenmauern der Lagerhalle haben sich durch die immense Hitzeentwicklung nach außen gewölbt. Die Tanklöschfahrzeuge 4000 aus Kirchlengern, Bünde-Muckum, Hiddenhausen und dem benachbarten Bad Salzuflen-Ahmsen (Kreis Lippe) schaffen das Löschwasser in diesem Einsatzabschnitt im Pendelverkehr herbei.

 

Betriebsfeuerwehr Wellteam unterstützt

Die Einsatzleitung ist im Einsatzleitwagen 2 zusammengekommen, den die Löschgruppe Löhne-Ort betreibt. Karsten Buschmann ist besorgt: „Das Feuer droht auf Näherei und Maschinenhalle überzugreifen.“ Deshalb zieht der Einsatzleiter in Erwägung, den Produktionsbereich mit Schaum zu fluten. Von der Kreisfeuerwehrzentrale wird das Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter „Schaum“ angefordert. Die Betriebsfeuerwehr Wellteam leistet ebenfalls Unterstützung. Alexander Schöneberg, ehrenamtlicher Feuerwehrmann und einer der Wellteam-Geschäftsführer, bringt den Teleskopgelenkmast des Unternehmens, einen Dreiachser von Scania (Aufbau Cela) auf dem benachbarten Gelände eines Baustoffhändlers in Stellung. Jetzt sind drei Hubrettungsfahrzeuge an den Löscharbeiten beteiligt. Zusätzlich wird der Einsatzabschnitt Wasserversorgung verstärkt und der Wasserförderzug des Kreises Herford alarmiert. Aus Löhne kommt weiterhin das Agrar-Service-Unternehmen Marten und Teune  mit einer Sattelzugmaschine, die 30.000 Liter Wasser fasst; und die Berufsfeuerwehr Bielefeld schickt eine wasserdichte Mulde. Im Einsatzabschnitt „Messen“ werden  mit den ABC-Erkunder-Fahrzeugen aus Herford und Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke)  Luftmessungen in der Umgebung durchgeführt. Dabei können keine erhöhten Schadstoffkonzentrationen festgestellt werden.  Gegen 19 Uhr entspannt sich die Situation. Offenbar konnte der Brand auf das Rohstofflager begrenzt werden. Die Nachlöscharbeiten dauern noch die gesamte Nacht hindurch an. Kräfte der  Betreuungskomponente vom DRK Kreisverband Herford-Stadt übernehmen die Versorgung der Feuerwehrleute. Das Baufachberaterteam vom THW Ortsverband Herford leistet ebenfalls wertvolle Hilfe. Der  Rettungsdienst aus Herford und Kirchlengern übernimmt in der Zwischenzeit den Eigenschutz der Einsatzkräfte.

Zeitweise ist die komplette Feuerwehr Herford in die Löscharbeiten eingebunden. Während dieser Phase übernehmen Einsatzkräfte des Löschzugs Hiddenhausen Schweicheln-Bermbeck den Grundschutz im Stadtgebiet. Feuerwehrleute der Löschgruppe Vlotho-Uffeln stehen zusätzlich zur Verstärkung bereit. Eine komplett neue Mannschaft hat damit die Feuerwache Herford bezogen – allerdings nur kurzzeitig.

                                                                                                                        Von Jens Vogelsang

                                                                                                                        (Text und Fotos)

 

DSC 3716Situation im Einsatzabschnitt 2


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DSC 3702Die Einsatzleitung beratschlagt das weitere Vorgehen.


DSC 3703Brandbekämpfung aus dem Korb der Drehleiter.


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DSC 3704Wasserverteilung mit dem Wechselladerfahrzeug samt Abrollbehälter „Wasser“.

 

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DSC 3738Ein mobiler Faltbehälter wird auf der Engerstraße als Löschwasser-Puffer vorbereitet.

 


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DSC 3740Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter „Schaum“ der Kreisfeuerwehrzentrale


DSC 3743Teleskopgelenkmast der Betriebsfeuerwehr Wellteam


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DSC 3747Wellteam-LKW-Auflieger mit 22.000-Liter-Wasserbehälter

 

DSC 3750Eine Drohne liefert Wärmebilder. Sie zeigen das Ausmaß der Zerstörungen. 

 

DSC 3742„Großtanklöschfahrzeug“ des Agrar-Dienstleisters Marten und Teune.


DSC 3752Wasserdichte Mulde der Berufsfeuerwehr Bielefeld.


DSC 3708Der Rettungsdienst steht für den Notfall bereit.


DSC 3713Betreuungskomponente des DRK