Jogger meldet Waldbrand im "Teuto"

Feuerwehr Bielefeld probt Ernstfall, Waldbrandmodul Kreis Herford angefordert

IMG 1994Bielefeld-Sennestadt. Die Erderwärmung macht die Vegetation trockener und erhöht die Waldbrandgefahr. Der Klimawandel ist die wohl größte Herausforderung unserer Zeit und verlangt von der Feuerwehr und den übrigen Hilfsorganisationen eine gute Vorbereitung. Am Samstag (13.11.2021) waren rund 150 Helfer in Bielefeld-Sennestadt im Einsatz. Sie probten während einer Großübung die Vegetationsbrandbekämpfung. Aus dem Kreis Herford rückte das Waldbrandmodul zur Verstärkung an. „Die gewonnenen Erkenntnisse werden in künftige Planungen einfließen“, sagte Einsatzleiter Jan Hendrik Pieper von der Berufsfeuerwehr Bielefeld. Erst im April 2020 hatte der Teutoburger Wald zwischen Halle und Werther großflächig gebrannt.

Unter dem Schirm gepflanzter Kiefern hat sich am Südostrand des „Teuto“ ein vielfältiger Unterwuchs aus heimischen Laubgehölzen angesiedelt. In den Wäldern entlang des Senner Hellwegs suchen vor allem Wanderer Erholung. Doch am Samstagmorgen wurde die Ruhe kurzzeitig gestört. Ein Jogger, so die angenommene Lage, hatte in der Nähe des Wanderparkplatzes „Senner Hellweg“ einen Waldbrand entdeckt und die Feuerwehr verständigt. Eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern stand in Flammen. Dichter Rauch stieg in den Himmel. Die Sommer werden heißer. „Durch die anhaltende Trockenheit kann ein solches Szenario in Zukunft häufiger vorkommen“, sagte Jan-Christoph Göhner, Feuerwehrbeamter der Abteilung Einsatzvorbereitung.

IMG 1998Oberhalb des Senner Hellwegs in Bielefeld-Sennestadt steht ein Waldgebiet „in Flammen“. Insgesamt 13 Löschabteilungen sind im Einsatz. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 1999Geländegängiges Tanklöschfahrzeug 2000 auf Unimog-Fahrgestell der Löschabteilung Großdornberg. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

Die Einsatzkräfte der Löschabteilung Bielefeld-Sennestadt, die zuerst vor Ort waren, berichteten von einer problematischen Löschwasserversorgung. „In einem solchen Fall greifen vorbereitete Konzepte“, erläuterte Göhner. Die Leistelle Bielefeld setzte insgesamt 13 Löschabteilungen in Marsch. Zum Einsatz kamen unter anderem Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz und besonders geländegängige Autos, wie das Tanklöschfahrzeug 2000 der Löschabteilung Großdornberg auf einem Unimog-Fahrgestell. Die Kräfte sammelten sich zunächst am Gerätehaus Sennestadt an der Altmühlstraße. Einsatzleiter Pieper und der übrige Führungsstab bezogen hier ebenfalls Quartier. Verstärkung kam aus dem Nachbarkreis Herford. Von der Kreisfeuerwehrzentrale rückte der Gerätewagen-Nachschub mit dem Waldbrand-Modul aus und aus Vlotho-Steinbründorf machte sich eine Staffel mit dem Löschgruppenfahrzeug 20 für den Katastrophenschutz auf den Weg nach Bielefeld. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann leitete den Einsatz der Feuerwehrleute aus der Heimat.
Die Einsatzkräfte förderten das Löschwasser in Form einer sogenannten offenen Reihenschaltung zur Brandstelle. Mehrere Tanklöschfahrzeuge füllten dabei im Pendelverkehr einen mobilen Faltbehälter. Den nächsten Streckenabschnitt überbrückten die Wehrleute mit einer Schlauchleitung über lange Wegstrecken. In 1.100 Metern Entfernung lief das Löschwasser in einen zweiten Behälter, aus dem es erneut angesaugt wurde. Von hier aus führte eine weitere 600 Meter lange Schlauchleitung in das betroffene Waldgebiet. Die Einsatzleitung hatte insgesamt fünf Einsatzabschnitte gebildet. Die Kräfte aus Vlotho, darunter stellvertretender Wehrführer Sven Detering, kamen im Abschnitt 3 (Brandbekämpfung) zum Einsatz. Sie erzeugten mit B-Schläuchen, die mit jeweils 25 Stufendüsen versehen sind, eine bis zu acht Meter hohe „Wasserwand“ und verhinderten so ein Übergreifen der Flammen auf andere, noch nicht brennende Bereiche. Eine Waldfläche von etwa 700 Quadratmetern sprühten die Wehrleute mit 900 Litern Wasser pro Minute ein. Dazu verwendeten sie eine Löschkugel, die Brände mit dem „Starkregeneffekt“ abkühlt und erstickt. Außerdem kamen D-Schläuche für die Brandbekämpfung zum Einsatz, die als sehr beweglich gelten. An anderer Stelle legten die Einsatzkräfte eine Schneise an, um das Bodenfeuer einzudämmen. Sie benutzen dazu sogenannte Wiedehopfhacken und das Multifunktionswerkzeug „Vallfirest Gorgui“, einer Kombination aus Rechen und Hacke. Diese Arbeiten, die vom Umweltbetrieb Bielefeld mit einem Radlader unterstützt wurden, erwiesen sich als sehr arbeits- und zeitintensiv. Dort, wo es keine Wendemöglichkeit gab, fuhren die Maschinisten rückwärts in das Einsatzgebiet, um im Notfall eine schnelle Fluchtmöglichkeit zu haben. Der NRW-Landesbetrieb Wald und Holz begleitete die Übung mit Fachberatern. Währenddessen stellte der Arbeiter-Samariter-Bund OWL den medizinischen Schutz der Einsatzkräfte sicher. Die ASB-Sanitäter kümmerten sich zudem mit einer Drohne um die Lageerkundung aus der Luft.

IMG 1Das Waldbrand-Modul der Kreisfeuerwehrzentrale Herford kommt ebenfalls zum Einsatz.
(Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 4Mit einer Löschkugel wird eine Fläche von 700 Quadratmetern eingesprüht.
(Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

Das Feuerwehramt stelle die pandemiekonforme Organisation der Übung sicher. Alle Teilnehmer hatten zu Beginn ein Verpflegungs- und Hygienepaket erhalten. Die gewonnenen Erfahrungen würden nun aufbereitet, kündigte Jan Hendrik Pieper am Nachmittag an. „Im Januar wird es mit allen Beteiligten eine Nachbesprechung geben.“

Stürme, Dürre und in der Folge der Borkenkäfer: Die Waldwirtschaft befindet sich durch die Folgen des Klimawandels in einer Ausnahmesituation. Sie muss den bereits begonnenen Umbau zu Mischwäldern, die an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst sind, engagiert fortsetzen. Mit Blick auf die größer werdende Waldbrandgefahr in NRW ist das gleichzeitig eine gute Vorbeugung; denn laubbaumreiche Mischwälder sind weitaus weniger brandgefährdet als reine Nadelwälder. (Feuerwehramt Stadt Bielefeld, Redaktion: kfv-herford.de)

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IMG 2Alle Geräte des Waldbrandmoduls sind auf einem Rollwagen verladen. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 3Sven Detering, stellv. Leiter der Feuerwehr Vlotho, erläutert einem Fachberater des NRW Landesbetriebs Wald und Holz die Spezialgeräte, darunter ein Verteiler mit C- und D-Abgängen. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 5Einsatzkräfte legen eine Schneise an, um das Bodenfeuer einzudämmen. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 1988Feuerwehrleute aus Vlotho-Steinbründorf unterstützen die Löscharbeiten: (v.l.) André Storck,
Mario Fettkenhauer, Marco Hartwig und Olaf Strehlow. Auf dem Foto fehlen Christian Bokämper und Tim Papenhoff. (Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

IMG 1994(Foto: Feuerwehramt der Stadt Bielefeld)

 

Stichwort: Feuerwehr Bielefeld

Die Berufsfeuerwehr Bielefeld zählt rund 320 Mitarbeiter. Im Stadtgebiet gibt es vier Standorte: Hauptwache, Feuer- und Rettungswachen West, Nord und Süd. Auf einem ehemaligen Industriegelände an der Feldstraße/Eckendorfer Straße soll für rund 100 Millionen Euro eine neue Hauptfeuerwache entstehen. Der Baustart ist im Jahr 2023 vorgesehen. 850 Aktive in 28 Löschabteilungen, ein Musikzug und fünf Jugendfeuerwehren; das sind die Zahlen der Freiwilligen Feuerwehr Bielefeld. Sie ist damit die zweitstärkste Wehr unter den NRW-Städten mit Berufsfeuerwehr. Chef des Feuerwehramtes ist Hans-Dieter Mühlenweg.

-Vo-