2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold unterstützt Aufräumarbeiten im Sauerland
Märkischer Kreis. Sintflutartige Regenfälle haben im Westen und Südwesten von Deutschland schlimme Zerstörungen angerichtet. Tief „Bernd“ forderte allein in NRW mehr als 30 Menschenleben. Erst nach und nach wird das gesamte Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Noch immer werden zahlreiche Menschen vermisst - sind unzählige Retter im Einsatz, um die Lage in den Griff zu bekommen. Die 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold (Herford/Minden-Lübbecke) war am Mittwoch (14.07.2021) mit 150 Helfern von Feuerwehr und DRK in den Märkischen Kreis ausgerückt. Dort hatte sich die Lage durch das Hochwasser der Lenne dramatisch verschärft. Um 14.15 Uhr war deshalb die „Großeinsatzlage“ ausgerufen worden.
Zwei tragische Unglücksfälle überschatteten die Ereignisse im Märkischen Kreis. Die Fluten rissen einen 46-jährigen Feuerwehrmann aus Altena mit, nachdem dieser eine Person aus dem Wasser gerettet hatte. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Für einen 52-jährigen Kameraden aus dem benachbarten Werdohl kam ebenfalls jede Hilfe zu spät, nachdem er an der Einsatzstelle kollabiert war. „Es ist tragisch, wenn wir Menschen im Einsatz verlieren“, erklärte Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Binnen weniger Stunden hatte sich die Lenne von einem Fluss in einen reißenden Strom verwandelt, der im westlichen Teil des Sauerlandes schwere Schäden anrichtete. Der Märkische Kreis forderte angesichts der katastrophalen Lage überörtliche Hilfe an. Unterstützung kam unter anderem aus OWL. Die Führungsleitstelle in Bielefeld alarmierte am Mittwochabend zahlreiche Helfer der Bezirksreserve Detmold. Die Kräfte der 2. Bereitschaft (Herford/Minden-Lübbecke) sammelten sich zunächst im Bereitstellungsraum an der Herforder Planckstraße. Unter Leitung von Kreisbrandmeister Bernd Kröger machte sich der Verband aus 35 Fahrzeugen, darunter viele Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz, gegen 21.30 Uhr über die Autobahnen 2, 1 und 45 auf den Weg ins Sauerland.
Gewaltige Wassermassen haben im Märkischen Kreis schwere Zerstörungen angerichtet.
Die Kräfte der 2. Bereitschaft Herford/Minden-Lübbecke sammeln sich an der Herforder Planckstraße.
Zunächst kein verlässliches Lagebild
Am Brandschutz- und Rettungsdienstzentrum des Märkischen Kreises in Altena erhielten die Helfer der 2. und 3. Bereitschaft (Herford/Minden-Lübbecke und Paderborn/Höxter) tief in der Nacht eine Lageeinweisung. Lutz Kölling und Michael Schäfer von der Abteilungsführung Detmold schilderten die angespannte Situation. Straßen seien durch die Wassermassen weggespült worden. Es habe mehrere Erdrutsche gegeben. Die Innenstadt von Altena stände meterhoch unter Wasser, sodass selbst das dortige Feuerwehrgerätehaus aufgegeben worden sei. „Die Eigensicherung hat deshalb oberste Priorität“, so der dringende Apell, den Schäfer an die Führungskräfte richtete. Zu diesem Zeitpunkt gab es kein verlässliches Lagebild aus den besonders betroffenen Gebieten. Zwei Löschzüge der 3. Bereitschaft (Paderborn/Höxter) rückten deshalb aus, um die Situation in diesen Bereichen näher zu erkunden.
Verstärkung für die Feuerwehren in Werdohl und Iserlohn
Die Kräfte aus Löhne, Rödinghausen und Vlotho unterstützten die Aufräumarbeiten in Werdohl.
Währenddessen wurden die Züge 21 und 25 mit Feuerwehrleuten aus Herford, Hiddenhausen, Enger, Kirchlengern und Spenge zur Hauptfeuerwache im nahen Iserlohn verlegt. In der 92.000-Einwohner-Stadt war der Grüner Bach über die Ufer getreten und hatte im Stadtteil Grüne zahlreiche Häuser und Straßen überflutet. In Iserlohn-Lasbeck strömten die Wassermassen von einem nahen Steinbruch in den Ortsteil. Die Feuerwehr evakuierte 30 Anwohner. Ein Wohnblock wurde durch die Fluten schwer beschädigt. Im Mauerwerk zeigten sich lange Risse, sodass Einsturzgefahr bestand. Klaus Knust, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Iserlohn (rund 130 Berufsfeuerwehrleute und 300 Ehrenamtliche) bedankte sich für die nächtliche Hilfe aus dem Kreis Herford. „Unsere Einsatzkräfte waren einfach erschöpft!“ 131 Notrufe zählte die Leistelle Iserlohn bis zum frühen Donnerstagmorgen. Im Verlaufe des Vormittags leisteten die Ehrenamtlichen aus der Heimat weitere Unterstützung im Stadtteil Letmathe. Dort war an einigen Stellen der Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt worden. So auch im Bereich der Straße Auf der Insel. Direkt hinter den Häusern walzten die schmutzig braunen Wassermassen der Lenne entlang. Während die Feuerwehrleute Keller und Garagen leerpumpten, beseitigten die Bewohner den Schlamm mit Schneeschiebern und Schrubbern. Ein Anwohner berichtete über die dramatischen Ereignisse am Abend zuvor: Erst sei das Wasser von der Flussseite in den Keller geschwappt, dann habe eine regelrechte Flutwelle das Haus von der Straße aus erfasst. Das Wasser riss mehrere Altölfässer eines nahen Recyclingbetriebs mit sich, die auf dem Grundstück landeten. „Jetzt riecht hier alles nach den Schmierstoffen!“
Währenddessen gestalteten sich die Hilfsmaßnahmen im besonders betroffenen Altena weiterhin schwierig. Die Wasserrettungszüge der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus OWL unterstützten die Suche nach Vermissten und sicherten die Arbeiten der Feuerwehrleute. Nach einer anstrengenden 20-Stunden-Schicht ohne Schlaf traten die Mannschaften der 2. Bereitschaft Herford/Minden-Lübbecke die Rückreise an. Sie wurden durch frische Kräfte aus der Heimat ersetzt.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Kreisbrandmeister Bernd Kröger (r) leitet den Einsatz der 150 Helfer aus der Heimat.
Eine DRK-Einsatzeinheit zählt ebenfalls zum Verband.
Blick in die Übungshalle des gerade erst fertiggestellten Brandschutz- und Rettungsdienstzentrums des Märkischen Kreises. Hier sammeln sich die Kräfte, darunter die Verstärkung aus OWL.
Lutz Kölling von der Abteilungsführung Detmold berichtet tief in der Nacht über die unübersichtliche Lage.
Bei den Führungskräften wächst die Anspannung.
Die 3. Bereitschaft (Paderborn/Höxter) macht sich bereit, um die Situation in den besonders
betroffenen Gebieten zu erkunden.
Der Grüner Bach, eigentlich ein harmloses Gewässer, rauscht nun als reißender Strom zu Tal.
Die Feuerwehrleute versuchen zu helfen, wo es möglich ist. Doch an einigen Stellen drückt das Wasser immer wieder in die Keller der Wohnhäuser.
Iserlohn-Lasbeck am Tag danach: Die Wassermassen haben schwere Schäden angerichtet. Ein
Wohnblock ist einsturzgefährdet. (Foto: Leon Wude, FW Enger)
Die Mannschaft aus Kirchlengern ist mit dem LF 20 KatS auf einem Firmengelände in Iserlohn
im Einsatz. (Tim Dressler, FW Kirchlengern)
Die DLRG-Wasserrettungszüge aus OWL sind angerückt, um bei der Suche nach vermissten Personen zu helfen.
In Iserlohn-Letmathe gibt es am Donnerstag ebenfalls noch viel zu tun.
Die Fluten haben mehrere Altölfässer von einem Recyclingbetrieb in ein Wohngebiet gespült.
Dort wo das Wasser abgelaufen ist, beginnt das große Aufräumen.
Alarm für die Berufsfeuerwehr Iserlohn. „Tagesgeschäft“ und Hochwassereinsätze laufen parallel.