„Emergency Eye“ garantiert schnelle Ortung

Leitstelle macht sich Smartphone des Anrufers zu Nutze

Kreis Herford. Im Notfall zählt jede Minute. Doch für die Retter ist die Ortung eines Patienten manchmal gar nicht so einfach. Die Kreisleitstelle arbeitet deshalb seit kurzem mit der Software „Emergency Eye“ („Notfallauge“). Sie erlaubt dem Disponenten den Fernzugriff auf das Smartphone des Anrufers, ohne das darauf eine Vorinstallation notwendig ist.  Das System garantiert auf diese Weise eine sichere und zuverlässige Ortung. Über eine stabile Videoverbindung kann die Leitstelle zudem mit dem Anrufer kommunizieren. „Wir können dadurch noch schneller reagieren und effektiver arbeiten“, sagt Landrat Jürgen Müller. Der Kreis Herford ist der erste in Ostwestfalen-Lippe, der mit der Technik des Unternehmens Corevas arbeitet.

 

Anfang August hatte die Software erstmals ihr Potential unter Beweis gestellt. Damals war ein Mann im Wald kollabiert. „Seinen genauen Standort konnte er nicht nennen“, erinnert sich Bernd Kirchhoff, Abteilungsleiter der Kreisleitstelle/Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen. Deshalb übernahm „Emergency Eye“ per GPS die Ortung des Spaziergängers. „Innerhalb von zehn Minuten war der Rettungsdienst vor Ort!“ Während der zweimonatigen Testphase in der Kreisleitstelle habe man die Software bereits in 22 Fällen erfolgreich eingesetzt, sagt Kirchhoff.

 

(v.l.)  Thomas Twelsiek (Kreisleitstelle), Silke Vahrson-Hildebrand (Amtsleitung Sicherheit und Ordnung),
Landrat Jürgen Müller und Bernd Kirchhoff (Abteilungsleiter Kreisfeuerwehrzentrale/ Kreisleitstelle)
bei der Vorstellung der neuen Software „Emergency Eye“, die das Unternehmen Corevas für die Personenortung entwickelt hat.
(Petra Scholz, Pressestelle Kreis Herford)  

 

Ersthelfer erhalten per Videoverbindung präzise Anweisungen

Wird der Notruf 112 gewählt, ist der Anrufer oft sehr aufgeregt. Die Fragen des Leitstellenpersonals  können ihn schnell überfordern. „In einer solchen Situation kann der Disponent das Programm Emergency Eye  starten“, sagt Kirchhoff, dass den Zugriff auf bestimmte Smartphonefunktionen erlaubt. Er gibt dazu die Handynummer des Anrufers in das System ein, der daraufhin eine Nachricht erhält. Stimmt er der Datenverbindung durch „anklicken“  zu, werden seine präzisen Standort-Koordinaten sofort und kontinuierlich dem Leitstellendisponenten übermittelt. Nach erneuter Zustimmung wird die Videoübertragung gestartet. Das System macht sich dabei die Handykamera zu Nutze. Der gesamte Prozess wird über einen gesicherten Server abgewickelt. „Nach Beendigung der Verbindung existieren keine Daten mehr“, versichert Kirchhoff, „sodass der Datenschutz gewahrt bleibt.“ Er ist von der neuen Technik überzeugt: Vor allem die Videoverbindung zum Patienten biete völlig neue Möglichkeiten. Mit dem „digitalen Auge“ könne der Disponent die Situation vor Ort bereits aus der Ferne sehr genau beurteilen und Ersthelfern präzise Anweisungen erteilen. „Der Patient erhalte auf diese Weise bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die bestmögliche Unterstützung!“

Während der Testphase scheiterte eine Datenübertragung nur gelegentlich. „Die Ursachen hierfür lagen an den Voreinstellungen des Handys oder einer unzureichenden Internetverbindung“, sagt Kirchhoff.

 

Vodafone-Kunden entstehen keine Kosten

Seit Oktober wird die neue Software zunächst für drei Jahre fest in das Notrufsystem der Kreisleitstelle integriert. Das Unternehmen Vodafone unterstützt den Dienst und stellt für den Anrufer keine Kosten in Rechnung. Im Gegenteil: Der Mobilfunkanbieter hebt für den Notruf sogar eine evtl. Begrenzung des Datenvolumens auf. Bei anderen Netzanbietern geht die Nutzung der Software zurzeit noch auf Kosten des Anrufers.  (Redaktion: kfv-herford.de)

 

                                                                                                                                                   -Vo-              

 

 

 
Die Leitstelle macht sich das Handy des Anrufers zu Nutze. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 


In OWL arbeitet bisher nur die Kreisleitstelle Herford mit dem neuen System.
Die WDR-Lokalzeit berichtet deshalb über die Einführung von „Emergency Eye“ im Wittekindsland.
(Foto: Petra Scholz, Pressestelle Kreis Herford)