Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Bünde
Bünde. Die Feuerwehr Bünde hatte 2018 deutlich mehr zu tun als im Jahr zuvor. So rückten die Einsatzkräfte alleine 390 Mal aus, um Menschen in Notlagen zu helfen, Unwetterschäden zu beheben und die Gefahr durch Wespennester zu beseitigen. Dafür sank die Zahl der Brandeinsätze – ganz entgegen der kreisweiten Tendenz – auf 83. Diese und eine Reihe von weiteren Zahlen, Daten und Fakten gab Wehrführer Rüdiger Meier am vergangenen Freitag (29.03.2019) bekannt. Mit der Kleineinsatzfahrzeuggruppe KEF gibt es an der Else bereits eine innovative Lösung, die für verbesserte Einsatzzeiten sorgt. Während der Wehrversammlung präsentierte der Feuerwehrchef mit dem „Cobra-Cold-Cut-Löschsystem“ das nächste innovative Projekt der Bünder. Dabei wird zunächst mit einem Hochdruckstrahl ein Loch in die Außenwand gefräst. „Eine brennende Gewerbehalle kann auf diese Weise von außen gelöscht werden“, schilderte Meier, „sodass das eigene Personal geschützt wird.“ Die Feuerwehr Bünde wäre die erste, die das neuartige Löschsystem aus Schweden im Kreis Herford einsetzt.
Das Interesse an der Jahreshauptversammlung war erneut groß: Zahlreiche haupt- und ehrenamtlichen Kräfte hatten sich am Freitagabend gemeinsam mit Vertretern aus Rat- und Verwaltung im großen Saal der Gaststätte Erdbrügger eingefunden. Bürgermeister Wolfgang Koch brachte in seinem Grußwort Dank und Anerkennung zum Ausdruck. Die Feuerwehrleute seien rund um die Uhr für die Bürger da, um Gefahren abzuwehren. „Egal, ob ein Haus in Flammen steht, ein Baum umzustürzen droht oder Verletzte aus einem Autowrack befreit werden müssen!“ Rot und blau ständen für Teamgeist, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein, so Koch. Dabei müsse sich die Feuerwehr immer neuen Herausforderungen stellen. „Was ist beispielsweise beim Brand von Photovoltaikanlagen, bei E-Mobilien oder gasbetriebenen Fahrzeugen zu beachten?“ Koch sicherte den Wehrleuten die weitere Unterstützung der Stadt Bünde zu. Die Modernisierung der technischen Ausrüstung und des Fuhrparks werde fortgesetzt. „Für 2019 stehen im Haushalt rund 700.000 Euro für neues Gerät zur Verfügung.“
Einsatzabteilung wächst, Jugendfeuerwehr schrumpft
Wehrführer Rüdiger Meier ging zu Beginn seines Jahresberichtes auf die Mitgliederzahlen ein. Er sprach von einer positiven Entwicklung der Einsatzabteilung, die sich um neun Kräfte verstärkt habe. Die Hauptamtliche Wache sowie die ehrenamtlichen Abteilungen Ahle, Bünde-Mitte, Dünne, Holsen, Hunnebrock, Muckum und Spradow zählten somit Ende vergangenen Jahres 307 Einsatzkräfte, darunter 118 Atemschutzgeräteträger. Dafür musste die Jugendfeuerwehr Federn lassen. Sie schrumpfte um 15 Jungfeuerwehrleute und zählt nun 43 Mitglieder. „Das ist eine Schwankungsbreite, die wir immer in der Jugendfeuerwehr haben“, meinte Meier. 2017 hatte die Bünder Feuerwehr erstmals über 600 Feuerwehrleute in der Einsatzabteilung, Jugendfeuerwehr und Ehrenabteilung gezählt. Ende vergangenen Jahres lag der Wert mit 598 wieder darunter. „Die Zahlen sind stabil, wir dürfen bei dem Thema Mitgliederwerbung aber auf gar keinen Fall nachlassen“, appellierte der Feuerwehrchef an seine Mannschaft.
Die haupt- und ehrenamtlichen Kräfte löschten im Jahr 2018 insgesamt 83 Brände (2017: 91), darunter 52 Klein-, sechs Mittel- und ein Großbrand. Außerdem rückten sie zu 24 überörtlichen Brandeinsätzen, darunter die Großfeuer in Spenge-Wallenbrück und Löhne-Gohfeld, aus. Brandtote waren erfreulicherweise nicht zu beklagen. In 390 Fällen (2017: 250) leisteten die Feuerwehrleute der Elsestadt Technische Hilfe. Sturmtief Friederike und der trockene Sommer sorgten dafür, dass die Unwettereinsätze auf 95 (plus 69) und Insekteneinsätze auf 55 (plus 49) besonders stark stiegen. „Die Einsatzstunden im ehrenamtlichen Bereich sind durch das erhöhte Einsatzaufkommen um 1.472 auf insgesamt 4.964 raufgegangen“, so Meier. Der Rettungsdienst verzeichnete ebenfalls ein hohes Arbeitsaufkommen. Insgesamt fielen mehr als 11.000 Einsätze an. “Das waren durchschnittlich 30 Fahrten pro Tag.“
Eisiger Ostwind lässt das Löschwasser gefrieren
Am 1. März 2018 war die Feuerwehr Bünde zum einzigen Großbrand des Jahres ausgerückt. Damals hatte sich ein Zimmerbrand, der im Obergeschoss eines Restaurants an der Heidestraße ausgebrochen war, auf den Dachstuhl ausgebreitet. 98 Feuerwehrleute kämpften bei eisigem Ostwind gegen die Flammen. „Trotzdem war nicht zu verhindern, dass der gesamte Dachstuhl weggebrannt ist“, erklärte der Wehrführer. Ein Unglück ganz anderer Art hatte sich am 20. Juli 2018 ereignet. Bei Außentemperaturen von mehr als 30 Grad war ein Nahverkehrszug der Westfalen-Bahn gegen eine herunterhängende Oberleitung gefahren, die unter Hochspannung stand. Der Zug stand anschließend mit ausgefallener Klimaanlage auf freier Strecke in der Mittagshitze. Einsatzkräfte der Bünder Feuerwehr und des DRK versorgten die rund 200 Fahrgäste. Schließlich erinnerte der Feuerwehrchef noch an den Gefahrgutunfall, der sich am 26. November 2018 auf der Theodor-Rosenbaum-Straße ereignet hatte. „Ein Kanister mit Wasserstoffperoxid war im Fahrzeug eines Paketzustellers Leck geschlagen.“ Der Rettungsdienst brachte sechs Personen, die mit dem Stoff in Berührung gekommen waren, ins Krankenhaus. Währenddessen übernahm die Gefahrgutgruppe die Bergung des beschädigten Kanisters.
Eingespartes Geld in ein innovatives Löschsystem investiert
Meier kam im Verlauf seines Jahresberichtes auch auf die Erneuerung der Einsatzausrüstung zu sprechen, die notwendig sei, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten. „Es macht keinen Sinn, dass eine Feuerwehr im Hightech-Zeitalter mit dem Ledereimer losgeht!“ Im vergangenen Jahr führte Fahrzeugbauer Meindl den Umbau des Gerätewagens-Gefahrgut durch. Das Auto war nach einem Kabelbrand schwer beschädigt und erhielt für 108.000 Euro ein komplett neues Fahrgestell. Außerdem lieferte Feuerwehrausrüster Lentner das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug für den Löschzug Hunnebrock im Wert von 354.000 Euro. Der Wehrführer berichtete weiterhin, dass fünf neue Tragkraftspritzen für 70.000 Euro und 283 digitale Funkmeldeempfänger zum Preis von 100.000 Euro sowie eine Gefahrstoffumfüllpumpe für 32.000 Euro beschafft worden seien. Ein Teil des Geldes, das durch den Umbau des Gerätewagens-Gefahrgut gespart wurde, investierten die Bünder in ein neues, innovatives Projekt. So beschaffte die Wehr für 50.000 Euro ein Kaltscheid-Löschgerät. Das patentierte Verfahren des schwedischen Herstellers Cold Cut Systems Svenska AB beeindruckt: Der vorgehende Trupp fräst zunächst von außen mit einem 300-Bar-Hochdruckstrahl(!) ein kleines Loch in die Außenwand. Dazu wird dem Löschwasser über eine spezielle Düse ein Schneidmittel, von Fachleuten Abrasiv genannt, beigemengt. Die Öffnung ist gerade so groß, dass der Hochdruckstrahl mit einer Löschlanze hindurch „geschossen“ werden kann. Die feinen Wassertropfen sorgen dafür, dass sich der Brandraum rasch abkühlt. Der Angriffstrupp kann nun vorrücken, ohne dass die Gefahr einer Rauchgasexplosion besteht. Das System werde im Laufe des Jahres in ein ehemaliges Mannschaftstransportfahrzeug eingebaut, verriet Meier. „Dann haben wir etwas, was bisher kein anderer im Kreis Herford einsetzt.“
Das Kaltschneid-Löschgerät „Cobra“ arbeitet mit einem 300-Bar-Hochdruckstrahl(!). Die Feuerwehr Bünde hat das
System beschafft, das in den nächsten Wochen in einen ehemaligen Mannschaftstransporter eingebaut wird. (Foto: VdF-NRW)
Der Wehrführer betonte während der Wehrversammlung, dass die Aus- und Fortbildung im Jahr 2018 weiter intensiviert worden sei. Die Ehrenamtlichen belegten 163 Lehrgangs- bzw. Seminarplätze und damit 28 mehr als im Vorjahr. 15 Feuerwehrneulinge nahmen am Grundlehrgang auf Stadtebene teil, zwölf Aktive vom Löschzug Bünde-Mitte erwarben den „Drohnenführerschein“ nach der Luftverkehrsordnung.
Die Jugendfeuerwehr Bünde, sie steht unter Leitung von Stadtjugendfeuerwehrwart Maik Beckmann, feierte im letzten Jahr ihren 30. Geburtstag. Highlight des Jahres war das Zeltlager am Hartensbergsee bei Goldenstedt in der Nähe von Vechta. Auf dem Programm standen außerdem ein Besuch bei der Werkfeuerwehr Siegfried Pharma Minden und die Besichtigung der „Dr. Oetker Welt“ in Bielefeld.
Die Ehrenabteilung führte im zurückliegenden Jahr 164 Veranstaltungen durch. Viele Termine galten Kameraden, die am Krankenbett besucht wurden. Der Wehrführer stufte diese sozialen Kontakte als besonders wichtig ein. „Die Kameraden wissen und spüren, dass sie nicht allein gelassen werden!“
Dank an Vater und Sohn
Seit mittlerweile 30 Jahren ist Rüdiger Meier Leiter der Feuerwehr Bünde. Bürgermeister Wolfgang Koch dankte ihm am Freitagabend für sein großes ehrenamtliches Engagement. „Professionell und mit Weitblick hast Du die Feuerwehr erfolgreich durch drei Jahrzehnte geführt. Du hast es geschafft, ihre Stärke und Verlässlichkeit zu erhalten und für die Zukunft die richtigen Weichen zu stellen!“ Vater Alfred Meier feierte ebenfalls dienstlichen Geburtstag: Er ist seit 70 Jahren Mitglied der Feuerwehr Bünde und wurde für diese beeindruckende Leistung mit der Ehrennadel in Gold des Verbandes der Feuerwehren NRW ausgezeichnet.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Beförderungen, Verabschiedungen und Ernennungen während der Hauptversammlung
Beförderung zum Unterbrandmeister
Alexander Lätzsch (LZ Bünde-Mitte)
Patrik Eimertenbrink (LG Dünne)
Tobias Holtmann (LG Dünne)
Florian Wefelmeier (LG Dünne)
Timo Henseler (LZ Hunnebrock)
Beförderung zum Brandmeister
Matthias Darnauer (LG Ahle)
Markus Obermann (LZ Bünde-Mitte)
Beförderung zum Oberbrandmeister
Timo Lützkendorf (LG Ahle)
Philipp Obermann (LZ Bünde-Mitte)
Jan-Philipp Schön (LG Holsen)
Thomas Mikoteit (LG Muckum)
Beförderung zum Hauptbrandmeister
Thomas Rische (LZ Hunnebrock)
Beförderung zum Brandinspektor
Matthias Brand (LZ Bünde-Mitte)
Beförderung zum Brandoberinspektor
Maik Müller (LG Holsen)
Verabschiedung
Philip Hergt als Koordinator der Kleineinsatzfahrzeuggruppe (KEF)
Ernennung zu Einheitsführern/Einheitsführerinnen
Kristina Lautenbach zur KEF-Gruppenleiterin
Harald Sauerwald zum Leiter der Ehrenabteilung
Bernd Niedermeier zum stellv. Leiter der Ehrenabteilung
Ehrungen während der Hauptversammlung
Feuerwehrehrenzeichen in Silber vom Innenminister NRW für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft
Benjamin Grefe (LG Holsen)
Daniel Schwarze (LG Holsen)
Frank Stenzel (LZ Hunnebrock)
Mark Wippersteg (Hauptamtliche Wache)
Feuerwehrehrenzeichen in Gold vom Innenminister NRW für 35 Jahre aktive Mitgliedschaft
Rüdiger Müller (LG Ahle)
Andreas Krosing (LG Muckum)
Sonderauszeichnung des Verbandes der Feuerwehren für 40 Jahre Feuerwehrmitgliedschaft
Holger Dickmann (LG Muckum)
Sonderauszeichnung des Verbandes der Feuerwehren für 60 Jahre Feuerwehrmitgliedschaft
Dieter Steinkamp (LG Dünne)
Willi Klaus (LZ Spradow)
Sonderauszeichnung des Verbandes der Feuerwehren für 70 Jahre Feuerwehrmitgliedschaft
Alfred Meier (LG Muckum)
Die Mitglieder der aktiven Wehr, ...
Ehrenabteilung und ...
... Jugendfeuerwehr sind in der Gaststätte Erdbrügger zur Jahresarbeitstagung zusammengekommen.
Bürgermeister Wolfgang Koch: „Sie handeln vorbildlich und schaffen für uns alle ein gutes Gefühl der Sicherheit!“
Wehrführer Rüdiger Meier trägt den Jahresbericht 2018 vor und gibt damit einen guten und umfassenden Einblick in die Arbeit der Feuerwehr.
Premiere für Holger Klann: Als neuer stellvertretender Kreisbrandmeister berichtet er über kreisweit gestiegene Mitglieder-
und Einsatzzahlen. „Ich persönlich wünsche mir, dass im Kreis Herford weitere Kinderfeuerwehren gegründet werden!“
Am Tisch der Ehrengäste haben gleich zwei Ehrenkreisbrandmeister Platz genommen: (v.l.) Wolfgang Hackländer und Dieter Wilkening verfolgen mit Interesse die Jahreshauptversammlung.
Fünf Ober- bzw. Hauptfeuerwehrmänner werden zu Unterbrandmeistern befördert.
Matthias Darnauer (r) erhält seine Beförderungsurkunde zum Brandmeister und die Glückwünsche von stellv. Wehrführer Christoph Müller.
Wehrführer Rüdiger Meier (l) überreicht Thomas Mikoteit die Beförderungsurkunde zum Oberbrandmeister.
Maik Müller (r) ist jetzt Brandoberinspektor der Feuerwehr Bünde
Mark Wippersteg (r) und ...
... Benjamin Grefe (r) werden für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.
Auszeichnung für Andreas Krosing (r) und ...
... Rüdiger Müller (r), die das Feuerwehrehrenzeichen in Gold erhalten.
Harald Sauerwald (l) und Bernd Niedermeier leiten weiterhin die Ehrenabteilung.
Holger Dickmann (r) erhält die Sonderauszeichnung des VdF NRW für 40-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr.
Willi Klaus (r) ist seit 60 Jahren Mitglied der Feuerwehr und wird dafür besonders geehrt.
Alfred Meier (r) bringt es sogar auf 70 Dienstjahre und wird dafür von Bürgermeister Wolfgang Koch beglückwünscht.
Blicken gemeinsam auf eine lange Zeit in der Feuerwehr zurück: Rüdiger und Alfred Meier.
(v.l.) Wehrführer Rüdiger Meier, Bernd Niedermeier (stellv. Leiter der Ehrenabteilung), Kristina Lautenbach (neue KEF-Gruppenleiterin),
Christoph Müller (stellv. Leiter der Feuerwehr), Harald Sauerwald (Leiter der Ehrenabteilung) u. Bürgermeister Wolfgang Koch
Gruppenfoto der Geehrten
Gruppenfoto der Beförderten