"Sicherheitszentrum" erlebt Besucheransturm

Kreisleitstelle und Kreisfeuerwehrzentrale präsentieren sich der Öffentlichkeit

DSC 0500Kreis Herford/Hiddenhausen-Eilshausen. Der Tag der offenen Tür an der neuen Kreisleitstelle und modernisierten Kreisfeuerwehrzentrale ist am Sonntag (8.09.2013) auf große Resonanz gestoßen. Hunderte Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, kamen auf das Feuerwehrgelände an der Meierstraße/Königsbergerstraße in Hiddenhausen-Eilshausen. Hier war zuvor rund eineinhalb Jahre gebaut worden. Besonders groß sei das Interesse an der modernen Leitstelle gewesen, sagte Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer. Daneben gaben Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz einen Einblick in ihre Arbeit. Gezeigt wurden  modernes Lösch- und Rettungsgerät, historische Feuerwehrfahrzeuge und verschiedene Schutzausrüstungen. Es gab kleine Vorführungen zum vorbeugenden Brandschutz und ein Extraprogramm für die kleinen Gäste, das von der Jugendfeuerwehr betreut wurde.

Der Kreis Herford verfügt seit kurzem über eine der modernsten Funk- und Führungszentralen in Nordrhein-Westfalen. Doch was genau verbirgt sich im inneren des schlichten Gebäudequaders mit der auffälligen weiß-roten Fassade und dem 24 Meter hohen Funkmast? Beim Tag der offenen Tür nutzen viele Bürger die Gelegenheit, vor allem dieser Frage auf den Grund zu gehen.
Bereits am Morgen drängen sich viele Neugierige durch die Räume. Ein kleines Mädchen blickt durch eine Scheibe in die Funkzentrale, wo sich die Disponenten um die Abwicklung der Einsätze für den Rettungsdienst und die Feuerwehr kümmern. „Warum leuchtet da eine rote Lampe?“, fragt das Kind. Bernd Kirchhoff, Leiter der Leitstelle, weiß selbstverständlich sofort Antwort.  „Sie signalisiert, dass gerade ein Notruf eingelaufen ist und der Mann mit dem Kopfhörer jetzt nicht gestört werden darf, weil er schnell Hilfe herbeirufen muss!“  Rund 25.000 Notrufe seien von den Mitarbeitern der Kreisleitstelle in den vergangenen Jahren im Durchschnitt abgewickelt worden, erläutert Kirchhoff seinem Publikum. Es gebe relativ ruhige Tage, aber auch Einsatzspitzen, wie beispielsweise bei Unwetterlagen. „Dann sind alle Funktische besetzt und der Lagedienstführer ist ebenfalls vor Ort.“ Rund um die Uhr seien vier Disponenten im Hause abrufbar, erklärt   Mitarbeiter Thomas Twelsiek, der zeitgleich eine weitere Besuchergruppe im Besprechungsraum nebenan versammelt hat. Im normalen Einsatzalltag seien immer zwei Beamte mit der  Notrufannahme und Einsatzabwicklung beschäftigt. „Im dreistündigen Rhythmus wird dann gewechselt.“ Jeder Disponent habe zuvor eine dreijährige Berufsausbildung, den  Feuerwehrgrundlehrgang, die Ausbildung zum Rettungsassistenten und weitere Führungs- und Leitstellenlehrgänge durchlaufen, erfahren die Besucher. „In der Leitstelle arbeiten also nicht etwa Feuerwehrleute, die aus den Feuerwachen abgeschoben wurden und zum alten Eisen gehören, wie oft landläufig gemeint wird“, sagt Twelsiek.

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Ein Stockwerk tiefer tummeln sich ebenfalls die Gäste. Nobert Ewering von der Feuerwehr Spenge hat bereits am Vormittag die fünfte Besuchergruppe zu Gast im Stabsraum. „Hier kommen bei einem Großschadensfall die Sachgebietsleiter und Fachberater des Führungsstabs zusammen“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann. Ewering erläutert die digitale Lagekarte. Auf ihr könne das Schadensgebiet per Mausklick eingekreist werden. „Der Computer berechnet dann anhand der Daten des Einwohnermeldeamtes binnen Sekunden, wie viele Menschen notfalls evakuiert werden müssen!“ Die Zuhörer sind erstaunt, welche Möglichkeiten die moderne Technik den Einsatzkräften bietet.    
Auf dem Übungsgelände hat sich die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde mit dem Einsatzleitwagen 2 eingerichtet. Gleich nebenan können das Mehrzweckboot der Feuerwehr Vlotho und ein Rettungswagen besichtigt werden. Das Deutsche Rote Kreuz ist ebenfalls vor Ort.  Alexander Hermelink vom Ortsverband aus Löhne erläutert einer Familie gerade die Ausrüstung des MANV-Containers. „MANV, das steht für Massenanfall an Verletzten“, sagt der Sanitäter. 50 Personen könnten im Notfall mit dem Material aus dem Behälter versorgt werden. So gebe es zwei 40 Quadratmeter große Zelte, die beheizt und beleuchtet werden könnten. Die Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes seien im Notfall dafür zuständig, die Betriebsbereitschaft des Containers herzustellen, sagt Hermelink. „Bei einem Unglücksfall assistieren unsere Leute aber auch dem Rettungsdienstpersonal vor Ort.“
Drei besondere Schmuckstücke hat Hans Kleemeier, Leiter des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Quernheim in Häver mit nach Hiddenhausen gebracht. Gezeigt  werden ein Löschgruppenfahrzeug 8/Leicht  (Mercedes L 319) aus dem Jahr 1963, das noch bis 1990 bei der Feuerwehr Kirchlengern im Einsatz war und ein alter Honomag mit Magirus-Drehleiter (DL 17, Baujahr 1954). Hinzu kommt ein Tanklöschfahrzeug 15 (Baujahr 1955), das über viele Jahre hinweg bei der Feuerwehr Vlotho gute Dienste geleistet hat. In Feuerwehrkreisen wurde der alte „Schnaufer“ liebevoll „Röchel-Ete“ getauft (der KFV berichtete bereits).  Kleemeier macht Werbung für das Feuerwehrmuseum: „Die Ausstellung umfasst mittlerweile 40 Fahrzeuge. Einige müssen noch restauriert werden.“
Im Jugendfeuerwehrbereich zaubern Kassandra Schröder (Vlotho) und Elena Beham (Löhne) mit Pinsel und Schminke tolle Motive auf die Kindergesichter. Einige Knirpse sind außerdem damit beschäftigt, Bildvorlagen kunstvoll auszumalen. Sie sollen später zu einer Collage zusammengestellt werden, sagen Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier und ihr Vertreter Markus Wonsch. „Mehr wird allerdings noch nicht verraten!“ Währenddessen sind Tim, Damon, Jonas, Mattis und Jan von der Jugendfeuerwehr Schwarzenmoor damit beschäftigt, den Nachwuchs mit Getränken zu versorgen. Sie mixen bunte Kindercocktails.
Im neuen Schulungsraum der Kreisfeuerwehrzentrale warnen Michael Bergemann (Spenge) und Nicholas Jost (Hiddenhausen)  vor den Gefahren des Brandrauchs. Sie nehmen dazu das Rauchdemohaus in Betrieb und demonstrieren den Besuchern eine Wärmebildkamera.  Gleich nebenan haben Peter Turon und Sven Büttner vom ABC-Zug aus Herford zahlreiche Messgeräte und Schutzanzüge ausgestellt, während Michael Heise (Herford) und Thomas Reschke (Spenge) die Funktionsweise einer Brandmeldeanlage und den Aufbau von modernen Armaturen zur Löschwasserentnahme demonstrieren.
Am Ende des Tags der offenen Tür kommt Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer noch einmal auf die Kosten des Bauprojektes Kreisleitstelle/Kreisfeuerwehrzentrale zu sprechen. Diese hätten    - gemessen an der Einwohnerzahl im Kreisgebiet - bei rund 25 Euro pro Bürger gelegen. „Heute  konnte sich jeder davon überzeugen, dass dies gut und richtig angelegtes Geld ist!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Kreisverwaltung und Kreisfeuerwehrverband haben zum Tag der offenen Tür eingeladen.
(Im Hintergrund ist der Teleskopgelenkmast 23/12 der Feuerwehr Herford zu sehen.)

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Vor dem neuen Leitstellengebäude kommt es zu einer Warteschlange.

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Mitarbeiter Thomas Twelsiek im Dauerstress: Er erläutert dem Publikum gerade
den Ablauf von der Notrufannahme bis zur Alarmierung.

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Im Stabsraum hat eine weitere Besuchergruppe Platz genommen.

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Zwei Knirpse haben am Steuer des Mehrzweckbootes aus Vlotho ihren Spaß.

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Alexander Hermelink vom DRK erläutert die Beladung des MANV-Containers.

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Die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde ist ebenfalls auf dem Freigelände zu finden.

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Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier u. Vertreter Markus Wonsch
stellen die Kinderbilder zu einer Collage zusammen.

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Tim, Damon, Jonas, Mattis und Jan von der Jugendfeuerwehr Schwarzenmoor
 mixen bunte Kindercocktails.

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Vor den neuen Fahrzeughallen steht der historische Löschzug vom
Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim.

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Hans Kleemeier (l) erläutert seinem Fachpublikum die robuste Technik des LF 15.

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Der Wagen, in Feuerwehrkreisen „Röchel-Ete“ genannt, war über viele Jahre hinweg
bei der Feuerwehr Vlotho im Einsatz.

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Michael Bergemann demonstriert am Rauchdemohaus, wie schnell sich der Brandrauch
bei einem Wohnungsbrand ausbreitet. (v.l.) David, Ole u. Felix schauen gespannt zu.

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Nicholas Jost zeigt einem jungen Besucher eine Wärmebildkamera …

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… während Michael Heise die Funktionsweise einer Brandmeldeanlage erläutert.

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Sven Büttner (l) und Peter Turon (im Hindergrund) vom ABC-Zug aus Herford
haben zahlreiche Schutzanzüge und Messgeräte mitgebracht und …

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… Thomas Reschke demonstriert die Wirkungsweise eines modernen
Standrohres zur Löschwasserentnahme.

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Die Mannschaft der Feuerwehr Löhne sorgt für die Verpflegung.