Feuerwehrfahrzeug des Monats
Juli 2014
Kraftfahrspritze 25 (KS 25)
Einstiges Einsatzfahrzeug des Sicherheits- und Hilfsdienstes (SHD) im Deutschen Reich
Heute im Privatbesitz eines Sammlers aus Lage (Lippe)
Wissenswertes:
Die mächtige, langgezogene Motorhaube, der dunkelgraue Tarnanstrich, die abgedeckten Scheinwerfer mit den schmalen Schlitzen: Die Kraftfahrspritze 25 (KS 25) des einstigen Reichsluftfahrtministeriums wirkt wie ein stiller Zeuge einer Zeit, als Deutschland vom Naziterror regiert wurde und die Städte hierzulande in Trümmern lagen.
Bereits kurz nach der Machtübernahme im Jahr 1933 unterstellten die Nationalsozialisten sämtliche Feuerwehren der Reichspolizei. Ihr oberster Dienstherr war damit der Innenminister; ihre Einsatzfahrzeuge wurden in polizeigrün ausgeliefert. Der Luftschutz fiel allerdings in den Zuständigkeitsbereich des Reichsluftfahrtministeriums. Von dort aus wurde der so genannte Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) organisiert, der für alle Aufgaben im Rahmen der Zivilverteidigung und des Luftschutzes zuständig war. "Ich will nicht Hermann Göring, sondern Hermann Meyer heißen, wenn jemals ein feindliches Flugzeug die deutschen Reichsgrenzen überfliegen sollte", hatte der „Chef“ des Ministeriums zu Beginn des 2. Weltkriegs euphorisch verkündet. Dennoch waren für den SHD quasi für „alle Fälle“ bereits ab 1934 drei Arten von (mausgrauen) Spritzenwagen in Auftrag gegeben worden: In der untersten Gewichtsklasse bis 1,5 Tonnen Nutzlast gab es einen Mannschaftswagen mit Kraftspritzenanhänger (sog. Kraftzugspritze), gefolgt von der Kraftfahrspritze 15 (3 Tonnen Nutzlast) und dem „Spitzenmodell“, der Kraftfahrspritze 25 (4,5 Tonnen Nutzlast) mit einer Pumpenleistung von 2.500 Liter pro Minute.
„Ein Drittel Motorhaube, ein Drittel Kabine und ein Drittel Aufbau“, so beschreibt Thomas K. selbst sein Schätzchen, das beim ersten Anblick eher wie ein Ungetüm wirkt. Die KS 25 des Sammlers aus dem lippischen Lage wurde im Jahr 1940 vom Reichsluftfahrtministerium in Berlin in Auftrag gegeben. Magirus lieferte einen Sechszylinder-Diesel mit 125 PS. Mutige Feuerwehrmänner sind mit dem Wagen, der die laufende Nummer 737 trägt, wahrscheinlich durch die Bombennächte im Ruhrgebiet geirrt. Diese Vermutung liegt nahe; alte Fotodokumente belegen nämlich, dass ein „Schwesterfahrzeug“, die KS 25 – 726 des SHD während der Kriegswirren in Dortmund eingesetzt war. Thomas K. hat seinen Feuerwehroldtimer bzw. „Kriegsveteranen“ 1996 vom Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda erworben und ihn in mehr als drei Jahren vollständig restauriert. Jetzt befindet sich der Neuntonner (Löschmittelvorrat 300 Liter Wasser und 60 Liter Schaummittel) wieder im Original-Auslieferungszustand. Dazu gehören die unverkennbare graue Lackierung, aber auch viele Ausrüstungsgegenstände der damaligen Zeit, wie die Gasabwehrgeräte und das Schaumgießgestänge auf dem Dach.
Nach den verheerenden Luftangriffen auf deutsche Städte ordnete die Führung eine „Neustrukturierung“ des Feuerwehrwesens an. Aus dem SHD wurde die Luftschutzpolizei, die ab dem Jahr 1942 neben der Feuerschutzpolizei für den Bevölkerungsschutz zuständig war. Außerdem traten im April 1943 neue Abkürzungen in Kraft. Unterschiedliche Fahrzeugtypen wurden nach einem einheitlichen Prinzip zusammengefasst. Von nun an gab es in jeweils drei Gewichtsklassen Löschgruppenfahrzeuge, Tanklöschfahrzeuge, Drehleitern und Schlauchkraftwagen. Aus dem Leichten Löschgruppenfahrzeug (bisher KS 8) wurde so das LF 8, während das Schwere Löschgruppenfahrzeug (bisher KS 15) und das Große Löschgruppenfahrzeug (bisher KS 25) nun die Bezeichnungen LF 15 bzw. LF 25 erhielten.
Thomas K. seine KS 25 ist wohl weltweit einzigartig. Das historische Löschfahrzeug gehörte sogar in Spielfilmproduktionen wie „Dresden“ und „Die Luftbrücke“ zur Requisite. Im Kreis Herford war der Magirus zuletzt im September 2013 während einer Ausstellung im Kleinbahnmuseum Enger zu sehen.
-Vo-
Fotos (4): J. Vogelsang
Vermutlich weltweit einzigartig: Die voll funktionstüchtige Kraftfahrspritze 25 (KS 25)
des einstigen Sicherheits- und Hilfsdienstes (SHD) im Deutschen Reich.
Ein großes Lenkrad, die holzbeplankte Armaturentafel und zweigeteilte Frontscheibe mit den
ausstellbaren Gläsern kennzeichnen den Platz des Fahrers, der auf einer Sitzbank Platz nimmt.
Kübelspritze u. Winkerkelle, dem Vorläufer des Blinkers, gehören - …
… genauso wie die große Schlauchhaspel am Heck und die Schiebleiter sowie das
Schaumgießgestänge auf dem Dach - zu den vielen Details des historischen Löschfahrzeugs.
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