Fahrzeug des Monats
März 2025
Großtanklöschfahrzeug 80/95-45-500P (GTLF bzw. TroSTLF 80/95-45-500 P)
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Chemiepark Knapsack, Hürth-Knapsack
(Rhein-Erft-Kreis/ NRW)
Funkrufname: Florian WF CPK GTLF 01
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGS 41.480 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 6) |
Hubraum |
12,4 l |
Leistung |
480 PS (353 kW) |
Antriebsart/Radformel |
8x4 |
Getriebe |
Vollautomatikgetriebe |
Höchstgeschwindigkeit |
100 km/h |
Abmessungen |
12,00 m (L), 2,55 m (B), 4,00 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
38,5 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach/Österreich Pumpe
Teleskop-Gelenkarm („Löscharm Scorpio“)
Weitere Ausrüstung (auszugsweise): - Dachbalkensystem (Typ Hänsch DBS 4000) |
Besatzung |
1/1 (Trupp) |
Indienststellung |
10/2021 |
amtl. Kennzeichen |
BM-CK 2160 |
Anschaffungskosten |
rd. 1 Mio Euro |
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Rund 40 Feuerwehrleute, die sich auf zwei Wachabteilungen verteilen, beschäftigt die Yncoris GmbH u. Co. KG. Das Unternehmen betreibt den Chemiepark in Hürth-Knapsack auf einem 180 Hektar großen Areal - einer Fläche, die rund 250 Fußballfeldern entspricht. 14 Einsatzfahrzeuge sind auf dem Gelände der Feuerwache stationiert. Das Großtanklöschfahrzeug mit „Löscharm“ zog bereits während der Interschutzmesse 2022 in Hannover alle Blicke auf sich.
MAN lieferte das Vierachsfahrgestell vom Typ TGS 41.480 8x4, während Feuerwehrspezialist Empl mit Hauptsitz in Österreich den Aufbau fertigte. Für den Antrieb sorgt ein Sechszylinder-Dieselmotor, der aus zwölf Litern Hubraum 480 PS (353 kW) schöpft. Das GTLF ist 2,55 Meter breit, zwölf Meter lang, vier Meter hoch und bringt 38,5 Tonnen auf die Waage. Mehr geht nicht, jedenfalls nicht nach der Straßenverkehrsordnung. Ein Allison-Vollautomatikgetriebe übernimmt die Schaltvorgänge, sodass der Maschinist den Koloss im Alarmfall schnell und kontrolliert über das verwinkelte Werksgelände manövrieren kann. Der Neubeschaffung ging eine dreijährige Planungsphase voran. „Wir haben von vornherein die gesamte Mannschaft mit einbezogen“, sagt Ralf Lassmann, Chef der Werkfeuerwehr. Herausgekommen ist ein Industrielöschfahrzeug der Superlative, das als Trocken-Schaum-Tanklöschfahrzeug (TroSTLF) mit „Löscharm“ genau auf die Gefahren im Chemiepark zugeschnitten ist. „Bei der Entwicklung sind viele Ideen und Erfahrungen aus der Praxis mit eingeflossen“, so Arno Büscher, Leiter des Operativen Brandschutzes.
Großtanklöschfahrzeug mit „Löscharm“ der Werkfeuerwehr Chemiepark Knapsack. Empl hat für den Aufbau ein MAN-Fahrgestell (TGS 41.480) verwendet. (Foto: Empl)
Im Rotterdam International Safety Center (RISC) wurde das GTLF einem ersten umfangreichen Praxistest unterzogen. (Foto: Empl)
Wasserstrahl reicht bis zu 90 Meter weit
Das GTLF ist für Brände unterschiedlicher Brandklassen gewappnet. Es verfügt über einen Wassertank, der 9.500 Liter fasst, einen 4.500-Liter-Schaummitteltank und eine Pulverlöschanlage mit 500 Kilogramm ABC-Pulver. Die Normaldruckpumpe im Heck, sie verbirgt sich hinter einer aufschwenkbaren Klappe mit integriertem Rollladen, leistet 8.000 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Dank Pump-and-Roll Funktion arbeitet die Pumpe über den Nebenantrieb weiter, während das Fahrzeug langsam voranfährt. Das Schaumzumischsystem (Typ CTD Iguane/ Frankreich) arbeitet mit zwei Zahnradpumpen, sodass dem Löschwasser 0,6 bis 30 Liter und/oder 15 bis 360 Liter Schaummittel pro Minute zugemischt werden können. Der Dosierbereich reicht dabei von 0,5 bis sechs Prozent. Mit dem Löschfahrzeug können mehrere Hydranten gleichzeitig „angezapft“ werden. Es ist mit drei A- und sechs B-Eingängen, zwei B-Füllleitungen sowie zwei A- und sechs B-Abgängen ausgerüstet. Jeder Abgang ist einzeln „wählbar“, sodass parallel Wasser und Wasser/Schaum abgegeben werden können. An der Fahrzeugfront befindet sich ein Schaum-/Wasserwerfer von AWG Alco, der für eine Leistung von 2.500 Litern pro Minute ausgelegt ist. Den „Löscharm Scorpio“ hat das Unternehmen Klaas aus Ascheberg/NRW in Aluminiumbauweise gefertigt. Er besteht aus einem dreiteiligen Teleskop-Gelenkarm mit Monitorausleger, der um 360 Grad drehbar ist und bis in eine Höhe von 25 Metern reicht. Die Vierpunkt-Abstützung erfolgt innerhalb der Fahrzeugkontur, wobei die Räder weiterhin Bodenkontakt halten. Das Löschmittel gelangt über ein „Teleskopwasserführungsrohr“, das sich im Inneren des Auslegers befindet, nach oben. Über den fernsteuerbaren Schaum-/Wasserwerfer (Typ AWG Alco PowerFighter 3C-DC) an der Mastspitze können bis zu 4.000 Liter pro Minute abgegeben werden. Die Wurfweite reicht bei „ausgestrecktem Löscharm“ bis zu 90 Meter weit. Dadurch können die Feuerwehrleute viel Abstand halten und sind für den Fall einer Explosion besser geschützt. Der „Löscharm“ ist zusätzlich mit Video- und Wärmebildkamera-System sowie einem Windmessgerät versehen.
Überwachung der Ausrüstung per Tablet-Computer
Zur umfangreichen Beladung zählen unter anderem zwei tragbare Schaum-/Wasserwerfer (Typ TFT) mit einer Leistung von 4.500 Litern bzw. 2.000 Litern pro Minute, Nebellöschsystem, Löschkugel, Hydroschilde, Schlauchpakete und Teleskopleiter. A- und B-Schläuche lagern zum Teil in zwei Schlauchtragekästen auf dem Dach, die mit elektrischen Absenkvorrichtungen versehen sind. Alle Ausrüstungsgegenstände sind mit Funkchips versehen. Somit kann die Beladung per Tablet-Computer, der im Fahrerhaus mitgeführt wird, binnen Sekunden auf Vollständigkeit kontrolliert werden (RFID-System). Ein aufwendiger Check „per Strichliste“ entfällt.
Das Großtanklöschfahrzeug wurde kurz nach seiner Indienststellung im Rotterdam International Safety Center (RISC), einem Trainings- und Übungszentrum für Feuerwehren der Nähe des Rotterdamer Hafens, zunächst einmal ausgiebig getestet. Mittlerweile hat sich der Vierachser bei unzähligen Einsätzen auf dem Werksgelände in Hürth-Knapsack bewährt. Kommandowagen, Teleskopmast 44, Großtanklöschfahrzeug und Gerätewagen Logistik zählen zum Standardlöschzug der Werkfeuerwehr. Die Feuerwehrleute erreichen innerhalb von fünf Minuten jeden Ort des weitläufigen Chemieparks, um Löschmaßnahmen durchzuführen oder Technische Hilfe zu leisten.
Stichwort: Tanklöschfahrzeug
Aktuell sind drei Baugrößen von Tanklöschfahrzeugen in Deutschland genormt: Das TLF 2000, 3000 und 4000. Nicht genormte Großtanklöschfahrzeuge (GTLF) mit einem Tankinhalt von bis zu 10.000 Litern sind vor allem bei den Berufsfeuerwehren und größeren Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz. Sie sind von großer Bedeutung, wenn Brandbekämpfungsmaßnahmen an Orten durchgeführt werden müssen, die über keine ausreichende Löschwasserversorgung verfügen. Die GTLF der Werkfeuerwehren sind vielfach besonders umfangreich ausgestattet. Als Industrielöschfahrzeuge haben sie große Mengen an Wasser, Schaum und Pulver an Bord, um Brände verschiedener Brandklassen bekämpfen zu können. Die Firma Rosenbauer bietet das Großtanklöschfahrzeug „Buffalo extreme“ mit 33.000 Litern Fassungsvermögen an, das auf Basis des Heavy Movers vertrieben wird. Redaktion: kfv-herford.de stellte den Boliden als Fahrzeug des Monats Februar 2018 vor. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Der Vierachser hat 9.500 Liter Wasser, 4.500 Liter Schaum und 500 Kilo Pulver in den Tanks.
(Foto: Empl)
Die Heckpumpe leistet 8.000 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. (Foto: Empl)
Das Schlauchmaterial lagert zum Teil in Schlauchtragekästen auf dem Dach, die mit elektrischen Absenkvorrichtungen versehen sind. (Foto: Empl)
Der „Löscharm Scorpio“ reicht bis in eine Höhe von 25 Metern. (Foto: Empl)
Feuerwehrausrüster Empl stellte das GTLF auf der Interschutzmesse 2022 in Hannover aus.
(Foto: Redaktion: kfv-herford.de)
Einsatz des Frontwerfers. (Foto: Empl)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: