Fahrzeug des Monats Mai 2024 - Löschgruppenfahrzeug 8 (LF8)

Fahrzeug des Monats

Mai 2024

Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8)

ehemaliges Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Gräfenberg (Landkreis Forchheim/Bayern)
heute im Besitz des Fördervereins Nürnberger Feuerwehr-Museum e.V.


Technische Daten

Fahrgestell (Hersteller)

Faun-Werke     

Typ

F 24 DL/ 320 F (“Eilfrachter”)

Motor

4-Zylinder Dieselmotor
- Hersteller: Klöckner-Humbodt-Deutz (Typ: F 4 L 712)
- luftgekühlt

Hubraum

3.400 ccm

Leistung

62 PS (47 kW)

Antriebsart/Radformel

Straßenantrieb

Höchstgeschwindigkeit

88 km/h

Abmessungen

5,55 m (L), 2,30 m (B), 2,70 m (H)

Radstand

3,20 m

zul. Gesamtgewicht

5,28 t

Ausbau/Ausrüstung
(Konstruktion) 

Magirus, Ulm/Donau (B.W.)

Pumpen
Vorbaupumpe 8/8 (FPV 8/8)
   - Förderleistung: 800 l/min bei 8 bar
Tragkraftspritze 8/8 (TS 8/8) im Heck
   - Förderleistung: 800l/min bei 8 bar
 
Ausrüstung (Normbeladung LF 8, auszugsweise)

  - 12 x C-Schlauch
   - 14 x B-Schlauch
   - Verteiler B
   - Strahlrohr BM (Stützkrümmer)
   - 3 x Strahlrohr CM
   - Standrohr (Unter- u. Überflur-Hydrantenschlüssel)
   - 6 x Saugschlauch A
   - Saugkorb A (Saugschutzkorb)
  - Sammelstück A - 2 B
  - Übergangsstücke A - B, B - C, C - D
  - Druckbegrenzungsventil B
  - 3 x Feuerwehraxt
  - 3 x Hitzeschutzhaube
  - 3 x Hitzeschutzhandschuhe

Dachbeladung (Normbeladung LF 8)
   - 4-teilige Steckleiter
   - 2 x Schlauchbrücke
   - 2 x Dunkhaken
   - Einreißhaken
   - Stoßbesen
   - Stechschaufel

Beleuchtung, Warnmittel, Erste-Hilfe (Normbeladung
LF 8, auszugsweise)
   - 3 x Handscheinwerfer
   - 2 x Kopfscheinwerfer
  - 2 x Warnleuchte
   - 2 x Warndreieck
  - 2 x Warnflagge
   - Starklichtfackeln
   - Krankentrage
   - Verbandkasten
   - Krankenhausdecke


Sondersignalanlage
optisch
   - 2 x Drehspiegel-Rundumleuchte
 akustisch
  - 2 x Starktonhorn

Besatzung

1/8 (Gruppe)

Baujahr/Indienststellung

1964 (bis zum Jahr 2000 im Einsatz)

Anschaffungskosten

rd. 40.000 DM (20.000 Euro)

 

Wissenswertes:

1957 hatten die Faun-Werke (Ansbach/Nürnberg) den leichten „Eilfrachter“ F 24 DL auf den Markt gebracht, der zunächst nur für Kleingewerbetreibende gedacht war. Feuerwehrausrüster Magirus erkannte allerdings das Potenzial des Autos. Die Ulmer wählten den kleinen Faun als Basis für ihre Löschgruppenfahrzeuge 8 (LF 8) aus, weil der als geländefreundlicher galt, als etwa der Opel Blitz. Ein vergleichbares Fahrgestell hatte Magirus-Deutz selbst nicht im Programm. Eine gewisse Geländefähigkeit erreichten die Ingenieure durch einen einfachen Trick: Sie verordnetem dem F 24 DL großdimensionierte Reifen und erhöhten so die Bodenfreiheit.

Unsichtbare Vorbaupumpe

Charakteristisch für das LF 8 auf Faun-Fahrgestell ist der seitlich angebrachte Aufstieg auf das Fahrzeugdach und die Vorbaupumpe FPV 8/8. Sie verbirgt sich hinter einer Klappe in der Mitte der Fahrzeugfront, ohne dass die formschöne Silhouette des Autos beeinflusst wird. Damals gilt die Konstruktion als Geniestreich der Ingenieure. Die Abdeckung ist dabei zweiteilig ausgeführt. Während die große Klappe nach oben geöffnet wird, klappt ein Teil der Stoßstange nach unten. In dem geschlossenen Kastenaufbau finden eine Gruppe aus neun Feuerwehrleuten und die notwendigen Gerätschaften für die Brandbekämpfung Platz. Zur Ausrüstung zählen unter anderem eine Tragkraftspritze 8/8 (TS 8/8) im Heck, B- und C-Schläuche sowie eine vierteilige Steckleiter, die auf dem Dach lagert. Für den Antrieb des kleinen Faun sorgt ein luftgekühlter Vierzylinder-Reihendieselmotor von Deutz. Die Maschine leistet 62 PS, sodass der Fünftonner knapp Tempo 90 erreicht. In den 1960er Jahren fertigt Magirus etwa 230 Löschgruppenfahrzeuge auf dem leichten Faun F 24 DL. Ein Großteil der Fahrzeuge ist über viele Jahrzehnte hinweg im Einsatz. Dazu zählt das LF 8 der Freiwilligen Feuerwehr Gräfenberg (Landkreis Forchheim/Bayern), das erst im Jahr 2000 außer Dienst gestellt wird und heute im Nürnberger Feuerwehr-Museum besichtigt werden kann.     

Das Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8) gilt als kleinstes jemals genormtes Löschgruppenfahrzeug in Deutschland. Zuletzt werden das LF 8 „leicht“ (mit einem zulässigen Gesamtgewicht von sechs Tonnen), das LF 8 „mittel“ (mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen) und das LF 8 „schwer“ (mit einem zulässigen Gesamtgewicht von neun Tonnen) unterschieden. 1991 tritt die Norm schließlich außer Kraft.

Große Produktpalette

Die Faun-Werke entstehen 1916 durch den Zusammenschluss der Fahrzeugwerke in Ansbach und Nürnberg. Deren Anfangsbuchstaben bilden den Namen Faun. 1928 entwickelt das Unternehmen den ersten Rolltrommel-Müllwagen. Ein Jahr später wird das erste selbstaufnehmende Kehrfahrzeug ausgeliefert. In den folgenden Jahren baut Faun seine Produktpalette an LKW und Kommunalfahrzeugen aus. Das Unternehmen beliefert von 1958 bis 1970 unter anderem die Bundeswehr mit „Radfahrzeugen der 1. Generation“, die als Zugmaschinen, Abschlepp- und Bergefahrzeuge Verwendung finden. Später gehören Baumaschinen, Kräne und Flugfeldlöschfahrzeuge, die unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft Bachert/Ziegler aufgebaut werden, zum Portfolio. Noch bis Ende der 1980er Jahre fertigt das Unternehmen Schwerlastzugmaschinen. Dazu zählt der dreiachsige Koloss, der mit einem 525 PS starken Motor angeboten wird. In den 1990er Jahren werden die Faun-Werke aufgeteilt: Die Faun-Umwelttechnik GmbH und Co. KG (Osterholz-Scharmbeck) produziert heute Abfallsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen, während die Tadano Faun GmbH (Lauf a.d. Pegnitz) Mobilkräne fertigt. (Redaktion: kfv-herford.de)

                                                                                                                                                    -Vo-

 

Lf 8 graefenberg

Magirus verwendet den „Eilfrachter“ von Faun in den 1960er Jahren für seine Löschgruppenfahrzeuge 8.
Den Ingenieuren gelingt dabei ein Geniestreich: Sie verbergen die Vorbaupumpe 8/8 so geschickt in der Frontpartie,
dass die Silhouette des Autos nicht beeinflusst wird.
(Foto: Förderverein Nürnberger Feuerwehr-Museum e.V.)

 

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