Fahrzeug des Monats
Februar 2023
Rüstwagen (RW)
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Vlotho
Standort: Löschzug Vlotho-Mitte, Am Bullerbach 3, Vlotho
Funkrufname: Florian Vlotho 1-RW-01
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGM 13.290 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor |
Hubraum |
7 l (6871 ccm) |
Leistung |
290 PS (213 kW) |
Antriebsart/Radformel |
4x4 (Allradantrieb) |
Getriebe |
automatisiertes Schaltgetriebe |
Höchstgeschwindigkeit |
100 km/h |
Abmessungen |
7,40 m (L), 2,50 m (B), 3,30 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
14,1 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Magirus GmbH, Ulm/Donau - 8 seitliche Geräteräume (G 1 – 8) Energieversorgung masch. Zugeinrichtung (Seilwinde) Beleuchtung hydraulische Rettungsgeräte (G 4) Trenn- u. Schneidgerät (auszugsweise) Löschmittel weitere Ausrüstung (auszugsweise) |
Besatzung |
1/2 (Trupp) |
Baujahr |
2015 |
amtl. Kennzeichen |
HF-FW 9521 |
Anschaffungskosten |
rd. 300.000 Euro |
Der Rüstwagen (RW) zählte früher zur Standardausrüstung jeder größeren Feuerwehr. Mittlerweile übernehmen die Wehrleute immer mehr Aufgaben mit dem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF), das als Kombination aus Rüstwagen und Löschfahrzeug gilt. Vlotho ist mittlerweile die einzige Kommune im Kreis Herford, die noch über einen „echten RW“ verfügt. Hier ist das Fahrzeug ein wichtiger Baustein im Sicherheitskonzept. Das Verkehrsgeschehen auf der A 2, die „Bundeswasserstraße“ Weser und nicht zuletzt die besondere Topografie der Weserstadt haben die Beschaffung erforderlich gemacht. Der Rüstwagen ist gleichzeitig Zugfahrzeug für das Mehrzweckboot (MZB). Er verfügt zusätzlich über ein kleines Alu-Boot mit Gleitschienen, das auf dem Dach verladen ist und für die Wasser- und Eisrettung eingesetzt werden kann.
Fest eingebauter Stromgenerator und tragbarer Stromerzeuger
Feuerwehrausrüster Magirus (Ulm/Donau) hat für das Spezialfahrzeug ein Allrad-Fahrgestell von MAN (Typ TGM 13.290) verwendet. Der Dieselmotor mit 290 PS und das automatisierte Schaltgetriebe mit „Feuerwehr-Stufe“ (MAN Tipmatic) sorgen für schnellen Vortrieb. Der Aufbau wurde von Magirus im bewährten Alufire-System gefertigt. „Herzstück“ der Beladung bildet der fest eingebaute Generator mit einer Leistung von 35 kVA (Geräteraum 6). Im Geräteraum 3, der begehbar ist, befindet sich ein weiterer 13 kVA-Stromerzeuger (Typ Endress Ese 1308). Weiterhin sind auf der Sekundärebene dieses Geräteraums Trennschleifer (Typ Stihl TS 700 mit Zweitakt-Verbrennungsmotor), Rettungssäge (Typ Weber Twinsaw mit Zweitakt-Verbrennungsmotor), Säbelsäge, Winkelschleifer sowie Bohr- und Meißel-Hammer untergebracht. Ein Leitungsroller mit 40 Metern Kabel (Typ Elspro) für die mobile Kraftstromverteilung ist hier ebenfalls zu finden. Der gegenüberliegende Geräteraum 4 ist ähnlich gestaltet und dank ausschwenkbarer Gerätefächer ebenfalls begehbar. Hier ist das gesamte Equipment an hydraulischen Rettungsgeräten, neben Spreizer und Schere sind Hydraulikzylinder in drei verschiedenen Größen (300 mm, 500 mm und 700 mm Kolbenhub) sowie Pedalschneider vorhanden, untergebracht. Um auf schwere LKW-Unfälle vorbereitet zu sein, wurden mit dem Spreizer SP 510 und der Schere S 511 von Lukas Werkzeuge beschafft, die besonders hohe Kräfte entwickeln können. Pneumatische Hebekissen (Typ Vetter) in unterschiedlichen Größen und ein 93 Kilogramm schwerer Mehrzweckzug, er schafft etwa 3,2 Tonnen im einfachen Zug, sind darüber hinaus vorhanden. Außerdem verfügt der Rüstwagen über eine fest eingebaute, hydraulische Seilwinde (Typ Rotzler TR 30). Mit der Trommelwinde wird standardmäßig von vorne gezogen. Mit wenigen Handgriffen kann das Gerät auf Heckbetrieb umgerüstet werden. Über eine Rolle, die unter dem Auto vorinstalliert ist, kann dann eine Zugkraftverdoppelung von fünf auf zehn Tonnen erreicht werden.
Die Feuerwehr Vlotho verfügt als einzige Wehr im Kreis Herford über einen „echten“ Rüstwagen (RW) für schwere Technische Hilfeleistungen. (Foto: FW Vlotho)
Lichtbogen lässt Metall schmelzen
Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf die Ausrüstung für den Umweltschutz gelegt. Rohrdichtkissen in unterschiedlichen Durchmessern, eine manuelle und eine elektrische Umfüllpumpe für flüssige Gefahrstoffe gehören ebenso zur Beladung, wie die verschiedensten Dichtungsmaterialien. Auf einem drehbaren Geräteschlitten (Geräteraum 5) kann sich die Truppbesatzung des Rüstwagens im Notfall mit Atemschutzgeräten ausrüsten. Zwei ABC-Pulverlöscher (6 kg) und ein Schaumlöscher (9 l) sind ebenso an dieser Stelle untergebracht. Direkt daneben ist der Plasmaschneider (Typ Jäckle Plasma 65) zu finden. Das Gerät erzeugt mittels Lichtbogen ein elektrisch leitfähiges Gas (Plasma). Es entstehen sehr hohe Temperaturen, sodass Stahl und andere Metalle mühelos zerschnitten werden können. Das Be- und Entlüftungsgerät von Auer (Geräteraum 7) eignet sich auch zur Herstellung von Leichtschaum, wie er von der Feuerwehr bei Kellerbränden eingesetzt wird.
Zum Sicherheitspaket des Rüstwagens gehören eine Umfeld- und Geräteraumbeleuchtung in LED-Technik, zwei Arbeitsscheinwerfer auf dem Dach der Fahrerkabine und ein Lichtmast mit sechs LED-Scheinwerfern. Weiterhin ist ein Beleuchtungsballon (Typ Powermoon) vorhanden, der auf den Lichtmast aufgesteckt werden kann und bei Nachteinsätzen für tageslichtähnliche Verhältnisse sorgt.
Die Feuerwehr Vlotho zählte im zurückliegenden Jahr 310 Einsätze. Mehr als 6.000 Einsatzstunden wurden von den 158 Aktiven geleistet. (Infos u. Fotos: Dirk Rethmeier, Feuerwehr Vlotho, Redaktion: kfv-herford.de)
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Stichwort: Rüstwagen
Mit der zunehmenden Industriealisierung und den steigenden Unfallzahlen im Straßenverkehr Anfang der 1950er Jahre, wurden auch die Hilfeleistungseinsätze der Feuerwehr komplexer. Im Jahr 1951 präsentierte Magirus-Deutz auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) den ersten Rüstwagen der Welt mit einem drehbaren Kran. Anfang der 1970er Jahre konstruierten die Magirus-Ingenieure erstmals einen Rüstwagen-Schiene, der als Zweiwegefahrzeug sowohl straßen- als auch schienentauglich war. Etwa zur gleichen Zeit gab es in Baden-Württemberg eine Baurichtlinie für den Rüstwagen-Säure, die später zugunsten des Gerätewagen-Gefahrguts zurückgezogen wurde. Nach der alten Norm wurden drei Rüstwagen-Typen unterschieden. Alle zeichneten sich durch gemeinsame Merkmale, wie Allradantrieb, Generator, Seilwinde und Trupp-Besatzung aus. Der vom Bund beschaffte RW 1 verfügte über ein zulässiges Gesamtgewicht von neun Tonnen, während es beim größeren RW 2 zwölf Tonnen waren. Im Juni 2002 wurden beide Fahrzeugtypen zusammengelegt. Der noch größere RW 3 war bereits Anfang der 1990er Jahre aus der Norm genommen worden. Die Ausrüstung des aktuell genormten „einheitlichen“ Rüstwagens liegt vom Umfang her zwischen der Beladung des früheren RW 2 und RW 3. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Das Fahrgestell kommt von MAN, der Aufbau von Magirus. (Foto: FW Vlotho)
Zu den typischen Ausstattungsmerkmalen zählen Allradantrieb, Generator und Seilwinde.
(Foto: FW Vlotho)
Gefahrgutumfüllpumpe (unten) im Geräteraum 1 (Foto: FW Vlotho)
Werkzeugsortiment im Geräteraum 2 (Foto: FW Vlotho)
Tragbarer Stromerzeuger (unten) im Geräteraum 3 (Foto: FW Vlotho)
Hydraulische Rettungsgeräte im Geräteraum 4 (Foto: FW Vlotho)
Plasmaschneidgerät (links) und Kleinlöschgeräte im Geräteraum 5 (Foto: FW Vlotho)
Stromgenerator im Geräteraum 6 (Foto: FW Vlotho)
Be- und Entlüftungsgerät bzw. Leichtschaumgenerator (unten) im Geräteraum 7
(Foto: FW Vlotho)
Geräteraum 8: Das Fahrzeug gleicht einer gut ausgestatteten Werkstatt. (Foto: FW Vlotho)
Im Heck sind u.a. Holzbohlen zum Unterbauen und die LKW-Rettungsplattform verstaut.
(Foto: FW Vlotho)
Ein Alu-Boot mit Gleitschienen für die Wasser- und Eisrettung zählt zur Dachbeladung.
(Foto: FW Vlotho)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: