Fahrzeug des Monats Dezember 2022 - LF8 leicht

Fahrzeug des Monats

Dezember 2022

Löschgruppenfahrzeug 8 „leicht“ (LF 8 „leicht“)
ehemaliges Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Kirchlengern
heute im Besitz des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Häver
(ehemaliger) Funkrufname: 5/41/1

Technische Daten

Fahrgestell (Hersteller)

Mercedes-Benz   

Typ

L 319 B

Motor

4-Zylinder Benziner (M 121 B VII)
- Frontlenker (Motor unter dem Fahrerhaus)
- oben liegende Nockenwelle

Hubraum

2,0 l (1.897 ccm)

Leistung

68 PS (50 kW)

Antriebsart/Radformel

Heckantrieb
- Starrachsen mit Blattfedern
- Hinterachse mit Zwillingsreifen

Getriebe

Viergang-Schaltgetriebe
- Lenkradschaltung  

Kraftstofftank

60 l

Verbrauch

rd. 14 l  je 100 km

Höchstgeschwindigkeit

95 km/h

Abmessungen

4,82 m (L), 2,08 m (B), 2,37 m (H)

Randstand

3,30 m

zul. Gesamtgewicht

4,35 t

Ausbau/Ausrüstung
(Konstruktion)

Albert Ziegler GmbH, Giengen/Brenz (B.W.)

Pumpen
Vorbaupumpe 8/8 (FPV 8/8)
- Förderleistung: 800 l/min bei 8 bar
Tragkraftspritze 8/8 (TS 8/8) im Heck
- Förderleistung: 800l/min bei 8 bar
 
Ausrüstung

Geräteraum 1/ G 1 (Normbeladung, auszugsweise)
- 7 x C-Schlauch (5 Stk. auf Haspel)
- 7 x B-Schlauch
- Verteiler B
- Saugkorb A (Saugschutzkorb)
- Sammelstück A - 2 B
- Übergangsstücke A - B, B - C, C - D
- Druckbegrenzungsventil B
- Eimer
- 3 x Feuerwehraxt

Geräteraum 2/ G 2 (Normbeladung, auszugsweise)
- 5 x C-Schlauch (auf Haspel)
- 7 x B-Schlauch
- Strahlrohr BM (Stützkrümmer)
- 3 x Strahlrohr CM
- 3 x Hitzeschutzhaube
- 3 x Hitzeschutzhandschuhe

rückwärtiger Geräteraum/ GR (Normbeladung, auszugsweise)
- 6 x Saugschlauch A (Kupplungsschlüssel)
- Standrohr (Unter- u. Überflur-Hydrantenschlüssel)
- B-Schlauch (5 m)

Dachbeladung (Normbeladung)
- 4-teilige Steckleiter
- 2 x Schlauchbrücke
- 2 x Dunkhaken
- Einreißhaken
- Stoßbesen
- Stechschaufel

Beleuchtung, Warnmittel, Erste-Hilfe (Normbeladung, auszugsweise)
- 3 x Handscheinwerfer
- 2 x Kopfscheinwerfer
- 2 x Warnleuchte
- 2 x Warndreieck
- 2 x Warnflagge
- Starklichtfackeln
- Krankentrage
- Verbandkasten
- Krankenhausdecke


Sondersignalanlage
optisch
- 2 x Drehspiegel-Rundumleuchte

akustisch
- 2 x Starktonhorn

Besatzung

1/8 (Gruppe)

Baujahr/Indienststellung

1963
Stationen:
- LG Kirchlengern (1963 – 1981)
- LG Kirchlengern-Mitte (1981 – 1990)
- Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Häver (seit 1990)

 

Fortsetzung von der Startseite:
Das Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8) war bis in die 1990er Jahre hinein bei vielen kleineren Freiwilligen Feuerwehren auf dem Land weit verbreitet. Es galt gewissermaßen als „Allzweckwaffe“ der Feuerwehrleute, die sich im Brandeinsatz als besonders schlagkräftig erwies. Das Löschgruppenfahrzeug 8 war einst in drei unterschiedlichen Versionen im Einsatz. Nach der letzten Norm aus dem Jahr 1986 wurden das LF 8 „leicht“ mit nur einem Geräteraum je Fahrzeugseite, das LF 8 „mittel“ mit Zusatzbeladung zur Technischen Hilfe und das LF 8 „schwer“ mit Allradantrieb unterschieden. Mittlerweile zählt das Auto zur Feuerwehrgeschichte. Die Norm für das bisher kleinste Löschgruppenfahrzeug wurde 1991 außer Kraft gesetzt. Längst sind modernere Autos im Einsatz, darunter das Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10) und das Hilfeleistungslöschfahrzeug 10 (HLF 10), die anders als das LF 8 über einen Wassertank verfügen.

Transporter der Wirtschaftswunderzeit

Rückblick: Im Jahr 1963 war die Freude bei der Löschgruppe Kirchlengern groß. Damals, inmitten der Wirtschaftswunderzeit, erhielt die Einheit ein neues LF 8 „leicht“, das im Gerätehaus auf dem Fienberge stationiert wurde. Mercedes-Benz hatte das Transporter-Fahrgestell vom Typ L 319 geliefert und Ziegler, Feuerwehrausrüster aus Giengen/Brenz, den Umbau zum Feuerwehrfahrzeug vorgenommen. Fast 30 Jahre lang leistete das Auto treue Dienste, zuletzt bei der Löschgruppe Kirchlengern-Mitte „auf dem Hüller“. Seit dem Jahr 1990 zählt der Oldtimer zur Sammlung des Feuerwehrmuseums in Kirchlengern-Häver. Dort wird das Auto liebevoll gepflegt. Mittlerweile sind 280 Arbeitsstunden in die Aufarbeitung geflossen. Beim Familientag des Kreisfeuerwehrverbandes, der im Spätsommer stattfand, stand das alte LF 8 „leicht“ im Museumsgarten und glänzte wie am ersten Tag.

DSC 0768Das Löschgruppenfahrzeug 8 „leicht“ vom Typ Mercedes-Benz L 319 (Aufbau Ziegler) war über viele Jahre bei der Feuerwehr Kirchlengern im Einsatz. Es zählt heute zu den Ausstellungsstücken des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Häver. (Foto: J. Vogelsang)

DSC 0769Blick in den Geräteraum 1: Die Ausrüstung war in erster Linie für die Brandbekämpfung und Wasserförderung ausgelegt. (Foto: J. Vogelsang)

Solide Technik

Die Mercedes-Ingenieure konstruierten den L 319, der als Urahne des Mercedes-Benz Sprinter gilt, als Frontlenker. Der Motor befindet sich somit platzsparend unter der abgerundeten Kabine im Stil der 1950er/1960er Jahre. Hinter der flachen Frontpartie des LF 8 a.D. arbeitet ein Vierzylinder-Benzinmotor mit 68 PS. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung auf die Hinterachse. Werden die Fronthaube und die Abdeckung zwischen Fahrer- und Beifahrersitz gelöst, ist der Motor für eine Inspektion gut zugänglich. Ein tragender Leiterrahmen, blattgefederte Starachsen und die Zwillingsbereifung an der Hinterachse machen den gerade einmal 4,80 Meter langen „Schnell-Lastwagen der Wirtschaftswunderzeit“ zu einem (kleinen) Lastesel. So beträgt das zulässige Gesamtgewicht des Museumsfahrzeugs 4,35 Tonnen. Der ovale Kühlergrill mit dem großen Stern als Markenzeichen umrahmt zugleich die markanten Rundscheinwerfer. Die geschwungene Panorama-Frontscheibe zählt zu den weiteren Designelementen jener Zeit. Das geradlinige Armaturenbrett wirkt spartanisch. Viel mehr als eine Geschwindigkeitsanzeige, Tankuhr, ein Kühlwasserthermometer und Zigarettenanzünder(!) sind nicht vorhanden.

Umfangreiche Ausrüstung

Eine Gruppe aus neun Feuerwehrleuten zählte einst zur Besatzung des LF 8 „leicht“. Ihr stand eine beachtliche Ausrüstung zur Verfügung.Vor der „platten Schnauze“ des Oldtimers befindet sich die Vorbaupumpe von Ziegler (FPV 8/8), die vom Fahrzeugmotor angetrieben wird. Ihre Leistung beträgt 800 Liter pro Minute bei acht Bar Ausgangsdruck. Im Heck ist die Tragkraftspritze samt Saugschläuchen und Standrohr untergebracht, die über eine ähnliche Leistung verfügt. Die Feuerwehrleute hatten so die Möglichkeit, mit einer zweiten Gruppe einen Löschangriff vorzunehmen oder eine Wasserversorgung aufzubauen. Zur weiteren Beladung zählen unter anderem zwei Haspeln mit je fünf C-Druckschläuchen, 14 B-Druckschläuche, Verteiler, Strahlrohre, Übergangsstücke, Druckbegrenzungsventil und die vierteilige Steckleiter auf dem Dach. Erst später schrieb die Norm vier Atemschutzgeräte für das LF 8 vor.

Erfolgreicher Nachzügler

Anfang der 1950er Jahre tummelten sich VW-Bulli, Ford FK 1000, Borgward B 1000/1500, Opel-Blitz und Hanomag L 28 auf deutschen Straßen. Erst spät brachte Mercedes-Benz mit dem L 319 ebenfalls einen Transporter unterhalb der 7,5-Tonnen-Klasse an den Start. Im September 1955 präsentierte das Unternehmen seinen „Schnell-Lastwagen“ auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Das Fahrzeug konnte als Kasten- und Pritschenwagen sowie als Kleinbus (O 319) bestellt werden. Die Motorisierung war anfangs bescheiden: Der Transporter war zunächst nur mit einem Dieselmotor aus der PKW-Sparte lieferbar, der 43 PS(!) leistete. Im Laufe der zwölfjährigen Produktionszeit, die Serienfertigung begann 1956 und endete erst 1968, verliehen stärkere Motoren mit bis zu 55 PS (Diesel) und 80 PS (Benziner) dem „319“ mehr Schwung. Zunächst wurde der Transporter in Sindelfingen gefertigt, später in Düsseldorf. Trotz der simplen Konstruktion und des eher bescheidenen Komforts konnten rund 140.000 Einheiten abgesetzt werden. In Düsseldorf befindet sich bis heute das Leitwerk für die Transporter der Mercedes-Benz Group, die nun unter dem Namen Sprinter vom Band laufen. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

 

DSC 0405Das abgerundete Fahrerhaus, der ovale Kühlergrill mit den Rundscheinwerfern und die geschwungene Panorama-Frontscheibe zählen zu den Designelementen des Oldtimers aus den 1960er Jahren. Er wird von einem Vierzylinder-Benzinmotor mit 68 PS angetrieben.
(Foto: J. Vogelsang)

DSC 0460Die Vorbaupumpe, Tragkraftspritze und vierteilige Steckleiter kennzeichnen das Auto als Löschgruppenfahrzeug 8. (Foto: J. Vogelsang)

Panorama Bus O319 Norbert SchnitzlerDer O 319 wurde für den Personenverkehr mit 18 Sitzplätzen, als Reisebus mit 17 Sitzplätzen und sogenannter Luxusbus mit zehn Sitzplätzen angeboten. (Foto: Norbert Schnitzler, Wikipedia)


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