Fahrzeug des Monats
August 2022
Tanklöschfahrzeug CCFM 3000 „Niedersachsen“ (TLF CCFM 3000 „Niedersachsen“)
(Tanklöschfahrzeug-Wald des Katastrophenschutzes Niedersachsen)
Fahrzeug der GFFF-V-Einheit (GFFF-V = Ground Forest Fire Fighting using Vehicles / bodengebundene Waldbrandbekämpfung mit (Lösch-)Fahrzeugen)
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
Renault Trucks, Saint-Priest (Frankreich) |
Typ |
D14 R4x4 |
Motor |
6-Zylinder-Dieselmotor (Euro 6) |
Hubraum |
7,7 l |
Leistung |
280 PS (206 kW) |
Antriebsart/Radformel |
4x4 (permanenter Allradantrieb) |
Getriebe |
manuelles Schaltgetriebe (mit Untersetzung) |
Höchstgeschwindigkeit |
90 km/h |
Wattiefe |
70 cm |
Abmessungen |
6,50 m (L), 2,40 m (B), 3,08 m (H) |
Radstand |
3,50 m |
zul. Gesamtgewicht |
14 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Iturri Feuerwehr- u. Umwelttechnik GmbH, Kabine Aufbau Lackierung Pumpe Schaumzumischanlage Frontwerfer Weitere Ausrüstung (auszugsweise) Sondersignalanlage |
zusätzliche Sicherheits- |
Thermischer u. mechanischer Schutz für Selbstschutzanlage Selbstschutzsystem mit Überwachung u.a. folgender Daten/Parameter: Kamerasystem mit |
Besatzung |
1/3 + Notsitz |
Baujahr/Indienststellung |
4/2022 (Es wurden zunächst 4 baugleiche Fahrzeuge in Dienst gestellt.) |
amtl. Kfz-Kennzeichen |
u.a. CE-V 2911 |
Anschaffungskosten |
ca. 400.000 Euro |
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„Der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen im Katastrophenschutz“, erklärte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius. „Für diese Aufgaben brauchen wir natürlich auch hochprofessionelle Einsatzfahrzeuge.“ Das Innenministerium hat gemeinsam mit dem neu geschaffenen Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) damit begonnen, Landeseinheiten zur Wald- und Flächenbrandbekämpfung aufzubauen. Am Standort des NLBK in Celle-Scheuen übergab der Minister bereits Anfang April vier CCFM 3000 „Niedersachsen“, drei Kommandowagen sowie einen Mannschaftstransporter an die ersten drei Landeseinheiten. Insgesamt werden bis Ende 2024 vier sogenannte GFFF-V-Module (GFFF-V für Ground Forest Fire Fighting using Vehicles) in den mittel- und hochwaldbrandgefährdeten Landkreisen Celle/Heidekreis, Gifhorn/Uelzen und Lüneburg/Lüchow-Dannenberg sowie in den Harzregionen Göttingen und Goslar stationiert. Zwei Landkreise sind dabei im Auftrag des Landes für jeweils ein Modul zuständig. Jede Einheit wird später einmal über Kommandowagen, vier spezielle Waldbrand-Tanklöschfahrzeuge und einen Gerätewagen-Logistik verfügen. Die GFFF-V-Module könnten auch im EU-Ausland zum Einsatz kommen, wenn beispielsweise Hilfe aus Südeuropa angefordert werde, hieß es aus dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport in Hannover.
Tanklöschfahrzeug CCFM 3000 „Niedersachsen“ nach französischem Vorbild für die Waldbrandbekämpfung. (Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Rollover-Protection-System sorgt für Sicherheit
Das neue CCFM 3000 „Niedersachsen“ ist als Kernstück der technischen Ausstattung der Waldbrandeinheiten anzusehen. Feuerwehrausrüster Iturri aus dem nordrheinwestfälischen Wilnsdorf (Kreis Siegen-Wittgenstein) hat für die vier Pilotfahrzeuge Allradfahrgestelle von Renault Trucks (Typ D14 R4x4) mit jeweils spurgleicher Einzelbereifung verwendet. Der 6-Zylinder-Reihendieselmotor leistet 280 PS bei einem Hubraum von 7,7 Litern. Die Gänge werden über ein manuelles Schaltgetriebe mit Untersetzung eingelegt. Seine kompakten Abmessungen – der Radstand beträgt nur 3,50 Meter – machen den 14-Tonner äußerst wendig und lassen das Auto sehr kompakt erscheinen. Gewässertiefen bis zu 70 Zentimeter sind für den niedersächsischen „Waldbrandtanker“ kein Problem. Die Mannschaftskabine ist für eine Besatzung von vier Feuerwehrleuten ausgelegt (1/3). Zusätzlich gibt es einen Notsitz. Ein innen liegender Überrollschutz macht die Kabine extrem sicher, selbst wenn das Fahrzeug umkippen oder sich gar überschlagen sollte. Das sogenannte Rollover-Protection-System (ROPS) - es erfüllt die europäische Norm für „Erdbaumaschinen - Überrollschutzaufbauten“ ist bei den Feuerwehreinsatzfahrzeugen hierzulande noch eine Seltenheit. Von außen wird die Kabine von einem weißlackierten Stahlrohrrahmen vor Beschädigungen durch Äste oder ähnliche Hindernisse geschützt.
Offener Pumpenstand mit zwei „Spezialhaspeln“
Der Wassertank des Löschfahrzeugs nach französischem Vorbild fasst 3.000 Liter. Die Heckpumpe (FPN 10-2000) leistet 2.000 Liter pro Minute bei 10 Bar Ausgangsdruck. Bis zu 48 Liter Schaummittel pro Minute beträgt die Förderleistung der Druckzumischanlage. Die Zumischrate reicht von 0,1 bis 10 Prozent. Auffällig ist der offene Pumpenstand. Lediglich ein nach oben aufklappbarer Deckel schützt die Bedienkonsole, die rechts neben der Kreiselpumpe verbaut ist. Am Heck sind auch die beiden „Haspeln Waldbrand“ zu finden. Links ist die Schnellangriffshaspel montiert, auf der 60 Meter formstabiler Schlauch samt angekuppeltem Hohlstrahlrohr mitgeführt werden. Rechts befindet sich die sogenannte Langdistanzhaspel mit 120 Meter D-Schlauch samt Hohlstrahlrohr und Absperrventil. Mit dem elektrisch gesteuerten Frontwerfer, der für eine Leistung von 1.000 Litern pro Minute ausgelegt ist, können Vegetationsbrände im sogenannten Pump an Roll-Betrieb, also mit Pumpenantrieb während der Fahrt, bekämpft werden. Zusätzlich verfügt das Tanklöschfahrzeug-Wald im Frontbereich über zwei D-Druckabgänge. Direkt unter dem Werfer befindet sich die Selbstbergungswinde, die eine Kraft von fünf Tonnen im einfachen Zug aufbringt.
Den Aufbau fertigte Iturri in der selbst entwickelten EcoPolyFire-Technologie aus Kunststoffplatten, die miteinander verschweißt sind. Das biete nach Angaben des Unternehmens gleich eine ganze Reihe von Vorteilen: Das Material sei leichter als Aluminium oder GFK, äußerst widerstandsfähig, gut zu reparieren, oxidiere nicht und sei zu 100 Prozent recycelbar. Die beiden großen Geräteräume (G 1 und G 2) sind mit nach oben öffnenden Klappen versehen. Zusätzlich gibt es zwei kleinere Gerätefächer, die beidseitig hinter der Hinterachse angeordnet sind. Zur weiteren Ausrüstung des Tanklöschfahrzeugs-Wald zählen neben Schlauchmaterial und wasserführenden Armaturen unter anderem Löschrucksäcke, Motorsäge, Klappspaten, Wiedehopfhacken und Feuerpatschen.
Atemluft an jedem Platz
Kommt es zum Einsatz in der „Gluthitze“ eines Waldbrandes, kann die Technik eines herkömmlichen Löschfahrzeugs schnell Schaden nehmen. Deshalb sind Kraftstoff- und Bremsleitungen, Bremsschläuche sowie alle elektrischen Leitungen, die den kompletten Ausfall des CCFM 3000 bewirken könnten, vor thermischen und mechanischen Beschädigungen besonders geschützt. Zusätzlich verfügt das Fahrzeug über eine aufwendige Selbstschutzanlage mit separater (elektrisch betriebener) Pumpe und gesondertem Wassertank (500 Liter) zum Schutz der Kabine und der Reifen. Darüber hinaus sind an allen fünf Sitzplätzen stationäre Atemluftanschlüsse samt Anschlussschläuchen und Atemschutzmasken für den Eigenschutz vorhanden. Ein Selbstschutzsystem mit integrierter Wetterstation überwacht ständig Außentemperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit, die Luftqualität in der Kabine (Kohlendioxid- und Kohlenmonoxid-Konzentration), aber auch den Kippwinkel des Fahrzeugs und die GPS-Daten. Das System arbeitet mit Sensoren, die im Innenraum und Außenbereich angebracht sind. Kommt es zu einer gefährlichen Situation, schlägt die Technik Alarm und empfiehlt beispielsweise die Selbstschutzanlage einzuschalten oder die Atemluftversorgung in der Kabine zu nutzen. Übrigens, auch die Lackierung trägt zur Sicherheit der Mannschaft bei. Sie wirkt wärmeisolierend, ist bis 200 Grad hitzebeständig und zudem kratzunempfindlich. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Ein geländegängiges Allrad-Fahrgestell von Renault Trucks (Typ D14 R4x4) hat für den Aufbau Verwendung gefunden. (Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Das Fahrzeug ist robust und kompakt, was wiederum zur Wendigkeit beiträgt. Durch die „offene Ausführung“ sind alle Geräte leicht zugänglich und einfach zu bedienen.
(Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Heckansicht mit der Kreiselpumpe (Mitte) samt Bedienstand (rechts) sowie der Schnellangriffshaspel (60 Meter formstabiler Schlauch, links) und „Langdistanzhaspel“ (120 Meter D-Schlauch, rechts). (Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Über den elektrisch steuerbaren Frontwerfer kann wahlweise Wasser oder Schaum abgegeben werden. Gut zu erkennen sind die beiden zusätzlichen D-Abgänge. Direkt unter dem Werfer befindet sich die Selbstbergungswinde. (Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Die Sicherheit der Mannschaft hat oberste Priorität: Das CCFM 3000 „Niedersachsen“ verfügt unter anderem über einen Überrollschutz (Rollover-Protection-System / ROPS). (Foto: Iturri, Wilnsdorf)
Das Land Niedersachsen hat zunächst vier Tanklöschfahrzeuge-Wald nach französischem Vorbild beschafft, die jetzt in den waldreichen Regionen getestet werden. (Foto: IM Nds.)
Das CCFM 3000 „Niedersachsen“ konnte während der Interschutz-Messe in Hannover besichtigt werden. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
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