Fahrzeug des Monats
März 2020
Turbinenlöschfahrzeug (TULF)
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Chempark
Standort: Currenta GmbH u. Co. OHG, Leverkusen
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGS 28.500 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 6) |
Hubraum |
12,4 l |
Leistung |
500 PS (368 kW) |
Höchstgeschwindigkeit |
ca. 90 km/h |
Abmessungen |
10,72 m (L), 2,55 m (B), 3,67 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
30 t |
Ausbau/Ausrüstung
|
Empl, Fahrzeugwerk Ges.m.b.H, Kaltenbach (Österreich)
Hydro-Jet-Modul
Dachmonitor („Werfer“) Selbstschutzanlage Beladung (auszugsweise) |
Besatzung |
1/1 (Trupp) |
Baujahr/Indienststellung |
11/2019 |
amtl. Kfz-Kennzeichen |
LEV-TU 112 |
(Fortsetzung von der Startseite):
Das neue Turbinenlöschfahrzeug (TULF) der Werkfeuerwehr Chempark darf wohl zu Recht als Feuerwehrauto der Superlative bezeichnet werden. Es wurde eigens für den Schutz des etwa 480 Hektar großen Werksgeländes in Leverkusen, einem der größten Chemie-Areale in Europa, entwickelt. „Wir wollen mit der neusten Technik die Sicherheit weiter verbessern“, sagt Stephan Hummel, der Chef der Werkfeuerwehr. Die Currenta GmbH u. Co. OHG, die im Zuge der Umstrukturierung der Bayer AG im Jahr 2002 entstanden ist, betreibt die Chempark-Standorte in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen. Das Industriedienstleistungs-Unternehmen mit rund 3.200 Mitarbeitern ist damit auch für die Werkfeuerwehr verantwortlich.
Turbinentechnik aus den Niederlanden
Empl, Feuerwehrausrüster aus Kaltenbach im Zillertal/Österreich hat sich unter anderem auf Industrielöschfahrzeuge spezialisiert. Für den Löschboliden der Chempark-Wehr verwendeten die Tiroler ein Fahrgestell von MAN mit 500 PS und einem zulässigen Gesamtgewicht von 30 Tonnen. Eine Turbine, wie man sie vom Flugzeug her kennt, macht das Auto bei der Brandbekämpfung unschlagbar effektiv. Der Lärm, den das Currenta-TULF im Löscheinsatz verursacht, erinnert dann auch an einen startenden Düsenjäger. Die Turbine stammt allerdings tatsächlich nicht aus dem Flugzeugbau – vielmehr handelt es sich um eine kompakte Sonderanfertigung, die Liberty Gasturbine Holland B.V. aus Zeewolde in den Niederlanden lieferte.
400 Mikrometer große Wassertropfen
Das sogenannte Hydro-Jet-Modul befindet sich zwischen den Geräteräumen 1, 2 sowie 3, 4 und wird im Einsatz nach oben ausgefahren. Es arbeitet nach dem Turbine-Response-System (Turbinenreaktionssystem) TRS: Zwischen 1.500 und 4.000 Liter Wasser pro Minute können in den Abgasstrom der Turbine gegeben werden. Sie verwandeln sich in einen Nebel aus feinen Wassertropfen, die einen Durchmesser von lediglich 400 Mikrometern besitzen. Das fein zerstäubte Wasser bildet eine große Oberfläche, sodass sich Brände wesentlich effektiver und schneller löschen lassen. Bis zu 80 Meter weit trägt der Abgasstrahl den Wassernebel. Die Aerosoltechnik eignet sich dabei nicht zur zum Löschen von Bränden. „Mit der modernen Technik können Behälter besser gekühlt und Dämpfe schneller niedergeschlagen werden“, sagt Feuerwehrchef Stephan Hummel. Liberty Gasturbine Holland spricht dann auch von einer sechsmal größeren Kühl- und Löschwirkung, als mit einem herkömmlichen Wasserstrahl zu erreichen seien. Dadurch werde am Ende weniger Abwasser produziert.
Hydranten mit A-Abgängen und AB-Schaum für den Notfall
Das TULF hat 5.500 Liter Wasser an Bord. Seine Heckpumpe leistet 10.000 Liter pro Minute. Neben dem Hydro-Jet-Modul gibt es einen zusätzlichen Dachmonitor mit einer Kapazität von bis zu 6.000 Litern in der Minute. Der Werfer kann auch in den Abgasstrom gerichtet werden, sodass die Gesamtleistung des TRS-Systems dann sogar bis zu 10.000 Liter beträgt. Auf dem Chempark-Areal gibt es vier voneinander unabhängige Hydranten mit A-Abgängen, die das erforderliche Löschwasser liefern. Außerdem verfügt die Werkfeuerwehr über eine entsprechende Schaummittellogistik. Wechsellader-Fahrzeuge und Abrollbehälter mit insgesamt 10.000 Litern Schaummittel stehen für den Notfall bereit, die vom Turbinenlöschfahrzeug mittels eingebauter Schaummittelpumpe aufgenommen werden können.
Bei der Werkfeuerwehr in Dormagen gibt es bereits seit einiger Zeit einen Turbolöscher mit Aerosoltechnik. Das neue TULF in Leverkusen ist allerdings kompakter, wendiger, verfügt über einen eigenen Wassertank und ist innerhalb von nur 90 Sekunden einsatzbereit. Übrigens kann das Fahrzeug auch außerhalb des Chemieparks zum Einsatz kommen. Die Feuerwehren aus Werk und Kommunen ständen in einem engen Austausch, sagt Chempark-Leiter Lars Friedrich. „Wenn unsere Hilfe gebraucht wird, fahren wir raus!“ (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Die Werkfeuerwehr Chempark Leverkusen hat ein neues Turbinenlöschfahrzeug
(MAN/Empl) in Dienst gestellt. (Foto: Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach/Österreich)
Der 30-Tonner verfügt über ein ausfahrbares Hydro-Jet-Modul, das den Wasserstrahl in einen Wassernebel verwandelt. Ein leistungsstarker Dachmonitor gehört ebenfalls zur Ausrüstung. (Foto: Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach/Österreich)
Der Abgasstrahl trägt den Wassernebel bis zu 80 Meter weit. (Foto: Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach/Österreich)
Das Löschwasser wird über A-Druckschläuche herangeschafft. (Foto: Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach/Österreich)
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