Fahrzeug des Monats
Februar 2020
Gerätewagen-Logistik 1 (GW-Logistik 1)
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Bünde
Standort: Löschzug Bünde-Spradow, Lübbecker Straße 188, Bünde
Funkrufname (OPTA): Florian Bünde 08-RW1-01
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGM 13.250 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor |
Leistung |
250 PS (184 kW) |
Antriebsart/Radformel |
4x4 (Allradantrieb) |
Getriebe |
automatisiertes Schaltgetriebe |
Höchstgeschwindigkeit |
ca. 90 km/h |
Abmessungen |
7,20 m (L), 2,55 m (B), 3,40 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
14 t |
Ausbau/Ausrüstung
|
Meindl Fahrzeugbau GmbH, Hameln hydraulische Ladebordwand Rollwagen (R 1 – 6) R 1 (hydraulische Rettungsgeräte) R 2 (Heben und Ziehen) R 3 (Strom/Licht) R 4, 5 (Werkzeuge) R 6 (Absicherung) Weitere Ausrüstung (auszugsweise): Beleuchtung/Sicherheitseinrichtungen Sondersignalanlage akustisch |
Besatzung |
1/1 (Trupp) |
Baujahr/Indienststellung |
12/2019 |
amtl. Kfz-Kennzeichen |
HF-FB 1598 |
Anschaffungskosten |
rd. 350.000 Euro |
„Meine Mannschaft ist unheimlich stolz auf den Gerätewagen-Logistik“, sagt Marco Schülke, Leiter des Löschzugs Bünde-Spradow. Dort ist das neue Auto stationiert und ersetzt den alten Rüstwagen 1, einen VW/MAN 8.136, der nach mehr als 30 Dienstjahren ausgemustert wurde. Das neue Fahrzeugkonzept ist in enger Zusammenarbeit mit der Hauptamtlichen Wache Bünde entstanden. „Mark Wippersteg, der für Technik und Ausrüstung zuständig ist, hat uns bestens unterstützt“, meint Schülke. Dabei seien Kompromisse nötig gewesen. „Die Fahrzeughalle an der Lübbecker Straße misst nur eine Länge von 7,60 Meter!“
Feuerwehrausrüster Meindl aus Hameln hatte schließlich den Zuschlag für das neue Feuerwehrauto erhalten und das Konzept der Bünder technisch umgesetzt. Der neue GW-Logistik 1, so die Kurzbezeichnung, basiert auf einem Fahrgestell von MAN (Typ TGM 13.250) mit 250 PS. Die breite Singlebereifung, hohe Bodenfreiheit und natürlich der zuschaltbare Allradantrieb mit zwei Allradstufen machen den Vierzehntonner geländegängig. Um auf unebener Strecke oder in unwegsamem Gelände nicht die Bodenhaftung zu verlieren, ist der Logistik-Laster zusätzlich mit Hinterachs- und Vorderachsdifferenzialsperre ausgerüstet. Die Schaltvorgänge übernimmt ein automatisiertes Getriebe mit Geländemodus. „Das sorgt auf sandigem oder schlammigen Boden für kraftoptimierten Antrieb“, erläutert Schülke.
Die Feuerwehr Bünde hat erst vor wenigen Wochen einen neuen Gerätewagen-Logistik 1 in Dienst gestellt. Seine besondere Ausrüstung macht das Auto eigentlich zu einem Rüstwagen.
Vorbauseilwinde aus Österreich
Seine kompakten Abmessungen – die Länge beträgt (nur) 7,20 Meter – lassen das Fahrzeug besonders bullig erscheinen. Auffällig ist die elektrische Vorbauseilwinde von Maxwald, die im einfachen Zug fünf Tonnen bewegt und über ein 35 Meter langes Stahlseil verfügt. „Das ist solide Technik aus Österreich“, meint Wehrführer Rüdiger Meier, der an seinem Urlaubsort in Forstau (Salzburg) bereits Maxwald-Seilwinden begutachtet hat. Am Heck des Kofferaufbaus befindet sich die Ladebordwand von Palfinger, die Lasten von bis zu 1,5 Tonnen hebt. Zusätzlich gibt es eine seitliche Zugangstür mit Klapptreppe, sodass die Ladefläche auch „auf die Schnelle“ erreicht werden kann, ohne die Ladebordwand extra herunterzufahren. Die eingebaute Luftfederung des MAN reguliert die Dämpfung automatisch entsprechend dem Beladungs- und Straßenzustand. Weiterhin kann auf diese Weise das Niveau der Hinterachse per Fernbedienung erhöht werden, um Geländeunebenheiten auszugleichen und so ein sicheres Arbeiten mit der Ladebühne zu ermöglichen.
Das Fahrgestell kommt von MAN, während die Meindl Fahrzeugbau GmbH aus Hameln den feuerwehrtechnischen Ausbau übernommen hat.
Individuell bestückte Rollwagen für die Technische Hilfe
Zur Ausrüstung des Logistiklasters gehören sechs Rollwagen für die Technische Hilfe, die das Auto eigentlich zu einem Rüstwagen machen. Jeder von ihnen ist individuell bestückt, wobei Geräte und Material exakt aufeinander abgestimmt sind. „Das Unternehmen Meindl hat die Wagen genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten“, sagt Schülke. Auf einem der etwa 0,80 mal 1,20 Meter großen Wagen befindet sich ein kompletter hydraulischer Rettungssatz von Weber mit Schere (RSK 200-107), Spreizer (SP 60) und teleskopierbaren Hydraulikzylindern in vier verschiedenen Größen (600 mm, 775 mm, 1.170 mm und 1.500 mm). Die Geräte können dank tragbarem Hydraulikaggregat mit Verbrennungsmotor autark betrieben werden. Zur Ausrüstung des Rollwagens „Heben und Ziehen“ gehören unter anderem Merkzweckzug (MZ 32), Büffelheber und fünf Hebekissen, die für Lasten von bis zu 20 Tonnen ausgelegt sind. Der Rollwagen „Strom/Licht“ ist ebenfalls autark nutzbar. Er ist mit einem leistungsstarken Stromerzeuger von Eisemann (BSKA 14), LED-Scheinwerferbrücke, LED-Leuchtballon (Typ Powermoon), Scheinwerferstativen und Kabeltrommeln bestückt. Die weiteren Geräteträger sind mit Ketten-, Multifunktions- und Säbelsäge, Trennschleifer, Bohrhammer und Material zur Verkehrsabsicherung bepackt. Zur Ladungssicherung gibt es spezielle Schienen, die Feuerwehrausrüster Meindl in beide Seitenwände des Kofferaufbaus integriert hat. Die Rollwagen werden darin an beliebiger Stelle mit speziellen Haltern eingehakt und so befestigt, dass sie nicht verrutschen können. Im vorderen Teil des Kofferaufbaus sind LKW-Rettungsplattform und LKW-Abstützsystem (Typ Weber Stab-Fast XL) verstaut. Eine Schwerlasttrage, die aus der Bergrettung kommt, sowie eine Multifunktionsleiter haben ihren Platz unter dem Dach. Zwischen Fahrerkabine und Kofferaufbau ist der pneumatische Lichtmast montiert. Seine vier LED-Strahler sorgen für eine taghelle und zielgerichtete Ausleuchtung der Einsatzstelle.
Fahrerkabine und Kofferaufbau sind mit einer Gegensprechanlage verbunden. Außerdem sorgt eine Rückfahrkamera für Sicherheit. Die optische Sondersignalanlage besteht aus zwei LED-Blaulichtern vorne, vier LED-Front-Blitzern und zwei hinteren LED-Modulen, die im Aufbau integriert sind. Für den akustischen Warnton sorgt die Presslufthorn-Anlage von Max B. Martin. Im Einsatzfall dürfte somit die größtmögliche Aufmerksamkeit der übrigen Verkehrsteilnehmer gewährleistet sein.
Meindl-Brüder zeigen Fotos auf der Interschutz
Der Löschzug Bünde-Spradow zählt zurzeit 33 Aktive. Für den neuen Gerätewagen-Logistik war in das Gerätehaus an der Lübbecker Straße extra ein neues Hallentor eingebaut worden. „Sonst hätte das Auto nicht in die Garage gepasst!“, sagt Marco Schülke. Zum Fuhrpark des Löschzugs gehören daneben Löschgruppenfahrzeug 10 und Mannschaftstransportfahrzeug.
Am Samstag waren übrigens Thomas und Lars Meindl, die beiden Geschäftsführer der Meindl Fahrzeugbau GmbH, extra nochmal nach Bünde gekommen. Sie machten Fotos vom GW-Logistik, die im Juni auf der Interschutzmesse in Hannover gezeigt werden sollen.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Aufgrund seiner Länge von (nur) 7,20 Meter wirkt der GW-Logistik sehr kompakt.
Auffällig ist die elektrische Vorbauseilwinde von Maxwald, ...
... die per Fernsteuerung bedient wird, wie Löschzugführer Marco Schülke zeigt.
Auf der Ladefläche haben sechs Rollwagen Platz. Sie sind so angeordnet, dass der Mittelgang frei bleibt.
Per hydraulischer Ladebordwand kann die Ausrüstung sicher auf- und abgeladen werden.
Eine ausklappbare Leiste, die in der Ladebühne integriert ist, sorgt für zusätzliche Sicherheit.
Der Kofferaufbau ist mit einer seitlichen Tür samt Klapptreppe versehen. Einzelne Ausrüstungsgegenstände können so „auf die Schnelle“ entnommen werden, ohne die Ladebordwand extra herunterzufahren.
Das Unternehmen Meindl hat die sechs Rollwagen für die Belange der Feuerwehr Bünde angefertigt.
Die Ausrüstung jedes Geräteträgers ist genau aufeinander abgestimmt.
Hydraulischer Rettungssatz von Weber. Das tragbare Hydraulikaggregat (unten) wird über einen Verbrennungsmotor angetrieben, sodass Spreizer und Schere (oben) sowie ...
... die Rettungszylinder in vier verschiedenen Größen autark nutzbar sind.
Der leistungsstarke Stromerzeuger von Eisemann gehört zum ...
... Rollwagen „Strom/Licht“, genauso wie der ...
... LED-Leuchtballon, den ...
... Marco Schülke (r) und Vertreter Marcel Strehl vorführen.
Mehrere Sägen, die für die unterschiedlichsten Einsatzsituationen ausgelegt sind, gehören zur Ausrüstung.
Rollwagen für die Verkehrsabsicherung
Marcel Strehl demonstriert, wie die Container auf der Ladefläche in einer Schiene ...
... mit speziellen Haltern gesichert werden.
LKW-Rettungsplattform und LKW-Abstützsystem sind im vorderen Bereich des Kofferaufbaus untergebracht.
Die Schwerlasttrage kommt aus der Bergrettung. Sie hat ...
... ihren Platz unter dem Dach des Kofferaufbaus.
Der pneumatische Lichtmast mit vier LED-Strahlern wird über die Fahrzeugbatterie betrieben.
In der MAN-Fahrerkabine sind alle Instrumente übersichtlich angeordnet.
Hilfeleistungslöschfahrzeug der Hauptamtlichen Wache Bünde (l) und neuer Gerätewagen-
Logistik des Löschzugs Bünde-Spradow
Der alte Rüstwagen 1, ein VW/MAN 8.136, hat ausgedient.
30 Jahre Altersunterschied: Der alte Rüstwagen 1 (r) neben dem neuen Gerätewagen-Logistik 1, der über eine umfangreiche Ausrüstung zur Technischen Hilfe verfügt. (Foto: Feuerwehr Bünde)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: