Fahrzeug des Monats
August 2019
Concept Fire Truck (CFT)
Konzeptstudie der Rosenbauer International AG
Technische Daten:
Hersteller |
Rosenbauer International AG, Leonding/Österreich |
Typ |
Concept Fire Truck (CFT) |
Motor/Antrieb |
rein elektrisch |
Leistung |
350 kW (rd. 480 PS) bzw. 175 kW (rd. 240 PS) pro Achse |
Batteriekapazität |
20 kWh |
Reichweite |
20 km |
Antriebsart / Radformel |
4x4 (Allradantrieb) |
Fahrwerk |
hydropneumatisches Fahrwerk |
Höchstgeschwindigkeit |
ca. 110 km/h |
Abmessungen |
7,60 m (L), 2,50 m (B), 3,30 m (H) |
Wendekreis |
unter 12m |
zul. Gesamtgewicht |
18 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Kabine - Geräteräume ohne Aufstiegsklappen erreichbar
Pumpe - Typ Rosenbauer NH35 - Dieselmotor zur Stromerzeugung
Löschmitteltank - 1.200 l Wasser |
Besatzung |
7 Einsatzkräfte |
Vorstellung |
2016 |
Wissenswertes
Wie sieht das Feuerwehrfahrzeug der Zukunft aus und vor allem, wie wird es angetrieben? In vielen deutschen Städten haben die Gerichte bereits Dieselfahrverbote verhängt, um die Luftqualität zu verbessern. Umweltgerechte Antriebstechnologien werden angesichts von alarmierend hohen Feinstaubwerten künftig wohl auch bei der Feuerwehr Einzug halten. Der Concept Fire Truck (CFT) von Rosenbauer weckt vor diesem Hintergrund mehr und mehr das Interesse der Öffentlichkeit. Zwischenzeitlich haben der Feuerwehrausrüster aus Österreich und die Berliner Feuerwehr eine „Innovationspartnerschaft“ vereinbart. Der CFT wird in den kommenden Monaten zu einem vollwertigen „eLHF“ (elektrisches Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug) weiterentwickelt, das Anfang 2021 in der Hauptstadt zum Einsatz kommen soll. Verläuft der einjährige Probebetrieb erfolgreich, sollen weitere hybride Elektrolöschfahrzeuge beschafft werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Rosenbauer sorgt 2016 für Aufsehen: Zu seinem 150-jährigen Jubiläum präsentiert
das Unternehmen den Concept Fire Truck. (Foto: Rosenbauer International AG)
Hohe Beschleunigung, aber (zurzeit noch) geringe Reichweite
Der Concept Fire Truck, den Rosenbauer zu seinem 150-jährigen Firmenjubiläum im September 2016 vorstellte, ist als Technologieträger zu sehen. Er gibt gewissermaßen erste Antworten auf die Fragen der Zukunft. Im CFT kommen vier Elektromotoren - zwei an jeder Achse - zum Einsatz. Insgesamt steht eine Leistung von 350 Kilowatt zur Verfügung, was rund 480 PS entspricht. Durch den Elektroantrieb ist das Drehmoment, anders als bei der herkömmlichen Verbrennungstechnik, sofort abrufbar. Das sorgt für einen kräftigen Antritt. Der 18-Tonner erreiche die Beschleunigungswerte des Flugfeldlöschfahrzeugs Panther 8x8 (von 0 auf Tempo 80 in weniger als 25 Sekunden) und eine Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern, sagt Rosenbauer. Schwachpunkt ist derzeit noch die Batterie. Ihre Kapazität von 20 Kilowattstunden bringt den CFT gerade einmal 20 Kilometer weit. Allerdings gibt der Feuerwehrausrüster zu bedenken: Im Alltagsbetrieb rücke ein Großstadtlöschzug durchschnittlich sechs- bis achtmal pro Tag aus und lege dabei pro Einsatzfahrt in der Regel weniger als zehn Kilometer zurück. Die verbrauchte Energie könne normalerweise während der Standzeiten in der Wache bequem wieder aufgetankt werden.
Die Forschung arbeitet fieberhaft daran, Batterien mit einer höheren Energiedichte zu entwickeln, die den Autos damit zu mehr Reichweite verhelfen. Die umweltfreundliche E-Technologie stößt bei der Feuerwehr aber noch aus einem anderen Grund an ihre Grenzen: Die Feuerlöschkreiselpumpe wird bei herkömmlichen Löschfahrzeugen über den Nebenantrieb des Fahrzeug-Dieselmotors angetrieben. Sie muss im Ernstfall mindestens vier Stunden am Stück laufen. So sieht es die Feuerwehrnorm vor. Eine Batterie, die über eine so große Energiekapazität für den Pumpenantrieb verfügt, würde nach derzeitigem Stand der Technik mehrere Tonnen wiegen. Rosenbauer hat seinen Concept Fire Truck deshalb mit einem Range-Extender - einem „Reichweiten-Verlängerer“ - ausgestattet. Der Dieselmotor dient zur Stromproduktion und stellt somit den „Endlosbetrieb“ der Pumpe sicher. Das Aggregat ist so im Heck eingebaut, dass für die feuerwehrtechnische Beladung ausreichend Platz bleibt.
Der Prototyp ist dank Elektroantrieb umweltfreundlich, aber auch extrem spurtschnell.
Während einer Testfahrt auf dem „Red Bull Ring“ in Spielberg/Steiermark zeigt er seine Qualitäten.
(Foto: Rosenbauer International AG)
Neue Möglichkeiten
Elektroautos benötigen keine komplexe Motoren- und Getriebetechnik. Den Ingenieuren des CFT bot sich dadurch die Möglichkeit, eine völlig neue Fahrzeugarchitektur zu entwickeln. Beim Konzeptfahrzeug konnte der Schwerpunkt gegenüber einem konventionellen Chassis um mehr als 20 Zentimeter abgesenkt werden. Die Fahrzeugeinstieghöhe ist mit einem Bus vergleichbar. Für die Entnahme der Geräte sind keine Aufstiegsklappen erforderlich. Darüber hinaus konnte durch den Elektroantrieb eine Achslastverteilung von nahezu 50 zu 50 erreicht werden. Weiterhin sorgen das hydropneumatische Fahrwerk in Kombination mit der Einzelradaufhängung und der Allradantrieb mit Elektronischem Stabilitätsprogramm (ESP) für ein Höchstmaß an Fahrstabilität und Fahrsicherheit. Der Wendekreis beträgt nicht einmal zwölf Meter. „Der Prototyp fährt sich eher wie ein großer, sportlich abgestimmter Van und nicht wie ein klassischer LKW“, meint Rosenbauer.
Der CFT ist ein in allen Belangen multifunktionales Einsatzfahrzeug. Es ist ein Löschfahrzeug mit Pumpe und Tank an Bord, ein Hilfeleistungsfahrzeug mit hydraulischen Rettungsgeräten an Bord, ein Universalfahrzeug, in dessen Heck jede Menge Spezialausrüstung untergebracht werden kann, und ein Rettungsfahrzeug, das sich mit wenigen Handgriffen so umgestalten lässt, dass man darin Verletzte versorgen und liegend transportieren kann.
Norwegen ist Vorreiter
Rosenbauer ist mit seinem Konzeptfahrzeug in Europa unterwegs. Die norwegische Hauptstadt Oslo gehörte bereits zu den Stationen. Das Land profitiert von Strom aus Wasserkraft und treibt das Thema Elektromobilität massiv voran. Dort fahren bereits jetzt mehr als ein Drittel der neu zugelassen Autos rein elektrisch – Tendenz steigend. Obwohl es quasi an jeder Straßenecke Ladestationen gibt, herrscht mittlerweile Steckdosenmangel! Das ehrgeizige Ziel der Norweger: Von 2025 an soll kein Neuwagen mehr zugelassen werden, der noch mit fossilen Brennstoffen läuft. Das gilt offenbar auch für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Die Retter der skandinavischen Hauptstadt haben deshalb besonders großes Interesse am Rosenbauer-Concept-Fire-Truck gezeigt. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Hydropneumatisches Fahrwerk, Einzelradaufhängung, Allradantrieb mit Elektronischem
Stabilitätsprogramm und der niedrige Schwerpunkt sorgen für Fahrsicherheit.
(Foto: Rosenbauer International AG)
Für die Berliner Feuerwehr wird der CFT zum „eLHF“ weiterentwickelt.
(Foto: Rosenbauer International AG/ Berliner Feuerwehr)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und
übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite.
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