Fahrzeug des Monats
März 2019
Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug 20 (HLF 20)
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Bünde
Standort: Löschzug Bünde-Hunnebrock, Kurt-Schumacher-Str. 26, Bünde
Funkrufname (OPTA): Florian Bünde 6 HLF 20
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGM 15.290 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 6) |
Hubraum |
6,9 l |
Leistung |
286 PS (210 kW) |
Antriebsart/Radformel |
4x2 (Straßenantrieb) |
Höchstgeschwindigkeit |
ca. 90 km/h |
Abmessungen |
8,60 m (L), 2,50 m (B), 3,30 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
16 t |
Ausbau/Ausrüstung
|
Josef Lentner GmbH, Hohenlinden/Bayern Beladung (auszugsweise) Geräteraum 1 (Technische Hilfe) Geräteraum 2 Geräteraum 3 (Kleinlöschgeräte) Geräteraum 4 Geräteraum 5 Geräteraum 6
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Besatzung |
1/8 (Gruppe) |
Baujahr/Indienststellung |
2018 |
amtl. Kfz-Kennzeichen |
HF-FB 1465 |
Anschaffungskosten |
353.000,- Euro (einschl. Spende i.H.v. 2.000,- Euro) |
Wissenswertes:
Das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF 20) ist das Allroundfahrzeug der Feuerwehr. Aufgrund seiner umfangreichen Beladung kommt es sowohl bei der Brandbekämpfung als auch der Technischen Hilfe zum Einsatz.
Die Feuerwehr Bünde hat erst jüngst einen dieser modernen „Alleskönner“ in Dienst gestellt. Das neue HLF 20 ist beim Löschzug Hunnebrock-Hüffen-Werfen stationiert. Lentner, einer der führenden Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen im deutschsprachigen Raum, hat es gebaut. Als Basis für den Aufbau diente ein Straßenfahrgestell von MAN mit 6,9-Liter-Maschine (Euro 6) und 286 PS. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs ist entsprechend niedrig, das Fahrverhalten dadurch sicher und die Entnahmehöhe für die Beladung ergonomischer, als bei manchem Allradler.
Mannschaftskabine im Aufbau integriert
Die Grundstruktur des Aufbaus besteht aus gehärteten Aluminium-Hohlprofilen, die Lentner zu einer selbsttragenden, verwindungssteifen Konstruktion verschweißt hat. Die sechs Geräteräume reichen quasi von der Straßenoberfläche bis zur Dachkante. Und noch aus einem anderen Grund wirkt das neue HLF 20 der Bünder besonders kompakt: Der Mannschaftsraum ist bei einem Feuerwehrauto von Lentner standardmäßig im Aufbau integriert. Auf diese Weise kann die gesamte Fahrzeugbreite ausgenutzt werden, und das Platzangebot im Innenraum ist entsprechend üppig. Bis zu 2,20 Meter in der Breite und 1,70 Meter in der Höhe sind möglich. Beim Öffnen der Türen zur Mannschaftskabine klappen automatisch zwei Einstiegsstufen herunter. Das bietet gerade für den Angriffs- und Sicherheitstrupp, die sich bei einem Brandeinsatz bereits auf der Anfahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten, höchste Sicherheit beim Aussteigen. Die beiden Hinterradkotflügel sind ausklappbar und bilden mit den Klappen der unteren Gerätefächer ein stufenfreies Podest, sodass alle Gerätschaften sicher entnommen werden können.
Pumpenstand mit Wetterschutz
Die Pumpe im Heck (FPN 10/2000) leistet 2.000 Liter bei zehn Bar Ausgangsdruck. Sie wird über handschuhtaugliche Bedientasten gesteuert, die neben einem Display angeordnet sind. Nur wenige Handgriffe reichen, um das Aggregat in Betrieb zu nehmen. „Maschinisten, die längere Zeit nicht an der Pumpe gearbeitet haben, finden sich sofort wieder zurecht“, sagt Lentner. Die neue Pumpen-Generation gilt als benutzerfreundlich, äußerst robust und „verzeiht“ kleine Bedienungsfehler. Unterstützung bieten die intelligenten Funktionen, wie die automatische Drehzahlkontrolle, das Waterjet-System zur Wasserentnahme aus dem Hydrantennetz und die automatische Tankfülleinrichtung. Aus der Praxis für die Praxis: Lentner entwickelte eine Heckklappe mit integriertem Rollladen, die per Gasdruckfedern nach oben aufschwenkt. Sie vereint die Vorteile einer Klappe als Wetterschutz für den Maschinisten mit den Vorzügen des Rollladens, durch den man rasch an die Pumpe herankommt – auch ohne Abprotzen der beiden Schlauchhaspeln.
Für die dreiteilige Schiebleiter gibt es eine Entnahme-Hilfe. Die Leiter wird dabei vom Maschinisten mit einem Hebel vom Fahrzeug geschoben, ohne dass dieser das Dach des Aufbaus besteigen muss. Die Unfallgefahr wird dadurch ebenfalls deutlich verringert. Die Entnahme-Hilfe ist durch einen pneumatisch gesteuerten Arretier-Bolzen zusätzlich gesichert. Ist die Leiter versehentlich einmal nicht verriegelt, so wird das in der Fahrerkabine per Warnleuchte und Warnton angezeigt.
Rettungszylinder, Schlauchwickelkörbe und TacBag
Das neue HLF 20 des Löschzugs Hunnebrock verfügt über eine umfangreiche Beladung. Im Geräteraum 1 befinden sich auf der (vorderen) „Primärebene“ die hydraulischen Geräte für die Menschenrettung. Zur Ausrüstung gehören Spreizer, Schere und Pedalschneider sowie drei Rettungszylinder in unterschiedlichen Größen, davon die größte Ausführung mit 85 Zentimeter Kolbenhub. Werden die beiden vorderen Geräteträger herausgeschwenkt, ist der Geräteraum begehbar, sodass die Geräte zur Technischen Hilfe, die in der (hinteren) „Sekundärebene“ lagern, entnommen werden können. Die Hydraulikpumpe für die Rettungsgeräte arbeitet mit einem Druck von rund 700 Bar. Sie wird von einem 13-kVA-Stromerzeuger, der sich (gegenüber) im Geräteraum 2 befindet, mit Energie versorgt.
Zur Brandbekämpfung gibt es in den Geräteräumen 5 (linke Fahrzeugseite) und 6 (rechte Fahrzeugseite) jeweils einen Schnellangriffsverteiler. Als praktischer „Schnellangriff“ dient eine C-Leitung von 30 Metern, die in Buchten verstaut ist. An einem Auszug im Geräteraum 6 hängt ein schneckenförmig aufgerolltes, ebenfalls 30 Meter langes C-Schlauchpaket, mit dem besonders schnell eine Schlauchverbindung aufgebaut werden kann. Weiterhin gibt es drei C-Schlauchwickelkörbe. Der leere Korb wird in die Aufstiegsleiter am Fahrzeugheck eingehängt, der C-Schlauch darin „eingefädelt“ und dann mit einer Kurbel im Korb aufgerollt.
Völlig neu ist das Schlauch-Vornahme-System TacBag. Der 24,5 Meter lange formstabile D-Schlauch lagert dabei in einer runden Tasche. Im Einsatzfall wird der Hauptschlauch der TacBag unmittelbar vor dem Brandraum mit der Versorgungsleitung verbunden und am 2,5 Meter langen Kurzschlauch das Hohlstrahlrohr angeschlossen. Die Schlauchreserve befindet sich bei diesem System quasi in der Tasche, ein aufwendiges „Schlauchmanagement“ entfällt, und der Trupp kann sich ganz auf die Menschenrettung und Brandbekämpfung konzentrieren. (So jedenfalls verspricht es der Hersteller.)
Das HLF 20 ist mit einem pneumatischen Lichtmast ausgerüstet, der sich zwischen Fahrerhaus und Aufbau befindet. Sechs LED-Strahler sorgen für eine beeindruckende „Lichtleistung“ von 15.000 Lumen. Die Umfeldbeleuchtung in LED-Lichtbandausführung, LED-Arbeitsscheinwerfer und die Heckwarnanlage in LED-Ausführung sorgen außerdem für Sicherheit bei Nacht. Die Sondersignal-Dachkonsole von Lentner verfügt über leuchtstarke LED-Blaulichter nach vorne und zur Seite. Die hochwertige Elektronik für die Sondersignalanlage kommt von Hänsch, die integrierten Kompressor-Hörner von Max Martin.
Spende von der Dorfgemeinschaft
Nach den Worten von Wehrführer Rüdiger Meier entstand das Fahrzeugkonzept in Zusammenarbeit mit der Hauptamtlichen Wache Bünde. Das neue HLF 20 ersetzt ein altes LF 16/12 aus dem Jahr 1992 (Typ Mercedes-Benz 1222, 4x4, Aufbau Schlingmann), das jetzt als Reserve-Löschfahrzeug dient. Ehrenamt unterstützt Ehrenamt: 353.000 Euro hat das neue HLF 20 gekostet. Die Dorfgemeinschaft hat dazu eine Spende von 2.000 Euro beigesteuert. Beim Löschzug Hunnebrock (27 Aktive) sind außerdem ein Schlauchwagen 2000 (Typ MB 918, Bj. 2002) und ein Mannschaftstransportfahrzeug (Typ Opel Movano, Bj. 2004) stationiert.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Die Feuerwehr Bünde hat ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug in Dienst gestellt. Es ist beim Löschzug Hunnebrock stationiert.
Der Aufbau von Lentner basiert auf einem Fahrgestell von MAN (TGM 15.290).
Der 16-Tonner wird von einem Euro-6-Diesel mit 286 PS angetrieben.
Die Pumpe im Heck leistet 2.000 Liter bei 10 Bar Ausgangsdruck. Ein zentrales Display mit seitlich angeordneten Schaltern bildet die zentrale Bedieneinheit.
Zur Verringerung der Unfallgefahr gibt es eine Leiterentnahmehilfe und als Wetterschutz für den Maschinisten eine große Heckklappe, die nach oben aufschwenkt.
Die Atemschutzgeräte für den Angriffs- und den Sicherheitstrupp sind in der Mannschaftskabine integriert.
Ausklappbare Trittstufen verringern die Unfallgefahr
Unter der „Sitzbank“ gibt es viel Stauraum.
Die Beladung des HLF 20 ist umfangreich. Sie ist sowohl für die Brandbekämpfung als auch die Technische Hilfe ausgelegt.
Geräteraum 1: Hier befinden sich die hydraulischen Rettungsgeräte, das ...
... Hydraulikaggregat (unten) und Unterbau-System (Mitte).
Weber „Stab-Pack-Set“ mit Justierkeilen
Die Rettungsplattform und der große Hydraulikzylinder werden u.a. für schwere LKW-Unfälle vorgehalten.
13-kVA-Stromerzeuger im Geräteraum 2
Kleinlöschgeräte im Geräteraum 3
Zur Ausrüstung gehören drei Schlauchwickelkörbe. Die C-Schläuche werden darin per Kurbel aufgerollt.
30 Meter langes C-Schlauchpaket im Geräteraum 6
Schlauch-Vornahme-System „TacBag“
Es besteht aus einem 24,5 Meter langen Hauptschlauch und einem 2,5 Meter langen Kurzschlauch.
Die Schlauchreserve befindet sich in der Tasche, sodass kein „Schlauchmanagement“ erforderlich ist.
Einpersonen-Schlauchhaspel und ...
... Einpersonen-Verkehrssicherungshaspel am Fahrzeugheck
Schlüsselübergabe am Gerätehaus Hunnebrock: (v.l.) Bürgermeister Wolfgang Koch,
Wehrführer Rüdiger Meier und Kai Vortriede, Leiter des Löschzugs
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: