Blitze schießen mit 100 Millionen Volt aus den Wolken!

Sommergewitter können zur Gefahr werden

Gewitter US Air Force Edward Aspera jrKreis Herford. Grelle Blitze zucken am Himmel. Sekunden später ist ohrenbetäubender Donner zu hören. Sommerzeit ist Gewitterzeit: Die starke Sonneneinstrahlung lässt eine große Menge fechtwarmer Luft aufsteigen. Die Tropfen reiben aneinander und laden sich dadurch elektrisch auf. So entsteht in der Gewitterwolke eine immer größere Spannung, die sich schließlich in einem Blitz entlädt. Nach den tropischen Temperaturen der letzten Tage warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Unwettern, die über das Land hinwegziehen (18.08.2022). Stellenweise seien schwere Gewitter mit Starkregen, Hagel und stürmische Böen nicht ausgeschlossen. „Die Wetterlage erfordert erhöhte Vorsicht und Aufmerksamkeit“, sagt Kreisbrandmeister Bernd Kröger.   

Erst Anfang April 2022 war in Vlotho eine Frau durch einen Blitzschlag gestorben. Die 62-Jährige und ihre beiden Begleiterinnen waren am Samstagnachmittag in einem Waldstück an der Grenze zum Kreis Lippe unterwegs. Als ein Gewitter aufzog, hatten die Frauen unter einem Baum Schutz gesucht. Minuten später hatte genau an dieser Stelle der Blitz eingeschlagen. Rettungskräfte aus Vlotho und dem Nachbarkreis Lippe übernahmen den Einsatz in dem schwer zugänglichen Gebiet. Eine Hubschrauberbesatzung unterstützte die Arbeiten. Doch für die Frau kam jede Hilfe zu spät. Ihre beiden Begleiterinnen trugen nur leichte Verletzungen davon.

Gewitter US Air Force Edward Aspera jrGewitter sind nicht zu unterschätzen. Wer die wichtigsten Verhaltensregeln beachtet, lebt allerdings relativ sicher.
(Foto: US Air Force, Edward Aspera jr., Wikipedia) 

Vor allen Bäumen weichen

Laut Blitz-Informationsdienst der Siemens AG gab es im vergangenen Jahr rund 491.000 Blitzeinschläge in Deutschland – 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine zentrale Blitzunfallstatistik wird allerdings nicht geführt. Experten gehen hierzulande von durchschnittlich drei bis sieben Todesfällen pro Jahr aus. Hinzu kommen Dutzende zum Teil schwer verletzte Menschen.  Zu den besonders gefährdeten Personengruppen zählen Wanderer, Jogger, Golfer, Camper und vor allem Reiter, da der Blitz vorzugsweise in die höchste Erhebung einschlägt. Deshalb: Bei einem Gewitter Felder und Wiesen schnellstmöglich verlassen, um nicht selbst die höchste Stelle darzustellen. Stattdessen bieten tiefer gelegene Orte, wie Täler, Mulden oder Senken mehr Schutz. Wer im Wald unterwegs ist, sollte sich zügig zum Waldesrand oder auf eine Lichtung begeben – also „vor allen Bäumen weichen“. Anderenfalls steigt das Unfallrisiko. Schlägt der Blitz in einen Baum ein, können Äste zu Boden fallen und die Schutzsuchenden verletzen. Im schlimmsten Fall springt die Spannung auf den Menschen über. Bis zu 100 Millionen Volt(!) entstehen, wenn ein Blitz zu Boden fährt und den Spannungsunterschied zwischen der Gewitterwolke und der Erde ausgleicht. Für den Bruchteil einer Sekunde fließt dann ein Strom mit einer Stärke von mehreren 10.000 Ampere(!). Für den Menschen kann jedoch bereits ein (Wechsel-)Stromschlag von 50 Milliampere lebensbedrohlich  sein. Auf etwa 30.000 Grad Celsius erhitzt der Blitz die Umgebungsluft. Die dehnt sich explosionsartig aus und sorgt für den Donner. Der Strom wirkt auf Muskeln, Nerven und das Herz, was zu lebensgefährlichen Rhythmusstörungen oder gar zum Herzstillstand führen kann. Mehr als 80 Prozent der Fälle ließen sich in den ersten fünf Minuten erfolgreich wiederbeleben, sagen Mediziner. Deshalb sollte sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Schwere Verbrennungen, Atemlähmung und neurologische Ausfälle zählen zu den weiteren gesundheitlichen Folgen, die durch einen direkten Blitzeinschlag oder den Überschlageffekt entstehen können.  

 

Lieber hüpfen als laufen

Zuhause ist immer noch der sicherste Ort bei einem Gewitter. Das Auto bietet ebenfalls einen guten Schutz. Es bildet einen sogenannten "Faradayschen Käfig", bei dem der Strom durch die Metallkarosserie in den Boden fließt, ohne die Insassen zu verletzen. Allerdings sollten Unwetter mit Sturm und Hagel zunächst abgewartet werden. Ein Parkplatz oder baumfreier Straßenrand bietet sich hierzu an.

Smartphone-Apps warnen vor einem aufziehenden Unwetter. Aktivitäten im Freien sollten jetzt zügig beendet werden. Wer dennoch in freier Landschaft von Blitz und Donner überrascht wird, sollte sich nie flach auf den Boden legen. Das würde dem Blitz eine große Angriffsfläche bieten. Deshalb in die Hocke gehen und die Beine möglichst dicht zusammenstellen. Mehrere Personen sollten Abstand voneinander halten. Metall leitet den Strom besonders gut. Deshalb Hände weg von Fahrrad, Regenschirm und Skistöcken, wenn es blitz und donnert.

Von der Einschlagstelle aus breitet sich die Spannung kreisförmig aus und verliert dabei an Stärke. Durch jeden größeren Schritt werden somit Spannungsunterschiede überbrückt und der Strom fließt durch den Körper, um für den Potenzialausgleich zu sorgen. Deshalb lässt sich bei einem Gewitter mit kleinen Schritten verhindern, dass die sogenannte Schrittspannung zur Gefahr wird. Experten raten sogar dazu, sich mit geschlossenen Beinen hüpfend in Sicherheit zu bringen. (Redaktion: kfv-herford.de)

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