„Magische Kugel“ sorgt für Sicherheit

Löschfahrzeuge der Feuerwehr Spenge mit Abbiegeassistenzsystemen nachgerüstet

IMG 5410Spenge. Die Feuerwehr Vlotho hatte erst vor wenigen Tagen den Anfang gemacht (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Jetzt sind die Löschfahrzeuge der Feuerwehr Spenge ebenfalls mit Abbiegeassistenzsystemen ausgerüstet. Die moderne Technik erkennt Fahrradfahrer und Fußgänger im „toten Winkel“. Der Fahrer wird rechtzeitig gewarnt und schwere Abbiege-Unfälle dadurch vermieden. Das  „Förderprogramm Abbiegeassistenzsysteme“ des Bundesverkehrsministeriums hat die Investition möglich gemacht. „80 Prozent der Kosten wurden übernommen“, erklärte Wehrführer Thomas Reschke.

Die unscheinbare rote Kugel, die sich an der vorderen rechten Fahrzeugseite des Hilfeleistungslöschfahrzeugs befindet, gleicht einem Überraschungsei. „Im Inneren befinden sich Radarsystem und Kamera“, so Reschke.  Ein Bildschirm, der in der Kabine angebracht wurde, komplettiert das System. Sobald der Fahrer den Blinker betätigt, eine Kurve durchfährt oder den Rückwärtsgang einlegt, schaltet sich der Monitor ein. „Der Bereich neben dem Löschfahrzeug wird dadurch sichtbar“, erläuterte der Feuerwehrchef. Neun Autos der Spenger Wehr verfügen seit Ende Mai über die moderne Technik, die für mehr Sicherheit sorgt. Zudem wird ein bereits bestelltes Großfahrzeug direkt vom Aufbauhersteller mit Abbiegeassistenzsystem Nr. 10 der Feuerwehr Spenge ausgerüstet. 

 

IMG 5410Radfahrer im „toten Winkel“ sind der Alptraum jedes LKW-Fahrers.
(Foto: Feuerwehr Spenge)

 

DJI 0049Schlimme Abbiege-Unfälle können die Folge sein.
(Foto: Feuerwehr Spenge)

 

IMG 9263Die moderne Überwachungstechnik befindet sich in einer
unscheinbaren roten Kugel auf der rechten vorderen Fahrzeugseite.
(Foto: Feuerwehr Spenge)

 

IMG 5400Das System macht den „toten Winkel“ sichtbar: Die Bilder werden auf einen kleinen Monitor
übertragen. Zusätzlich warnt die Technik mit roter Leuchte und akustischem Alarm.
(Foto: Feuerwehr Spenge)

 


WUE AAS-4.0 mit Continental-Technik

Die Entscheidung der Stadt Spenge fiel auf das Modell „WUE AAS-4.0“ der Firma Wüllhorst Fahrzeugbau aus Selm (Kreis Unna). Das System arbeitet mit Radarsensor und spezieller Continental-Software.  „Es handelt sich um den ersten nachrüstbaren Abbiegeassistenten, der sicher den Bereich hinter der A-Säule überwacht und Radfahrer selbst bei Querfahrt erkennt“, sagt Wüllhorst. Befindet sich ein Radler, Fußgänger oder ein anderes „bewegtes Objekt“ im Erfassungsbereich von Kamera und Radarsensor, ist in der Fahrerkabine zusätzlich ein  Warnsignal zu hören und am oberen Rand des Monitors leuchtet ein rotes Lämpchen. Der Wüllhorst-Abbiegeassistent verändert seinen Warnhinweis mehrstufig, je nachdem wie akut die Gefahr ist, ob der Fahrtrichtungsanzeiger gesetzt wurde oder ob sich das Auto bereits im  Abbiegevorgang befindet. Der AHD-Monitor befindet sich an der rechten A-Säule, damit er beim Abbiegen direkt im Blickfeld des Fahrers liegt. Durch die Position der Kamera und des Bildschirms wird der tote Winkel in gewohnter Seitenspiegelperspektive dargestellt. Die Orientierung fällt dadurch leicht und der Monitor wird zu einer echten Hilfe. Techniker der Firma Wüllhorst hatten die Geräte direkt vor Ort in die Einsatzfahrzeuge eingebaut. „So konnte die Ausfallzeit für jedes Auto auf zwei Stunden beschränkt werden“, sagte Reschke.

Für den Einbau von Abbiegeassistenzsystemen empfiehlt das Institut der Feuerwehr in Münster Modelle, die zwischen bewegten und nicht bewegten Objekten unterscheiden können, eine Geschwindigkeitsabhängigkeit aufweisen und den gültigen Regeln des Bundesverkehrsministeriums entsprechen. Mögliche Fehlermeldungen würden dadurch minimiert.  

15 Millionen Euro stehen zur Verfügung

Das „Förderprogramm für Abbiegeassistenzsysteme“ sei laut Bundesverkehrsministerium ein voller Erfolg. Allein im Jahr 2020 standen insgesamt zehn Millionen Euro zur Verfügung. Die Förderung von mehr als 5.900 Abbiegeassistenten wurde bewilligt. Für das Jahr 2021 hat das Ministerium die Fördersumme um weitere fünf Millionen Euro erhöht und unterstützt den Einbau nun mit rund 15 Millionen. Das Förderprogramm wird voraussichtlich bis Ende 2024 weiterlaufen. Seit dem 21. Januar 2021 können beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) erneut Anträge gestellt werden. Zu den „förderfähigen Kraftfahrzeugen“ zählen Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen und Kraftomnibusse. Der Bund übernimmt 80 Prozent der Aufwendungen, begrenzt auf 1.500 Euro pro Fahrzeug. Für die Stadt Spenge sind die Kosten deshalb überschaubar geblieben. „Sie hat lediglich den Eigenanteil von 20 Prozent getragen“, so  Thomas Reschke. Der Antrag auf die Fördermittel war von der Stadtverwaltung im März 2021 gestellt worden. (Infos: Feuerwehr Spenge, Redaktion: kfv-herford.de)

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