Jeder kann nach seinen individuellen Interessen und Talenten mitwirken!

Unterstützungsabteilung bietet viele Möglichkeiten, in der Feuerwehr zu helfen

DSC 0435Kreis Herford. Das Aufgabenspektrum der Feuerwehr ist gewachsen. Entsprechend groß ist die Belastung für die Einsatzkräfte. Damit den Rettern die Arbeit nicht über den Kopf wächst, gibt es die Unterstützungsabteilungen. Hier können Bürger ihre individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen zum Wohle der Allgemeinheit einbringen, ohne den körperlich anstrengenden und manchmal auch gefährlichen Einsatzdienst zu leisten. Die Fülle an Aufgaben, die sich in der Kinder- und Jugendbetreuung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie im Verpflegungs-, Werkstatt- und Verwaltungsbereich bieten, ist riesig. Das ist beim letzten Onlineseminar des Kreisfeuerwehrverbandes deutlich geworden. „Die Unterstützungsabteilung ist dafür gedacht, die Feuerwehr für andere Zielgruppen zu öffnen, um neue Mitglieder aufzunehmen“, sagte Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW (VdF NRW), der sich am Donnerstagabend (18.02.2021) als Dozent aus Wuppertal zugeschaltet hatte.

In den letzten Jahren haben sich die Einsatzzahlen vielerorts kontinuierlich erhöht. „Die Herausforderungen sind größer geworden, neue Gefahren hinzugekommen“, so Schöneborn. Die Unterstützungseinheit sorgt für Entlastung. „Dadurch kann sich die Einsatzabteilung wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und die Kapazität der Feuerwehr wird insgesamt erhöht!“ Mehr als 60 Feuerwehrleute, darunter Kreisbrandmeister Bernd Kröger und einige Wehrführer, nahmen an dem Seminar teil, das pandemiebedingt erneut am Computer stattfand.

GoToMeeting 000Der Kreisfeuerwehrverband veranstaltete ein Onlineseminar zum Thema „Die Unterstützungsabteilung in der Feuerwehr“. (Foto/Grafik: VdF NRW)

DSC 0444Landesgeschäftsführer Christoph Schöneborn beleuchtete alle Fassetten der Unterstützungsarbeit. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

P1070268Mehr als 60 Feuerwehrleute nahmen an dem Onlineseminar teil.

Kein abschließender Katalog

Ein Blick über den Tellerrand zeigt, das THW hat eine mit der Unterstützungsabteilung vergleichbare Einrichtung seit vielen Jahren. „Dort konnte man bereits in der Vergangenheit als Koch, Jugendbetreuer, Verwaltungsbeauftragter oder in ähnlichen Bereichen tätig sein, ohne am Einsatzdienst teilzunehmen und die entsprechende Ausbildung dafür zu absolvieren“, schilderte Schöneborn. Die Feuerwehr-Unterstützungsabteilung ist dagegen noch relativ neu. Ihre Gründung ist erst durch das Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) sowie die Verordnung über das Ehrenamt in den Freiwilligen Feuerwehren (VOFF) aus dem Jahr 2017 möglich geworden. Der VdF-Geschäftsführer stellte gleich zu Anfang wichtige Punkte klar. So gebe es keine Verpflichtung zur Einrichtung der Abteilung und auch keinen abschließenden Katalog mit möglichen Aufgabengebieten. Es bleibe vielmehr jedem Wehrführer selber überlassen, eine Unterstützungsabteilung einzurichten und ihre Aufgaben individuell festzulegen. Feuerwehr-Fachberater dürfen allerdings nur für die Bereiche ABC (Gefahren durch atomare, biologische und chemische Stoffe), Medizin und Seelsorge eingesetzt werden.

Besondere Bedeutung für die Kinderfeuerwehr

Die klassischen Aufgaben der Feuerwehr, wie das Ausrollen der Schläuche und die Arbeit des Maschinisten, sind allerdings weiterhin von der Einsatzabteilung zu erledigen. Daraus folgt aber nicht, dass die Mitglieder der Unterstützungsabteilung im Gerätehaus bleiben müssen. „Wenn jemand einsatzbezogene Pressearbeit leistet, den Atemschutzgerätewart unterstützt oder bei der Essensausgabe hilft, darf das selbstverständlich auch an der Einsatzstelle erfolgen“, stellte Schöneborn klar. Der Landesgeschäftsführer nannte mit der technischen, logistischen und pädagogischen Unterstützung drei große Tätigkeitsfelder. Letzterem kommt gerade für die Kinder- und Jugendfeuerwehrarbeit eine besondere Bedeutung zu. „Nach meiner Einschätzung gehören mehr als 70 Prozent der Kinderfeuerwehr-Betreuer der Unterstützungsabteilung an“, so Schöneborn. Viele hätten einen beruflich-pädagogischen Hintergrund. Die Zusatzbelastung für die aktiven Einsatzkräfte sei deshalb gering. „Das ist ein Argument für die Gründung von Kinderfeuerwehren!“ Demgegenüber sind die Jugendfeuerwehren historisch gewachsen. Hier werden mehr feuerwehrtechnische Kenntnisse als in der Kinderfeuerwehr benötigt. „Jugendfeuerwehrarbeit ganz ohne Betreuer aus der Einsatzabteilung ist deshalb schwer vorstellbar“, meinte der VdF-Geschäftsführer.

DSC 0435Die Mitglieder der Unterstützungsabteilung können in allen Bereichen eingesetzt werden. Außerdem gibt es für sie keine Altersgrenzen. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

Unterstützer sind vollwertige Mitglieder der Feuerwehrfamilie

Die Helfer der Unterstützungsabteilung sind vollwertige Feuerwehrangehörige. Für eine Mitarbeit ist keine spezielle Feuerwehr-Ausbildung erforderlich. Es gibt allerdings Wehren, die zumindest einen Erste-Hilfe-Kurs zur Voraussetzung machen. Neue Mitglieder führen nach einer Probezeit den Dienstrang als Feuerwehrmann- oder frau. Weitere Aufstiegsmöglichkeiten gibt es hingegen zurzeit noch nicht. Ebenso besteht für Feuerwehrleute, die bisher der Einsatzabteilung angehören, die Möglichkeit, in die Unterstützungseinheit zu wechseln. Sie behalten dabei ihren Dienstrang bei. „Die Unterstützungsabteilung ist aber ausdrücklich nicht als Resterampe für nicht mehr atemschutztaugliche Einsatzkräfte zu verstehen“, erklärte Schöneborn. Das sei bereits gerichtlich klargestellt worden. Die Unterstützer tragen die gleiche dunkelblaue Uniform, wie sie das Innenministerium für alle (erwachsenen) Feuerwehrleute vorsieht. Eine besondere Farbe für die Unterstützer führe zu einer Stigmatisierung, meinte Schöneborn. Er erteilte einer solchen Vorgehensweise, wie sie offenbar vereinzelt im Lande vorgekommen ist, eine klare Absage. Im Übrigen entscheidet der Leiter der Feuerwehr über die Einbindung des Unterstützungspersonals. „Eine eigenständige Abteilung, die ihm direkt untersteht, kann man einrichten, muss man aber nicht.“ Denkbar sei auch, die Unterstützer individuell den einzelnen Abteilungen zuzuordnen. „Dann untersteht ein Helfer beispielsweise dem Löschzugführer und ein anderer, der in der Jugendfeuerwehr mithilft, dem Jugendwart.“

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(Grafik: VdF NRW)

Keine Altersgrenzen

Feuerwehrleute, die nach Erreichen der Altersgrenze von 67 Jahren, aus dem aktiven Einsatzdienst ausscheiden, wechseln in die Ehrenabteilung. Üben Sie allerdings weiterhin eine Aufgabe in der Feuerwehr aus, erfolgt stattdessen der Übertritt in die Unterstützungseinheit; denn hier gibt es keine Altersgrenzen, weder nach oben noch nach unten. So ist der Versicherungsschutz durch die Unfallkasse NRW weiterhin gewährleistet. In der Vergangenheit, also zu Zeiten des alten Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetzes, sei das ein Riesenproblem gewesen, erinnerte Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Jetzt sind alle Mitglieder für ihren festgelegten Aufgabenbereich versichert.
Einige Feuerwehren hätten bereits regen Gebrauch von dem Mittel der Unterstützungsabteilung gemacht, sagte der Kreisbrandmeister. Die Kinderfeuerwehr Kirchlengern hat sich nicht zuletzt dadurch zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Kröger hofft, dass dort, wo Bedarf besteht und das entsprechende Potenzial vorhanden ist, noch weitere Einheiten entstehen. „Ich bin gespannt, wie sich die Mitgliedszahl des Kreisfeuerwehrverbandes in diesem Bereich entwickelt.“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Foto)