Sonderpostwertzeichen zeigen historische Feuerwehrautos

Pluserlös zur Förderung der Jugendarbeit bestimmt

BriefmarkenBerlin. Das Bundesministerium der Finanzen hat am 6. August 2020 die Sonderpostwertzeichen „Historische Feuerwehrfahrzeuge“ herausgegeben. Sie zeigen jeweils ein Tragkraftspritzen-, Löschgruppen- und Tanklöschfahrzeug. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, Bettina Hagedorn, stellt die Briefmarken am 11. August 2020 in Berlin vor. Die Präsentation findet im Feuerwehrmuseum Berlin statt.
Die Jugendmarken mit einem „Plus“ von wenigen Cent werden seit über 50 Jahren zugunsten der Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. herausgegeben. Mit den Zusatzerlösen fördert die Stiftung Maßnahmen zum Wohle von Kindern und Jugendlichen. Die diesjährigen Jugendmarken zeigen Motive von folgenden historischen Feuerwehrfahrzeugen:

Verkaufsschlager der 1950er Jahre

Der Volkswagen T1, auch Bulli genannt, war das erste Modell der VW-Transporter-Baureihe. Sie lief ab 1950 in Wolfsburg und später im Volkswagenwerk Hannover vom Band. Die geteilte Windschutzscheibe und die kleinen Ausstellfenster in den Türen zählten zu den charakteristischen Merkmalen des T1. Im Heck „werkelte“ ein luftgekühlter Vierzylinder-Boxermotor mit anfangs lediglich 24,5 PS. Damit beschleunigte der „Ur-Bulli“, der in diesem Jahr seinen 70 Geburtstag feiert, immerhin bis auf Tempo 85. Rund 1,8 Millionen T1 wurden in den unterschiedlichsten Versionen bis 1967 gebaut.
Als Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), dem seinerzeit kleinsten genormten Löschfahrzeug, war der T1 besonders bei den Freiwilligen Feuerwehren im ländlichen Raum zu finden. Zur Beladung zählten eine tragbare Pumpe (TS 8/8), die 800 Liter Löschwasser pro Minute förderte und seitlich in das Auto geschoben wurde, entsprechendes Schlauchmaterial sowie eine zweiteilige Steckleiter. Fünf Feuerwehrleute rückten mit dem Bulli aus, um als selbständige Einheit kleinere Brände zu löschen. In jenen Nachkriegsjahren war das VW-T1-TSF das meistverkaufte Löschfahrzeug in Westdeutschland.

Briefmarken
Das Bundesministerium der Finanzen hat die Briefmarkenserie „Historische Löschfahrzeuge“ herausgegeben. Sie zeigt (oben v.l.) TSF und LF 16 sowie (darunter) TLF 16. (Quelle: BMF / Motiv „Volkswagen Typ 2 T1“ © Volkswagen 2020, Motiv „Mercedes Benz L 1113“ © Mercedes-Benz Classic)

Kurzhauber prägte Straßenbild

Der legendäre Mercedes-Kurzhauber prägte in den 1960er und 1970er Jahren wesentlich das westdeutsche Straßenbild. Die „kurze Nase“ konnten die Ingenieure durch einen technischen Kniff realisieren: Sie rückten den Motor einfach ein Stück in die Fahrerkabine. Die Konstruktion bot Vorteile: Anders als bei den damals schon verfügbaren Frontlenkern, bei denen der Motor direkt unter der Kabine dröhnte und wärmte, galten die Kurzhauber als vergleichsweise leise und bequem. Die Fahrer fühlten sich dank der verbliebenen Knautschzone sicher, es gab Spielraum für einen dritten Sitzplatz und die Technik konnte über die geöffnete Motorhaube gewartet und repariert werden. Das war beim Frontlenker ungemein schwerer; denn kippbare Fahrerhäuser gab es damals noch nicht. Anfang der 1960er Jahre stellte die Nutzfahrzeugabteilung die Modellbezeichnung für den Kurzhauber um. Aus dem mittelschweren Mercedes-Benz L 322 wurde der 1113, was einen 11-Tonner mit 130 PS bezeichnete. Von 1959 bis 1996 verkaufte das Unternehmen fast eine Million Exemplare der Baureihe.
Bei der Feuerwehr war der Kurzhauber vom Typ L 1113 unter anderem als Löschgruppenfahrzeug 16 (LF 16) im Einsatz. Ein solches Auto verfügte nach damaliger Norm über eine Feuerlösch-Kreiselpumpe, die 1.600 Liter Löschwasser in der Minute förderte, und einen Tank der mindestens 1.200 Liter Wasser fasste. Die Schlauchhaspel am Heck sowie die vierteilige Steckleiter und dreiteilige Schiebleiter auf dem Dach waren für das LF 16 ebenfalls charakteristisch. Die Ausrüstung war auf die Brandbekämpfung und einfache Technische Hilfe ausgelegt. Zur Besatzung zählte eine Gruppe aus neun Feuerwehrleuten.

Vielzweck-LKW für den Arbeiter- und Bauernstaat

Der W50 gilt mittlerweile als Kultlastwagen aus DDR-Zeiten. Er war ursprünglich vom Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) in Werdau (Sachsen) für fünf Tonnen Nutzlast entwickelt worden; daher der Name „W50“. Gebaut wurde der Vielzweck-LKW allerdings bei den VEB-Automobilwerken Ludwigsfelde (Brandenburg). Von 1965 bis 1990 rollten fast 572.000 Exemplare aus den Produktionshallen. Design und Fahrzeugtechnik blieben in all den Jahren nahezu unverändert.
Den W50 gab es allerdings in unzähligen Varianten. So verwendete das VEB Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde (Brandenburg) das Einheitsfahrgestell für den Bau von Feuerwehrautos. Das Tanklöschfahrzeug 16 (TLF 16) aus DDR-Produktion verfügte zuletzt über eine Feuerlöschkreiselpumpe im Fahrzeugheck mit einer Förderleistung von 2.200 Litern pro Minute, 2.000-Liter-Wasser- und 500-Liter-Schaummitteltank. Es gab eine automatische Zumischvorrichtung zur Erzeugung von Löschschaum. Das Löschmittel konnte dabei bereits während der Fahrt über einen Dachmonitor abgegeben werden. Mit seinem 125PS-starker Vierzylinder-Viertaktdieselmotor beschleunigte das IFA-W50-TLF auf maximal 75 Stundenkilometer. Der Allradantrieb garantierte zudem gute Fahreigenschaften im Gelände. Die Besatzung bestand aus einer Staffel von sechs Feuerwehrleuten, die mit dem Tanklöschfahrzeug eine erste Brandbekämpfung ohne externe Wasserversorgung einleiten konnte.

Die Sonderpostwertzeichen-Serie und der Ersttagsstempel wurden von Thomas Meyer aus Berlin gestaltet. Sie haben einen Wert von 80 plus 40 Cent (Tragkraftspritzenfahrzeug), 95 plus 45 Cent (Löschfahrzeug) und 155 plus 55 Cent (Tanklöschfahrzeug). Die Briefmarken sind seit dem 6. August 2020 in den Verkaufsstellen der Deutschen Post AG erhältlich. (Infos: BMF, Redaktion: kfv-herford.de)

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