Damit im Notfall alle Geräte tadellos funktionieren

Interkommunale Gerätewarteausbildung an der Kreisfeuerwehrzentrale

Kreis Herford/Kreis Minden-Lübbecke. Eine gute Ausbildung und modernes Material sind die Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines Feuerwehreinsatzes. Damit die Geräte, von der tragbaren Leiter bis zur Kettensäge, immer tipptopp  in Schuss sind, gibt es die Gerätewarte.  Sie üben innerhalb der Löschgruppen und –züge eine wichtige  Tätigkeit aus, die ein hohes Maß an Verantwortung und Sachverstand erfordert.  20 neue Gerätewarte wurden jetzt an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen ausgebildet. Die Absolventen kamen sowohl aus dem Kreis Herford als auch dem Nachbarkreis Minden-Lübbecke. „Es handelt sich um ein Pilotprojekt“, sagte stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann.

     

Die Arbeits- und Rettungsgeräte werden von den Herstellern am Ende der Produktion geprüft und in einwandfreiem Zustand an die Wehren ausgeliefert. Im harten Einsatzalltag wird das  Material dann allerdings stark beansprucht.  Sind die Geräte jetzt noch sicher? Halten sie der Belastung Stand? Sind Reparaturen erforderlich oder ist gar ein kompletter Austausch nötig? Ohne entsprechende Ausbildung ist das für einen Feuerwehrmann nicht sofort zu erkennen. Die Entscheidung, ob ein Gerät für den Dienstbetrieb sicher ist oder aufgrund von Mängeln Unfallgefahr besteht, darf deshalb nur der Gerätewart treffen. Sein Aufgabenfeld ist in den letzten Jahren gewachsen; denn die Anforderungen an die Feuerwehr haben zugenommen, und damit einher ist das technische Equipment, das auf den Einsatzfahrzeugen mitgeführt wird, größer geworden. Immer mehr aber auch immer strengere Prüfkriterien müssen eingehalten werden.

 


Die dreiteilige Schiebleiter wird der vorgeschriebenen Belastungsprüfung unterzogen.
(Foto: Christopher Brockmeyer, Hiddenhausen)

 

30 Stunden in Theorie und Praxis

Die Ausbildung an der Kreisfeuerwehrzentrale fand in der Zeit vom 8. bis zum 18. Mai 2019 statt. Sie umfasste 30 Stunden in Theorie und Praxis. Olaf Struckmeier (Kreis Minden-Lübbecke) hatte die Lehrgangsleitung übernommen. Zum Ausbilderteam zählten daneben Jens Hüsemann (Enger), Jan Kuhle (Hiddenhausen), Sven Oberwemmer (Enger) und Jens Scheiding (Schnathorst). Ein Gerätewart könne viele Probleme lösen, indem er kleine Reparaturen erledige, vor allem aber die turnusmäßigen Wartungen durchführe. „Das spare den Kommunen Geld und die Geräte seien im Idealfall schnell wieder einsatzbereit“, erläuterten die Ausbilder. Nur in besonderen Fällen müsse der Hersteller oder eine zertifizierte Fachkraft tätig werden.

DGUV 305-002 ist die „Bibel“ der Gerätewarte

Der Prüfung der Geräte und der persönlichen Schutzausrüstung erfolgt nach bestimmten Kriterien. Die im Einzelnen auszuführenden Arbeitsschritte und ihre Dokumentation sind im Handbuch „Prüfgrundsätze für Ausrüstung und Geräte der Feuerwehr“ beschrieben, das die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) unter der Nummer 305-002 herausgegeben hat. Dieses Regelwerk, das Olaf Struckmeier als „Bibel der Gerätewarte“ bezeichnete, bildete deshalb auch die Grundlage für den Lehrgangsplan. Es beschreibt genau, unter welchen Voraussetzungen beispielsweise Helm, Handschuhe, Sicherheitsschuhwerk und Feuerwehrhaltegurt noch repariert werden dürfen oder gleich ausgemustert werden müssen. Die Belastungsproben für die vierteilige Steckleiter und die dreiteilige Schiebleiter sind in der „Bibel“ ebenfalls genau festgelegt. Um ein zuverlässiges Ergebnis zu bekommen, müsse die vorgeschriebene Prüfungsanordnung exakt eingehalten werden, so Struckmeier. Zunächst ermittelten die Lehrgangsteilnehmer, um wie viele Zentimeter sich das Schiebleiterteil ohne zusätzliche Gewichtsbeanspruchung bei waagerechter Lagerung durchbog. Anschließend erfolgte der gleiche Vorgang unter Belastung. „Liegt die Differenz der beiden Maße nicht mehr innerhalb der Toleranz, muss die Leiter höchstwahrscheinlich ausgemustert werden!“ 

 

 
Kontrolle der persönlichen Schutzausrüstung: Kleinste Mängel können
dafür sorgen, dass dieser Helm nicht mehr sicher ist und nicht mehr getragen werden darf.  
(Foto: Christopher Brockmeyer, Hiddenhausen)

 

Zu den weiteren Themen zählten die Prüfung und Wartung von Feuerwehrfahrzeugen,  die Kontrolle von  Feuerlöschkreiselpumpe, Sprungpolster, Hebekissen sowie hydraulischen Rettungsgeräten,  wie Rettungszylinder, Schere und Spreizer. Das nötige Grundwissen im Bereich Elektrotechnik wurde ebenfalls vermittelt. Hier ging es allerdings in erster Linie darum, die Lehrgangsteilnehmer zu sensibilisieren; denn die eigentliche Prüfung von Elektrogeräten ist einer ausgebildeten Elektrofachkraft vorbehalten. Die neuen Gerätewarte wissen jetzt, worauf sie achten müssen und wann der Elektriker eingeschaltet werden muss.

 

Kräfte gebündelt

Mittlerweile gibt es immer weniger Feuerwehrleute auf Standortebene, die den verantwortungsvollen Gerätewartposten übernehmen wollen. Die beiden stellvertretenden Kreisbrandmeister Holger Klann (Kreis Herford) und Gerhard Lohmeier (Kreis Minden-Lübbecke) haben deshalb ein Pilotprojekt angeschoben: Zum ersten Mal fand die Ausbildung der Gerätewarte aus dem Widukindland und dem Mühlenkreis gemeinsam statt. In anderen Bereichen arbeiten die beiden Feuerwehrverbände bereits eng zusammen. So gibt es beispielsweise eine gemeinsame Bezirksreserve Herford/Minden-Lübbecke. „Wir haben uns deshalb entschlossen, die Kräfte zu bündeln und die Zusammenarbeit auf den Ausbildungsbereich auszuweiten“, sagte Holger Klann. Wenn das neue „Feuerwehrtechnische Zentrum“ in Hille (Kreis Minden-Lübbecke) fertiggestellt sei, könne man sich gut vorstellen, dass abwechselnd auch dort ausgebildet werde.

Zu den erfolgreichen Teilnehmern des Lehrgangs zum Gerätewart zählen: Holger Dickmann, Tobias Mebes (beide Bünde), Daniel Westerhold, Heiko Kamm (beide Enger), Timo Hägerbäumer (Hiddenhausen), Björn Schäffer (Löhne), Jens Rüter (Rödinghausen), Thomas Finkemeyer (Spenge), Nils Grabowski (Vlotho), Björn Backhaus (Lübbecke), Lars Meier  (Hüllhorst), Nico Deeke (Preußisch Oldendorf), Oliver Oevermann (Espelkamp), Anja Grote (Hille), Kevin Heuer, Thjorven Stockmann, Thomas Pesall (Minden), Kai Biermann (Petershagen), Oliver Gronwald (Porta Westfalica) und Claus Conrad (Bad Oeynhausen).

 

                                                                                                                Christopher Brockmeyer
                                                                                                                FW Hiddenhausen

 

 


Prüfung der pneumatischen Hebekissen. Können sie den LKW noch problemlos anheben?
(Fotos (2) Christopher Brockmeyer, Hiddenhausen)

 


Die Multifunktionsleiter im Test:  Rasten alle beweglichen Teile
ordnungsmäßig ein? Ist die Stabilität gegeben? Sind alle Schrauben noch vorhanden und festgezogen?
(Foto: Christopher Brockmeyer, Hiddenhausen)

 


Mit Rundschlingen können schwere Lasten gehoben werden. Sie sind daher hohen Beanspruchungen ausgesetzt.
Die Gerätewarte müssen deshalb darauf achten, dass die Beschaffenheit der Oberfläche einwandfrei  und das Typenschild noch vorhanden ist.
(Foto: Christopher Brockmeyer, Hiddenhausen)