Digitaler Feuerwehrfunk im Teilnetzabschnitt 32.1 beginnt mit dem Erweiterten Probebetrieb
Düsseldorf/Kreis Herford. Immer wieder war es zu Verzögerungen gekommen und Kritik an den immensen Kosten des Projektes laut geworden. Jetzt scheint der Aufbau des digitalen Funknetzes unmittelbar vor dem Abschluss zu stehen. Noch in diesem Winter sollen die Retter in Ostwestfalen-Lippe den Digitalfunk endlich nutzen können *. So jedenfalls die Informationen des NRW-Innenministeriums. Die neue Technik – die Endgeräte sind ähnlich wie Mobiltelefone nutzbar – besticht durch eine hohe Sprachqualität und ist zudem abhörsicher.
„In den letzten Wochen haben wir noch weitere Rettungswagen und Löschfahrzeuge mit Digitalfunkgeräten ausgerüstet“, sagt Frank Schröder, der die Funkwerkstatt an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen leitet. Das gelte ebenso für die Einsatzwagen der übrigen Hilfsorganisationen. Mobil-Radio-Terminals (MRTs), so heißen die neuartigen Kommunikationsgeräte der Retter, die daneben auch weiterhin auf die alte, analoge Funktechnik zurückgreifen können. Denn ob das digitale Funknetz wirklich hält, was die Experten versprechen, das muss jetzt erst der Erweitere Probebetrieb – kurz EPB genannt – im Teilnetzabschnitt 32.1 (Ostwestfalen-Lippe), zeigen. Frank Schröder: „In allen Kommunen im Kreisgebiet stehen mittlerweile Einsatzfahrzeuge bereit, um daran teilnehmen zu können!“ Während des Testphase, die kurzfristig beginnen soll, wird unter realitäts- und betriebsnahen Bedingungen von einer repräsentativen Anzahl von Teilnehmern, das Terrestrial-Trunked-Radio-Netz – oder Einfach TETRA-Netz – auf „Herz und Nieren“ geprüft. „In den ersten beiden Monaten“, so Funkexperte Schröder, „sei zunächst ein Funktionstest vorgesehen.“ Dabei gehe es in erster Linie um die Funktionsfähigkeit, Stabilität und Verfügbarkeit des digitalen Funknetzes. Später kämen operativ-taktische Übungen hinzu, um beispielsweise Erfahrungen mit der Nutzerzufriedenheit zu sammeln.
Künftig werden alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), dazu gehören unter anderem Polizei, Feuerwehr und die übrigen Hilfsorganisationen, das TETRA-Netz als einheitliches digitales Sprech- und Datenfunksystem nutzen. Feuerwehrleute und Polizisten können so während eines Großeinsatzes problemlos Kontakt aufnehmen. Bisher gibt es noch viele voneinander unabhängige Analogfunknetze. Im digitalen Zeitalter besteht der Einsatzstellenfunk zum überwiegenden Teil aus Gruppenrufen, bei denen die Einsatzkräfte so zusammengeschaltet sind, dass die Informationen gleichzeitig von allen anderen Teilnehmern gehört werden können. Die digitale Technik ermöglicht darüber hinaus aber auch das Einzelgespräch, also die gezielte Auswahl eines Gesprächspartners, ohne dass es Mithörer gibt. Insoweit gibt es parallelen zum Mobiltelefon. Durch Digitalisierung und elektronische Filterverfahren gelingt es im Übrigen, dass im Wesentlichen das gesprochene Wort übertragen wird, während Störsignale, wie beispielsweise der Einsatzstellenlärm, „herausgerechnet“ werden. Die digitalen Endgeräte zeichnen sich daher durch eine deutlich verbesserte Empfangsqualität und Sprachverständlichkeit aus. Lästige Störgeräusche, unangenehmes Rauschen und Beeinträchtigungen durch Überreichweiten wird es künftig nicht mehr geben. Alle Funkgespräche werden außerdem abhörsicher übermittelt. Jedes Digitalfunkgerät verfügt dazu über eine Sicherheitskarte, mit der die so genannte Ende-zu-Ende Codierung, also die Verschlüsselung der ausgehenden Gespräche und die Entschlüsselung der eingehenden Nachrichten, umgesetzt wird. Das Digitalfunknetz bietet weiterhin die Möglichkeit, den Standort der Einsatzkräfte über das satellitengestützte GPS-System an die zuständige Leitstelle zu übertragen. Bilddateien und Lagepläne sollen mit dem neuen System allerdings noch nicht wie erhofft übermittelt werden können.
Der Digitalfunk geht mit erheblicher Verspätung an den Start. Deutschland hatte sich bereits 1990 verpflichtet, im Zuge der europäischen Harmonisierung ein modernes Kommunikationssystem aufzubauen. Die vollständige Umrüstung war zunächst bis zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 anvisiert worden. Ostwestfalen-Lippe und das Sauerland gehören nun zu den letzten beiden Regionen in Nordrhein-Westfalen, in denen der EPB beginnt. Wann der Probebetrieb durch den digitalen Normalbetrieb abgelöst werde, sagt Frank Schröder, sei für den Feuerwehrfunk im Kreis Herford noch ungewiss. Das analoge Funknetz bleibe daher zur Sicherheit bis auf weiteres in Betrieb. Die Einführung des Digitalfunks soll alleine in Nordrhein-Westfalen Kosten von einer halben Milliarde Euro verursacht haben. Laut Innenministerium sei der vorher abgesteckte Kostenrahmen nicht überschritten worden. 444 Basisstationen wurden zum Teil gegen den Widerstand von Bürgerinitiativen aufgebaut, 26.000 Fahrzeuge umgerüstet und 80.000 Funkgeräte beschafft. Betroffen sind in NRW 518 Feuerwehren und Hilfsorganisationen sowie 47 Kreis- und drei Landesbehörden der Polizei.
-Vo-
Quelle: Ministerium für Inneres und Kommunales NRW (MIK NRW)
* Hinweis für die Feuerwehren im Kreisgebiet: Der Erweiterte Probebetrieb (EPB) mit Nutzerbeteiligung ist ab 19. November 2013 möglich. Nähere Einzelheiten erfolgen in Kürze durch die Wehrführer bzw. Multiplikatoren, die in diesen Tagen an der Kreisfeuerwehrzentrale geschult werden. Das Ministerium hatte auf eine Vorverlegung des Starttermins gedrängt, da man das Digitalfunkprojekt offensichtlich endlich zum Abschluss bringen möchte. Während der Testphase sollen möglichst viele Einheiten den Digitalfunk nutzen, um Schwachstellen aufzudecken. Der Netzbetreiber wird während dieser Zeit weitere technische Optimierungen vornehmen. Die Leitstelle Herford ist noch nicht mit der Vermittlungsstelle (DXT) in Detmold verbunden und kann daher zurzeit nur so agieren, wie die Besatzung eines Feuerwehrfahrzeugs mit ihrem Mobilfunkgerät (MRT). Wann die Anbindung erfolgen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Die Basisstationen in der Region sind mit der DXT in Detmold verbunden. Hier sind die Benutzerprofile, also die Gruppenmitgliedschaften und Rufrechte für jeden Teilnehmer, in einer "Heimatdatenbank" gespeichert. -Vo- |
Hat bald ausgedient: Analoges Fahrzeugfunkgerät (Typ AEG FuG 13a) mit FMS-Hörer zur Status-Übermittlung
("einsatzbereit", "ausrücken", "eingetroffen" etc.) (Foto: J. Vogelsang)
Modernes MRT (Mobil-Radio-Terminal, Typ Sepura) (Foto: J. Vogelsang)
Frank Schröder an seinem Arbeitsplatz in der Funkwerkstatt der Kreisfeuerwehrzentrale.
Abhörsicherheit: Eine Sicherheitskarte ermöglicht die Ende-zu-Ende Verschlüsselung. (Quelle: MIK)
Herkömmliches analoges Handsprechfunkgerät (l) u. modernes,
digitales HRT (Handheld-Radio-Terminal) (Foto: MIK NRW)
Das digitale TETRA-Funksystem: Sämtliche Teilnehmer der BOS nutzen das gleiche "Funkzellennetz“,
das ganz Deutschland überspannt. (Quelle: MIK NRW)