Der "Drachen" für die Flughafenwehr

Iveco Magirus will mit dem Flugfeld-Tanklöschfahrzeug Dragon 2 neue Maßstäbe setzen.

Dragon x6 IVECO 001Er strotzt vor Kraft, hat bis zu 17.000 Liter Wasser im Tank und die neuste Löschtechnik an Bord. Der Dragon ist eins der modernsten Flugfeldlöschfahrzeuge weltweit. Er kommt aus dem Hause Iveco Magirus Brandschutztechnik in Ulm. Jetzt ist die aktuelle Generation des „Drachen“, der Wasser statt Feuer speit, an den Start gegangen. Mit den Modellen der Dragon 2 Baureihe will Iveco Magirus neue Maßstäbe setzen.

Unter den Flugfeldlöschfahrzeugen stechen die Autos der ARFF-Kategorie,  diese Abkürzung steht für Aircraft-Rescue-Fire-Fighting, besonders hervor.  Sie kommen bei einem Flugzeugunglück zum Einsatz, um die Passagiere und Besatzungsmitglieder zu retten und den Brandschaden zu begrenzen. Bereits auf der Interschutz 2010, der weltweit größten Messe für Rettung, Brand- und Zivilschutz, hatte Iveco Magirus eine neue Reihe von ARFF-Fahrzeugen vorgestellt. Damals wurde dem Fachpublikum in Leipzig der SuperDragon auf einem vierachsigen Allradfahrgestell (8x8) präsentiert. An diesem Konzept haben die Iveco-Magirus-Ingenieure in der Folgezeit weiter gefeilt. Und zwar unter der bekannten Philosophie des Unternehmens: Ganzheitliche Lösungen im eigenen Haus entwickeln, das fertige Produkt komplett aus einer Hand liefern und dabei neue Maßstäbe auf dem Feuerwehrmarkt setzen.

Dragon x6 IVECO 001
Der Dragon von Iveco Magirus zählt zur neusten Generation von Flugfeldlöschfahrzeugen.
Das Foto zeigt die 6x6 Version. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Die ARFF-Trucks der neusten Dragon-Generation werden als Allradvarianten auf einem zweiachsigen (als 4x4 Version), dreiachsigen (als 6x6 Version) oder vierachsigen Fahrgestell (als 8x8 Version) angeboten. Im Heck der Löschboliden arbeiten leistungsstarke Iveco Cursor-Motoren.  Diese Maschinen sind für ihre hohe Effizienz und ihr geringes Gewicht bekannt. Ihre Turbolader sorgen für ein hohes Drehmoment über ein breites Drehzahlband. Auf Wunsch gibt es die Autos auch mit Deutzmotoren, die bekanntermaßen als unverwüstlich gelten. Die Dreiachsvariante (6x6) und das Spitzenmodell (8x8) werden durch jeweils zwei elektronisch gesteuerte Motoren angetrieben, die es auf eine Gesamtleistung von 1.120 PS (Euro 5-Ausführung) bringen. Der Dragon 8x8 mit einem Gesamtgewicht von 52 Tonnen beschleunigt damit in weniger als 25 Sekunden von 0 auf 80 Stundenkilometer. Seine Höchstgeschwindigkeit soll laut Herstellerangaben bei 135 km/h liegen. Vorteil des „Twin Engine Power Packs“: Die Besatzung kann schon auf der Anfahrt das Löschmittel über die Dach- und Frontmonitore abgeben. Der Kessler-Magirus-Antriebsstrang verfügt dazu über ein Summiergetriebe. Im Fahrbetrieb wird die (summierte) Leistung beider Motoren auf alle Achsen übertragen, wodurch die eindrucksvollen Fahrleistungen möglich sind. Im „Pump- und Rollbetrieb“ koppelt das System nun den linken Motor an die Feuerlöschpumpe, während der rechte Motor das Fahrzeug unabhängig antreibt. Die maximale Wasserdurchflussrate steht bereits ab einer Motordrehzahl von 900 u/min zur Verfügung. Der  Leistungsverbrauch der Pumpe beträgt dabei höchstens 272 PS. Damit stehen weiterhin genug Reserven für die Beschleunigung des Fahrzeugs zur Verfügung. Der „Pump- und Rollbetrieb“ funktioniert bis zu Tempo 70, egal ob Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt. Und noch einen Vorteil hat das „Twin Engine Power Pack“ von Iveco Magirus: Sollte es zu einem Motorausfall kommen, so besteht bei Fahrzeugen mit nur einem Motor die Gefahr, dass der  Wagen ein Opfer der Flammen werden könnte. Ein solches Szenario ist beim Doppelmotorkonzept so gut wie ausgeschlossen.
Die Bremsanlage des Dragon ist mit einem elektronischen Bremssystem (EBS) und Scheibenbremsen samt ABS ausgestattet. Außerdem gibt es eine Dekompressions-Motorbremse (Iveco Turbo Brake System), die automatisch wirkt, wenn das Gaspedal losgelassen wird. Das  Flugfeldlöschfahrzeug verfügt über ein vollautomatisches Allison-Getriebe mit hydraulischer Dauerbremse (Retarder). Die Fahrerkabine des Dragon bietet Platz für drei bis sechs Einsatzkräfte. Es gibt vier Atemschutzgeräte. Der Fahrersitz kann wahlweise links, rechts oder in der Mitte positioniert werden. Große, tief gezogene Fensterflächen sorgen für eine optimale Rundumsicht. Die Mannschaftskabine ist mit Schwenktüren oder alternativ mit automatischen Schiebetüren  (Typ Bus) ausgestattet. Ein Baukastensystem (AluFire 3 System) ermöglicht die individuelle Gestaltung der Geräteräume. Das Tankvolumen des Dragon beträgt beim „Standardmodell“ (6x6) bis zu 12.500 Liter. Als 8x8 Variante kann das Fahrzeug bis zu 17.000 Liter Löschwasser mitführen. Die Autos können weiterhin mit Schaumtanks mit unterschiedlichen Kapazitäten (bis 2.000 Liter), verschiedenen Schaumzumischanlagen sowie einem 500 Kilogramm Trockenpulverbehälter und einem 120 Kilogramm Kohlendioxidsystem ausgerüstet werden. Weiterhin stehen verschiedene Iveco Magirus Feuerlöschpumpen mit Normaldruck oder zusätzlich mit Hochdruckanlage zur Verfügung. Die Förderleistung beträgt bis zu 10.000 Liter pro Minute (Pumpenleistung im Hochdruckbetrieb: 250l/min bei 40 bar). Um diese großen Löschmengen so effizient wie möglich einzusetzen, gibt es neben dem leistungsstarken Dachmonitor, einen Frontmonitor sowie Schnellangriffshaspeln für Wasser, Schaum oder Pulver. Alternativ zum Monitor kann ein Teleskoparm mit Löschdorn montiert werden.  
„Das Potential des Dragon übersteigt die Anforderungen der Zivilluftfahrtorganisation ICAO (International Civil Organisation) bei weitem“, sagt Iveco Magirus. Die ICAO legt weltweit die Sicherheitsstandards auf allen zivilen Flughäfen fest. Ebenso deutlich würde der Löschbolide die Vorgaben des amerikanischen Feuerschutzverbandes NFPA  übertreffen. Iveco Magirus hat den ARFF-Geschäftsbereich im Jahr 1992 mit dem ersten Modell gegründet, das damals noch Tucano hieß. Vom Dragon der ersten Generation wurden zwischen 1998 und 2012 fast 300 Einheiten produziert, inklusive der „kleinen“ 4x4 Version mit einem Gesamtgewicht von 25 Tonnen. Erster Kunde der neuen Dragon-Baureihe war der Hongkong International Airport.

-Vo-

(Dieser Artikel basiert auf den Angaben der Iveco Magirus Brandschutztechnik GmbH, Ulm.)

 

Dragon x6 IVECO 017
Der Dreiachser ist mit zwei durchzugsstarken Dieselmotoren ausgerüstet. Das „Twin Engine Power Pack“
sorgt für eine Gesamtleistung von 1.120 PS. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Dragon x6 IVECO 008
Damit beschleunigt der 39-Tonner in weniger als 23 Sekunden von 0 auf 80 Stundenkilometer. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)     

Dragon x6 IVECO 025
Die optimierte Mannschaftskabine: Tiefgezogene Fensterflächen sorgen für eine gute Rundumsicht.
Der Fahrersitz befindet sich mittig.  Optional ist auch eine andere Positionierung möglich.
(Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Dragon x6 IVECO 026
„Pump- u. Rollbetrieb“: Bereits während der Fahrt schießt das Wasser aus den Dach- u. Frontmonitoren sowie den
Selbstschutzdüsen an der Kabine. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Dragon x6 IVECO 027
Bis zu 70 Stundenkilometer können im „Pump- u. Rollmodus“ erreicht werden. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Dragon x6 IVECO 032
Das 6x6 „Standardmodell“ des Dragon (links im Bild) hat 12.500 Liter Löschwasser an Bord.
Der Tank des „großen Bruders“, der 8x8 Version mit einem Gesamtgewicht von 52 Tonnen (rechts im Bild),
fasst bis zu17.000 Liter. (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)

Dragon x6 IVECO 029
Mit den Fahrzeugen der Dragon 2 Baureihe will Iveco Magirus im Segment der Flugfeldlöschfahrzeuge neue Maßstäbe setzen.
Das Unternehmen liefert vom Fahrgestell, über den Aufbau bis zur Pumpentechnik, alles aus einer Hand und sieht
darin seine Stärken.  (Foto: © Iveco Magirus Brandschutztechnik)