Fahrzeug des Monats
Juni 2023
Tanklöschfahrzeug 4000 (TLF 4000) auf MAN 18.320
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Kirchlengern
Standort: LG Kirchlengern-Ort, Auf dem Fienberge 27, Kirchlengern
Funkrufname (OPTA): Florian Kirchlengern 2-TLF 4000-01
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGM 18.320 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 6) |
Hubraum |
6,9 l |
Leistung |
320 PS (225 kW) |
Antriebsart/Radformel |
4x4 (permanenter Allradantrieb) |
Getriebe |
automatisiertes Schaltgetriebe |
Höchstgeschwindigkeit |
100 km/h |
Abmessungen |
8,10 m (L), 2,50 m (B), 3,50 m (H) |
zul. Gesamtgewicht |
18 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Albert Ziegler GmbH, Giengen/Brenz (B.W.) Pumpe
Dachmonitor („Wasserwerfer“) Geräteraum 3 (G 3) - 13-kVA-Stromerzeuger (Typ Eisemann Cube) - pneumatischer Rettungssteg (Typ Vetter) - LED-Beleuchtungssystem (Typ Aldebaran 360) - Ölbindemittel (flüssig) - 3 x Löschlanze (Typ Fognail) |
Besatzung |
1/2 (Trupp) |
Indienststellung |
6/2023 |
amtl. Kennzeichen |
HF-FW 2023 |
Anschaffungskosten |
rd. 466.000 Euro |
Fortsetzung von der Startseite:
MAN lieferte das Fahrgestell für das neue Tanklöschfahrzeug 4000 (TLF 4000) der Feuerwehr Kirchlengern. Der 18-Tonner (Typ TGM 18.320) wird von einem Sechszylinder-Motor mit 6,9 Litern Hubraum und 320 PS angetrieben. Dank Allradantrieb (4x4) und Singlebereifung ist das TLF geländegängig. Mit der MAN-Tipmatic steht ein automatisiertes 12-Gang-Getriebe zur Verfügung. Ist höchste Eile geboten, so aktiviert der Maschinist das Fahrprogramm „Emergency“. Die automatische Gangwahl setzt dadurch auf verkürzte Schaltzeiten und höhere Schaltdrehzeit, sodass der MAN nach dem Queren einer Kreuzung zügig beschleunigt. Weitere Programme kann der Fahrer ganz bequem je nach Bedarf am Tipmatic-Lenkstockschalter wählen. Das Cockpit ist klar gegliedert: Es gibt eine Bedien- und eine Ablese-Ebene. Berganfahrt-Assistent und Abbiege-Assistenzsystem sorgen zudem für Sicherheit. Das verlängerte Fahrerhaus bietet viel Platz hinter den Sitzen, sodass hier Handsprechfunkgeräte (HRT), Handlampen und Wärmebildkamera ihre (Lade-)Plätze haben.
Die Feuerwehr Kirchlengern hat ein neues Tanklöschfahrzeug 4000 (MAN/Ziegler) in Dienst gestellt.
Leistungsstarke Löschtechnik
Feuerwehrausrüster Ziegler aus Giengen/Brenz (Baden-Württemberg) hat den Umbau zu einem Feuerwehrfahrzeug vorgenommen. Der selbsttragende Alu-Aufbau entstand in Paneel-Bauweise. Das Sandwichsystem gilt als besonders langlebig, extrem verwindungssteif und besonders flexibel. 4.200 Liter Wasser und 500 Liter Schaummittel hat der 18-Tonner in den Tanks. Herzstück der modernen Löschtechnik bildet die Heckpumpe - eine Ziegler FPN 10-3000 1HL, die bis zu 3000 Liter Wasser fördert und mit einem Druck von zehn Bar abgibt. Zusätzlich ist das TLF 4000 mit einem Schaumzumischsystem ausgerüstet. Das sogenannte Ziegler Foam System FS-24 mischt das Schaummittel elektronisch geregelt dem Löschwasser bei. Die Kontrolleinrichtung garantiert eine konstante Schaumzumischrate, je nach Voreinstellung zwischen 0,1 und sechs Prozent, unabhängig von Durchfluss und Druck. Alle Löschfunktionen können per Knopfdruck auf dem Z-Control-Bedientableau ausgeführt werden. Außerdem bietet Z-Control eine Übersicht über den Betriebszustand, die Wasser- und Schaummitteldurchflussmenge sowie die Zumischrate. Der 13-kVA-Stromerzeuger (Typ Eisemann Cube) ist ergonomisch günstig im Geräteraum 3 verladen. Gleich daneben ist das Beleuchtungssystem „Aldebaran 360“ mit vier „LED-Leuchtarmen“ zu finden.
Das TLF 4000 wurde unter anderem für Wald- und Vegetationsbrände konzipiert. Deshalb verfügt das Fahrzeug über einen ausfahrbaren Monitor auf dem Dach (Typ AWG/Alco) mit einer Leistung von 3.000 Litern pro Minute. Über die Multifunktionsdüse können sowohl Wasser als auch Schaum abgegeben werden. Die Wurfweite beträgt bis zu 60 Metern. Der Monitor wird aus der Fahrerkabine heraus per Bedientableau gesteuert. Deshalb ist ein vollwertiger Mittelsitz vorhanden, der dem „Operator“ als Arbeitsplatz dient. Ein Waldbrandtragekorb mit D-Schläuchen, Löschrucksack und Düsenschlauch zur Erzeugung einer „Wasserwand“ zählen zur Waldbrandausrüstung. Ein tragbarer Monitor (Typ Leader Partner 2), ebenfalls mit einer Leistung von 3.000 Litern pro Minute, ist im Geräteraum 8 untergebracht.
Kirchlengern übernimmt Vorreiterrolle
Doch damit nicht genug: Die Löschgruppe Kirchlengern ist die erste Einheit im Kreis Herford, die über ein Großfahrzeug mit Schneidlöschgerät verfügt. Ein Innenangriff ist immer mit einem hohen Risiko für die Einsatzkräfte verbunden. Hinzu kommt, dass bei der herkömmlichen Brandbekämpfung oft große Mengen an Wasser und Schaummittel erforderlich sind. Das System des schwedischen Herstellers Cold Cut Systems arbeitet hingegen mit Löschlanze und Hochdruckwasserstrahl (300 Bar), dem bei Bedarf ein Schneidmittel, das sogenannte Abrasiv (Gemisch aus Sand und Eisenpulver), beigemischt wird. Damit „bohrt“ sich der Wasserstrahl binnen Sekunden durch jedes Material. Durch den hohen Druck und die spezielle Düse an der Löschlanze bildet sich ein feiner Wassernebel, der dem Feuer sehr schnell die Energie entzieht. Der Wasserverbrauch beträgt dabei nur 60 Liter pro Minute. Mittlerweile ist das System auch für Batteriebrände (beispielsweise Lithium-Ionen-Akkus in E-Autos) zugelassen. Die Hochdruckwasserpumpe, der Abrasivtank und die elektrisch betriebene Haspel mit dem 60 Meter langen Hochdruckschlauch samt Löschlanze füllen den Geräteraum 6 aus. Auf dem TLF 4000 ist weiterhin ein Rettungssteg (Typ Vetter) verladen, der pneumatisch betrieben wird und binnen Sekunden einsatzbereit ist (Geräteraum 4). Er bietet auf Wasser und Eisflächen zuverlässigen Halt. Zwei sogenannte Überlebensanzüge sind ebenfalls für die Wasser- und Eisrettung vorhanden.
Kommt es zum Einsatz in der „Gluthitze“ eines Vegetationsbrandes, kann die Technik schnell Schaden nehmen. Deshalb sind Kraftstoff- und Bremsleitungen, Bremsschläuche sowie alle elektrischen Leitungen vor thermischen Beschädigungen besonders geschützt. Zusätzlich verfügt das Fahrzeug über eine Selbstschutzanlage zum Schutz der Kabine und aller vier Räder.
Das neue Tanklöschfahrzeug 4000 ersetzt ein TLF 3000 (Mercedes Benz 917), das bei der Löschgruppe Kirchlengern 30 Jahre lang treue Dienste leistete.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Das Fahrzeug verfügt über eine umfangreiche Zusatzausrüstung, die in den acht seitlichen Geräteräumen untergebracht ist.
Sprühbalken der Selbstschutzanlage und zusätzlicher C-Abgang unter der Stoßstange.
Der leistungsstarke Monitor auf dem Dach wird ferngesteuert.
Jens Broelhorst erläutert die moderne Technik.
Während der Maschinist das Fahrzeug steuert, ist der Mittelsitz für den „Operator“ vorgesehen.
Das verlängerte Fahrerhaus bietet viel Platz hinter den Sitzen, um das Equipment, wie Funkgeräte und Handlampen, aufzuladen.
Der Angriffstrupp rüstet sich am Geräteraum 2 aus.
13-kVA-Stromerzeuger im Geräteraum 3.
Kleinlöschgeräte (Geräteraum 5)
LED-Beleuchtungssystem (Typ Aldebaran) im Geräteraum 5.
Strahlrohre in unterschiedlichen Größen (Geräteraum 5).
Waldbrandausrüstung (Geräteraum 7)
Waldbrandtragekorb mit D-Schläuchen und wasserführenden Armaturen.
Pumpenbedienstand mit Z-Control-Bedientableau.
Blick in den Geräteraum 8, …
… wo sich das Hygieneboard befindet.
Stellv. Löschgruppenführer Karsten Nordsieck zeigt den tragbaren Monitor
(Typ Leader Partner 2).
Das Schneidlöschgerät (Typ Coldcut Cobra) ist im Geräteraum 6 untergebracht.
Die Löschlanze hat ihren Platz vor dem Schneidmittelbehälter.
Löschlanzen-Düse
Eine Abordnung der Feuerwehr Löhne informiert sich.
„Instruktor“ René Gärling (Firma Koppenhagen, Aerzen) erläutert die innovative Technik.
Binnen Sekunden „durchbohrt“ der Wasserstrahl eine Steinplatte.
Stahlbehälter sind ebenfalls kein Problem. Durch ein rund zwei Millimeter großes Loch schießt das Wasser in den Innenraum.
Der feine Wassernebel entzieht dem Feuer die Energie.
Das Interesse der Bevölkerung ist groß.
Das TLF bleibt auch bei Unwetterlagen einsatzbereit. Ist die Straße überschwemmt, werden die Abgase nach oben abgeleitet.
Coldcut-Vorauslöschfahrzeug des Unternehmens Koppenhagen, das die Technik in Deutschland vertreibt.
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und
übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite.
Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: