Fahrzeug des Monats Juli 2022 - Funkdienstwagen (FDW)

Fahrzeug des Monats Juli 2022

Funkdienstwagen (FDW)

ehemaliges Einsatzfahrzeug der „Städtischen Berufsfeuerwehr München“  
ehemaliger Standort: (alte) Feuerwache 5 (Ramersdorf), Anzinger Str. 41, München

(heute im Privatbesitz eines Oldtimersammlers)


Technische Daten

Fahrgestell (Hersteller)

Bayerische Motorenwerke München (BMW)

Typ

501/3 “Barockengel”

Motor

6-Zylinder-Reihenmotor

Hubraum

2.077 ccm

Leistung

72 PS bei 4.500 U/min (53 kW)

Verbrauch

rd. 13 l / 100 km

Antriebsart/Radformel

Straßenantrieb / Heckantrieb

Getriebe/ Kupplung

Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF)
- 4-Gang-Lenkradschaltung
- vollsynchronisiert
- getrennt vom Motorblock (Zwischenwelle)
- hydraulische Kupplungsbetätigung  

Höchstgeschwindigkeit

145 km/h

Beschleunigung

0 – 100 km/h: 20,5 Sek.

Abmessungen

4,73 m (L), 1,78 m (B), 1,53 m (H)

Leergewicht

rd. 1,4 t

Ausstattung

Serienausstattung (Auszug)

- Verbundglasfrontscheibe
- Heizung
- Tageskilometerzähler
- Öldruckanzeige
- Doppelhorn-Hupe 
- Zeituhr

Polizei- bzw. Feuerwehrausführung

- „Kuppelblaulicht“
- Kompressor-Hörner
- große Lichtmaschine
- Kunststofflederpolster
- Funkentstörung (Abschirmung von Störquellen)

Sende- u. Empfangsgerät mit Handsprechhörer
- Typ Telefunken/Ulm FuG 7a
- Frequenzbereich: 4-m-Band (75 MHz – 88 MHz)
- Sendeleistung: 15 W

Besatzung

1/1 (Fahrer u. Zugführer) 

Baujahr/Indienststellung

1964

Anschaffungskosten

13.500 DM (rd. 6.900 Euro)

 

Fortsetzung von der Startseite:

Mit dem 501 plante BMW in den 1950er Jahren den Einstieg in die automobile Oberklasse. Als die chromglänzende Luxuslimousine auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt/Main 1951 vorgestellt wurde, ernteten die Münchener viel Lob für Technik und Design. Die Bayerischen Motorenwerke hatten sich nach dem Krieg mit der Fertigung von Motorrädern, Kochtöpfen und Fahrzeugbremsen über Wasser gehalten. Kein Wunder, dass die Aufnahme der Produktion des Sechszylinders 501 mit Problemen verbunden war. Erst im Dezember 1952 konnten die ersten Fahrzeuge an die hart geprüfte Kundschaft ausgeliefert werden, nachdem mit der Stuttgarter Firma Baur ein Zulieferer für die Karosserien gefunden war.  Die geschwungenen Formen von „barocker Opulenz“ mit dem markentypischen, nierenförmigen Kühlergrill sorgten  in Kombination mit den gegenläufig öffnenden „Selbstmörder“-Türen und der dadurch sehr schmalen B-Säule für Begeisterung. Volkes Stimme hatte schnell den passenden Namen für das formschöne Auto gefunden: „Bayerischer Barockengel“.

501 als Innovationsträger 

BMW, heute innovationsstarker Konzern, brachte schon damals einige Neuerungen auf den Markt. Die Münchener verwendeten beim 501 als erster deutscher Hersteller serienmäßig eine Schaumgummipolsterung (Dunlopillo). Zusammen mit dem Autobauer Borgward (Bremen) führten die Bayerischen Motorenwerke mit dem „Barockengel“ die hydraulisch betätigte Kupplung in den deutschen Serienautomobilbau ein. Das Getriebe des 501 lag im Übrigen unter den Vordersitzen. Es war somit nicht direkt an den Motorblock angeflanscht, sondern über eine kurze Zwischenwelle verbunden. Das begünstigte die Laufruhe des Sechszylinders und sorgte für Beinfreiheit im Innenraum; denn ein Getriebetunnel war nicht erforderlich. Noch einige andere, damals längst nicht alltägliche Ausstattungsdetails, wie die serienmäßige Verbundglasfrontscheibe, zeichneten den BMW 501 aus. Und auch daran hatten die Konstrukteure gedacht: Falls die Benzinpumpe einmal ausfallen sollte, konnte der Kraftstoff von Hand zum Vergaser weitergepumpt werden. Die Karosserie des „Barockengels“ war nicht nur formschön, sondern zugleich auch aerodynamisch. Das Auto hatte einen ähnlich guten  Luftwiderstandsbeiwert wie die DS von Citroën (Spitzname „die Göttliche“). Ende der 1950er Jahre stieg der Konkurrenzdruck. Vor allem der Opel Kapitän, damals ein Verkaufsrenner, und der Mercedes-Benz 219 (Spitzname „Ponton“), die deutlich günstiger in der Anschaffung waren,  drückten die Verkaufszahlen des BMW 501. Im Jahr 1958 wurde schließlich die Produktion der Sechszylinder-Version eingestellt, nachdem im selben Jahr nur noch 150 Wagen dieses Typs verkauft worden waren.  

20220624 163059Diesen BMW 501 „Barockengel“ lieferte BMW 1964 an die „Städtische Berufsfeuerwehr München“.
Der zweigeteilte, abgerundete Kühlergrill in Nierenform ist bis heute markentypisch.

 

Alarmvorfahrwagen für den Zugführer

Trotzdem wurden bis 1964 noch 51 Autos einzelgefertigt – hauptsächlich für Behörden, Polizei und Feuerwehr. Sechs 501 mit Sechszylinder-Motoren erhielt die „Städtische Berufsfeuerwehr München“, 30 gingen an die Polizei. BMW hatte sie quasi aus Restbeständen zusammengebaut. Der als Fahrzeug des Monats vorgestellte „Feuerwehr-Barockengel“ war einst an der Feuerwache 5 im Münchener Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach stationiert. Das Auto mit 72 PS diente dem Zugführer als sogenannter Alarmvorfahrwagen. Ein 4-Meter-Funkgerät samt Handsprechhörer, Funkentstörung, große Lichtmaschine und Kunststofflederpolster zählen zur Sonderausstattung.

Der „Barockengel“ - die Serienfertigung der Achtzylinder-Version lief noch eine Zeit lang weiter - brachte BMW alles andere als wirtschaftlichen Erfolg. Ein weiteres Problem bereitete zu jener Zeit der rückläufige Motorrad-Absatz, den die Münchener mit der Produktion des Kabinenrollers Isetta aufzufangen versuchten. Doch die Krise verschärfte sich, und auf der Hauptversammlung am 9. Dezember 1959 stand Konkurrent Daimler-Benz bereit, um BMW zu übernehmen. Doch es kam anders: Belegschaft, Betriebsräte, BMW-Händler und Kleinaktionäre wehrten das Übernahme-Angebot ab. Der Industrielle Herbert Quandt aus Bad Homburg sorgte schließlich für frisches Kapital. 1961 stellte das Unternehmen mit dem „1500“ den ersten BMW der „Neuen Klasse“ vor und mit der Borgward-Pleite in Bremen verschwand ein großer Konkurrent vom Markt. Der beispiellose Aufstieg des Münchner Autobauers nahm langsam Fahrt auf.

Die BMW Group ist heute mit ihren Marken BMW, MINI und Rolls-Royce einer der weltweit führenden Premium-Hersteller von Automobilen und Motorrädern. Der Konzern mit rund 120.000 Mitarbeitern betreibt 31 Produktions- und Montagestätten in 15 Ländern sowie ein globales Vertriebsnetzwerk mit Vertretungen in über 140 Ländern.

 

Über die Feuerwehr München

Die Berufsfeuerwehr der bayerischen Metropole (rd. 1,49 Millionen Einwohner) zählt rund 1.700 Beamte im Einsatzdienst. Im Stadtgebiet gibt es zehn Feuerwachen: Hauptwache (Wache 1), Sendling (Wache 2), Westend (Wache 3), Schwabing (Wache 4), Ramersdorf (Wache 5), Pasing (Wache 6), Milbertshofen (Wache 7), Föhring (Wache 8), Neuperlach (Wache 9) und Riem (Wache 10).  21 Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr, die rund 1.100 Aktive zählen, unterstützen die Berufsfeuerwehr. Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble ist Leiter der Branddirektion. (Redaktion: kfv-herford.de)

                                                                                                                                                    -Vo-    

Hinweis:     Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und

                   übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite.

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20220624 163302Das Auto wird von einem 6-Zylinder-Reihenmotor mit 72 PS angetrieben.
„Kuppelblaulicht“ und Kompressor-Hörner zählen zur Feuerwehr-Ausführung.

 

20220624 163126Die geschwungene Linienführung setzt sich am Heck fort.

 

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Das große elfenbeinfarbene Lenkrad und die Lenkradschaltung sind in den 60er Jahren für ein Fahrzeug der Oberklasse typisch.
Der „Feuerwehr-Barockengel“ verfügt über ein Funkgerät mit Handsprechhörer (FuG 7a).

 

20220624 163144Jedes Detail stimmt: Auf der „Hutablage“ liegt der Feuerwehrhelm, damals noch aus Blech gefertigt und schwarz lackiert.  

 

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