Fahrzeug des Monats Januar 2022 - Airbus A310 MedEvavMedical Evacuation

Fahrzeug des Monats

Januar 2022

Airbus A310 MedEvacMedical Evacuation

Sanitätsflugzeug „Hermann Köhl“ der Bundeswehr    
Standort: Flughafen Köln/Bonn (Luftwaffenkaserne Wahn)


Technische Daten

Hersteller

Airbus SE, Toulouse (F)

Typ

A 310  

Version

MRTT (Multi Role Tanker Transport)

Antrieb

2 x Turbofan-Triebwerk
- Typ General Electric CF 6

Leistung/Schubkraft

236 kN (je Triebwerk)

Reisegeschwindigkeit

860 km/h

Höchstgeschwindigkeit

900 km/h

Reiseflughöhe

12.500 m (41.000 Fuß)

Reichweite

10.560 km (mit 16 t Nutzlast)

Abmessungen

46,66 m (L), 15,80 m (H), 43,89 m (Spannweite)

Flügelfläche

291 qm

Leergewicht

 79 t

Startgewicht

max. 157 t

Nutzlast

max. 41,6 t

Landegewicht

max. 123 t

Ausrüstung

max. 6 Patiententransporteinheiten für Intensivpatienten,
jeweils bestehend aus:
- Intensivbeatmungsgerät Typ „Evita 4“
- Transportbeatmungsgerät Typ „Oxylog 3000“
- Multi-Funktions-Monitor Typ „Propaq EL 106“
- 2 x Dreifach-Spritzenpumpe Typ „Combimat 2000“
- Absaugpumpe Typ „Accuvac„

weitere Ausstattung für bis zu 38 Patienten, die liegend
transportiert werden können:
- 16 x Patientenmonitor Typ „Micropaq“
- 1 x Blutgasanalysegerät „I-Stat“
- 2 x flexibles Bronchoskop
- 1 x tragbares Ultraschallsystem Typ „SonoSite“
- 6 x Patientenwärmesystem „Barkey“
- 1 x 12-Kanal-EKG
- 2 x Defibrillator
- 16 x Dreifach-Spritzenpumpe Typ „Combimat 2000“
- 4 x Beatmungsgerät Typ „Medumat LifeBase III“

- 4 x Infusionspumpe „IP 2000“
- 1 x Zentralmonitorsystem
- 1 x Kühlschrank für medizinische „Kühlware“

Besatzung

2 Piloten, med. Crew: 25 (Ärzte und Sanitäter)

Baujahr/Indienststellung

1988

 

 

Der Airbus A310 MedEvac ist rund um die Uhr einsatzbereit. Sein Kernauftrag: Er soll schwer verletzte Soldaten aus dem Einsatz in die Heimat zurückholen. Aber auch in anderen schwierigen Lagen, wie zuletzt während der Corona-Pandemie, kommt das Flugzeug zum Einsatz. Damit im Ernstfall schnell reagiert werden kann, steht am Flughafen Köln-Bonn ständig ein teilausgerüsteter Airbus A310 MedEvac bereit. Das Flugzeugmodell (Reisegeschwindigkeit: 860 Stundenkilometer) bietet in der Zivilversion Platz für 214 Passagiere.

Ursprünglich waren vier Airbus 310 von der Lufthansa übernommen und zwischen Mitte 1998 und Oktober 2001 zu Mehrzweckflugzeugen ausgebaut worden. Somit konnte das technische Personal der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums die Maschinen je nach Bedarf umrüsten. Sie waren nicht nur als Sanitätsflugzeuge im Einsatz, sondern auch zur Luftbetankung und als Truppentransporter. Die „Hermann Köhl“ ist mittlerweile die letzte graue A310, die noch im Dienst der Flugbereitschaft steht. Die „Otto Lilienthal“, „Hans Grade“ und „August Euler“ hat das Bundesverteidigungsministerium im vergangenen Jahr altersbedingt ausgemustert. Ein Weiterbetrieb wäre nur mit hohem technischen und finanziellen Aufwand möglich gewesen, da das Flugzeugmodell bereits seit dem Jahr 1998 nicht mehr produziert wird. Künftig werden die Aufgaben der einstigen A310-Flotte von der „Multinationalen Multi Role Tanker Transport Unit (MMU)“ übernommen, die über moderne Maschinen des Typs A330 verfügt.

A310 MedEvac aAirbus A310 MedEvac über Paderborn
(Foto: Presse- u. Informationszentrum der Luftwaffe)

 

Patiententransporteinheiten bilden das Herzstück

Die Erfahrungen im qualifizierten Patientenlufttransport auf der Langstrecke werden jedoch immer eng mit der Erfolgsgeschichte des A310 verbunden bleiben. Seit dem Jahr 1999 ist der Passagierraum in der Ausstattungsvariante „MedEvacMedical Evacuation“ („Medizinische-Evakuierung“) nutzbar. Die mittlerweile 33 Jahre alte „Hermann Köhl“ gleicht dabei einer fliegenden Intensivstation. Bis zu 44 Patienten können, abgestuft nach unterschiedlichen medizinischen Behandlungsintensitäten, an Bord aufgenommen werden. Die Kapazität ist für sechs intensivmedizinisch Behandlungsbedürftige und weitere 38 Betreuungspflichtige ausgelegt. Hauptaufgabe der medizinischen Crew ist es, die Schwerverletzten oder Schwerkranken zu stabilisieren und einzugreifen, sollte sich ihr Zustand verschlechtern. Die Ausstattung der A310 MedEvac reicht vom Intensivbeatmungsgerät bis zum Kühlschrank für medizinische „Kühlware“. Der Passagierraum wird dazu je nach Bedarf mit bis zu sechs Intensivbetten, sogenannten Patiententransporteinheiten (PTE), bestückt. Zusätzliche Behandlungsplätze können als sogenannte „Intermediate Care Stretcher“ eingerichtet werden.  16 weitere Patienten können auf diese Weise intensiv-pflegerisch betreut und ihre Vitalfunktionen überwacht werden. Die Ausrüstung galt lange Jahre als weltweit einzigartig und beispielgebend.

 

A310 MedEvac bDer Innenraum gleicht einem Lazarett: Sechs Patienten können intensiv-medizinisch versorgt,
weitere 38 betreut und liegend transportiert werden.
(Foto: Bundeswehr, Dirk Bannert)

Die „Hermann Köhl“ ist auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn stationiert, wo die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums ihren Sitz hat. Direkt angebunden ist die Luftwaffenkaserne Wahn. In Köln wird die medizinische Ausstattung für den qualifizierten Patientenlufttransport vorgehalten und „logistisch und medizintechnisch bewirtschaftet“. Der MedEvacMedical-Evacuation-Rüstsatz kam erstmals im November 2000 zum Einsatz. Damals flog ein „Sanitäts-Airbus“ 23 schwerverletzte palästinensische Kinder und Jugendliche aus Gaza-Stadt zur medizinischen Behandlung nach München. Der damalige Bundeskanzler hatte diese humanitäre Geste während seiner Nahostreise zugesagt. Einer der größten Einsätze der „fliegenden Intensivstation“ folgte im Jahr 2004. Nach dem verheerenden Tsunami in Südostasien flog die Luftwaffe verletzte Urlauber in die Heimat zurück.  

 

Schritt für Schritt zum multinationalen Lufttransportverband

Deutschland ist im Jahr 2017 der „Multinationalen Multi Role Tanker Transport Unit (MMU)“ beigetreten. Sechs Nationen, mit dabei sind außerdem die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Norwegen und Tschechien, bündeln mit dieser besonderen Einheit ihre Kompetenzen beim militärischen Lufttransport, der Luftbetankung sowie medizinischen Evakuierung Schwerverletzter über große Distanzen.  Der im niederländischen Eindhoven stationierte multinationale Lufttransportverband wird den Außenstandort in Köln künftig als sogenannte Forward Operating Base Plus nutzen. Geplant ist die Anschaffung von insgesamt neun A330 in der Version MRTTMulti Role Tanker Transport, die ähnlich wie die A310 je nach Lage umgerüstet werden können. Vier Maschinen werden dauerhaft in Köln stationiert. Ein MedEvacMedical-Evacuation-Flugzeug wird dabei wie bisher rund um die Uhr für Rettungs- und Evakuierungseinsätze bereitstehen. Die medizinische Besatzung, das intensivmedizinische Gerät und die Ausbildung bleiben im Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr. Im Frühjahr 2021 fanden unter der Leitung des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe erste Schulungen auf der A330 MedEvac statt. Sobald die Tests abgeschlossen sind und die Betriebserlaubnis als Sanitätsflugzeugzeug vorliegt, wird die  Luftwaffe ihren mit der A310-Flotte wahrgenommenen Auftrag an die MMU übergeben. (Redaktion: kfv-herford.de)

                                                                                                                                                    -Vo-    

 

A310 MedEvac cDie A310-Flotte der Luftwaffe ist in die Jahre gekommen. Von den einst vier grauen Fliegern ist nur die „Hermann Köhl“,
benannt nach dem deutschen Flugpionier, übrig geblieben.
(Foto: Bundeswehr, Sebastian Wilke)

 

A310 MedEvac dDas Flugzeug wird von zwei mächtigen Turbofan-Triebwerken angetrieben.
(Foto: Bundeswehr, Falk Bärwald)

 

A310 MedEvac eBis zum Jahr 2020 wurde die A310 auch als Luftbetankungsflugzeug eingesetzt.
'Mittlerweile übernimmt das die moderne A330 der „Multinationalen Multi Role Tanker Transport Unit (MMU)“ 
(Foto: Bundeswehr, Stefan Petersen)

 

 

 

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