Orangefarbener Rettungsengel

Luftrettungszentrum Bielefeld zieht Bilanz  

Kreis Herford/Bielefeld. Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerer Verkehrsunfall: Steigt Christoph 13 in die Luft, dann geht es um Minuten. Die Besatzung steht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang bereit, um Notfallpatienten zu versorgen und ihren Transport in Spezialkliniken zu übernehmen. 1.251 Mal war der Rettungshubschrauber, der am Klinikum Bielefeld-Rosenhöhe stationiert ist, im Jahr 2023 im Einsatz. Künftig könnte der Luftrettung eine noch größere Bedeutung zukommen. Wird die strittige Krankenhausreform wie geplant umgesetzt, dann dürfte die Zahl der Patiententransporte vor allem im ländlichen Raum steigen.  


„Luftrettung Bundesministerium des Inneren“, diesen Schriftzug tragen die orangefarbenen Rettungshubschrauber. Der Bund stellt deutschlandweit an zwölf Luftrettungszentren 18 Maschinen zur Verfügung. Zu insgesamt 14.426 Einsätzen starteten die „Rettungsengel“ im vergangenen Jahr. „Die Statistik weist damit den zweitniedrigsten Wert der letzten zehn Jahre auf“, heißt es vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. Leicht rückläufige Einsatzzahlen seien nicht nur in der Luftrettung, sondern auch in der bodengebundenen Rettung zu beobachten. Höchstwerte erreichten in 2023 die beiden bayerischen Maschinen Christoph 14 Traunstein (1.409 Einsätze) und Christoph 17 Kempten (1.638 Einsätze).

Vom Luftrettungszentrum in Bielefeld-Brackwede aus startete die Besatzung von Christoph 13 zu ihren Einsätzen, die sich für das zurückliegende Jahr wie folgt aufteilen: Stadt Bielefeld (747), Kreis Gütersloh (162), Kreis Lippe (80), Kreis Paderborn (55), Kreis Höxter (43), Kreis Herford (32) und Kreis Minden-Lübbecke (22). Außerdem wurde der Rettungshubschrauber mehr als 100 Mal zu Notfällen außerhalb der Region OWL gerufen. In 180 Fällen übernahm die Besatzung sowohl die ärztliche Versorgung der Patienten, als auch den Transport ins Krankenhaus.

Derweil sorgt die geplante Krankenhausreform für Unruhe. Ein wesentliches Ziel ist es, die Behandlungsqualität zu verbessern, indem nicht mehr jede Klinik alle Eingriffe durchführen  soll. Werden Krankenhaus-Abteilungen dicht gemacht oder gar ganze Häuser  geschlossen, dürfte die Zahl der Patiententransporte steigen. Dadurch könnten die Rettungsflieger öfter gebraucht werden. MdB Stefan Schwartze (Vlotho),  Patientenbeauftragter  der Bundesregierung, informierte sich erst kürzlich am Luftrettungszentrum in Bielefeld-Brackwede. „Im Interesse der Patienten muss man bedenken, dass die Entfernungen zum Krankenhaus größer werden!“, erklärte der Politiker.   

„Christoph 13“ ist vom Luftrettungszentrum Bielefeld aus zu einem Einsatz gestartet.
(Foto: Nawi 112, Wikipedia)

 

 

P1060075 bDie Maschine vom Typ EC 135 T2i wurde vom Bund beschafft. Sie verfügt über modernste
Antriebs- und Sicherheitstechnik. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 

Modernes Fluggerät von Airbus

Seit dem 3. Juli 1976 ist der orangefarbene Zivilschutz-Hubschrauber des Bundes in Bielefeld stationiert. Betreiber des Luftrettungszentrums ist die Stadt Bielefeld als Hauptfinanzier einer Trägergemeinschaft, der darüber hinaus die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn angehören. Die Piloten kommen von der Fliegerstaffel Fuhlendorf der Bundespolizei in Gifhorn (Niedersachsen), während das ärztliche Personal von den Fachkliniken Bielefeld und die Notfallsanitäter von der Berufsfeuerwehr Bielefeld gestellt werden. „Dadurch entsteht zwar zusätzlicher Abstimmungsbedarf, andererseits bedingt diese Vielfalt ein hohes Potenzial an fachspezifischem Know-How“, erklärt Joern Bielinski, Abteilungsleiter Rettungsdienst bei der Feuerwehr Bielefeld.

An allen Luftrettungszentren des Bundes sind moderne Airbus-Helikopter vom Typ EC 135 T2i oder H 135 stationiert.  Christoph 13 ist mit zwei Turbomeca-Arrius-Wellenturbinen des französischen Herstellers Turbomeca ausgerüstet, die über insgesamt 1.400 PS verfügen. Damit beschleunigt der Rettungshubschrauber auf bis zu 260 Stundenkilometer. Der EC 135 T2i hat neben der modernen Antriebstechnik die neuste Sicherheitstechnologie an Bord. Das Helikopter  Laser Radar „Hellas“ warnt etwa vor Hindernissen. Zudem gibt es ein digitales Navigationssystem, das dem Pilot den kürzesten Weg zum Zielort bis auf die Hausnummer genau anzeigt.

RTH VU LRZ KasselAnfang der 1970er Jahre erreicht die Zahl der Verkehrstoten einen traurigen Rekord.
Das Bundesinnenministerium beschließt Zivilschutzhubschrauber anzuschaffen,
um sie den Ländern für die Luftrettung zu überlassen.
(Foto: BBK/LRZ Kassel)


Zivilschutzhubschrauber als ergänzende Ausrüstung für den Katastrophenschutz

Die Luftrettung in Deutschland kann auf eine mehr als 50-jährige Geschichte zurückblicken. 1970 erreicht die Zahl der Verkehrstoten auf bundesdeutschen Straßen mit über 20.000 einen traurigen Rekord.  Stimmen werden laut, dass durch den Einsatz von Hubschraubern viele Menschenleben hätten gerettet werden können. Am 1. November 1970 nimmt „Christoph 1“ am Krankenhaus München-Harlaching den Dienst auf. Der ADAC hat die BO 105 des Herstellers MBB mit finanzieller Unterstützung des Bundes, des Freistaates Bayern und der Allianz Versicherung beschafft. Ein  Jahr später steigt der Bund in die Luftrettung ein. So kommt das Bundesinnenministerim zu dem Schluss, für eine Reihe von Lenkungs-, Führungs- und Erkundungsmaßnahmen Zivilschutzhubschrauber (ZSH) zu beschaffen.  Am 22. Dezember 1971 stellt Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher mit Christoph 3 (Köln) den ersten ZSH in Dienst. Heute gibt es 18 Maschinen, die der Bund den Ländern als ergänzende Ausrüstung für den Katastrophenschutz zur Verfügung stellt, um sie in Friedenszeiten für die Luftrettung einzusetzen. Das Rettungshubschrauber-Netz in Deutschland umfasst derzeit 89 Stationen. Neben dem Bundesinnenministerium zählen ADAC, DRF Luftrettung, Johanniter-Unfall-Hilfe und Bundeswehr (Heer/Marine) zu den Betreibern. (Redaktion: kfv-herford.de)

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