Feuerwehr-Oldtimer glänzen in der Frühlingssonne

Veranstaltung des Feuerwehrmuseums am Himmelfahrtsfeiertag

Kirchlengern. Die Liebhaber historischer Feuerwehrautos sind am Himmelfahrtsfeiertag (9.05.2024) voll auf ihre Kosten gekommen. Das Feuerwehrmuseum in Kirchlengern-Häver hatte zum traditionellen Frühschoppen eingeladen. Hunderte Menschen ließen sich das nicht entgehen. Die meisten radelten mit Fahrrädern zu Hof Meier Nr. 1, dem Domizil des Museums, unternahmen eine Zeitreise durch die Feuerwehrgeschichte und genossen vor allem das schöne Wetter.


Museumsleiter Hans Kleemeier wirkt zufrieden, aber auch ein wenig geschafft. Seit 1991 findet die Veranstaltung am Himmelfahrtsfeiertag statt. „Vorher gibt es immer viel zu organisieren!“ Ehefrau Bärbel, die bei der Bewirtung der Gäste hilft, freut sich ebenfalls: „Im Außenbereich sind bereits alle Plätze belegt.“

Mittlerweile zählen 46 Oldtimer, die noch auf „eigenen Achsen rollen“, zu den Ausstellungsstücken. Darunter befinden sich elf historische Drehleiterfahrzeuge. Die komplette Entwicklung der motorisierten Drehleiter von 1940 bis 1993 wird dadurch abgedeckt. Kleemeier ist sich sicher: „Das hat kein anderes Museum zu bieten!“ Vor dem historischen Bauernhaus, das  die Ausstellung und das Café beherbergt, liegt der Geruch von Diesel und Schmierfett in der Luft. Der Blick fällt auf die „Rundhauber“ und „Eckhauber“ von Magirus-Deutz. In der Nachkriegszeit war das Unternehmen, das damals zur Humboldt-Deutz AG (heute Deutz AG) aus Köln gehörte, zum zweitgrößten Nutzfahrzeughersteller in Deutschland aufgestiegen. Die Lastwagen mit den luftgekühlten Deutz-Dieselmotoren galten als unverwüstlich. Das ehrenamtlich geführte Museum nennt einen kompletten „Rundhauber-Löschzug“, bestehend aus Tanklöschfahrzeug 16/24 (Bj. 1954), Drehleiter 25 plus 2 (Bj. 1957) und Löschgruppenfahrzeug 16 mit Tragkraftspritze (Bj. 1960) sein Eigentum. „In NRW verfügen lediglich die Oldtimerfreunde der Feuerwehr Solingen über einen vergleichbaren Zug“, erzählt Kleemeier.

 

 

 

Museumsleiter Hans Kleemeier und seine Mannschaft haben zum traditionellen Frühschoppen
auf das Museumsgelände an der Häverstraße eingeladen.

 

Alte Technik läuft noch immer tadellos

Die Feuerwehr-Oldtimer-Szene hat ihre „Schätzchen“ mit nach Kirchlengern gebracht. Dazu zählt der „Oldi-Club Betriebsfeuerwehr Naue“ aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke), der seine historische Drehleiter 25 h (Mercedes-Benz/Metz) mit Staffelkabine im Museumsgarten zeigt. Ursprünglich hatte das Amt Rahden die Leiter im Jahr 1960 bestellt. Am Ende folgten die Verantwortlichen einem Vorschlag des damaligen Kreisbrandmeisters: „Weil die Stadt Espelkamp zwischenzeitlich stark gewachsen war, wurde das Fahrzeug 1961 dort in Dienst gestellt“, erzählt Club-Vorsitzender Dirk Klockenbrink. Der Oldtimer vom Typ Mercedes-Benz LF 311 wird von einem Sechszylinderdieselmotor mit Turbolader angetrieben. Mit seinen 115 PS beschleunigt der 9,5-Tonner bis auf Tempo 70. „Bei der Fahrt durch das Wiehengebirge hatte das Auto ganz ordentlich zu pusten“, sagt Klockenbrink, der wie die meisten Clubmitglieder in der Feuerwehr Espelkamp aktiv ist.  Die Leitertechnik – sie funktioniert noch immer tadellos - stammt vom Unternehmen Carl Metz aus Karlsruhe (heute Rosenbauer Karlsruhe). Nur wenige Schritte sind nötig,  um die „Einsatzbereitschaft“ herzustellen, erklärt Klockenbrink. „Im Fahrerhaus wird der Nebenantrieb eingeschaltet und am Heck die Schlauchhaspel abgeprotzt. Mit einer Kurbel wird die Federfeststellbremse aktiviert und gleichzeitig fahren die Stützen aus. Viel mehr gibt es nicht zu tun.“ Bis in eine Höhe von 25 Metern reicht der Leiterpark, der von zwei Hydraulikzylindern aufgerichtet und mit Stahlseilen ausgezogen wird. „Sollte es eng werden,, kann der Feuerwehrmann an der Leiterspitze ein zwei Meter langes Verlängerungsstück rausschieben“, erläutert Klockenbrink. Die historische Drehleiter hat eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Sie war bis 1980 bei der Feuerwehr Espelkamp im Einsatz, wurde dann von den Paracelsus-Kliniken Osnabrück sowie Schloss Hüffe als Instandsetzungsfahrzeug genutzt und 2003 von ehemaligen Mitgliedern der Betriebsfeuerwehr Naue gekauft. 

 

 

Historische Drehleitern stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.

 

Rarität stand zehn Jahre auf einem Acker

Eine Drehleiter 25 von Magirus-Deutz (Bj. 1952), die einst zum Fuhrpark der Feuerwehr Gütersloh und der Werkfeuerwehr Miele zählte, sowie eine Magirus-Drehleiter 18 plus 2 auf einem Opel-Blitz-Fahrgestell der 1,75-Tonnen-Klasse, die 1958 im damaligen Kreis Wiedenbrück in Dienst gestellt worden war, gehören zu den weiteren Raritäten der Ausstellung am Himmelfahrtsfeiertag. Besonders stolz ist Hans Kleemeier auf die Drehleiter 17 von Magirus auf einem Hanomag-Fahrgestell (Bj. 1954), die ursprünglich von der Stadt Greven angeschafft worden war und heute zum Museumsbestand zählt. „Das Auto wurde in dieser Kombination kein zweites Mal gebaut.“  Währenddessen wächst der Museumsfundus. Gerade erst wurden zwei weitere historische Motorspritzen und ein ausgemusterter „Wasserwerfer“ der Feuerwehr Bünde (Leistung: 4.000 Liter/Minute) übernommen.

Kleemeier hat noch viele Ideen, um die Attraktivität des Museums weiter zu steigern. So soll unter anderem im Obergeschoss des alten Bauernhofs eine Feuerwehr-Bibliothek entstehen. Doch dem Museum fehlt ausreichend Personal. „Gesucht werden vor allem Handwerker, die mithelfen,  Gebäude und Fahrzeuge in Schuss zu halten, und Mitarbeiter für die  Museumsaufsicht.“ Ein großes Projekt steht derweil vor der Vollendung. Seit mittlerweile sieben Jahren restaurieren einige Mitglieder des Museumsvereins ein historisches Löschfahrzeug vom Typ Magirus M 1 (Baujahr 1929). „Es handelt sich um das erste Feuerwehrauto der Feuerwehr Uelzen“, sagt Kleemeier. Zuletzt habe das Fahrzeug zehn Jahre lang auf einem Acker gestanden und unter einer Plane vor sich hin gegammelt. Mittlerweile sei der Holzaufbau von einer Fachfirma aus Hohenhameln vollständig erneut worden. Ein neuer Kühler – er wurde mit der Original-Verkleidung samt historischem Magirus-Schriftzug versehen - sei ebenfalls erforderlich gewesen.  Im kommenden Jahr plant der Museumsverein die erste Ausfahrt mit dem  Löschfahrzeug in Cabrio-Bauweise, zu dessen Beladung eine Tragkraftspritze 6/6 zählt. „Die neunköpfige Besatzung wird natürlich Pickelhauben tragen!“, weiß Kleemeier schon jetzt. 

 

                                                                                                                         Von Jens Vogelsang

                                                                                                                         (Text u. Fotos)          

 

Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim in Häver

Häverstraße 188

32278 Kirchlengern

Öffnungszeiten:
An jedem ersten und letzten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr

 

 

 

DSC 4665Ausgemustertes Flugfeldlöschfahrzeug auf einem Sisu-Fahrgestell, das früher am Flughafen Joensuu (Finnland) stationiert war.


DSC 4711Der Fuhrpark des Museums deckt einen großen Zeitraum ab:
(v.r.) Magirus-Drehleiter 25 plus 2 aus dem Jahr 1957 (ehemals Feuerwehr Uelzen) neben einer Magirus-Drehleiter 23/12 (niedrige Bauart)
aus dem Jahr 1993 (ehemals Feuerwehr Emmerich a.R.).


DSC 4712Die Hauptamtliche Wache Bünde ist ebenfalls vor Ort und zeigt ihre moderne Drehleiter
- eine L32A von Metz (Rosenbauer) auf einem Mercedes-Benz-Fahrgestell (Typ 1529).


DSC 4676„Rundhauber“ und „Eckhauber“ von Magirus-Deutz zählten in den Wirtschaftswunderjahren zum Straßenbild.
Bei der Feuerwehr leisteten die Autos ebenfalls zuverlässig ihre Dienste.


DSC 4723Drehleiter 25 h des „Oldiclubs Betriebsfeuerwehr Naue (BtFN)“ aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke)
auf einem Mercedes-Benz-Fahrgestell (Typ LF 311), die am 27. März 1961 in Dienst gestellt wurde.  
Die Leitertechnik stammt von Metz Karlsruhe (heute Rosenbauer Karlsruhe).

 

DSC 4675Blick in die Staffelkabine: Das Fahrzeug verfügt über eine 5-Gang-H-Schaltung. Die Lenkung ohne Servofunktion verlangt Kraft.



DSC 4691Für den Antrieb sorgt ein Sechszylinderdieselmotor mit Turbolader, der 115 PS bei 2.800 U/min leistet.


DSC 4677Die DL 25 h wurde mit Winkern ausgeliefert, um die Fahrtrichtung anzuzeigen. Erst später erhielt das Fahrzeug moderne Blinker.


DSC 4671Die hölzerne Schlauchhaspel am Heck.


DSC 4686Dirk Klockenbrink demonstriert die Leitertechnik: Mit einer Kurbel wird die Federfeststellbremse „reingedreht“.


DSC 4687Bedieneinheit für den Leiterpark mit den Funktionen „Aufrichten“, „Ausziehen“ und „Drehen“.


DSC 4670Kontrollanzeigen, mit denen der Maschinist unter anderem Leiterlänge und Belastungsgrenze überwacht.


DSC 4673Die Klappleiter gehörte viele Jahre lang zur Normbeladung einer Drehleiter.


DSC 4693Das Wenderohr hat seinen Platz am Drehkranz.


DSC 4679In einem der Geräteräume ist ein Kettenrad verstaut. Damit kann die Leiter im Notfall auch per Hand ausgezogen werden.


DSC 4682Dirk Klockenbrink, Jörn Strathmann-Sablotny, Jens Sablotny, André Kittel und
Stefan Pfau vom „Oldiclub BtFN“ halten den Oldtimer in Schuss.


DSC 4726Magirus-Drehleiter 18 plus 2 (Bj. 1958) auf einem Opel-Blitz-Fahrgestell der 1,75-Tonnen-Klasse.
Das Fahrzeug war einst im Altkreis Wiedenbrück im Einsatz.

 

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DSC 4698Magirus-Drehleiter 25, die 1952 bei der Feuerwehr Gütersloh in Dienst gestellt wurde und
heute von Feuerwehrleuten aus Gütersloh-Spexard gepflegt wird. 

 

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DSC 4706Ehemalige Drehleiter 17 der Stadt Greven auf einem Hanomag-Fahrgestell (Bj. 1954).


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DSC 4707Das Fahrzeug ist ein Unikat.


DSC 4718Ausgemusterter Wasserwerfer der Feuerwehr Bünde.

 

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