Damit aus einem Feuer kein Großbrand entsteht!

Online-Seminar des Kreisfeuerwehrverbandes

P1070302Kreis Herford. Brandmeldeanlagen, oder kurz BMA, dienen der Brandfrüherkennung und zählen deshalb zum Vorbeugenden Brandschutz. Sie überwachen unbemerkt Betriebe, Schulen, Heime, Behörden und Institute. Erkennen die Brandmelder Auffälligkeiten, wie Rauch oder Wärmestrahlung, lösen die Systeme Alarm aus und verständigen automatisch die Feuerwehr. Doch wie arbeiten Brandmeldeanlagen genau, welche Erstinformationen liefern sie den Einsatzkräften und welche einsatztaktischen Grundsätze sind beim Alarmstichwort „BMA“ zu beachten? Der Kreisfeuerwehrverband veranstaltete dazu erst kürzlich ein Online-Seminar; und Thomas Twelsiek, stellvertretender Leiter der Kreisleitstelle, sorgte als Dozent für Klarheit.  

20 Teilnehmer hatten sich am Dienstagabend (2.03.2021) zuhause vor den Computerbildschirmen versammelt. Während einer Einführungsrunde zeigte sich, Feuermeldungen durch Brandmeldeanlagen gehören längst zum Einsatzalltag. Gesetzlich vorgeschrieben sind sie überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen und erhöhter Sachschutz nötig ist: Produktionsbereiche, Einkaufszentren, Altersheime, Kindertagestätten,  Kliniken, Hochhäuser, Serverräume, Museen, Flughäfen wie auch Forschungseinrichtungen. Löst eine BMA aus, dann rückt die Feuerwehr, wie bei jedem anderen Feueralarm auch, mit Blaulicht und Martinshorn aus. „Hat ein automatischer Melder angeschlagen, gehen wir zunächst einmal von einer normalen Brandbekämpfung aus“, erläuterte Twelsiek.  Anders sieht es aus, wenn ein Handdruckmelder durch einen Mitarbeiter, der sich möglicherweise noch im Gebäude befindet, betätigt wurde. „Dann müssen wir uns auf eine Menschenrettung einstellen.“

GoToMeeting 000Der Kreisfeuerwehrverband veranstaltete ein Online-Seminar zum Thema Brandmeldeanlagen.
(Grafik: KFV Herford) 

 

DSC 0937Thomas Twelsiek, stellvertretender Leiter der Kreisleitstelle, gab einen umfassenden Einblick in die Technik
und erläuterte die taktische Vorgehensweise beim Einsatzstichwort „BMA“.

(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 

P1070302Automatische Melder(links) und Druckknopfmelder (rechts) zählen zu den wichtigen Bestandteilen einer Brandmeldeanlage.

 

BMZ ist Herz und Hirn der BMA

Eine baurechtlich geforderte BMA muss zwangsläufig bei der Feuerwehr aufgeschaltet sein. Dazu verfügt jede Anlage über einen speziellen Druckknopfmelder, den sogenannten Hauptmelder, der den Alarm als Übertragungseinrichtung zur Feuerwehrleitstelle übermittelt. Twelsiek erläuterte den Sinn: „Ist die Technik der BMA ausgefallen, kann eine Brandsicherheitswache weiterhin auf den Hauptmelder drücken, um die Feuerwehr zu verständigen!“ Die Leitungsverbindung zur Leitstelle werde im Übrigen ständig überprüft.

Eine moderne Brandmeldeanlage besteht aus einer Vielzahl von zentralen und dezentralen Komponenten. Dazu gehören die im Gebäude verteilten Brandmelder genauso wie die Energieversorgung und die Bedien- und Anzeigetechnik. In der Brandmeldezentrale (BMZ), dem Herz und Hirn der BMA, laufen alle Informationen zusammen. Von hier aus wird nicht nur die Übertragungseinrichtung angesteuert, sondern auch die Brandfallsteuerung ausgelöst. Nach den Vorgaben jedes individuellen Brandschutzkonzeptes setzen sich beispielsweise vollautomatisch Entrauchungseinrichtungen in Betrieb, während Feuerschutzabschlüsse und Brandschutzklappen geschlossen werden.  

 

GoToMeeting 003In der Brandmeldezentrale laufen alle Informationen zusammen. (Grafik: KFV Herford)

Twelsiek machte deutlich, welche wichtigen Erstinformationen das Feuerwehr-Anzeigetableau (FAT) liefert und wie die Bedienung funktioniert. „Auf dem Display erscheinen in der oberen Hälfte  Meldergruppe und Meldernummer, die zuerst ausgelöst haben. In der unteren Hälfte wird dagegen dauerhaft die jeweils letzte Meldung angezeigt.“ Neben dem FAT sind die Feuerwehrlaufkarten deponiert, die den Einsatzkräften den Weg von der BMZ bis zum ausgelösten Brandmelder aufzeigen. Liegen keine weiteren Erkenntnisse vor, wird zunächst von einem Entstehungsbrand ausgegangen und der Angriffstrupp erkundet unter Atemschutz mit Kleinlöschgerät, während die übrige Mannschaft einen Einsatz mit Bereitstellung vorbereitet. Sind alle Maßnahmen abgeschlossen, wird die BMA schließlich über das Feuerwehrbedienfeld (FBF) zurückgestellt. Twelsiek warnte davor, den akustischen Alarm bereits während der Erkundung auszuschalten. Das könnte beispielsweise an einer Schule falsch interpretiert werden: „Die Schüler laufen trotz unklarer Lage wieder in die Klassenzimmer!“

P1070304Das (standardisierte) Feuerwehr-Anzeigetableau liefert wichtige Erstinformationen.

P1070306Am (standardisierten) Feuerwehr-Bedienfeld wird die BMA nach Abschluss der Einsatzmaßnahmen zurückgestellt. 

   

Das Feuerwehrschlüsseldepot (FSD) gehört ebenfalls zur Brandmeldeanlage. Im Inneren  befindet sich der Generalschlüssel zum Objekt, um der Feuerwehr - insbesondere in den Nachtstunden - den gewaltlosen Zutritt zu ermöglichen. Ein solcher Schlüsseltresor ist gut gesichert. „Erst wenn die BMA ausgelöst hat, kann die elektrische Verriegelung der Frontklappe geöffnet werden“, erläuterte Twelsiek. Im Inneren befindet sich ein zweiter Deckel, der mit dem Feuerwehrschlüssel zu öffnen ist. Versuche, das Depot gewaltsam aufzubrechen, sind sinnlos. „Wird die Frontklappe angebohrt, löst das System Sabotagealarm aus!“

 

GoToMeeting 030Das Feuerwehrschlüsseldepot ist gut verriegelt. Es lässt sich erst bei einem Feueralarm öffnen, um den Generalschlüssel zu entnehmen.
(Grafik: KFV Herford)  

 

Vögel fielen von der Stange

Thomas Twelsiek blickte in der Geschichte weit zurück: „Früher sind ganze Städte niedergebrannt. Man hat deshalb viel herumexperimentiert, um eine Brandfrüherkennung hinzubekommen.“ Ende des 19. Jahrhunderts gab es die ersten (tierisch-) technischen Lösungen. Vögel dienten als Rauchmelder. „Sie fielen durch eine Rauchvergiftung von der Stange und lösten durch ihr Körpergewicht den Alarm aus“, beschrieb der erfahrene Feuerwehrmann ein Patent aus dem Jahr 1894. Die Modelle der ersten Stunde haben mit den modernen Brandmeldern heutiger Tage nichts mehr gemein. Ionisationsrauchmelder erkennen kleinste, teilweise unsichtbare Rauchpartikel. Optische Rauchmelder, die auch als Heimrauchmelder gebräuchlich sind, arbeiten mit dem Streulichtverfahren. Dringt Rauch in die Messkammer ein, treffen die Lichtstrahlen auf eine Fotolinse, sodass Alarm ausgelöst wird. Wärmedifferenzmelder reagieren auf Temperaturanstieg und Maximaltemperatur, während Flammenmelder die elektromagnetische Strahlung in elektrische Signale umwandeln. Mehrkriterienmelder erfassen hingegen verschiedene Brandphänomene und können so ein Feuer früher und zuverlässiger erfassen.

GoToMeeting 034Der schulbuchmäßige Ablauf eines BMA-Einsatzes war ebenfalls Unterrichtsthema.
(Grafik: © IdF NRW)

 

Am Ende der Internet-Schulung fiel die Resonanz positiv aus. Das sei eine gute Auffrischung zum Thema Brandmeldeanlagen gewesen, hieß es aus den Reihen der Semiarteilnehmer. Solche Online-Veranstaltungen bieten allerdings wenige Möglichkeiten zur praktischen Mitarbeit. „Ich bin zuversichtlich, dass bald wieder Präsenzunterricht an der Kreisfeuerwehrzentrale stattfindet“, sagte stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann.  

                                                                                                                    Von Jens Vogelsang

                                                                                                                    (Text u. Fotos)   

                      

P1070309Die Seminarveranstaltung mit 20 Teilnehmern fand wegen der Corona-Pandemie online statt.

 

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Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann geht davon aus, dass Präsenzunterricht bald wieder möglich sein wird.

(Redaktion: kfv-herford.de)