Elbehochwasser: Schönebeck sagt danke!

Einsatz der 2. Bereitschaft Herford Minden-Lübbecke der Bezirksreserve Detmold
(Situationsbericht zu den Ereignissen am 11.06.2013, Hinweis: Am 14.06.2013 aktualisiert)

DSC 0261Ganz langsam kehrt im Salzlandkreis wieder der normale Alltag ein. Der Pegelstand der Elbe sinkt. Alleine zwischen Montagnachmittag und Montagabend sei die Hochwassermarke im Bereich Schönebeck um 11 Zentimeter auf 7,01 Meter zurückgegangen, bestätigte ein Experte vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt. Seit Samstag sind Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Herford in dem Überschwemmungsgebiet an der Elbe im Einsatz.

Die Fluten haben bereits die ersten Häuser der Uferpromenade von Schönebeck, der Kleinstadt südlich von Magdeburg, wieder freigegeben. In einem verschlammten Park in der Nähe der Elbebrücke blühen bereits wieder die ersten Blumen. Dort, wo das Wasser in die Häuser eingedrungen ist, sind die Menschen damit beschäftigt, ihre Wohnungen zu reinigen. 1.500 Ehrenamtliche aller großen Hilfsorganisationen seien im Salzlandkreis im Einsatz gewesen und hier zum Teil immer noch tätig. Darunter befänden sich alle vier Feuerwehrbereitschaften aus dem Regierungsbezirk Detmold, die Werkfeuerwehren Miele und Salzgitter AG sowie alleine 13 Züge der Deutschen-Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), heißt es von der technischen Einsatzleitung der Berufsfeuerwehr Minden.

Am Montagabend kam es nochmals zu einer äußerst bedrohlichen Situation. An einem Deichfuß am Ostufer der Elbe, in Höhe des Ortsteils Grünewalde, quoll Sickerwasser hervor. Es habe die akute Gefahr eines Deichdurchbruchs bestanden, hieß es von der Einsatzleitung. Von der Abteilungsführung unter Leitung von Lutz Kölling wurden sofort sechs Züge der Feuerwehr zum Abdichten der Deichstellen und zwei Wasserrettungszüge der DLRG zur Absicherung der Einsatzkräfte in Marsch gesetzt. Hubschrauber kreisten über den besonders gefährdeten Ortschaften Grünewalde und Elbenau, mit zusammen rund 1.500 Einwohnern. Mit Lautsprecherdurchsagen aus der Luft wurden die dort noch immer verbliebenen Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Für die Evakuierungsaktion stand der „Schwabenzug“ der DLRG aus Süddeutschland bereit. Die Bundeswehreinheiten waren bereits am Sonntag vollständig aus dem Salzlandkreis abgezogen. Aufgrund der angespannten Lage wurden 350 Soldaten, die in Augustdorf stationiert sind, für einen möglichen Einsatz im Raum Schönebeck bereitgehalten. Die Situation konnte schließlich mit mehreren tausend Sandsäcken, es sollen 20.000 Jutesäcke geordert worden sein, stabilisiert werden. Die Einsatzkräfte kämpften dabei bis zur Erschöpfung.

Eine Ruhepause bleibt den 60 Einsatzkräften aus dem Kreis Herford ebenfalls verwehrt. Sie sind von Montag auf Dienstag über 24 Stunden hinweg am Rande des Evakuierungsgebietes im Einsatz, um den Deich des Umflutungskanals abzusichern. Durch das geöffnete Pretziener Wehr strömen noch immer unvorstellbare Wassermengen ist das Gebiet. Die beiden Löschzüge haben sich an der Haberlandbrücke eingerichtet. Alle Fahrzeuge sind in Fluchtrichtung aufgestellt. „Sollte es zu einer gefährlichen Situation kommen, gilt das eingeschaltete Martinshorn als Rückzugssignal“, sagt Bereitschaftsführer Bernd Kröger (Spenge). In rund 500 Meter Entfernung muss am Abend eine aufgeweichte Deichstelle abgesichert werden. „Das Bauwerk ist sehr alt und wurde nach der letzten Elbeflut im Jahr 2002 nicht erneut“, weiß Kröger. Die Feuerwehrleute aus der Heimat karren gemeinsam mit den rund 40 Aktiven der DLRG aus Bremen mehrere hundert Sandsäcke über die Deichkrone, um sie dort zu verbauen. „Die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt!“, sagt Kröger. Erst gegen 8 Uhr am Dienstagmorgen können die beiden Löschzüge aus dem Kreisgebiet durch frische Kräfte aus dem Raum Paderborn abgelöst werden. Durch die menschenleeren Straßen im Evakuierungsgebiet geht es zurück nach Schönebeck, zum Stützpunkt in der Grund- und Sekundarschule Am Lerchenfeld. Die Häuser an der Elbenauer Straße sind mit Sandsäcken verbarrikadiert. Die Bundespolizei fährt verstärkt Streife. An einem Gartenzaun hängt ein Bettlaken: „Danke für die Hilfe!“, steht darauf.

Die Ehrenamtlichen loben die gute Verpflegung am Stützpunkt. Sie kommt vom Verpflegungszug des DLRG-Landesverbandes Berlin, der von den Johannitern aus Weimar unterstützt wird. Die Mahlzeiten entschädigen für die Strapazen, sagt ein völlig übermüdeter Feuerwehrmann aus Löhne. Außerdem seien die Bürger in Schönebeck sehr freundlich, ist aus den Reihen der Mannschaft zu hören. „Ständig werden uns auf der Straße Getränke und Kuchenpakete zugesteckt!“ Die Helfer aus Berlin haben am Stützpunkt eine große Fahne mit dem Berliner Bär aufgehängt. Es scheint, als ob die Menschen aus allen Teilen Deutschlands in diesen Tagen in der kleinen Stadt an der Elbe zusammen gekommen sind, um ganz uneigennützig zu helfen.

Von Jens Vogelsang (aus Schönebeck)
(Text u. Fotos)

Und zum Schluss:

Die Wehrleute aus dem Kreis Herford sind am Mittwoch (12.06.2013) wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt. Sie durften wegen des bevorstehenden Internationalen Hansetags in Herford vorzeitig die Rückreise angetreten. Bei der Abfahrt in Schönebeck waren die Menschen am Straßenrand stehen geblieben und hatten den abrückenden Feuerwehrleuten zum Abschied zugewinkt. Für die Einheiten aus dem Kreis Minden-Lübbecke dauerte der Einsatz noch bis zum Wochenende. Sie waren allerdings am Dienstag schon einmal ausgetauscht worden.  Die frischen Kräfte waren mit einem Reisebus nach Schönebeck gebracht worden.  

Ein besonderer Dank des Kreisfeuerwehrverbandes Herford e.V. geht an die Inhaber der „Alten-Apotheke“ und der „Einhorn-Apotheke“ in Bünde. Kurz bevor der Verband in das Hochwassergebiet verlegt wurde, hatten sie zahlreiche Medikamente für die Reiseapotheke gespendet. Dafür seien nur zwei Anrufe von jeweils 30 Sekunden nötig gewesen, so Klaus Obermann, Chef der ELW 2-Mannschaft aus Bünde.

-Vo-


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Über das geöffnete Pretziener Wehr, das von 1871 – 1875 errichtet wurde, strömt das …

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… Wasser in den Umflutungskanal, um die Elbe zu entlasten.

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In Schönebeck haben die Menschen damit begonnen, aufzuräumen.

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Zum Vergleich noch einmal die Situation zwei Tage zuvor (am 9.06.).

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An einem Gartenzaun wird den Helfern aus ganz Deutschland „Dankeschön“ gesagt.

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Am Stützpunkt weht die Fahne mit dem Berliner Bär.
Menschen aus allen Teilen Deutschlands sind gekommen, um uneigennützig zu helfen.

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Die Führungsfahrzeuge aus Minden, Herford, Lippe u. Bielefeld parken in vorderster Reihe.

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Die Verpflegung lässt kaum Wünsche offen.

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Ein Lotse der „Motorradstaffel OWL“ macht sich bereit, um den Verband zur Autobahnauffahrt zu bringen.

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Auf Wiedersehen Schönebeck sagt die Mannschaft der 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold
aus dem Kreis Herford: Wir haben gerne geholfen!!

Es gibt drei Berichte zum Elbehochwasser:
1. Bericht: (07. - 09.06.2013) - Elbehochwasser: Hilfe für den Salzlandkreis
2. Bericht: (10.06.2013) - Elbehochwasser: Mit Sack und Sand gegen die Wassermassen!
3. Bericht: (11 - 12.06-2013) - Elbehochwasser: Schönebeck sagt danke! (dieser Bericht / aktuelle Seite)