Klimawandel stellt Einsatzkräfte vor immer größere Probleme!

33. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford

DSC 0404Kreis Herford/Enger. Starkregen lässt in Bünde und Enger dutzende Keller voll Wasser laufen. Ein Wirbelsturm verursacht in Herford große Schäden. Fehlender Regen lässt die Brandgefahr in den Wäldern steigen und die Flüsse austrocknen. Die Extremwetterlagen häufen sich und immer öfter stoßen die Einsatzkräfte der Feuerwehr an ihre Grenzen. Kreisbrandmeister Bernd Kröger zitierte am Freitagabend (26.08.2022) einen bekannten Klimaforscher: „Wir sind die Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels als erste mit voller Wucht spüren werden - und wir sind die letzte, die ihn noch verhindern kann. Zum 33. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford waren 112 Delegierte, darunter viele Feuerwehrführungskräfte, in der Aula des Widukind Gymnasiums Enger zusammengekommen, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und optimistisch nach vorne zu schauen.

Landrat Jürgen Müller lobte in seinem Grußwort die überwiegend ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute und zollte ihnen Anerkennung. „Sie sind für die Menschen die hier leben lebensnotwendig. Sie machen unseren Kreis nicht nur lebenswert, sondern sichern das Zusammenleben.“ Bundestagsabgeordneter Stefan Schwartze erinnerte an die verheerende Flutkatastrophe im vergangenen Sommer. Die Ereignisse hätten einem tiefen Einschnitt in die Sicherheitsstruktur mit sich gebracht. „Ich glaube, der Katastrophenschutz ist eine bundesweite Aufgabe. Die Kommunen dürfen damit nicht allein gelassen werden.“ Schwartze sprach sich für weitere deutliche Investitionen des Bundes in die Sicherheit der Bevölkerung aus. Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr werde von der Bevölkerung komischerweise zu jeder Zeit erwartet, meinte Engers Bürgermeister Thomas Meyer in seinem Grußwort. „Es muss deshalb immer wieder nach außen getragen werden, dass ein solches Engagement eben nicht selbstverständlich ist.“

Bernd Kröger (KBM): „Allein der Wille zu Veränderungen wird nicht reichen!“

Ein Tornado fegte im Mai durch Paderborn und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Im Sommer wüteten in Brandenburg und Sachsen schwere Waldbrände. „Teile des Wiehengebirges ähneln mittlerweile mehr einer Steppenlandschaft als einem Wald“, so die drastischen Worte des Kreisbrandmeisters zu Beginn seines Jahresberichtes. „Wir müssen den Klimawandel endlich stoppen, um kurz- und mittelfristig die Folgen abzumildern.“ In NRW sei vor dem Hintergrund der Hochwasserkatastrophe eine Reform des Bevölkerungsschutzes geplant. Der Verband der Feuerwehren in NRW (VdF NRW), so Kröger, habe hierzu bereits wichtige Punkte angeführt und im neuen Koalitionsvertrag seien Eckpunkte vereinbart worden. „Ich hoffe nur, dass nicht die Katastrophendemenz dazu führt, dass dies alles wieder schnell vergessen und nicht weiter verfolgt wird.“ Allein der Wille zu Veränderungen werde nicht reichen. Wichtig sei vielmehr, im Vorhinein ausreichende Vorkehrungen zu treffen, um Flutwellen zu vermeiden. „Mit Starkregenfällen müssen wir auch künftig rechnen“, so Kröger. „Es gilt, die Bevölkerung durch geeignete Maßnahmen zu schützen und die Schäden zu minimieren.“ Der Kreisbrandmeister sprach sich für den weiteren Aufbau von Starkregenkatastern aus. Nur so könnten kritische Punkte erkannt und anschließend Maßnahmen getroffen werden, um die Wasserfluten zu stoppen und zu lenken. Die Situation in den Wäldern bezeichnete Kröger angesichts der Dürre als verheerend. Auch in NRW hätte es in diesem Jahr bereits zahlreiche Waldbrände gegeben. „Wir müssen durch Großübungen solche Schadensszenarien trainieren, weitere Anstrengungen in die Ausbildung unternehmen und uns technisch aufrüsten.“

DSC 0404In der Aula des Widukind Gymnasiums Enger sind 112 Feuerwehr-Delegierte aus dem Kreis Herford zusammengekommen.

DSC 0403KBM Bernd Kröger (r), Stellvertreter Holger Klann (Mitte) u. Geschäftsführer Matthias Kuhle erstatten Bericht.

Matthias Kuhle (Geschäftsführer des KFV): „Lasst Euch nicht entmutigen!“

Der Kreisfeuerwehrverband Herford zählte Ende vergangenen Jahres 2.739 Mitglieder (2020: 2.747), davon 1.573 Aktive (2020: 1.586). 2.896 Feuerwehreinsätze sind in der Statistik 2021 verzeichnet (2020: 3.254). In mehr als der Hälfte der Fälle leisteten die Feuerwehrleute Technische Hilfe. Die Zahl der Brandeinsätze betrug hingegen nur 16 Prozent am gesamten Einsatzaufkommen. 278 Menschen wurden gerettet. Matthias Kuhle, der Geschäftsführer des KFV, erinnerte während des Verbandstags an die besonderen Einsätze im vergangenen Jahr. Er fand aber auch kritische Worte zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Durch die vielen Unterbrechungen des Übungs- und Ausbildungsbetriebs seien die Feuerwehrleute an der einen oder anderen Stelle ein wenig träge geworden. „Ich bin mir sicher, dass wir diese Phase überstehen und alle Kameradinnen und Kameraden zurückgewinnen werden.“ Kuhle appellierte an die Einheiten: „Lasst Euch nicht entmutigen und versucht, Eure Veranstaltungen wieder auf die Beine zu stellen.“ Solche kameradschaftlichen Zusammenkünfte seien nach Ansicht des Geschäftsführers wichtig. „Denn nur so können wir uns im Einsatzfall blind vertrauen.“

Online-Schulungen bieten keine gleichwertige Alternative

„Wir lernen für Ihr Leben gern!, diese Worte beschreiben gut, was die Arbeit in der Feuerwehr noch bedeutet, so Holger Klann, der Ausbildungsbeauftragte des Verbandes. Der rasante technische Fortschritt erfordere ständige Fortbildungen und verlange, sich auf Veränderungen einzulassen. Die Ausbildungssituation in den vergangenen beiden Jahren bezeichnete Klann aufgrund der einzuhaltenden Schutzmaßnahmen als schwierig. „Außerdem hat sich gezeigt, dass Onlineschulungen keine gleichwertige Alternative und nicht in allen Bereichen nutzbar waren.“ Klann bedankte sich beim Ausbilderteam des Verbandes, zu dem rund 50 Feuerwehrleute zählen.
Geselligkeit und Spaß stehen bei der Jugendfeuerwehr an erster Stelle. Aktuell gibt es im Kreis Herford 17 Nachwuchsgruppen, die Ende letzten Jahres 426 Mitglieder zählten. Hinzu kommen vier Kinderfeuerwehren. „Im September 2021 gingen die Feuerdrachen Herford an den Start und im Mai 2022 konnten wird die Blaulichtkids Vlotho in unserer großen Feuerwehrfamilie willkommen heißen“, berichtete Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier. Die Kinderfeuerwehrarbeit trägt mittlerweile die ersten Früchte. So wechselten im vergangenen Jahr 17 Kinder mit ihrem 10. Geburtstag in die Jugendfeuerwehr. Für 26 junge Erwachsene führte der Weg mit ihrem 18. Geburtstag von der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr. „Aktuell bereiten sich fünf Gruppen auf die Abnahme der Leistungsspange in Bad Oeynhausen oder Bottrop vor“, schilderte Meier. Sie zeigte sich überzeugt: „Unsere Kinder- und Jugendfeuerwehren sind 112-Prozent Zukunft!“
Derweil verzögert sich die geplante Baumaßnahme an der Kreisfeuerwehrzentrale weiterhin. Auf eine erste europaweite Ausschreibung sei kein Angebot eingegangen, erklärte der Landrat während des Verbandstags. Der Baubeginn verschiebt sich deshalb bis in das erste Quartal 2023, weil das Ausschreibungsverfahren wiederholt werden muss. „Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam im Jahr 2024 die Eröffnung feiern können!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Folgende verdiente Feuerwehrleute/Feuerwehrmusiker wurden während des Verbandstags geehrt:

Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes in Silber
Tanja Garbsch (Blasorchester Feuerwehr Herford)
Jörg Beckmann (Feuerwehr Herford/ Blasorchester Feuerwehr Herford)

Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze
Michael Berg (Enger)
Peter Lüninghöner (Enger)

Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber
Bernd Gante (Hiddenhausen)
Arndt Höpker (Enger)

Ernennung während des Verbandstags:

Sven Büttner (Herford) zum Fachberater Psychosoziale Unterstützung/PSU

 

Aus dem Jahresbericht 2021 des Kreisbrandmeisters ergeben sich alle Zahlen, Daten und Fakten. (PDF - 6,6 MB) 

 

DSC 0389Landrat Jürgen Müller: „Sie machen unseren Kreis nicht nur lebenswert, sondern sichern das Zusammenleben!“

DSC 0391Thomas Meyer, Bürgermeister der Stadt Enger, lobt das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute, das keinesfalls selbstverständlich sei.

DSC 0385Zählen zu den Ehrengästen: (v.l.) Rocco Wilken (Bürgermeister Vlotho), Landrat Jürgen Müller,
Thomas Meyer (Bürgermeister Enger), MdB Stefan Schwartze und Andreas Hüffmann (Bürgermeister Hiddenhausen)

DSC 0378

DSC 0380

DSC 0381

DSC 0382

DSC 0383

DSC 0379Das „Blasorchester Feuerwehr Herford“ unter Leitung von Matthias Bucklar sorgt mit stimmungsvollen Melodien unter anderem von James Last für die musikalische Untermalung des Verbandstags.

DSC 0386

DSC 0397(v.l.) Bernd Kirchhoff (Abteilungsleiter Leitstelle/Zentrale), Kreisordnungsamtsleiterin Annika Friedrichs, Ulrich Stender (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr) u. Karsten Weber (Brandschutzdezernent Bezirksregierung)

DSC 0370Feuerwehrleute vom Löschzug Enger-Mitte unter Leitung von Arndt Höpker (3. v.l.) haben den Verbandstag vorbereitet.

DSC 0369Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier (l) u. Sven Detering (stellv. Leiter der Feuerwehr Vlotho)

DSC 0393Abteilungsleiter Ulrich Stender u. Bürgermeister Andreas Hüffmann (Hiddenhausen)

DSC 0395Abordnung der Feuerwehr Herford mit Wehrführer Karsten Buschmann (l)

DSC 0373Wehrführer a.D. Klaus Maschmeyer (Herford) und Jugendwart a.D. Friedhelm Kammeier (Herford)

DSC 0366(v.l.) Wehrführer Frank Rieke (Kirchlengern) u. Wehrführer a.D. Ralf Krause (Löhne)

DSC 0359Sven Kampeter (DRK), Klaus Westerholz (stellv. Wehrführer Kirchlengern) u. Larsen Hills (THW)

DSC 0408Sven Büttner (l) bleibt für weitere drei Jahre Fachberater PSU

DSC 0409Tanja Garbsch u. Jörg Beckmann vom „Blasorchester Feuerwehr Herford“ erhalten die Silberne Ehrennadel des KFV.

DSC 0410Michael Berg (r) wird mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet.

DSC 0411Bernd Gante (l) nimmt die Glückwünsche des Kreisbrandmeisters entgegen. Er wird mit dem
Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet.

DSC 0415Arndt Höpker (r) freut sich ebenfalls über das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber.

DSC 0419(v.l.) Jörg Beckmann, Tanja Garbsch, Michael Berg, KBM Bernd Kröger, Peter Lüninghöner, Sven Büttner, Geschäftsführer Matthias Kuhle, Arndt Höpker, stellv. KBM Holger Klann u. Bernd Gante

DSC 0364Die Wehrführung aus Bünde: Matthias Brand (r) und Stellvertreter Mark Wippersteg