Hamburg hat den Größten

Teleskopmast 70 ist eingetroffen

TM 70 BF Hamburg Safety Signage bHamburg. Die Berufsfeuerwehr Hamburg hat einen Teleskopmast der Superlative bekommen. Der TM 70 reicht bis in eine Höhe von 70 Metern und gilt damit als derzeit stärkstes Hubrettungsfahrzeug einer kommunalen Feuerwehr in Deutschland. Das neue Flaggschiff der Hansestädter ist ein multinationales Produkt: Das Fahrgestell lieferte VW-Tochter Scania (Schweden), den Teleskopmast fertigte Bronto Skylift (Finnland) und die Mitarbeiter der Carrosserie Rusterholz AG (Schweiz) kümmerten sich um den feuerwehrtechnischen Aufbau. So außergewöhnlich wie die Technik des neuen Fahrzeugs ist auch sein Preis. Er soll bei rund 1,9 Millionen Euro liegen.

Zuletzt hatte das Unternehmen Safety Signage (Will/Schweiz) die auffällige Folierung des „Boliden“ übernommen. Zwei Feuerwehrbeamte der Technik- und Umweltschutzwache (Wache F 32) übernahmen schließlich die Überführungsfahrt aus der Schweiz in die Heimat. Unterwegs legten sie planmäßig Zwischenstopps bei der Feuerwehr Walldorf (Baden-Württemberg) und Werkfeuerwehr B. Braun Melsungen (Nordhessen) ein. „Der Adler ist gelandet!“ („The Eagle has landet!“) Diese historischen Worte des amerikanischen Astronauten Neil Armstrong postete die Feuerwehr Hamburg am 24. Februar 2024 in den sozialen Netzwerken. Kurz zuvor war die Besatzung des TM 70 wohlbehalten an der Alster eingetroffen.

TM 70 BF Hamburg Safety Signage aImposanter Anblick: Die Berufsfeuerwehr Hamburg verfügt seit wenigen Tagen über einen Teleskopmast 70 (TM 70), der bis in eine Höhe von 70 Metern ausgefahren werden kann.
(Foto: Safety Signage/Schweiz)

TM 70 BF Hamburg Safety Signage bDas Fahrgestell kommt von Scania (Typ P 500 B 10x4-6); Bronto-Skylift lieferte die Teleskopmasttechnik. (Foto: Safety Signage/Schweiz)

Fünfachser aus Schweden mit Rettungstechnik aus Finnland

Die Berufsfeuerwehr Hamburg muss auf alle Notfälle vorbereitet sein. So gibt es in der Hansestadt alleine 73 Gebäude, die eine Höhe von mindestens 50 Metern aufweisen. Der Hamburger Hafen ist zudem das „Tor zur Welt“. Riesige Containerschiffe machen an den Kaimauern fest und werden mit Hilfe von Containerbrücken be- und entladen. Bisher verfügten die Hansestädter über ein Teleskopmastfahrzeug 53 (TM 53), um die Menschenrettung aus bis zu 53 Metern Höhe durchzuführen oder die Brandbekämpfung in diesen Bereichen zu übernehmen. Der neue TM 70 übertrifft damit die Möglichkeiten seines Vorgängers deutlich. Ein Sonderfahrgestell der Baureihe P 500 B (10x4-6) von Scania, das auf fünf Achsen erweitert wurde, bildet die Basis für den „Koloss“. Unter dem Fahrerhaus arbeitet ein 6-Zylinder-Dieselmotor mit 13 Litern Hubraum und 500 PS Leistung, während über den Antriebsstrang zwei Achsen angetrieben werden. Neben den beiden gelenkten Vorderachsen gibt es ein Hinterachsen-Paket mit gelenkter Nachlaufachse, sodass der 40-Tonner, der eine Länge von 12,50 Metern aufweist, gut zu manövrieren ist.
Die Teleskopmasttechnik kommt von Bronto Skylift und wurde am Stammsitz des Unternehmens im finnischen Tampere gefertigt. Die Baureihe F 70 RPX verfügt über einen sechsteiligen Hauptarm sowie einen daran anschließenden flexiblen Korbarm. Wird der Teleskoparm komplett ausgefahren, beträgt die Arbeitshöhe 70 Meter. Die maximale (horizontale) Ausladung beträgt 32,8 Meter. Bei einer Höhe von 58 Metern schrumpft der Wert auf elf Meter. Die Gelenke des Korbarms erhöhen den Bewegungsradius. Dadurch sind Hindernisse, wie Dachvorsprünge, bis zu einer Länge von 10,5 Metern problemlos „überfahrbar“ bzw. „hinterfahrbar“ und Brücken oder andere Bauwerke entsprechend „unterfahrbar“. Der Rettungskorb an der Mastspitze besteht aus einer langlebigen, robusten Aluminiumkonstruktion. Er ist für eine Nutzlast von 500 Kilogramm ausgelegt und mit einer Krankentragenlagerung versehen. Über den Wasserwerfer (Monitor) am Korb können bis zu 3.800 Liter Wasser oder Schwerschaum abgegeben werden. Um die Sicherheit zu gewährleisten bzw. Bedienfehler zu vermeiden, ist der TM 70 mit ausgefeilter Computertechnik einschließlich Kamerasystem versehen. Das Bronto-Plus-Kontrollsystem sorgt dafür, dass alle Eingaben zu präzisen Bewegungen führen und der Teleskoparm jederzeit stabil bleibt. Die Software ermittelt automatisch die maximal mögliche Reichweite unter Berücksichtigung der Korblast. Die Bronto-Plus-Bedieneinheiten verfügen über Touchscreen-Bildschirme und anpassbare Menüs. Integrierte Kurzanleitungen helfen dem Maschinisten in allen Situationen.
Bronto Skylift ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Hubrettungs- und Hubarbeitsbühnen. Das Unternehmen hat 50 verschiedene Modelle für Industrie und Feuerwehr im Programm. Das Spektrum reicht von 17 bis 112(!) Metern Arbeitshöhe. Die Finnen unterhalten u.a. in der Schweiz eine Niederlassung, wo sie zudem mit der Carrosserie Rusterholz AG, einem mittelständischen Hersteller für Feuerwehraufbauten, zusammenarbeiten.
Ende 2022 hatten Bronto Skylift und die Hamburger Innenbehörde den Vertrag über die Lieferung des Teleskopmastfahrzeugs unterzeichnet. Läuft die Schulung der Maschinisten planmäßig, dann könnte der TM 70 im Sommer 2024 offiziell in Dienst gestellt werden. An der Technik- und Umweltschutzwache wäre dann das stärkste Hubrettungsfahrzeug einer kommunalen Feuerwehr in Deutschland bereit für den Einsatz.

Zum Vergleich: Die Berliner Feuerwehr verfügt über einen TM 50 (WUMAG Elevant WTF 520), die Berufsfeuerwehr München über einen TM 53 (Bronto Skylift F 53 RL) und bei der Berufsfeuerwehr Dortmund ist ein TM 54 stationiert (Bronto Skylift F 54 RLX). Der TM 90 der Werkfeuerwehr RWE Neurath, ebenfalls ein Bronto Skylift (F 90 HLA), galt mit seiner Arbeitshöhe von 90 Metern, lange Zeit als das stärkste Hubrettungsgerät in Europa. Mittlerweile verfügt die Feuerwehr Moskau (Russland) über einen TM der F-HLA-Baureihe, mit dem eine Höhe von über 100 Metern erreicht werden kann.

Über die Feuerwehr Hamburg

Die Hansestadt Hamburg (rd. 1,9 Millionen Einwohner) unterhält die zweitgrößte Berufsfeuerwehr in Deutschland. 17 Feuer- und Rettungswachen sowie eine Technik- und Umweltschutzwache verteilen sich über das Stadtgebiet. Hinzu kommen drei Löschbootstationen, die „Außenstellen Elbtunnel“ und 34 Rettungswachen. Rund 3.000 Mitarbeitende sind im Einsatzdienst tätig. 86 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr sorgen zudem für die Sicherheit. Branddirektor Jörg Sauermann ist zurzeit kommissarischer Amtsleiter der Feuerwehr Hamburg. (Infos: Feuerwehr Hamburg, Bronto Skylift / Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Teleskopmast 70 (TM 70) der Hamburger Feuerwehr

Technische Daten

 Fahrgestell: Scania P 500 B (10x4-6)
 Motor: 6-Zylinder-Diesel
13 l Hubraum
500 PS
 Teleskopmasttechnik: Bronto Skylift F 70 RPX
 Arbeitshöhe: 70m
 Korblast: 500kg
 Wasser-/ Schaumwerfer: 3.800 l/min
 Fahrzeuggesamtlänge: 12,5m
 zulässiges Gesamtgewicht:      40t

 

TM 70 BF Hamburg FW WalldorfWährend der Überführungsfahrt legen die Feuerwehrleute aus der Hansestadt einen Zwischenstopp bei der Feuerwehr Walldorf in Baden-Württemberg ein. (Foto: Feuerwehr Walldorf)

TM 70 BF Hamburg BF HHAnkunft an der Technik- und Umweltschutzwache in Hamburg, wo auch ein Feuerwehrkran 70 (FwK 70) stationiert ist. (Foto: Feuerwehr Hamburg)