Dachstuhlbrand in der Herforder Innenstadt
Herford. In der Herforder Innenstadt hat am Donnerstagabend (27.11.2025) der Dachstuhl des historischen Hansahauses gebrannt. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an. Sie konnte ein Übergreifen der Flammen auf das gesamte Obergeschoss gerade noch verhindern. Personen wurden glücklicherweise nicht ernsthaft verletzt. Dafür ist der Sachschaden, den der Brand in dem Wohn- und Geschäftshaus am Alten Markt angerichtet hat, beträchtlich. Betroffen ist auch das Schuhgeschäft im Erdgeschoss, das wohl erst einmal geschlossen bleiben muss.
Am Abend herrscht auf dem Weihnachtsmarkt im Herzen der Stadt noch reger Betrieb. Doch mit der besinnlichen Stimmung ist es gegen 20 Uhr vorbei. Plötzlich duftet es vor dem Hansahaus nicht mehr nach Glühwein, Bratwurst und gebrannten Mandeln, sondern es riecht nach verschmorter Teerpappe. Passanten informieren die Feuerwehr. Als die Hauptamtliche Wache mit Hilfeleistungslöschfahrzeug, Drehleiter und Tanklöschfahrzeug 4000 auf dem Alten Markt eintrifft, hat der Brand bereits Teile des Dachstuhls erfasst. Einsatzleiter Karsten Buschmann veranlasst deshalb die Erhöhung der Alarmierungsstufe auf „Feuer Stufe 4“. Alle Löschzüge und –gruppen der Stadt rücken aus. Aus dem nahen Hiddenhausen kommen die Drehleiter und ein weiteres Löschgruppenfahrzeug zur Unterstützung, und von der Kreisfeuerwehrzentrale werden das Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter-Wasser sowie der Gerätewagen-Atemschutz in Marsch gesetzt. Zeitweise sind rund 80 Einsatzkräfte vor Ort. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann macht sich vor Ort ein Bild der Lage.
Aus dem Hansa-Haus steigt Rauch auf. Die Feuerwehr unternimmt erste Löschmaßnahmen aus dem Korb der Drehleiter.
Der Brand an der Gebäuderückseite droht auf den kompletten Dachstuhl überzugreifen.
(Foto: FW Herford)

Über Baugerüst zum Brandherd vorgerückt.
Das Hansahaus, erbaut im Jahr 1904, verfügt über zwei Obergeschosse und ein Dachgeschoss. Im Erdgeschoss befindet sich eine Filiale der Schuhkette Deichmann, die zum Unglückszeitpunkt bereits geschlossen hat. Schnell wird klar, dass die Wohnungen darüber leer stehen, sodass keine Menschen in Gefahr sind. Der Gebäudekomplex samt Hinterhäusern, der sich auf dem Gelände Alter Markt/Ecke Bügelstraße befindet, ist allerdings unübersichtlich. Die Einsatzkräfte erkunden den rückwärtigen Gebäudeteil von der Bügelstraße aus. Von hier ist deutlich zu sehen, dass die Flammen Fassade und Dachstuhl erfasst haben. Die Drehleiter der Feuerwehr Herford wird am Rande des Alten Marktes in Stellung gebracht. Aus dem Korb werden erste Löschmaßnahmen mit dem Monitor durchgeführt.
Ein Trupp rückt von der Bügelstraße aus unter Atemschutz durch einen Seiteneingang in das Gebäude vor. Über das hölzerne Treppenhaus geht es für die Männer nach oben. Teile einer Decke, die aus Holz und Stroh besteht, stürzen ein. Der Innenangriff muss abgebrochen werden. „Das ist zu riskant“, sagt Karsten Buschmann. Einige Meter weiter geht es - ebenfalls von der Bügelstraße aus - in den Innenhof. Ein Tor, das mit einer Kette gesichert ist, öffnen die Einsatzkräfte gewaltsam. Sie klettern - ausgerüstet mit Pressluftatmern, Schläuchen und Strahlrohren - über ein Baugerüst auf das Flachdach des angrenzenden Gebäudes. Von hier aus erreichen sie den Brandherd an der Gebäuderückseite des Hansahauses. Mit zwei Hohlstrahlrohren wird das Feuer im Außenangriff bekämpft. Die Drehleiter aus Hiddenhausen steht auf der Bügelstraße, um von der Seite aus, die Maßnahmen zu unterstützen. Während der Löscharbeiten werden zwei Einsatzkräfte leicht verletzt. Notfallsanitäter der Berufsfeuerwehr Bielefeld, die mit einem Rettungswagen vor Ort sind, behandeln die beiden Feuerwehrmänner ambulant.
Deckenbalken im Innenangriff gelöscht
Die Informations- und Kommunikationsgruppe der Feuerwehr Löhne nimmt den Einsatzleitwagen 2 in Betrieb, damit das Einsatzgeschehen besser koordiniert werden kann. Teile der Johannisstraße und die Rennstraße werden kurzerhand als Bereitstellungsraum genutzt, während die Betreuungskomponente des DRK vom Kreisverband Herford Stadt an der Tribenstraße die Verpflegung der Einsatzkräfte übernimmt. Die Drohne der Feuerwehr Herford steigt auf, um Wärmebilder aus der Luft zu liefern. Nach knapp zwei Stunden ist die Situation schließlich unter Kontrolle. Die Wehrleute rücken mit äußerster Vorsicht in das Dachgeschoss vor, um glimmende Dach- und Deckenbalken abzulöschen. Um kurz nach 22 Uhr können die ersten Kräfte wieder abrücken. Doch die Nachlöscharbeiten dauern noch eine ganze Weile an. Eine Brandsicherheitswache bleibt in den Nachtstunden vor Ort.
An dem Gebäude wurden in den zurückliegenden Tagen Renovierungsarbeiten durchgeführt. Die Ermittler der Polizei müssen jetzt feststellen, ob ein Zusammenhang mit dem Brand besteht. Der Sachschaden ist indes immens: So wurden nicht nur Dachstuhl und Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch die Deichmannfiliale im Erdgeschoss. Löschwasser ist von oben durch die Decke gedrungen – Rauch in den Verkaufsraum gezogen.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Der Innenangriff muss zunächst abgebrochen werden.
Die Einsatzkräfte gelangen über ein Gerüst auf das Flachdach des Nachbargebäudes.




Die Drehleiter aus Hiddenhausen steht in der Bügelstraße, um die Löscharbeiten zu unterstützen.

Wehrführer Karsten Buschmann (gelbe Weste) hat die Einsatzleitung.
Der Einsatz wird vom Einsatzleitwagen 2 aus koordiniert.







DRK-Sanitäter des Kreisverbandes Herford-Stadt kümmern sich um die Verpflegung der Einsatzkräfte.
Die Besucher des Weihnachtsmarktes verhalten sich vorbildlich.
