Großschadensübung „Elsefeuer 25“ in Kirchlengern
Kirchlengern/Kreis Herford. Ein „Brandstifter“ hat in Kirchlengern Feuer gelegt. Der Brand im Außenbereich greift auf die Lagerhalle einer Spedition über. Doch damit nicht genug: Während die Feuerwehr der Elsegemeinde den „Großbrand“ mit allen verfügbaren Kräften bekämpft, schlägt der „Brandstifter“ erneut zu. So lautete die Ausgangslage der Großschadensübung „Elsefeuer 25“, die am vergangenen Samstag (11.10.2025) im Ortsteil Südlengern stattfand. Feuerwehreinheiten aus dem gesamten Kreis Herford rückten zur Verstärkung an. Am Ende waren 180 Feuerwehrleute mit 30 Löschfahrzeugen und Gerätewagen im Einsatz.
Zunächst sieht alles nach einem Routineeinsatz aus: Auf dem Gelände der Firma Schröder Logistik im Interkommunalen Industriegebiet Oberbehme brennt eine Mulde, so das angenommene Szenario. Um 8.45 Uhr werden die Löschgruppen Südlengern und Ort alarmiert. „Noch bevor die Feuerwehr vor Ort ist, haben die Flammen auf die Lagerhalle des Unternehmens übergegriffen“, erklärt Übungsleiter Matthias Kuhle. Die Leitstelle löst deshalb unter dem Stichwort „Feuer Stufe 3“ Großalarm aus. Alle Löschgruppen der Elsegemeinde rücken aus, um die Löscharbeiten zu übernehmen. Schnell ist das Hydrantennetz erschöpft. Doch für diesen Fall ist vorgesorgt. Zum Schutz des Industriegebietes gibt es an der August-Thyssen-Straße eine unterirdische Zisterne, die 450.000 Liter Wasser fasst. Die Feuerwehrleute pumpen das Löschmittel aus dem riesigen Behälter, um es anschließend in ein Leitungsnetz einzuspeisen, das in alle drei „Baufelder“ des Gewerbeparks führt. Einsatzkräfte der Löschgruppe Löhne-Ort fördern Wasser aus dem nahen Dickertsee, um die Zisterne wieder aufzufüllen. „Probleme mit der Löschwasserversorgung gibt es deshalb nicht“, sagt Einsatzleiter Klaus Westerholz. Die Feuerwehrleute bekämpfen den fiktiven Großbrand unter anderem mit dem „Wasserwerfer“ des Tanklöschfahrzeugs 4000 und einem weiteren, tragbaren Monitor. Unterstützung bekommt Westerholz von der Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde, die mit dem Einsatzleitwagen 2 angerückt ist. Das Drohnenteam der Löschgruppe Kirchlengern-Ort lässt zudem seinen Hexacopter aufsteigen, der ein Lagebild aus der Luft liefert.
Die Lagerhalle des Unternehmens Schröder Logistik steht „in Flammen“. Um den „Brand“ unter Kontrolle zu bekommen, haben die Feuerwehrleute einen tragbaren Wasserwerfer vorgenommen.
Mit einer Hochleistungspumpe wird das Wasser aus der Else gefördert.
Wasserförderzüge rücken zur Verstärkung an.
Dann überschlagen sich die (fiktiven) Ereignisse: Nahe der Deponie Reesberg steigt aus einem Waldgebiet Rauch auf und von der A30 wird ein ausgedehnter Böschungsbrand gemeldet. Einsatzleiter Westerholz fordert die beiden Wasserförderzüge aus dem Kreis Herford zur Verstärkung an. Einheiten aus Bünde, Enger, Rödinghausen und Spenge bilden das Modul West, während Feuerwehrleute aus Herford, Hiddenhausen, Kirchlengern, Löhne und Vlotho dem Modul Ost zugeordnet sind. Nach und nach formieren sich die beiden Förderzüge im Bereitstellungsraum am Kraftwerk Kirchlengern. Zu ihrer Ausrüstung zählen vornehmlich Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz und Schlauchwagen 2000. Kreisbrandmeister Bernd Kröger, Kirchlengerns Wehrführer Frank Rieke und Kreisdirektor Markus Altenhöner zählen zu den Übungsbeobachtern. „Es ist wichtig, die Zusammenarbeit der Einheiten zu trainieren“, meint Kröger. Die Großschadensübung biete ferner Gelegenheit, das Führungssystem, die Meldewege und nicht zuletzt Planung und Durchführung der Brandbekämpfung zu testen.
Für den Zug West geht es wenig später in den Einsatzabschnitt 2 an der Autobahn. Da die Löschwasserversorgung an der Einsatzstelle problematisch ist, wird eine Schlauchleitung über 1,3 Kilometer entlang der Elsestraße verlegt. Feuerwehrleute der Löschgruppe Bünde-Holsen fördern das Löschwasser in Höhe der Brausemühle mit einer Hochleistungspumpe aus der Else. Das moderne Gerät hat eine Leistung von bis zu 10.000 Litern pro Minute. Drehkolbenpumpe und Dieselantrieb sind auf einem Anhänger installiert. Direkt vor dem Gerätehaus der Löschgruppe Südlengern steht der Abrollbehälter Löschwasser der Kreisfeuerwehrzentrale, der 23.000 Liter fasst. Hier wird das Löschmittel zunächst gepuffert und dann weitergeleitet. Einsatzkräfte der Löschzüge Bünde-Hunnebrock und Spenge-Lenzinghausen bauen aus Rohren und Stützfüßen eine Schlauchüberführung zusammen, sodass der Verkehr auf der Elsestraße weiterhin störungsfrei fließen kann.
Währenddessen ist das Wasserfördermodul Ost im Einsatzabschnitt 3 gefordert. Um die Löschwasserversorgung sicherzustellen, müssen erneut zahlreiche B-Schläuche ausgerollt werden. Am Ende ist die Leitung, die am Rande der Deponie die Felix-Wankel-Straße hinaufführt, mehr als einen Kilometer lang. Verstärkerpumpen sorgen dafür, dass der Druckverlust ausgeglichen wird. Feuerwehrleute der Löschgruppe Kirchlengern-Nord löschen schließlich den fiktiven Waldbrand auf dem Reesberg mit mehreren Hohlstrahlrohren.
Nach rund vier Stunden sind alle Übungsziele erreicht. Die Feuerwehrleute sammeln sich am Kraftwerk, wo das Rote Kreuz vom Ortsverein Bünde die Verpflegung übernimmt. Kreisbrandmeister Bernd Kröger bedankt sich bei den Ehrenamtlichen für den gezeigten Einsatz. „Die Übung wird in den nächsten Tagen in aller Ruhe analysiert, um die Abläufe weiter zu optimieren.“ Bürgermeister Rüdiger Meier ist stolz, dass eine solch wichtige Übung in Kirchlengern stattgefunden habe.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Die Einheiten aus Kirchlengern sammeln sich im Bereitstellungsraum am Straßenverkehrsamt.
Einsatz des Tanklöschfahrzeugs 4000 am Schröder-Logistik-Lager.
Die Drohneneinheit lässt ihren Hexacopter aufsteigen.
Lagebesprechung im Einsatzleitwagen 2: (v.l.) stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann u. Einsatzleiter Klaus Westerholz.
Die Feuerwehrleute pumpen das Löschwasser aus einer riesigen Zisterne, um es anschließend in ein Leitungsnetz einzuspeisen,
Feuerwehrleute der Löschgruppe Löhne-Ort fördern das Wasser aus einem Schacht am Dickertsee, um die Löschwasserzisterne aufzufüllen.
Bereitstellungsraum „Kraftwerk“: Am Meldekopf wird genau festgehalten, welche Einheiten bereits eingetroffen sind.
Löschwasserförderung aus der Else.
(v.l) Kreisdirektor Markus Altenhöner u. Kreisbrandmeister Bernd Kröger.
Am Gerätehaus Südlengern wird der Abrollbehälter „Löschwasser“ in Stellung gebracht.
Eine Schlauchbrücke führt über die Elsestraße.
Auf dem Reesberg bekämpfen die Ehrenamtlichen einen fiktiven Waldbrand.
Führungskräfte des Wasserfördermoduls West
Das Rote Kreuz vom Ortsverein Bünde übernimmt die Verpflegung der Einsatzkräfte.
(v.l.) Einsatzleiter Klaus Westerholz, Kreisbrandmeister Bernd Kröger u. Übungsleiter Matthias Kuhle.