Dramatische Rettung bei "Nullsicht"

Jugendfeuerwehren Kirchlengern und Hüllhorst üben gemeinsam auf Hof Homburg

DSC 0201Kirchlengern. Großalarm für die Jugendfeuerwehr: In Klosterbauerschaft brannte es am Freitagabend (8.11.2019) in einer Lagerhalle auf Hof Homburg. Die Nachwuchsfeuerwehrleute aus Kirchlengern und dem benachbarten Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke) rückten gemeinsam aus. Sie brachten zwei Männer in Sicherheit und löschten die Flammen. Zum Glück handelte es sich nur um eine Übung. Carsten Schröder, stellvertretender Jugendwart in Kirchlengern, hatte das Szenario ausgearbeitet. „Alles sollte so realitätsnah wie möglich ablaufen!“ Das ist ihm zweifellos gelungen.

Um kurz vor 18 Uhr dringt plötzlich Rauch aus der Lagerhalle an der Oberbauerschafter Straße. Die Alttraktorenfreunde haben hier ihr Domizil. Fünf Minuten später ist bereits Martinshorn zu hören und die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge flackern in der Dunkelheit. „Da sind noch Menschen drin!“, ruft Jugendwart Stefan Kröger, der an diesem Abend eine der Statistenrollen übernommen hat. Tim Kruse (13), Gruppenführer des Hilfeleistungslöschfahrzeugs 20 aus Hüllhorst-Oberbauerschaft, versucht näheres herauszubekommen. „Wir haben in der Halle geschweißt“, berichtet Kröger aufgeregt, „dann hat es plötzlich angefangen zu brennen, und jetzt sind noch zwei Kumpel von mir da drin!“ Die Mannschaft des Löschgruppenfahrzeugs 10 aus Kirchlengern Stift-Quernheim/ Klosterbauerschaft geht währenddessen am Hintereingang in Stellung. Hier trägt Pascal Brammeyer (17) die rote Gruppenführer-Weste und versucht sich ebenfalls einen ersten Überblick zu verschaffen.

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Rettungstrupps tasten sich an der Wand entlang

Übungsleiter Carsten Schröder löst nun Großalarm aus. Weitere Jugendfeuerwehrbesatzungen, die den 2. Löschzug bilden, eilen vom Gerätehaus Nord aus zu Hof Homburg. Mittlerweile sind knapp 40 Jugendfeuerwehrleute im Einsatz. Tim Erdbrügger, Löschgruppenführer in Kirchlengern-Südlengern, ist ebenfalls vor Ort und übernimmt die Rolle des Einsatzleiters. Die beiden Nachwuchs-Gruppenführer schildern ihm die Situation. Erdbrügger gibt ihnen mit „ernster Miene“ weitere Anweisungen und macht angesichts der „dramatischen Lage“ auch ein bisschen Druck. „Das dauert mir zu lange!“ Die Jungfeuerwehrleute haben sich mit Atemschutz-Geräteattrappen, Hohlstrahlrohren, Rettungsleinen und Äxten ausgerüstet. Von zwei Seiten aus rücken die Angriffstrupps aus Kirchlengern und Hüllhorst in die etwa 600 Quadratmeter große Halle vor. Der künstliche Nebel nimmt Maurice (13), Michel (13) und Justin (13) völlig die Sicht. Sie tasten sich Schritt für Schritt rechtsherum durch das Gebäude und behalten dabei ihre rechte Hand immer an der Wand. Lukas (12) und Jan (13) vom 2. Rettungstrupp beginnen ebenfalls mit der „Rechte-Hand-Suche“. Kimi (13) und Lasse (13) bleiben dafür als Sicherheitstrupp vor der Tür in Bereitstellung. Betreuerin Ann-Kathrin Hölling übernimmt vom Mannschaftstransportfahrzeug aus die Atemschutzüberwachung. Sollten die „Retter“ selber in Not geraten, würde sie sofort „Alarm schlagen“.

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Bewusstlosen Mann mit der Schleifkorbtrage in Sicherheit gebracht!

In der Zwischenzeit läuft in einem weiteren Einsatzabschnitt der Aufbau der Wasserversorgung. Die Jugendlichen verlegen eine etwa 100 Meter lange Schlauchleitung. Das Löschwasser pumpen sie mit einer Tragkraftspritze aus einem mobilen, 5.000 Liter fassenden Faltbehälter. Ein erfahrener Maschinist der Feuerwehr Kirchlengern steht Nachwuchs-Gruppenführer Eric-Noah Claaßen (17) zur Seite. Summer (12), Sophie (13), Lukas (13) und Leonie (14) bringen außerdem ein Scheinwerferstativ in Stellung. Wehrführer Frank Rieke und Sven Heuer, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Hüllhorst, gehören zu den aufmerksamen Übungsbeobachtern.
Schließlich melden die Rettungstrupps über Funk, dass sie die beiden Männer aufgefunden haben. Einer von ihnen hat „das Bewusstsein verloren“ und wird von den Jugendlichen mit einer Schleifkorbtrage nach draußen gebracht. Einsatzleiter Tim Erdbrügger ist zufrieden: „Ihr habt einen guten Job gemacht!“
Die beiden Jugendfeuerwehrwarte, Stefan Kröger und Amtskollege Marc Stange aus Hüllhorst, zeigen sich ebenfalls zufrieden. „Kaum zu glauben, aber die letzte gemeinsame Übung liegt bereits zehn Jahre zurück“, sagt Stange. In Zukunft wollen die beiden Jugendfeuerwehren aus dem Wittekindsland und dem Mühlenkreis wieder öfter „interkommunal“ zusammenarbeiten. Die nächste gemeinsame Übung werde in der Nachbargemeinde Hüllhorst stattfinden, so Kröger. Etwa 50 Jugendliche zählt der Feuerwehrnachwuchs aus Kirchlengern. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: „Im nächsten Jahr erwarten wir neun Übertritte aus der Kinderfeuerwehr!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Stellv. Jugendwart Carsten Schröder (l) erläutert im Gerätehaus Kirchlengern-Nord, welche Aufgaben in den drei Einsatzabschnitten erledigt werden müssen.

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Marc Stange, Gemeindejugendfeuerwehrwart in Hüllhorst, ist mit 18 Jungfeuerwehrleuten nach Kirchlengern gekommen.

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(v.l.) Kevin, Jannis und Tim, ...

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... Summer, Sophie, Lukas und Leonie warten auf ihren Einsatz.

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Wenige Minuten nach der Alarmierung ist der 1. Löschzug vor Ort.

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Jugendwart Stefan Kröger (r) übernimmt eine Statistenrolle.

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Die beiden Nachwuchs-Gruppenführer, Tim Kruse (13) aus Hüllhorst (l) und Pascal Brammeyer (17) aus Kirchlengern (r), stimmen sich ab.

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Der Angriffstrupp rüstet sich mit Atemschutz-Geräteattrappen, Hohlstrahlrohr, Sicherheitsleine und Axt aus.

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Einsatzleiter Tim Erdbrügger (r) ist eingetroffen. Er informiert sich bei den Jugendlichen über den Stand der Rettungsmaßnahmen.

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Der Angriffstrupp steht bereit.

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Mit größtmöglicher Vorsicht öffnen die Jugendlichen die Tür zur Halle.

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Bei „Nullsicht“ beginnt die „Rechte-Hand-Suche“.

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Wehrführer Frank Rieke (l) zählt zu den Übungsbeobachtern.

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(v.l.) Kimi und Lasse stellen den Sicherheitstrupp.

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Ein verletzter Mann wird nach draußen geführt und ...

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... versorgt.

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Pascal Brammeyer (r) hat im 2. Einsatzabschnitt das Kommando.

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(v.l.) Sven Heuer, stellv. Leiter der Feuerwehr Hüllhorst und Tim Erdbrügger, Löschgruppenführer in Kirchlengern-Südlengern.

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Die Jugendlichen bringen eine weitere Person mit einer Schleifkorbtrage in Sicherheit.

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Er hat bereits das „Bewusstsein verloren“.

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Das Löschwasser wird aus einem mobilen, 5.000 Liter fassenden Faltbehälter gefördert.

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Das neue Löschgruppenfahrzeug 10, das am Standort Kirchlengern-Nord stationiert ist, leistet gute Dienste.

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Das Betreuerteam lobt die Leistungen des Nachwuchses: „Ihr habt einen guten Job gemacht!“

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40 Jungfeuerwehrleute aus Kirchlengern und Hüllhorst nehmen an der „interkommunalen“ Übung teil.

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„Ohne Mampf kein Kampf“: Zum Abschluss gibt es Leckeres vom Grill.