Das rollende Fitnessstudio

„Mobile Atemschutzübungsstrecke“ (Mobas) von der BF Hamburg gekauft

Kreis Herford. Eins der wohl längsten Feuerwehrfahrzeuge in NRW wird in Kürze an der Kreisfeuerwehrzentrale in Dienst gestellt. Der Sattelzug misst exakt 15,50 Meter. Doch Schläuche, Strahlrohre und Pumpen sucht man auf der Ladefläche vergeblich. Stattdessen gibt es Übungs-Labyrinth, Laufband, Endlosleiter und Fahrrad-Ergometer. Des Rätsels Lösung: Der Kreis Herford übernimmt die „Mobile Atemschutzübungsstrecke“ (Mobas) von der Berufsfeuerwehr Hamburg.  Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer atmet auf: „An der Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen gibt nun wieder eine funktionierende Atemschutzausbildung!“


Die Wehrleute sind auf ihre Atemschutzgeräte angewiesen, denn bei fast jedem Brand entsteht giftiger Rauch. Einmal im Jahr müssen sie ihre Fitness durch eine Belastungsübung nachweisen, so will es die Feuerwehrdienstvorschrift. Und das aus gutem Grund; denn die Einsätze mit den bis zu 18 Kilogramm schweren Geräten sind extrem anstrengend. Eigentlich gibt es für das Training eine stationäre Atemschutzübungsstrecke an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen. Doch die 27 Jahre alte Anlage, die aus einem zweistöckigen Übungslabyrinth besteht, weist erhebliche bauliche und sicherheitstechnische Mängel auf. Sie wurde Ende 2014 wegen eines Schimmelbefalls ganz außer Betrieb genommen. (Redaktion: kfv-herford.de berichtete bereits unter der Überschrift: „Geduld, Geduld …!“)  Da die Bauarbeiten für die neue Anlage erst im Juli 2019 beginnen, war die Verwaltung zum Handeln gezwungen.

 


Die gebrauchte „Mobile Atemschutzübungsanlage“ der BF Hamburg ist künftig im
Wittekindsland im Einsatz. (Foto: Bernd Kirchhoff, Leitstelle Kreis Herford)

 

Mehr Platz durch ausfahrbaren Erker

Eine Lösung ist nun gefunden. Die Feuerwehrakademie Hamburg hatte ihre 16 Jahre alte „Mobile Atemschutzübungsanlage“ (Mobas) zum Kauf angeboten und der Kreis Herford griff sofort zu.  Der Lastzug (Neupreis: 700.000 DM) besteht aus einer zweiachsigen Iveco Zugmaschine (Typ Eurofire „Cursor“) mit 390 PS und einem zweiachsigen Spezial-Kofferauflieger des dänischen Herstellers Norfrig. Der Clou: In der linken Seite des rund 14 Meter langen Trailers befindet sich ein Erker, der elektrisch ausgefahren werden kann. Die Breite erhöht sich damit von 2,55 Meter auf 4,25 Meter. „Die Mobile Atemschutzübungsanlage von Dräger ist perfekt ausgestattet“, sagt Bernd Kröger, der Ausbildungsbeauftragte des Kreisfeuerwehrverbandes. Sie teilt sich mit dem Arbeitsraum, Leitstand und Übungsraum in drei Bereiche auf. Der Arbeitsraum gleicht dabei einem kleinen Fitnessstudio. Es gibt Laufband,  Endlosleiter, Fahrrad-Ergometer und Zuggeräte. Sie sind auf der rechten Seite des Aufliegers angeordnet und müssen für den Betrieb nicht verschoben werden. Die Kriechstrecke, ein zweistöckiges Gitterboxen-Labyrinth, ist hingegen erst einsatzbereit, wenn der Erker auf einer Länge von acht Metern seitlich herausgefahren wird. Bernd Kröger hatte den 40-Tonnen-Lastzug bereits an der Feuerwehrakademie in Hamburg gemeinsam mit Bernd Kirchhoff, Abteilungsleiter beim Kreis Herford, begutachtet. „Beeindruckend ist, wie schnell die Anlage betriebsbereit gemacht werden kann!“

 

Kriechen, Gehen und Steigen auf 50 Metern

Kaum zu glauben, aber im Übungsraum sind die Wehrleute über 50 Meter unterwegs. Die ersten zehn werden auf der Endlosleiter zurückgelegt. Es folgt der  Durchstieg auf das mit Geländern abgesicherte Dach des Trailers, wo weitere zehn Meter zurückzulegen sind. Schließlich geht es durch eine rauchdichte Tür in die 30 Meter lange Kriechstrecke. Bernd Kröger: „Die Länge hätte ich so für eine mobile Anlage nie erwartet!“ Der Übungsraum lässt sich zudem mit einer Nebelmaschine verrauchen. Hitzequellen und Geräusche sorgen darüber hinaus für eine „echte“ Einsatzsituation. Die Streckenführung kann verändert werden, damit das Training für die Atemschutzgeräteträger nicht zur Routine wird. Für den Notfall gibt es in der Trennwand zwischen Kriechstrecke und Arbeitsraum zwei Rettungstüren. Die eingebauten Ventilatoren garantieren zudem eine schnelle Frischluftzufuhr. Wer nach dem anstrengenden Training eine Pause braucht, der kann die eigens zu diesem Zweck installierten Ruhesitze nutzen.

 

Pulsfrequenz wird vom Leitstand überwacht

Der Leitstand befindet sich im vorderen Teil des Trailers. Von hier aus kann das Personal den  Arbeitsraum einsehen, während der Übungsbereich und das Dach mit Kameraaugen überwacht werden. Vom Leitstand aus wird auch die Pulsfrequenz der Übungsteilnehmer ständig kontrolliert. An eine kleine Werkbank, auf der Überprüfungen von Gerätschaften vorgenommen werden können, ist ebenfalls gedacht.  

Bernd Kröger hat sich in Hamburg von dem einwandfreien technischen Zustand der „Mobilen Atemschutzübungsanlage“ überzeugt. „Insgesamt ist die Mobas ein Gewinn für die Ausbildung im Kreis Herford, solange wir unsere alte Strecke nicht nutzen können!“

Der Lastzug, der über eine Sondersignalanlage (Doppelblitzbalken, Frontblitzer und Bullhorn) verfügt, war in Hamburg von Feuerwache zu Feuerwache gereist. Der Vorteil eines solchen Systems: Eine Abmeldung kompletter Löschzüge, so wie bei einer stationären Anlage, ist nicht erforderlich. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-      

 


Der rund 14 Meter lange Trailer wird von einem Iveco „Cursor“ gezogen, …
(Foto: Bernd Kirchhoff, Leitstelle Kreis Herford)

 


… der über 390 PS verfügt und mit einer Sondersignalanlage von Hänsch ausgerüstet ist.
(Foto: Bernd Kirchhoff, Leitstelle Kreis Herford)

 


Eine Feuerwehrabordnung aus dem Kreis Herford besichtigte die Anlage an der
Feuerwehrakademie in Hamburg. (Foto: Bernd Kröger)

 


Der Clou: Ein Erker kann seitlich herausgefahren werden. (Foto: Bernd Kröger)

 


Dadurch entsteht der nötige Platz, um die Kriechstrecke im Inneren nutzen zu können.
(Foto: Bernd Kröger)

 


Der Arbeitsraum mit Fahrrad-Ergometern, … (Foto: Bernd Kröger)

 


… Zuggeräten, … (Foto: Bernd Kröger)




… Laufband und … (Foto: Bernd Kröger)

 


… Endlosleiter. (Foto: Bernd Kröger)

 


Durchstieg zur 30 Meter langen Kriechstrecke. (Foto: Bernd Kröger)

 


Sie verläuft „doppelstöckig“. (Foto: Bernd Kröger)

 


Die Streckenführung kann verändert werden. (Foto: Bernd Kröger)

 


Eingebaute Ventilatoren garantieren eine schnell Frischluftzufuhr.
(Foto: Bernd Kröger)

 


Vom Leitstand aus wird die Anlage gesteuert und überwacht.
(Foto: Bernd Kröger)