25 Jahre nach dem Mauerfall: "Es sind keine Unterschiede mehr zu spüren!"

Sonderausstellung im Deutschen Feuerwehrmuseum Fulda

fuldaFulda/Berlin. Reisefreiheit, Meinungsfreiheit, Wahlfreiheit, dafür sind die Menschen in Ostdeutschland im Herbst 1989 auf die Straße gegangen. Mit ihrer „friedlichen Revolution“ gelang ihnen innerhalb weniger Wochen die Wende, und ihr sehnlicher Wunsch nach Demokratie statt Diktatur ging auf wundersame Weise in Erfüllung. Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 öffnete am Ende (nach 40 Jahren Teilung) das Tor zur Wiedervereinigung. Aus Anlass des Mauerfalls vor 25 Jahren hat das Deutsche Feuerwehr-Museum in Fulda die Sonderausstellung „Gemeinsames Erbe – Getrennte Wege – Glückliche Wiedervereinigung“ realisiert. Leticia Koffke, die erste, einzige und zugleich auch letzte "Miss-DDR" eröffnete die Schau mit ihrem strahlenden Lächeln.

Der Präsidialrat des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und weitere Ehrengäste ließen zunächst in einer Gesprächsrunde die Erinnerungen an den Herbst 1989 und die  unglaublichen Emotionen jener Wendezeit noch einmal wach werden. Hinrich Struve, der damals an der Spitze der westdeutschen Feuerwehrverbände stand, erinnerte sich: „Ich hatte mich bereits vor dem Mauerfall mit Generalmajor Herbert Pohl getroffen.“  Der war damals als Leiter der Hauptabteilung Feuerwehr des Ministeriums des Inneren der DDR für das zentralisierte Feuerwehrwesen zuständig. Auf Einladung des Staatrates, so erzählte Struve weiter, sei er im Herbst 1988 bei einigen Feuerwehren auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhangs“ zu Besuch gewesen. Diese persönlichen Kontakte hätten schließlich nach der Wende dazu beigetragen, dass das Feuerwehrwesen in der „Noch-DDR“ schnell neu aufgebaut werden konnte. Damit einher ging die Kommunalisierung der bisher zentral gelenkten Strukturen, so wie sich das System in Westdeutschland bereits über viele Jahre bewährt hatte. Im Zuge diese Maßnahme wurden in Ostdeutschland bereits bald nach dem Mauerfall  neue Feuerwehrverbände auf Stadt-, Kreis- und Landesebene gegründet. Siegfried Bossack, heute Leiter des Arbeitskreises Brandschutz- und Feuerwehrgeschichte des DFV, engagierte sich damals im „Rat der Feuerwehren“. Dabei handelte es sich gewissermaßen um einen „Runden Tisch“, an dem Feuerwehrexperten aus Ost und West saßen, um ihre Reformvorstellungen gegenüber dem DDR-Innenministerium vorzubringen. Die Neugründung der Ost-Verbände sei allerdings rasant schnell von statten gegangen, erzählte  Bossack aus seinen Erinnerungen. „Dadurch wurde der Rat der Feuerwehren schon bald überflüssig.“ So gründete sich der Landesfeuerwehrverband Sachsen, dessen Vorsitzender Siegfried Bossack lange Jahre war, schon eine Woche vor der offiziellen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Die deutschen Feuerwehren präsentierten sich eigentlich bereits dreieinhalb Monate vor diesem historischen Datum beim Deutschen Feuerwehrtag in Friedrichshafen als neue, starke und vereinigte Gemeinschaft. DFV-Präsident Hans-Peter Kröger nahm die Ausstellungseröffnung in Fulda ebenfalls zum Anlass, auf die Erfolgsgeschichte der Feuerwehren im vereinigten Deutschland zurückzublicken. Die Landesverbände in Ost und West hätten sich partnerschaftlich organisiert. Es seien Strukturen empfohlen und Hilfestellungen geleistet worden. „Heute sind keine Unterschiede mehr zu spüren!“
Der Titel "Gemeinsames Erbe - Getrennte Wege - Glückliche Wiedervereinigung" umspannt den Bogen, den die Ausstellung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Jahrtausendwende schlägt. Konzipiert wurde die Schau als gemeinsames Projekt des Deutschen Feuerwehr-Museums Fulda und des Sächsischen Feuerwehrmuseums Zeithain. Die historische Sammlung von Exponaten aus der Vorwende- und Wendezeit im Museumsdepot steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Symbolisch durch einen Zaun getrennt, werden auf 800 Quadratmetern 20 Feuerwehrfahrzeuge aus Ost und West gegenübergestellt. Einige der Oldtimer hätten eine knapp 400 Kilometer lange Anreise hinter sich gebracht, berichtete Rolf Schamberger, Leiter des Museums in Fulda. Sie seien vom Sächsischen Feuerwehrmuseum in Zeithain zur Verfügung gestellt worden. Die Ausstellung geht über das bloße Präsentieren von Technik hinaus. Vielmehr sollen die Besucher spannende, humorvolle und ernste Anekdoten mitnehmen. So werden etwa das „Löschwasser Ost“ und das „Löschwasser West“ mit einem Augenzwinkern präsentiert und ein „Feuerwehr-Trabi“, der nach der Wende in den Einsatzdienst einer West-Feuerwehr wechselte.
Die aufwendige „Inszenierung“ der Ausstellung würdige ausdrücklich die jeweiligen Lebensleistungen der Feuerwehrleute in Ost und West und zolle ihnen gleichermaßen Respekt, heißt es vom Feuerwehrmuseum in Fulda. Die hessische Stadt sei außerdem ein würdiger Ort für die Präsentation dieses wichtigen Kapitels der deutschen Feuerwehrgeschichte. In Fulda wurde im Januar 1952 der Deutsche Feuerwehrverband neu gegründet. Heute liegt die Stadt in der Mitte Deutschlands. Doch während des Kalten Kriegs verlief hier die NATO-Verteidigungslinie mit der „Fulda Gap“ (Fuldaer Lücke). An dieser Stelle wurde einst von den westlichen Militärstrategen die Invasion der Truppen des Warschauer Paktes erwartet, wäre der Kalte Krieg „heiß“ geworden. Nach dem Mauerfall, der den Schlusspunkt des Kalten Krieges setzte, wurde Fulda zum ersten Ziel für viele Besucherinnen und Besucher aus der damaligen DDR.

Schon heute sollte man sich den 18./19. Juli 2015 notieren, denn dann veranstaltet das Deutsche Feuerwehr-Museum wieder ein Museumsfest und lädt dazu alle "Feuerwehr-Trabis" nach Fulda ein.

-Vo-

Mehr Informationen? www.dfm-fulda.de


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25. Jahre Mauerfall: Dieses Ereignis hat das Deutsche Feuerwehr-Museum
in Fulda zum Anlass genommen, eine Sonderausstellung zur organisieren.

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Feuerwehrfahrzeuge aus Ost und West sind im Depot des Museums in Szene gesetzt.
Das Foto zeigt ein LF 8 der Marke Robur, das in der DDR weit verbreitet war. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Die „Fuldaer Lücke“ („Fulda Gap“) galt im Kalten Krieg als neuralgischer Punkt.
Das Foto zeigt den Dom der hessischen Stadt. (Foto: Ansgar Koreng)

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Reste der ehemaligen innerdeutschen Grenze an der Gedenkstätte „Point Alpha“ in der Nähe von Fulda.
Hier hatten die Amerikaner einen Beobachtungsstützpunkt unterhalten und den Beginn des Dritten Weltkriegs erwartet.
(Foto: J. Vogelsang)

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Die zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Berlin-Hohenschönhausen: „Republikflüchtlinge“ und Systemkritiker wurden
hier inhaftiert. Physische und psychische Gewalt gehörten zur Tagesordnung. Angehörige des KFV Herford hatten die heutige
Gedenkstätte zuletzt im Jahr 2010 während einer politischen Bildungsreise  besichtigt. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Am 9. November 1989 hatte die Stasi ihren Schrecken verloren. Der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren wurde in der
Hauptstadt mit einer großartigen Lichtinstallation gefeiert.
(Foto: © Kulturprojekte Berlin / Foto: Hamish Appleby (www.berlin.de/Mauerfall2014))