Höllenszenario auf Knopfdruck entfacht

Feuerwehrleute trainieren Innenangriff in mobiler Brandsimulationsanlage

DSC 0522Kreis Herford/Hiddenhausen-Eilshausen. Feuerwehrleute haben keinen einfachen Job. Einen Wohnungsbrand im Innenangriff zu löschen, gehört dabei zu ihren gefährlichsten Aufgaben. Die Einsatzkräfte sind dann fast immer giftigem Rauch,  heißen Flammen und einer ständigen Absturz- und Einsturzgefahr ausgesetzt. 150 Ehrenamtliche aus allen neun Wehren im Kreisgebiet erhielten  während der vergangenen Tage (11.09.-15.09.2013) an der Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen eine Spezialschulung. So probten den Ernstfall in einer mobilen Container-Brandsimulationsanlage, die vom Kreis Herford angemietet worden war.

„Die Einsatzkräfte müssen gerade für das Verhalten im Innenangriff sensibilisiert werden“, sagte Bernd Kröger, stellvertretender Kreisbrandmeister und Ausbildungsbeauftragter des Kreisfeuerwehrverbandes Herford. Jedes Feuer sei anders und gerade den jüngeren Aktiven fehle oftmals die praktische Erfahrung. „Das Training in der Simulationsanlage ist deshalb eine sinnvolle Ergänzung zur Atemschutzausbildung an der Kreisfeuerwehrzentrale“, so Kröger.

Am Samstagmorgen machen sich Oliver Prüßner und Marvin Haase von der Feuerwehr Löhne-Obernbeck für den brandheißen Einsatz im Übungscontainer bereit. Sie legen sich ihre Spezialkleidung an und rüsten sich mit Atemschutzgeräten aus. Mehr als 20 Kilogramm wiegt das Rüstzeug der Einsatzkräfte. Anschließend gehen die beiden Unterbrandmeister auf dem Dach der Simulationsanlage, die auf einem Lastzug installiert ist, vor der Eingangsluke in Stellung. Haase hält das Hohlstrahlrohr bereit. Im Inneren hat Pepe Blaul, der von der Betreiberfirma aus Burgstädt in Sachsen kommt, bereits das erste Feuer entfacht. Per Tastendruck strömt Propangas aus und die Treppe, die vom Dach in den Übungscontainer führt,   steht lichterloh in Flammen.  Prüßner und Haase beginnen mit den Löscharbeiten. „Die gesamte Anlage ist mit Sensoren ausgerüstet“, erläutert Blaul, der vom Leitstand aus alles im Blick behält. „Sie reagieren auf die Menge des eingesetzten Löschwassers und die dadurch erzeugten Temperaturunterschiede.“ Die Ausstattung der Simulationsanlage bestehe aus Edelstahl und könne deshalb nicht verbrennen, sagt der Fachmann. Die beiden Löhner Feuerwehrleute sind zwischenzeitlich damit beschäftigt, mehrere Gasflaschen abzukühlen. Sie öffnen anschließend in geduckter Haltung eine Zwischentür. Marvin Haase gibt mehrere Sprühstöße in die Rauchschicht dahinter, um mit dem fein zerstäubten Löschwasser einen Kühleffekt zu erreichen. Doch trotz aller Bemühungen der Wehrleute kommt es wenig später zu einer Rauchgasdurchzündung. Das Szenario gehört ebenfalls  zum Programm. Flammen züngeln über die Helme der Feuerwehrleute hinweg, sodass diese kurzzeitig den Rückzug antreten müssen.  Im Inneren des Containers ist es zwischenzeitlich unerträglich heiß geworden, rund 400 Grad beträgt die Temperatur im Deckenbereich. Einen simulierten Friteusenbrand kann der Löhner Trupp im weiteren Verlauf des „Höllenszenarios“ durch einfaches Deckelauflegen ersticken. Zum Schluss bearbeiten die beiden Feuerwehrmänner den Brand an einer leckgeschlagenen Gasleitung mit einem breit gefächerten Wasserstrahl. Ihnen gelingt es so, die Flammen „einzufangen“ und ein großes Niederschraubventil zu schließen, wodurch die Gaszufuhr schließlich unterbrochen wird.

Rund 20 Minuten dauerten die einzelnen Übungsdurchgänge, bei denen in erster Linie die richtige Einsatztaktik und die verschiedenen Löschtechniken beim Innenangriff trainiert wurden. Die Feuerwehrleute gingen jeweils in Zweier-Teams vor. „Die Mitglieder eines Trupps müssen dabei aufeinander eingespielt sein und sich blind verstehen“, sagte Kreisausbilder André Storck (Vlotho). Wichtig sei die ständige Kommunikation untereinander. „Die Einsatzkräfte geben sich damit gegenseitig die nötige Sicherheit!“ Storck und die weiteren Ausbilder, zu ihnen zählten am Samstag Kai Blank (Rödinghausen) und Jens Hüsemann (Enger), waren im Simulationscontainer mit dabei und gaben den Teilnehmern direkt im Übungsgeschehen wichtige Verhaltenstipps. Noch bis Sonntag wurde an der Kreisfeuerwehrzentrale geübt.

„Mittelfristig soll im Kreis Herford ein Brandübungscontainer fest stationiert werden“, so stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Die Atemschutzausbildung könne damit wesentlich verbessert werden. Erste Gespräche mit der Kreisverwaltung habe es hierzu bereits gegeben.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Die mobile Brandsimulationsanlage (BSA) der Firma Blaul und Seifert hat an der Kreisfeuerwehrzentrale
Station gemacht. 150 Feuerwehrleute werden realitätsnah auf den Einsatzalltag vorbereitet.

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Josef (Pepe) Blaul steuert die verschiedenen Szenarien vom Leitstand aus.

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(v.l.) Jörg Bauhof, Lars Bockermann u. Ausbilder Kai Blank machen sich für den Innenangriff bereit.

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Über eine Leiter geht es auf das Dach des Übungscontainers.

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Vor der Eingangsluke warten die Wehrleute auf ihren Einsatz.

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Die Wasserversorgung der BSA wird über eine B-Leitung sichergestellt.

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Teamarbeit: Vorsichtig öffnet der Truppführer eine Zwischentür mit der Bandschlinge,
damit der Truppmann  durch mehrere Sprühimpulse aus dem Hohlstrahlrohr eine
Rauchgas- oder Raumkühlung vornehmen kann.

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Marvin Haase (am Strahlrohr) und Oliver Prüßner machen in der Simulationsanlage brandheiße Erfahrungen.

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Im Container wird eine Flash-Over-Situation nachgestellt. Die Einsatzkräfte müssen sich kurzfristig zurückziehen.

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Geschafft: (v.l.) Marius Blaake u. Christian Neubert „rüsten ab“.

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(v.l.) André Storck u. Jens Hüsemann komplettieren das Ausbilderteam am Samstag.