Kein Blitz ohne Donner!

Sommergewitter können zur Gefahr werden.

Gewitterblitz-Fir0002Kreis Herford. Der Sommer 2013 ist rekordverdächtig. Heißer Saharawind sorgte in den letzten Tagen hierzulande für eine Art Tropenklima. Am Freitag (2.08.2013) blieb das Thermometer erst kurz vor der 40-Grad-Marke stehen. Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) warnt indes vor Hitzegewittern, mit denen in den kommenden Tagen weiterhin zu rechnen ist.  

„Im Sommer werden größere Menschengruppen nicht selten an Badeseen oder bei Festen und Konzerten im Freien von Blitzschlag, Sturm und Hagel überrascht, so der DFV. Die Experten des Verbandes raten deshalb, aufmerksam zu sein und Aktivitäten im Freien bei einem aufziehenden Unwetter zügig zu beenden. „Zuhause ist immer noch der sicherste Ort bei einem Gewitter“, so der Verband in einer Pressemitteilung. „Wer vom Gewitter überrascht wird, dem bietet auch das Auto einen guten Schutz!“ Es bildet bekanntermaßen einen so genannten "Faradayschen Käfig", bei dem der Strom durch die Metallkarosserie in den Boden fließt, ohne die Insassen zu verletzen. Allerdings sollten Unwetter mit Sturm und Hagel zunächst abgewartet werden. „Ein Parkplatz oder baumfreier Straßenrand bietet sich hierzu an!“
Bereits am Samstag (27.07.2013) hatte es in Deutschland schwere Unwetter gegeben. Zum Teil waren tischtennisballgroße Hagelkörner vom Himmel geprasselt, begleitet von Sturmböen und Platzregen. Betroffen war auch die Region Ostwestfalen-Lippe. In Vlotho hatte der Blitz gleich zwei Mal eingeschlagen. Betroffen waren der Kirchturm der Kirchengemeinde Valdorf und ein Wohnhaus. Verletzt wurde niemand. In Bielefeld und im Kreis Gütersloh verursachten heftige Hagelschauer viele Schäden. Betroffen waren vor allem Wintergärten, Terrassenüberdachungen und Autos.   
In den kommenden Tagen sollen weiterhin schwere Gewitter über Mitteleuropa hinweg ziehen. Die klimatischen Voraussetzungen, so die Meteorologen,  sind allesamt gegeben: Aus der feuchtwarmen Luft in den oberen Atmosphäreschichten könnten sich wunderbar  Quellwolken bilden. Dazu käme die intensive Sonnenstrahlung, die die bodennahe Luft stark erwärme und mit Feuchtigkeit anreichere. Typisch für ein drohendes Gewitter mit Hagelpotenzial sind steil aufragende Wolkentürme mit vergleichsweise geringer Grundfläche. Über Mitteleuropa reichen sie bis zu 12 Kilometer in die Atmosphäre. In so großer Höhe ist die Luft sehr kalt, minus 40 bis minus 50 Grad Celsius, sagen die Wetterforscher. Der kondensierte Wasserdampf in den Wolken besteht nicht aus feinen Wassertröpfchen, sondern aus winzigen Eiskristallen. Die werden in der Wolke ständig herumgewirbelt und bei jeder Auf- und Abrunde um die Gefriergrenze herum immer größer.  Schließlich werden sie so schwer, dass sie als Hagel zu Boden fallen.  Am 27. Juli war die Dynamik in den Gewitterwolken offenbar besonders intensiv, sodass darin zum Teil extrem große Hagelkörner „ausgebrütet“ werden konnten.  
Millionen Blitzeinschläge treffen täglich die Erde. Dennoch liege das Risiko vom Blitz getroffen zu werden, so ist oft zu hören, etwa so  hoch, wie einen „Sechser im Lotto zu landen“. Das mag für ein durchschnittliches Menschenleben durchaus zutreffen. Aber aufgepasst, warnen Fachleute, für jemanden, der in ein Gewitter gerät, steige das Risiko mitunter erheblich. „Blitzunfälle auf großen freien Plätzen, sind gar nicht so selten!“ Zu den besonders gefährdeten Personengruppen gehören deshalb Wanderer, Jogger, Golfer und vor allem Reiter, da der Blitz vorzugsweise in die höchste Erhebung einschlägt. Darum gilt: Felder oder Wiesen möglichst verlassen und „vor allen Bäumen weichen“; denn schlägt der Blitz in einen Baum ein, können Äste zu Boden fallen; im schlimmsten Fall kann die Spannung sogar auf den Menschen überspringen (Foto). Bis zu 100 Millionen Volt(!) können entstehen, wenn ein Blitz zu Boden fährt und den Spannungsunterschied zwischen der Gewitterwolke und der Erde ausgleicht. Für den Bruchteil einer Sekunde fließt dann ein Strom mit einer Stärke von 30.000 Ampere(!). Für den Menschen kann jedoch bereits ein Stromschlag von 50 Milliampere lebensgefährlich sein.  Im Boden wird der Strom besonders gut weitergeleitet. Deshalb gilt: Wer in freier Landschaft von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich nie flach auf die  Erde  legen, sondern immer in die Hocke gehen, die Beine möglichst dicht zusammenstellen, da durch die Schrittspannung ebenfalls Lebensgefahr besteht. Von der Einschlagstelle aus breitet sich die Spannung nämlich kreisförmig aus und verliert dabei an Stärke. Durch jeden größeren Schritt werden somit Spannungsunterschiede überbrückt und der Strom fließt durch den Körper, um für den Potenzialausgleich zu sorgen. Experten sagen daher: „Vor einem Gewitter wegzulaufen, kann gefährlich werden!“ Besser sei es, sich mit geschlossenen Beinen hüpfend aus dem Zentrum des Gewitters zu entfernen.  
Auf etwa 30.000 Grad Celsius erhitzt ein Blitz die Umgebungsluft. Diese dehnt sich explosionsartig aus und sorgt für den Donner. Insoweit gilt der Grundsatz: Kein Blitz ohne Donner!

-Vo-

Gewitterblitz-Fir0002
Gewitterblitze bieten ein fantastisches, aber ebenso gefährliches Naturschauspiel. (Foto: Fir0002)

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Ein Nebenblitz schlägt in einen Baum ein. (Foto: Peter Hauser)

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Ende Juli hatten tischtennisballgroße Hagelkörner - unter anderem  in OWL – erhebliche Sachschäden angerichtet.
Das Foto zeigt die zerbeulte Motorhaube eines PKW. (Foto: KarleHorn)

Hagelkorn
Je größer die Dynamik in einer Gewitterwolke ist, je größer sind die Hagelkörner, die anschließend zu Boden prasseln.

E-Spannung
Der DFV warnt vor den Gefahren durch Hitzegewitter.